Piz Tschierva (3546m) - ein hoher Bündner Wander-3000-er und super Aussichtsposten im Berninagebiet


Publiziert von 360 Pro , 25. August 2011 um 20:41.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:24 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Piz Bernina 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Pontresina
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Samedan

Was will ein hikr mehr, als bei den momentan herrschenden Temperaturen in die Höhe - je höher desto besser. Der Piz Tschierva ist mit seinen stolzen 3546m einer der höchsten (wenn nicht der höchste) Bündner Wanderberg und wie Omega3 gezeigt hat, sogar als Tagestour aus dem Unterland machbar. Auch wenn Bombo davon sagt, dass er "als Gipfelziel nicht wirklich empfehlenswert ist", wollte ich es trotzdem wissen, denn eine hervorragende Aussicht muss er bei solch einer Höhe ja fast gezwungenermassen bieten. Um eine Route ganz ohne Gletscherkontakt zu gehen, plante ich für den Aufstieg, die im SAC Führer beschriebene Route durch die Südwestflanke und für den Abstieg den Südgrat.
 
Kurz vor 10h erreiche ich mit dem Zug aus dem Unterland cff logo Pontresina und mache mich mit meinem Velo alsbald auf den Weg ins Val Roseg. Die Kiesstrasse ist angenehm zu fahren da die Steigung gleichmässig und nicht wirklich arg ist. Von der Brücke vor dem Hotel Rosegg fahre ich auf der linken Seite der Ova da Roseg noch etwas weiter dem nun ziemlich holprigen Weg entlang. Bei der ersten Brücke nach der Alp Misaun muss ich aber einsehen, dass mein City-Bike nicht wirklich für dieses Terrain geschaffen ist und gehe nun zu Fuss weiter und wandere effizient zur Tschierva Hütte. 
 
Da die Route durch die Südwestflanke auf den Piz Tschierva sehr unübersichtlich aussieht, im SAC Führer nicht besonders genau beschrieben ist und ich hinter der Hütte auch keine im Führer beschriebene Wegspur finde, frage ich mal in der Hütte nach. Die einzige die allenfalls Bescheid wissen könnte, die Hüttenwartin, ist aber am Telefon mit der Bestellung fürs Wochenende beschäftigt. Also mache ich es mir auf der Terrasse der Hütte gemütlich und verpflege mich etwas. Die Hüttenwartin sagt mir, nachdem sie die Bestellungen erledigt hat, dass sie Route nicht kenne und dass diese ihres Wissens in den letzten 11 Jahren (so lange sei sie schon hier oben) niemand gemacht hätte. Als Alternative schlägt sie aber den Normalaufstieg über den Vadrettin da Tschierva und die Fuorcla da Tschierva vor, denn der Gletscher sei so weit zurückgegangen, dass man ihn nicht mehr betreten müsse. Also dann nichts wie los!
 
Ich folge den immer gut mit Steinmannli markierten, deutlichen Wegspuren hoch zum Gletscher. Etwa 100m oberhalb der Hütte überwinde ich eine Steilstufe, welche klettersteigähnlich mit ein paar Eisentritten und einer Kette ausgestattet ist. Ansonsten handelt es sich um relativ einfaches Gehgelände (T3). Den Gletscher, oder besser gesagt was davon übrig geblieben ist, muss ich bis zur Fuorcla da Tschierva nicht betreten. Zwischendurch ist es aber angenehmer ganz am Rand des Gletschers zu laufen, als in der Geröllwüste daneben. Der Weg von der Fuorcla zum Gipfel ist ebenfalls einfach und folgt dirket entlang dem schuttbedeckten relativ flachen Ostgrat, zwischendurch auch noch auf letzten Schneeresten. Da mir aber bei der immer dünner werdenden Luft so langsam die Puste ausgeht, brauche ich für diese letzten 250Hm mehr 30 Minuten.
 
Die Aussicht hier oben kann man meines Erachtens wirklich rühmen, denn da ist nicht nur die nahe Bernina-Gruppe, welche enorm fasziniert, sondern auch sonst gibt es hier eine hervorragende Rundumsicht. Spätestens als ich im Norden auf den Piz Kesch "hinunterschaue", realisiere ich wie hoch droben ich auf diesem Aussichtsposten bin. Ich geniesse diese Ambience eine ganze Weile und dies sogar im T-Shirt! 
 
Für meinen Abstieg wähle ich nun den Südsüdostgrat bis etwas oberhalb der Terrassa (3120m), welcher zwar etwas steiler als der Aufstieg, aber meines Erachtens ebenfalls nicht sonderlich schwierig ist (T4). Kurz vor der Terrassa umgehe ich einen etwas grösseren Abbruch etwas westlich, ansonsten besteht der "Weg" aus groben mit Flechten überwachsenem Schutt. Die Terrassa (mit Steinmann) bietet ebenfalls eine hübsche Sicht auf die nahegelegenen Berninagipfel - der Name ist schliesslich Programm und könnte auch Aussichts-Terrassa sein. Von hier steige ich dann in östlicher Richtung zum Aufstiegsweg ab und folge diesem zurück zur Hütte. Dort kehre ich noch kurz ein, bevor ich den Weg zurück zum meinem Velo unter die Füsse nehme. 
 
Die Velo-Fahrt hinunter nach Pontresina ist vergnüglich und ich überhole sogar noch eine Kutschenfahrt. Da am Bahnhof in Pontresina der Kisok schon geschlossen ist und mir bis zur Rückfahrt ins Unterland noch genügend Zeit verbleibt, entschliesse ich mich mit dem Velo auch noch nach cff logo Samedan zu fahren, wo der "Avec" noch offen ist und ich mich für die Rückreise noch mit Getränken und Essen eindecken kann.

Tourengänger: 360


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Kommentare (2)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 25. August 2011 um 22:26
Ciao 360!

Gratuliere Dir zu dieser fantastischen Tour - auf einen von mir nicht zu empfehlenden Schutthaufen ;-)

Also wenn ich ja schon erwähnt werde, dann will ich doch mindestens klar stellen, dass sich dieser Gipfel nach einem Besuch auf den Piz Morteratsch nicht unbedingt lohnt. So war das nämlich in meinem Bericht gemeint - wer als Alpinwanderer unterwegs ist und deshalb auf den Morteratsch verzichten muss oder will, der wird ganz bestimmt seine grosse Freude am Tschierva haben. Auch ich erinnere mich gut an die Felskrone vom Kesch, welche weit hinten über allem thront. Aber eben, wenn man kurze Zeit zuvor auf dem Morteratsch stand, dann kann der Tschierva halt wirklich nur noch bedingt mithalten. Dennoch - ich würde es wieder so machen, denn als bekennender Gipfelsammler darf auch dieser Gipfel nicht fehlen :-)

Weiterhin so tolle und sonnige Touren!

Gruess
Bombo

360 Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2011 um 06:50
Tja Bombo, da siehst Du mal wie schwierig es auf hikr ist, "ungestraft" von einen Gipfel "abzuraten"!
Habe mir natürlich schon gedacht, dass Du den Tschierva im Vergleich zum Morteratsch als etwas weniger lohnenswert findest, konnte es aber trotzdem nicht verkneifen Dich zu zitieren :-)

Gruss 360


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