Wilder Pfaff 3458m und Zuckerhütl 3507m...später geht's nicht!


Publiziert von alpensucht , 31. August 2011 um 22:13.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum: 2 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   I 
Zeitbedarf: 14:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Dresdner Hütte-Peiljoch-Sulzenauferner-Pfaffensattel-Wilder Pfaff-Zuckerhütl-Pfaffenjoch-Schaufelnieder-Fernauferner-Jungfrauenbödele-Dresdner Hütte - ca.14km

Heute wollen wir über das Peiljoch und den Sulzenauferner auf den Wilden Pfaff und das Zuckerhütl. Wir machen uns mit unseren neuen Freunden, die anders auf die gleichen Gipfel wollen einen Treffpunkt und eine Zeit aus, um gemeinsam absteigen zu können.

Früh morgens gegen 8 Uhr geht’s los, wobei im Vergleich zu den meisten Westalpentouren schon „der halbe Tag“ vorbei ist.
 

Ein sehr schöner Steig führt gut markiert durch Geröll und kleine Steilstufen teilweise versichert (T3) hinauf ins Peiljoch, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf die Fernerstube und den Sulzenauferner genießt. Da wir optimalen Ausblick auf einen großen Teil der Route auf dem Gletscher haben, gönnen wir uns eine kurze Rast.

Dann geht es hinab auf eine alte, markante Seitenmoräne. Zuvor zweigt noch der Weg zur Sulzenauhütte ab. Ein Weilchen verläuft der Pfad herrlich über den „Grat“ der Seitenmoräne, landschaftlich sehr reizvoll. Irgendwann hätten wir uns jedoch entweder oberhalb am Rand zum festen Fels oder unterhalb Richtung Eisrand orientieren müssen.

 

Ich begehe leider den großen Fehler, möglichst wenig an Höhe verlieren zu wollen und dadurch mit dem sehr unerfahrenen Toby in äußerst heikles und teils schmieriges Geröll- und Schuttgelände zu geraten. Erst als ein Rückzug sehr schwierig geworden wäre (T5) fiel mir auf, dass wir am besten herunter gemusst hätten. So bleiben wir, doch es wird eher schlimmer als besser, so dass wir sogar unsere Eispickel einsetzen müssen, um Halt zu finden (T6). Wir orientieren uns nun eher diagonal aufwärts weil ich etwa 50Hm oberhalb eine Wegspur ausmachen kann. Bald schon tonnenweise Geröll schmeißen wir ungewollt hinab. Wirklich grob fahrlässig von mir hier hineingestiegen zu sein! Ich hoffe niemand folgt unseren Fußspuren!! Irgendwann nach knapp 1 1/2h schaffen wir es bis oben hin an festes Gestein und pausieren kurz und müssen nun nur noch wenige heikle Passagen traversieren (T4+). Fast bis ganz hinab müssen wir zum Schluss dennoch und gelangen sehr demotiviert an den Rand des Gletschers, wo wir kurz nach 11 Uhr anseilen uns Steigeisen anlegen. Wieder einmal viel zu spät…

Gleich das erste Stück ist recht steil und anstrengend, mein Vordermann braucht alle 30-40 Schritte eine Pause von 1-2min. Da zieht sich so etwas natürlich sehr lange hin. Um 13 Uhr machen wir Pause etwa bei der langen Pfaffennieder 3049m (Übergang nach Westen zum Fernauferner). Wir stellen fest, dass wir unseren Gaskocher vergessen haben, rationieren also das Brot und die Müsliriegel streng. Die erste Absteigerseilschaft komplett mit Mammutequipment ausgestattet passiert unseren Pausenplatz pünktlich. Zum Glück sind die Verhältnisse auf dem Gletscher so gut, dass wir gut auch später unterwegs sein dürfen.

 

Nach einer längeren flachen Passage bis oberhalb der ersten Eisbrüche biegt unsere Route nach links (Osten) ab und führt über Spalten bis an einen Steilaufschwung, wo es wieder nach Südwesten geht. Am Ende desselben auf ca. 3100m treffen wir eine absteigende Seilschaft, die uns sagt, die gerade überquerte Spalte sei die letzte in Richtung Zuckerhütl. So ganz stimmte das dann auch nicht, denn die Seilschaft kam vom Pfaffenjoch (Südwesten), nicht vom Pfaffensattel (Südosten). So passieren wir doch noch einige sehr kleine, überfirnte Spalten, müssen aber keine großen Ausfallschritte deswegen mehr machen. Oben in der Gletscherebene (Nährgebiet des Sulzenauferners) wenden wir uns Richtung Osten zum Pfaffensattel. Noch bevor wir diesen erreichen, an der Kreuzung der Routen vom Zuckerhütl und vom Wilden Pfaff her, gibt Toby leider wieder auf. Zuletzt bin ich auch vorn gelaufen und habe versucht, etwas Tempo zu machen, weil vorher sehr viel Zeit durch die viiielen kleinen Gehpausen verloren gegangen war.

 

So packe ich zügig einiges aus, vereinbare mit meinem Partner eine Zeit, kläre kurze Verhaltensregeln, und dampfe solo fast schon im Lauftempo ab zum Wilden Pfaff in der Hoffnung wenigstens diesen einen Gipfel zu erreichen. Zuerst vom Sattel zwischen Pfaff und Zuckerhütl sieht der Aufschwung auf den Rücken des Pfaffs sehr steil aus. Am Rand desselben überquere ich eine große (zum Glück geschlossene) Spalte und steige ein. Es geht besser als erwartet. Es hat nur etwas Neuschnee auf dem Geröll (T4). Doch durch die Spuren komme ich fantastisch voran. Oben auf dem Rücken lass ich meine Steigeisen liegen um schneller zu sein. Schon nach 40min seit ich Toby verließ, gelange ich nun um 16:50 Uhr auf den Gipfel des Wilden Pfaff 3458m. Sicher einer der spätesten Gipfelbucheinträge überhaupt.

Beim Blick hinüber zum Zuckerhütl kommt mir zwar etwas Sorge auf, weil keiner zum sichern dabei ist für den letzten felsigen Aufschwung, der von hier aus fast senkrecht erscheint. Sicher wird auch dort das Gelände wieder weniger schlimm sein, als es von hier aussieht. So schnell komme ich auch nicht wieder hier ins Hochstubai. Ich muss es einfach noch erleben – diesen wunderschönen Gipfel!

Nun hält mich nichts mehr. Im Zügigen Laufschritt eile ich hinab über den Rücken, schnappe meine Steigeisen und staune, wie gut es den Aufschwung hinab geht wegen des vielen Schnees. Der Aufschwung vom Pfaffensattel zum Einstieg am Zuckerhütl lässt mich dann doch das hohe Tempo außer Atem geraten. Weiter halte ich mich etwas rechts, weg von der Wechte. Am Felseinstieg klettere ich gleich zu Beginn nicht ganz richtig, finde mich kurz an IIer Stellen wieder, kann aber dann gut hinüber auf den „Weg“ queren, wo ich auch die ersten Sicherungshaken finde. Ich dachte erst, es gehe viel direkter hinauf, doch das geht wohl nur im Winter. Ich lege Rucksack, Steigeisen, Stöcke und Pickel ab und klettere erleichtert weiter. Die Route macht einen Bogen östlich um den Gipfelaufbau herum und von da erst auf den Gipfel (anhaltend I). Auf diesem stellt sich nun wieder das altbekannte Glücksgefühl ein. Beim Blick auf die Uhr staune ich nicht schlecht, dass erst ein Stunde seit Aufbruch auf dem Gipfel des Wilden Pfaff vergangen ist. 18 Uhr. Ich schreibe zuerst meinem Seilpartner, dass ich später da bin, denn eigentlich wollte ich etwa jetzt wieder zurück sein. Ich kann ihn als winzigen schwarzen Punkt auf dem Gletscher sehen und rufe ihm auch spaßeshalber zu. Er hört es und antwortet.

Dann die üblichen Gipfelfotos, und einfach genießen des Panoramas. Fast schon Abendstimmung kommt auf. Nach vier weiteren SMS an meine Lieben steige ich ab und nutze unten bei Materialaufnahme die Selbstsicherung am ersten Haken, weil nun doch langsam die Konzentration schwindet und hinter mir der Abgrund gähnt. Sehr schnell gelange ich hinab zu Toby, wo wir angeseilt auch gleich weiter ziehen zum Pfaffenjoch. Dort schießen wir noch einige schöne Fotos.

Nun müssen wir noch mal einige Hm aufwärts (T3 bis zum Grat), denn wir wollen hinüber zum Fernaujoch und über den Fernauferner absteigen. Dabei muss man den unteren Teil des (SW-) Grates, der vom Aperen Pfaff hinab zieht, überwinden. Wieder einmal heikles Geröll und es ist schwierig die Route im Abstieg zu finden (T4+). Weil ich immer etwas schneller bin, habe ich Zeit noch einige stimmungsvolle Bilder vom Verschwinden der Sonne hinterm Berg zu fotografieren.

 

Kurz vor dem Joch bekommt Toby auch noch mal richtig Probleme, durch Zurufen versuche ich ihn von einer übersichtlichen Position aus zu leiten. So gelingt uns doch ein recht sicherer Abstieg auf dem Fernauferner (L), wo wir außer zwei kleinen ganz oben tatsächlich keine weiteren Spalten finden können. Es wird langsam dunkel und genau, als wir unsere Stirnlampen auspacken müssen, setzen wir unsere Füße auf festen Boden kurz vor 22 Uhr. Halb elf abends gelangen wir wieder zur Dresdner Hütte. Die anderen haben sich natürlich Sorgen gemacht, weil wir uns ja mit ihnen treffen wollten. Wir hielten sie aber auf dem Laufenden.

 

Die Tour hat meinen Partner leider überfordert, was natürlich nicht zuletzt an der schlimmen Geröllflanke lag. Aber auch beim Abstieg musste ich einsehen, dass einer ohne alpine Erfahrung auf jedenfall erst mehrere stramme Alpinwanderungen absolvieren sollte, bevor es auf Hochtouren geht. Siehe Laufweise auf dem Gletscher. Trotz allem waren die Gipfel wunderschön! Wegen der Gesamtlänge und den steilen Abschnitten auf dem Sulzenauferner bewerte ich die Tour mit WS-. Sicherlich waren viele getroffene Entscheidungen an diesem Tag haaresträubend (siehe Uhrzeiten…), doch die Gipfel konnte ich erreichen und auch Toby kam wieder heil herunter und das zählt für mich. Sicherlich waren gute Grenzerfahrungen für ihn dabei.

Bericht vom Vortag (Schaufelspitze 3333m) lesen: http://www.hikr.org/tour/post40248.html


Tourengänger: alpensucht


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