Gamserchopf und Senggchuppa


Publiziert von Meeraal , 18. September 2011 um 19:48.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:13 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage 8:00
Aufstieg: 2120 m
Abstieg: 2120 m
Strecke:Saas Balen - Gletscherseen - Bergnerloch - Gamserchopf - Senggchuppa
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus bis Saas Balen
Unterkunftmöglichkeiten:Eigenes Zelt oder Biwak unter freiem Himmel
Kartennummer:1309 Simplon

Da in der Woche vom 13 September ab nochmals gutes Wetter vorhergesagt war, beschloss ich, spontan nochmals in die Schweiz zu fahren und einige Gipfel zu versuchen. Meine erste geplante Tour war, von Saas Balen aus auf die Senggchuppa und wenn möglich auch auf das Fletschhorn zu steigen. Dabei hatte ich, auch zu Zwecken der Akklimatisation eine Übernachtung im Zelt bei den Gletscherseen auf 2850 Metern eingeplant. 
Als ich am Montag gegen 9 Uhr in Saas Balen ankam, lief ich gleich mit meinem Rucksack los, an dem alles dran und drin war, was ich eventuell gebrauchen könnte und der daher etwa 20 Kilo wog. Es war anfangs noch nass und neblig, da es in der Nacht noch geregnet hatte, aber es wurde dann zunehmend freundlicher, wärmer und trockener. Über einen Weg, der bis zu einer Stelle, wo ein Felsbrocken herabgestürzt und liegengeblieben war, fahrbar ist, ging ich zu Fuss hoch bis zum höchsten der Gletscherseen, wo ich erstmal meine Sachen hinter einem Felsbrocken deponierte und dann noch etwa 200 Meter höher den Grubengletscher hinaufstieg, um die Möglichkeit eines Einstiegs ins Fletschhorn zu erkunden. Nach etwa 200 Höhenmetern war mir jedoch der Weg durch größere Gletscherspalten versperrt und davon abgesehen erschien mir der Weg aufs Fletschhorn solo  wegen Steinschlag, Seracs und Gletscherspalten dann doch ein wenig zu heikel. So ging ich wieder zurück zum See und baute mein Zelt auf und beschloss, am nächsten Morgen die Senggchuppa zu versuchen. Das Fletschhorn wäre dann irgendwann später in einem trockerneren Sommer wie wir ihn 2003 und 2009 hatten sicher besser möglich. 
Die Nacht verlief ruhig und sternenklar, doch hatte ich leichte Höhenkopfschnerzen, die gegen Morgen nachließen und man hörte ständig irgendwo Steine oder Eisbrocken fallen.
So ging ich gegen Morgen los in Richtung Bergenerloch, wo zu meiner Überraschung sogar eine Spur hochführt, die gut mit Steinmännern markiert ist. Von dort aus ging es den Grat entlang noch ein Stück höher, dann weiter auf den völlig blanken Mattwaldgletscher. Dieser muss in den letzten Jahren extrem geschrumpft sein, jedenfalls ist auf der Karte und auf früheren Bildern wesentlich mehr Eis zu sehen, als heute noch übrig ist. Nach einiger Zeit erreichte ich den Gamserchopf, den ich zwar nicht eingeplant hatte, der sich aber anbot, da er fast am Weg liegt. Der Gamserchopf hat zwei Gipfel, von denen der südliche mit 3403 Metern der höhere ist.
Danach überlegte ich mir, wie ich am besten auf die Senggchuppa hochkommen würde. Die Lösung lautete: Soweit westlich wie möglich, soweit östlich wie nötig. Der Grund war, dass wer zu weit östlich geht bei einem unfreiwilligen Abrutschen 600 Meter tiefer an einem Felsen zerschellen würde, es zu weit westlich jedoch zu steil war und außerdem ein paar Spalten hatte. Also nahm ich den goldenen Mittelweg, was eigentlich sehr gut ging und tauschte die Stöcke gegen meine beiden Eisgeräte aus, um einen Sturz sofort abfangen zu können. Kurz unterhalb des Gipfels kommt dann ein Steilstück mit schätzungsweise 40 - 45° Steigung, wo ich zur Sicherheit mit Hilfe der Eisgeräte hoch und später auch wieder abgeklettert bin. Für die etwa 200 Höhenmeter benötigte ich erstaunlicherweise nur etwa eine halbe Stunde, kam dabei aber ordentlich ins Schwitzen. Auf dem Gipfel steht ein T - förmiges Kreuz, was ich in Natura noch nirgends sonst gesehen habe, wohl aber im Religionsunterricht in der Schule mal gehört, dass solche Kreuze in einer bestimmten Glaubensrichtung üblich sein sollen. Der Weiterweg zum Fletschhorn erschien mir dann solo doch ein bisschen zu heikel, außerdem hätte eine Fletschhornbesteigung zu dieser Tageszeit eine weitere Übernachtung oder einen Talabstieg bei Dunkelheit bedeutet.
Der Abstieg erfolgte dann wie der Aufstieg, nur ohne Gamserchopf. Gegen 13 Uh 45 erreichte ich mein Zelt wieder, baute alles ab, packte den Rucksack zusammen und machte noch Mittagspause, dann ging es wieder herunter nach Saas Balen.
Insgesamt eine schöne Tour, die sich gelohnt hat. Wenn das Eis weiter so schnell abschmilzt, dürfte der Anstieg zur Senggchuppa immer steiler und damit schwieriger werden. Vielleicht wird es dann eines Tages ein Auftieg über glatte Felsen im was - weiss - ich - wievielten - Grad sein? Einfacher wird es jedenfalls nicht werden. Dass das Fletschhorn diesmal nicht geklappt hat ist nicht weiter tragisch, sondern, im Gegenteil, ein Grund, diesen schönen und recht einsamen Talkessel nochmals zu besuchen, und vielleicht hat ja jemand Lust, diese Tour aufs Fletschhorm mit mir zusammen zu machen?

Tour im Alleingang

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Tourengänger: Meeraal


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Kommentare (2)


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simba hat gesagt: Tolle Tour!!!
Gesendet am 18. September 2011 um 21:38
mit tollen Bildern - Gratulation!. Überschreitung Senggchuppa - Fletschhorn und dann noch weiter über den Nordgrat zum Lagginhorn gehört zu meinen absoluten Traumzielen

Meeraal hat gesagt: RE:Tolle Tour!!!
Gesendet am 19. September 2011 um 15:30
Hallo und vielen Dank für Deinen Kommentar,
Senggchuppa und Lagginhorn habe ich schon, aber das Fletschhorn steht natürlich weiterhin auf meiner Wunschliste. Eventuell würde ich die Überschreitung aber auch machen, geht aber ohnehin erst nächsten Sommer. Wenn Du also Lust hast, diese Tour zu zweit zu machen, melde Dich einfach nochmal, eventuell bin ich dabei. Zu zweit mit Kletterausrüstung ist die Überschreitung auf jeden Fall machbar.


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