Diechterhorn 3389m


Publiziert von Mel , 15. September 2011 um 22:52.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:13 September 2011
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Gelmerhütte SAC - Diechterlimmi - Diechterhorn - Triftbrücke - Underi Trift (17,5 km)
Unterkunftmöglichkeiten:Gelmerhütte SAC, Trifthütte SAC oder Windegghütte SAC
Kartennummer:1230

Eigentlich haben wir geplant, das Diechterhorn von der Gelmerhütte aus zu besteigen und anschliessend wieder in die selbige abzusteigen. Walter, unser Bergführer, bringt dann aber die Überschreitung mit Abstieg in die Trift ins Spiel. Beim sehr leckeren Abendessen können wir mit zwei anderen Gästen, welche am nächsten Tag wieder in die Handegg absteigen, organisieren, dass sie uns einen Teil unserer Kletterausrüstung mit runter nehmen, damit wir nicht unnötig Balast mitschleppen müssen. Herzlichen Dank nochmals dafür!

So steht der äusserst verlockenden Überschreitung nichts mehr im Wege. Noch im fahlen Licht des Vollmondes starten wir kurz vor 6:00 Uhr und steuern den mächtigen Steinmann an, welchen man bereits von der Hütte aus gut erkennt. Der Weg ist auch nach diesem Giganten mit weiteren, zugegeben deutlich kleineren, Steinmännchen markiert. Nach etwa einer Stunde erreichen wir eine Gedenktafel. An dieser Stelle hat man früher angeseilt und auf den Gletscher gewechselt. Wegen dessen Rückgang und der daraus resultierenden beträchtlichen Steilheilt empfiehlt es sich aber mittlerweile, noch ein stückweit auf den plattigen Felsen neben dem Eis aufzusteigen. Rote Punkte markieren den Weg.

Auch rund 50 Höhenmeter weiter oben erwartet uns ein heftiger Einstieg in den Gletscher: 45 Grad, Blankeis, phu! Walter pickelt uns aber die ein oder andere Stufe und wir schauen nicht zu fest runter; so klappt es schlussendlich ganz gut. Bald wird der Gletscher dann auch flacher und wir können während dem Aufstieg zur Diechterlimmi das Erwachen des Tages so richtig geniessen. Zuerst leuchtet uns das Finsteraarhorn feuerrot entgegen und je höher wir gelangen, umso mehr Gipfel erscheinen am Horizont. Die Sicht reicht bereits hier bis zum Matterhorn, Wahnsinn!

Auf der Diechterlimmi angekommen, begrüsst uns dann auch die Sonne. Wir haben wahrlich einen Prachstag erwischt und stapfen schon bald im T-Shirt weiter über den Gletscher. Dieser ist übrigens seit der Diechtelimmi deutlich weicher, ja fast sulzig, geworden. Da aber kaum Schnee liegt, kommen wir ohne Einsinken und somit zügig voran. Wir befinden uns im Übrigen mittlerweile auf dem Triftgletscher und umlaufen das Diechterhorn auf der Ostseite, um es anschliessend von der Rückseite zu besteigen.

Die letzten Höhenmeter überwinden wir mit schöner Kraxelei über den blockigen Grat. Unsere Rucksäcke und Steigeisen deponieren wir auf einem kleinen Bödeli vor dem Gipfel, wo wir dann nach ausgiebigem Geniessen des fantastischen Panoramas und Knipsen der obligaten Gipfelfotos eine kleine Zwischenmahlzeit geniessen. Unter uns können wir zwei weitere Seilschaften beobachten, die im Aufstieg über den Triftgletscher immer wieder um gigantische, offene Spalten zirkeln müssen.

Das blüht uns in Kürze auch, denn wir machen uns langsam an den Abstieg. Der Weg ist noch weit und wer schon mal auf einem so spaltenreichen Gletscher wie diesem war, weiss, wie viel Zeit man hier verlieren kann. Und dennoch ist dies der wohl spektakulärste Teil unserer Tour. Die imposanten Spalten und Eisformationen haben mich unglaublich beindruckt und zeigen, wie klein der Mensch doch eigentlich ist. Bei den aktuellen Bedingungen würde ich die Begehung des Triftgletschers ohne Führer nur erfahrenen Tourengänger empfehlen. Die Wegfindung bildet hier die grösste Herauforderung. Wir sind froh, dass uns Walter sicher durch das Eislabyrinth führt. Die ein oder andere kleinere oder grössere Spalte gilt es zu überpringen. Da heisst es jeweils "nit api luege!". Dafür geht mein Puls das ein oder andere mal leicht "obsi"...

Kurz vor der Trifthütte verlassen wir das Eis. Von festem Boden unter den Füssen kann aber noch nicht die Rede sein, denn vorerst gilt es, eine regelrechte Schutthalde mühsam runter zu steigen, resp. zusammen mit jensten kleinen Steinchen runter zu rutschen. Dann münden wir aber endlich in den Hüttenweg. Doch auch dieser ist nicht zu unterschätzen und wartet mit einigen ausgesetzten, mit Ketten versicherten, Passagen auf. Ausserdem gilt es immer wieder, Bäche zu überqueren und gegen Schluss zwei senkrechte Leitern hoch zu klettern. Schon von weitem sehen wir die Triftbrücke, doch der Weg zieht sich und die Beine werden langsam müde.

Vor der spektakulären Hängebrücke legen wir dann noch eine letzte kurze Pause ein und erfrischen uns mit kaltem Gletscherwasser. Genau das richtige an diesem heissen Herbsttag! Nach dem wackeligen Gang rund 100 Meter über dem Triftsee liegt noch ein etwa einstündiger Abstieg in die Underi Trift vor uns. Davon bekomme ich aber ehrlich gesagt nicht mehr allzu viel mit; meine Füsse laufen einfach noch irgendwie automatisch weiter. Und schlagen das ein oder andere mal an einem grösseren Stein an :-)  Nun ja, 10 Stunden unterwegs sind dann wohl so in etwa mein Limit... Allerdings hat sich jede Minute dieser "Grenzerfahrung" gelohnt: Es war eine geniale Tour mit wunderschönen Eindrücken, an die ich noch lange zurückdenken werde!

Tourengänger: Mel


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Kommentare (9)


Kommentar hinzufügen

Sibille hat gesagt: Schön!
Gesendet am 15. September 2011 um 23:11
Sehr schöne Bilder einer schönen Tour! Dieselbe Tour wäre bei uns vor etwas mehr als einem Jahr geplant gewesen, sie konnte dann aber aufgrund des schlechten Wetters nicht stattfinden. Ich hoffe es passt ein andermal alles zusammen.

LG, Sibille

Mel hat gesagt: RE:Schön!
Gesendet am 17. September 2011 um 17:13
hallo sibille
cih drück dir die daumen, dass es bald klappt. die tour ist wirklich sehr lohnend!
liebe grüsse
mel

Baldy und Conny hat gesagt: gratulieren zu
Gesendet am 16. September 2011 um 08:28
der schönen Tour inkl. Bilder.
Gruess Angelo und Conny

Mel hat gesagt: RE:gratulieren zu
Gesendet am 17. September 2011 um 17:13
danke euch beiden :-)

MicheleK hat gesagt: Salut Mel,
Gesendet am 16. September 2011 um 22:41
vielen Dank fuer die gute Beschreibung und wie immer die tollen Photos. Es ist dies eine Gegend die ich gar nicht kenne. Well done mit der 10h-igen Tour - ich bin sicher gegen das Ende hast du dir Nike Sneekers oder Hawaianas gewuenscht :-o

Cari saluti
Michele

Mel hat gesagt: RE:Salut Mel,
Gesendet am 17. September 2011 um 17:15
hallo michele
es war wirklich eine wohltat, aus den bergschuhen raus zu kommen; auch wenn dabei ein paar hässliche blasen zum vorschein kamen :D
die gegend ist toll & meistens eher einsam, sehr zu empfehlen!
liebe grüsse
mel

Felix hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2011 um 18:50
Herzliche Gratulation zu dieser sehr anregenden Tour mit tollen Bildern!

lg Felix

Mel hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. September 2011 um 20:24
danke felix :-)

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2011 um 10:28
Liebe Mel,

Dank diesem Bericht hat sich unsere Wunschliste gleich wieder verlängert.... Danke!

LG, Anne-Catherine


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