Hockenhorn 3293 m hike & bike

Zum Saisonabschluss eine Traumtour: abends zuvor Anreise mit dem PKW nach Kandertal, im Ortsteil Eggenschwand (1194m) kurz vor Beginn der Mautstraße Übernachtung im Auto. Die Nacht ist mild, aber klar. Der Sternenhimmel begrüßt mich am frühen Morgen. Um 6 Uhr starte ich mit dem MTB und fahre die kunstvoll in den Fels gesprengte, steile Schotterstraße ins Gasterntal hinauf (Beleuchtung unerlässlich!). Nach dem Kanderdurchbruch wird es für mehrere Kilometer flacher, bis kurz vor Selden (1537m) eine knackige Steigung meinen Kreislauf in die Höhe treibt (Fahrstrecke: 8 km). Am Hotel "Steinbock" parke ich mein Rad. Inzwischen ist es hell. Am Balmhorn oben zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen. Jenseits der Hängebrücke über die Kander beginnt der Aufstieg. Rasch ist die Gfelalp (1840m) erreicht, über eine weitere Stufe geht es ins Becken (Schönbüel) unter dem Gletscherabbruch. Hoch oben spitzt der letzte Rest geröllgeschwärzter Gletscherzunge ins Tal herab. In einem weiten Bogen nach rechts schraubt sich der Weg stetig in die Höhe bis Balme (2403m). Von der Seitenmoräne des Lötschengletschers aus sind es dann nur noch ein paar rutschige Meter hinunter auf den Schutt. Darunter liegt das Eis verborgen, Markierungsstangen weisen die Richtung. Das Gelände ist spaltenlos, von kleineren Verwerfungen abgesehen, die für den Wanderer unschwierig sind. Drüben angekommen geht's wieder auf die Seitenmoräne, bevor eine letzte Steilstufe, die z.T. mit Drahtseilen versichert ist, die letzten Meter zur Hütte hinaufleitet (2690m).
Kurz davor bin ich endlich in der Sonne angelangt und staune über die beiden Schweine, die auf der Suche nach Futter neugierig auf mich zukommen. Sicher gehören sie zur Hütte.
Während der Weg auf der anderen Passseite in zwei Varianten ins Lötschental hinabführt (Ferden oder Lauchernalp), weist eine fast verblichene rote Schrift auf einem Felsen hinter der Hütte (Ost) auf den höchsten Berner Wandergipfel hin: "Hockenhorn." Von nun an heißt es, sich an Steinmännern und der Pfadspur zu orientieren. Plötzlich rast mein Puls - kommt's von der Höhe oder von den 1500 hm, die ich schon in den Beinen habe? Die nächste halbe Stunde krieche ich den sanft geneigten Hang empor. Der Wintereinbruch ein paar Tage zuvor hat seine Spuren hinterlassen, ab ca. 3000m geht es im Schnee weiter. Unter dem Kleinen Hockenhorn führt der Weg über ein Schneefeld - aufgrund einiger Beschreibungen habe ich vorsichtshalber Pickel und Steigeisen dabei, doch der Flecken erweist sich als harmlos. Selbst im gefrorenen Zustand dürfte die Überquerung nicht heikel werden, da der Hang wenig steil ist. Wegspuren zeigen aber deutlich, dass manche das Schneefeld lieber unterhalb (unschwierig) umgehen. Nach dem Schneefeld gewinnt der Weg noch etwas an Höhe, bevor der Gipfel über den Nordgrat erreicht wird, durchgängig Gehgelände, nicht ausgesetzt (3293m).
Leider will die Wolke, die das Hockenhorn schon den ganzen Vormittag belagert, partout nicht weichen. Vom weiteren Gratverlauf (Petersgrat) ist nichts zu sehen, auch das Bietschhorn versteckt sich, ab und zu gibt ein Loch den Blick ins Lötschental frei. Dafür kann das Auge nach Norden (Doldenhorn) und Westen schweifen. Es ist sehr mild für die Höhe und absolut einsam. Nach einer Stunde trete ich den Rückweg an, stärke mich auf der Lötschenpasshütte für den Abstieg ins Tal und genieße den nun wieder freien Blick auf''s Hockenhorn. Unten im Gasterntal wartet brav mein Drahtesel, und eine knappe halbe Stunde später bin ich wieder am Auto. Die Kander empfängt mich mit ihrem erfrischenden Nass, bevor es an die lange Heimfahrt geht. Eine Tour, um noch lang davon zu zehren!

Geh- bzw. Fahrzeiten:
Eggenschwand (Kandersteg) - Selden: 0:45h (Rad)
Selden - Lötschenpasshütte: 2:40h
Lötschenpasshütte - Großes Hockenhorn: 1:40h
Hockenhorn - Lötschenpasshütte: 1h
Lötschenpasshütte - Selden: 1:40h
Selden- Eggenschwand: 0:25h (Rad)
Zeit incl. Pausen: 11h