Watzmannfrau (2307m) Überschreitung


Publiziert von Tef , 28. September 2011 um 21:19.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:24 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zum Königssee Großparkplatz (riesig!), dort, sofern man Schiff fahren will am besten rechts hinten parken. Kotet 4€ pro Tag, mit Gästekarte 2€
Kartennummer:Kompass Nr.14

Der grausame König Waze herrschte mit seiner Frau und seinen sieben Kindern mit Brutalität im Berchtesgadener Land. Als er eine Bauernsfamilie mit seinem Ross zerstampfte, verfluchte ihn die Bäuerin. Da tat sich die Erde auf, spuckte Feuer und verwandelte die Königsfamilie zu Stein.
Heute blickt man ehrfurchtsvoll aus dem Berchtesgadener Land zu Watzmann, Watzmannfrau und den Kindern (deren fünf sind erkennbar) dazwischen empor. Sicherlich eines der schönsten Motive der Ostalpen.
Die Watzmannfrau (offiziell Kleiner Watzmann) wollten wir heute überschreiten. Am schönsten ist es, mit dem Schiff bis Sankt Bartholomä zu fahren und über den wunderschönen Rinnkenndlsteig zur Kührointhütte aufzusteigen. Dann empfiehlt sich wegen der Lichtverhältnisse ein Aufstieg über den Nordostgrat ("Normalweg") und der Abstieg über den Ostgrat zum Mooslahnerkopf.
Alles in allem eine wunderschöne Runde mit 4 *!
Die Orientierung ist überaschend einfach, denn ein gut sichtbarer Steig führt über den Normalweg empor, oben kommen gar noch gelbe Markierungen hinzu. Auch beim Abstieg über den Ostgrat ist entweder das Gelände sehr übersichtlich oder es gibt Steinmandl und deutliche Begehungsspuren.
Im Aufstieg gibt es zwei IIer, wobei die beim Gendarm wegen der Ausgesetztheit unserer Meinung nach die Schlüsselstelle darsellt. Danach gibt es eigentlich keine richtig ausgesetzte Stelle mehr und am Ostgrat im Idealfall kaum Ier Stellen.
Los ging es mit einer Schifffahrt bei dichtem Nebel über den Königssee, inclusive einiger Witze und dem obligatorischen Trompetenspiel an der Echowand. Nach etwa 30 Minuten Fahrt landeten wir in Sankt Bartholomä und machten uns gleich auf den Weg.
Direkt am Wasser entlang wandert man nach Nordwesten, bis nach links der Rinnkenndlsteig beginnt. Gleichmäßig geht es zunächst im dichten Wald bergan, später wird es lichter und da wir recht bald durch die Nebeldecke hindurch waren auch aussichtsreicher. Den Königssee selbst sollten wir erst von oben sehen. Nach einem Schwenk nach Südwest zieht der Steig, an manchen Stellen versichert oder mit Holzleitern gangbar gemacht, nach Norden zur Einschartung links vom Archenkopf. Rechts geht es zum Aussichtspunkt Archenkanzel.
Wir gehen nach Norden weiter und kommen zu einer Forststraße, verlassen sie aber bald wieder nach links auf einen Waldsteig, der uns zu den freien Wiesen der Kührointalm (1420m) bringt.
Wir wenden uns nach links und steigen bei der Wetterstation auf der alten Skitrasse den Wiesenhang empor. Nach überklettern des Zauns beginnt ein sehr deutlicher Pfad. Auf diesem geht es nun im Wald über einen Moränenrücken, genannt Kederbichel, zunehmend steiler bergan. Wir kommen aus dem Wald und steigen über eine von Latschen durchsetzte Wiese weiter bergan und kommen bis an den Rand, wo es steil ins Watzmannkar hinab geht. Ab hier genießen wir den wunderbaren Blick in dieses Kar, zu den Watzmannkindern und der kleinen Ostwand des Watzmanns.
Weiter bergauf schnürt sich der Rücken bald zum sog. Gendarm zusammen, der Schlüsselstelle der ganzen Tour. Ein frisch rausgebrochener Felsbrocken zeigt, daß die Stelle fester ausschaut als sie ist. Zudem ist es, der Schnee des Kaltlufteinbruchs ist ja gerade erst weg, teilweise noch etwas naß. Doch wenn man die paar Meter (kurz II) geradewegs konzentriert überklettert, hat man es bald hinter sich und das Gelände wird wieder breiter.
Immer noch gibt es einen sehr deutlichen Pfad und ab jetzt auch gelbe Markierungspunkte. Über Schrofen, Wiese und Latschenfelder geht es nun geradewegs weiter, unterbrochen von einigen Felsstufen. Gernerell gibt es (leider) weniger zu klettern, als wir erwartet haben. Lediglich eine letzte Felsstufe wartet mit einem kurzen IIer und Ier im bombenfesten, nicht ausgesetzem Fels auf, danach geht es teilweise über Felsplatten hinauf zum Gipfelkreuz, wo es überaschenderweise fast einen Menschenandang gibt. Liegt' sdaran, daß nun im Herbst wieder Wanderhauptsaison ist oder steigt das Interesse an solchen Touren?
Wir weichen auf den südlich gelegenen Nachabrgipfel aus und lassen uns zur Pause nieder. Wunderschön ist der Blick zum Königssee und den ihn umgebenden Bergen, im Westen reizt natürlich der Watzmann mit seiner kleinen Ostwand und dem markannten Wiederband, über das der Wiedersteig zur Mittelspitze hochführt, ein anspruchvolles aber bestimmt faszinierendes Projekt!
Vom Vorgipfel steigen wir nun direkt am Rücken abwärts, da es uns von der Scharte aus zu geröllig aussah. Über gut gestuftes Gras- und Schrofengelände steigt man mühelos abwärts und genießt dabei einen wundervollen Tiefblick auf den Königssee. Erst weiter unten, als es steiler und felsiger wurde, queren wir schräg nach links und treffen bald auf Steinmandl und schwache Pfadspuren .
Es gilt nun, über einen Felsriegel in das gut sichtbare Kar zu gelangen. Die Spuren ziehen nach rechts und überwinden den Riegel problemlos.
Danach zieht die nun sehr deutlich Spur über Schutt schräg nach links bergab, um einen Felsriegel zu umgehen. Dahinter sieht man nun das sogenannte Fensterl, einen Grateinschnitt, von dem es dahinter auf eine wild aussehende Felsspitze hinauf geht. Und auf diese Scharte steigen wir nun der Pfaspur folgend schräg nach rechsts abwärts. Zuletzt verengt sich die Stelle zu einem Grat. Rechts geht es steil hinab, doch links ist das Gelände gangbar. Man muß lediglich auf der nassen ,lehmigen Spur aufpassen, daß man nicht ausrutscht.
Ohne Probleme geht es nun von der Scharte über einen Wiesenhang empor zu einem kleinen Sattel. Links kann man bis zum Abbruch vorgehen (schaut cool aus, wenn man das von unten betrachtet), rechts ums Eck kann man unproblematisch einen kleinen Gipfel erklimmen. Hier lassen wir uns, da wir genug Zeit haben und das Licht nun immer schöner wird, zu einer weiteren Pause nieder.
Danach steigen wir wieder zur Pfadspur ab und folgen dieser nun meist auf der Nordseite des Grates. Das hat den Nachteil, daß der Weg immer wieder schmierig und rutschig ist. Gras- Schrofengelände wechselt mit Felsbrocken, die man manchmal überklettern muß ab. Landschfatlich ein sehr schöner Abschnitt.
Schließlich geht es nach einer Einschartung zwischen zwei Felsblöcken ins Latschendickicht. Wir haben nun den Pfad, als er zu fallen beginnt, nach rechts verlassen und sind wieder zum Grat zurückgekehrt. Durch Latschengassen erreicht man in wenigen Minuten den Mosslahnerkopf mit Kreuz.
Sehr schön ist von hier der Blick hinab zum Königssee. Nochmal lassen wir uns zu einer Pause nieder, dann kommt der unangenehmste Teil der ganzen Wanderung, denn der Abstieg vom Mooslahnerkopf ist zwar techinsch ohne jegliche Probleme, aber äußerst schmierig und rutschig. So sind wir froh als wir endlich unten einen trockenen Waldpfad erreichen und diesem, einmal eine Forststraße kreuzend, zur Kührointhütte folgen.
Hier gehen wir rechts auf der Forststraße und biegen kurz darauf nochmal rechts ab (Wegweiser "443 Königssee"). Nun folgt noch der Abstieg, der auf zunehmend breiter werdendem Weg meist im Wald zügig bergab führt. Unten geht es dann an der Rodelbanh vorbei. Wir folgen weiter den Wegweisern zum Königsee und überqueren bald die Königsseer Ache.
Geht man dahinter nach rechts, erreicht man nach wenigen Minuten wieder die Anlegestelle. Ein schöner Biergarten direkt am See lockt zum Einkehrschwung nach einer schönen, abwechslungsreichen Tour.

Tourengänger: Tef


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Kommentare (5)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 28. September 2011 um 21:31
Glückwunsch zur Super-Tour! Unsere "to-do-Listen" haben jetzt eine Überschneidung weniger ;-) .

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. September 2011 um 18:31
Danke! Falls wir mal unsere "to-do-Liste" verlieren, schickst du uns einfach deine..das wird bestimmt passen :-)
gruß
Tef

ADI hat gesagt:
Gesendet am 30. September 2011 um 11:18
Der Runde könnt's Ihr ruhig ***** geben;
etwas harte Bewertung find ich.
Klasse Bilder!!!!!!!!!
VLG, Gunter

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Oktober 2011 um 22:44
Da kann ich dem Gunter nur zustimmen! Vielleicht lag es auch daran, dass es kein einsamer Tag war?

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Oktober 2011 um 18:55
Servus,
zwei Sachen haben haben unserer Meinung den 5. Stern gekostet:
1. Wir waren tatsächlich etwas entäuscht, daß es nicht so einsam war wie erwartet.
2. Der lange Almstraßenhatsch im Abstieg kostete auch Punkte
Aber auch eine 4-Sterne Tour ist ja was Tolles


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