Nasenlöcher und Wagenlücke


Publiziert von countryboy , 4. September 2011 um 23:57.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 3 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 600 m
Strecke:ca. 12.5km: Schwägalp - Dreihütten - Nasenlöcher - Öhrlisattel - Mesmer - Wagenlücke - Säntis
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto zur Schwägalp
Kartennummer:Appenzellerland/Toggenburg 1:25'000

Howdy

Inspiriert durch hikr-Beiträge und ofenfrische Schilderungen meiner (Wander-)Arbeitskollegin habe ich mich heute den Nasenlöchern des Alpsteins gewidmet.

Facts und Einstufung:

Start um 05:40 auf der Schwägalp
ca. 06:40 Abzweigung auf die weiss-blau-weisse Route (zwischen Dreihütten und Schwizerälpli)
ca. 08:00 Nasenlöcher
ca. 09:00 Öhrlisattel
ca. 10:45 Berggasthaus Mesmer
ca. 12:15 Wagenlücke
ca. 13:45 Säntis Gipfel

Alleingang, alles in allem ca. 8 Stunden. Wer es gerne knapp mag, darf ca. 30min Rastzeit (aufgeteilt auf Mesmer und Wagenlücke) plus summa summarum rund 60min Foto- und Alpstein-Genuss-Pausen abzählen. Ausgezeichnetes Wetter. Leider hat leichter Dunst die Fernsicht etwas beeinträchtigt, aber das ist eine Klage im Luxussegment.

Schwägalp bis Abzweigung Nasenlöcher: T1
Nasenlöcher Route (wbw): T4, UIAA II
Öhrlisattel bis Mesmer: erste Hälfte T3, zweite Hälfte T2
Mesmer via Wagenlücke zum Säntis: T3

Was die Kletterstellen in der Nasenlöcher-Route angeht, habe ich in anderen Berichten UIAA I oder keine Angaben gesehen. Auch wenn ich in Sachen Klettern sonst keine speziellen Bemerkungen mache (da ich diese Stellen in meinen Wanderungen auch nicht unbedingt suche), sollte man sich bewusst sein, dass man auf dieser Rout ein paar Kletterstellen, davon ca. zwei IIer-Stellen antrifft. Wer hier eine grundlegend andere Meinung vertritt, die Diskussion sei eröffnet...

Fazit zur ganzen Wanderung, einmal mehr: yeehaw!


Wanderbericht:

Bei noch tiefschwarzer Dunkelheit marschierte ich los und musste sogleich feststellen, dass mein Taschenlämpli für künftige Frühstarts durch eine etwas kräftigere Stirnlampe ersetzt werden soll. Offenbar waren ein paar Hartgesottene noch früher gestartet, denn ich konnte oben in den Felsen mindestens zwei sich bewegende Lichtlein erkennen (auf dem Weg zur Tierwis?). Auch hat mich der Wanderstart bei Dunkelheit gelehrt, dass ich meinen Wanderhut am Rucksack befestigen sollte, denn als mir das erste Schweisströpfchen über die Stirn lief, merkte ich, dass ich meinen Hut im Auto vergessen hatte. Da ich da bereits über eine halbe Stunde unterwegs war, kam eine Rückkehr nicht mehr in Frage. Bis zur Abzweigung auf die weiss-blau-weisse (wbw) Route Richtung Nasenlöcher war der Weg noch ein Strässchen und ich konnte meine Augen ganz der herzerwärmenden Morgendämmerung widmen.

Auf der wbw Route wartete dann steiles Grasgelände auf mich. Meistens war eine Wegspur oder ein schmaler Wanderpfad auszumachen und die wbw Markierungen erscheinen regelmässig. Hat man die Nasenlöcher erreicht, beginnt auch sogleich der schwierigere Teil der Route, gespickt mit diversen Kletterstellen. Der Nasenlöcher-Aufstieg war genauso ein Genuss wie er anspruchsvoll war und auf dem Öhrlisattel wurde ich gebührend belohnt. In der Nordwand des Muschelen (gegenüber Öhrli) entdeckte ich eine Gemsherde. Naja, zuerst habe ich sie gehört (losgetretene Steine) und dann gesehen. Für ein paar Bilder habe ich mich ihnen vorsichtig etwas angenähert. Zurück auf dem Sattel reizte das Öhrli, aber angesichts meines Zeitrahmens, meiner geplanten Strecke und nicht zuletzt mangelnder Öhrli-Kenntnisse/-Vorbereitung wollte ich mich auf keine Experimente einlassen. Ich setzte meinen Weg fort über den Sattel zwischen Muschelen und Höch Nideri (wo ich nun definitiv der Sonne ausgeliefert war) und bog dann bei der Zweigung links in Richtung Mesmer abwärts ab. Anfangs ist auf diesem Stück wieder hohe Trittsicherheit gefragt, etwas später wird der Weg wieder einfacher und ich habe unter Beihilfe meiner Stöcke etwas Tempo zugelegt. Vielleicht war es der Schatten, im dem sich die Fälalp (inkl. Mesmer) immer noch befand, der mich anzog, denn die etwas lichter gewordenen Stellen auf meinem Haupte vermissten hier eindeutig ihren Filzdeckel.

Eine Apfelschorle im Berggasthaus Mesmer brachte willkommene Erfrischung und... ein Baseballcap! Ich hatte mich etwas desperat erkundigt, ob irgend eine Art Hut käuflich erwerbbar sei und wurde prompt mit einem Cap beschenkt, das ein anderer Wanderer offenbar dort vergessen hatte. Das Cap ist dunkelblau und trägt als Aufschrift "Sixers" (für Philadelphia 76ers; mein Jahrgang... Schicksal?). Wer es vermisst, nenne mir die vier Buchstaben, die in der Innenseite vermerkt sind. ;-) Jedenfalls ein dickes Dankeschön an die sehr freundliche Mesmer-Wirtin. Berggasthaus Mesmer: Nicht nur wegen der Rösti meine Nr. 1 im Alpstein.

Es folgte der Weg durch die Fälalp, anfangs angenehm eben, später stark ansteigend in einer breiten Rinne. Ein paar weitere Höhenmeter später wartete noch der serpentinenartige Aufstieg über das Schotterfeld zur Wagenlücke hinauf. Ein wunderbarer Platz für eine kleine Stärkung, also legte ich dort wieder ein kleine Pause ein.

Was noch blieb war der finale Aufstieg zum Säntis. Das Ziel ständig vor Augen und ein wirklich sehr gut in Stand gehaltener Wanderweg über Fels und Gestein liessen mich die letzte Wanderstunde des Tages noch einmal richtig geniessen. Übrigens sind mir verschiedene Wanderer mehrmals begegnet und es ergaben sich einige freundliche Wortwechsel; passiert mir eigentlich noch oft in den Bergen.

Ganz im Gegenteil dazu steht der Säntisgipfel, wo dann eher wieder Grossstadtanonymität herrschte. Jedenfalls hat mich der Menschengrossandrang dort oben relativ schnell das Weite, resp. die Bahnstation aufsuchen lassen, von wo ich knieschonend zur Schwägalp zurückgelangte.

Nun hoffe ich auf gutes Wetter im Berner Oberland nächstes Wochenende, sodass die Country-Night Gstaad ebenfalls mit einer schönen Wanderung ausgeschmückt werden kann...

P.S. Danke an KraxelDani für den Hinweis, dass die Wegmarkierungen weiss-blau-weiss und nicht blau-weiss-blau sind. ;-) Ist mittlerweile oben im Text korrigiert.

Tourengänger: countryboy


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

KraxelDani hat gesagt: blau und weiss
Gesendet am 5. September 2011 um 21:03
Hallo countryboy,

kannst Du mich aufklären, gibt es da irgendwo eine Wegkategorisierung, die ich nicht kenne, oder verwechselst Du die Farbreihenfolge?

Auf Deinem (und meinem) Foto können die Nasenlöcherwegmarkierungen eindeutig als weiss-blau-weiss (wbw) und nicht blau-weiss-blau (bwb) erkannt werden.

Ansonsten interessante Fortsetzung, und ja, die Nasenlöcherroute als Abstieg ist nicht gerade das grosse Vergnügen.

Gruss, Dani.

countryboy hat gesagt: RE:blau und weiss
Gesendet am 5. September 2011 um 21:16
Hallo Dani

Heiliges Kanonenrohr! Danke für den Hinweis. Man merkt, dass es spät war, als ich den Bericht geschrieben habe. ;-) Bericht wird korrigiert und deine Nachhilfe in Farberkennung gewürdigt...

Danke und Gruss
Yves

countryboy hat gesagt: RE:blau und weiss
Gesendet am 9. September 2011 um 09:13
Ein kleiner Trost, dass ich den gleichen Patzer beim Schnökern in der renommierten NZZ entdeckt habe. ;-) Da musste ich gleich wieder an KraxelDanis Eintrag denken.
http://www.nzz.ch/magazin/reisen/wild_und_weglos_1.11556324.html

KraxelDani hat gesagt: RE:blau und weiss
Gesendet am 12. September 2011 um 20:25
Danke für den Hinweis, ist ja wirklich interessant bis bedenklich...
Dani.


Kommentar hinzufügen»