3000er-Sammeln in der Sesvennagruppe


Publiziert von steinziege , 24. August 2011 um 22:49.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:10 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Lischana Gruppe   CH-GR   I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 1350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parken am Campingplatz von Sur En
Unterkunftmöglichkeiten:Sesvennahütte; Chamanna Lischana
Kartennummer:Schweizer Landeskarte 50.000 Engadina Bassa

Eigentlich wollten wir ja auf den Piz Terri und so.
Aber da die Wettergötter für diese Gegend wacklinge bis unerfreuliche Prognosen offerierten, habe ich ganz schnell auf Unterengadin umgeplant, der Herr Vetter war letztlich einverstanden. Die Tour hatte ich 2003 schon mal gemacht, da war sie noch ein einsamer  "Geheimtipp", den ich im Vorjahr von einer Wirtin der Region bekommen hatte - jetzt wollte ich mal sehen, was draus geworden ist.

Anreise am 8. August mittags, heiteres, aber nicht wolkenloses Wetter, perfekt für einen langen Hüttenaufstieg (1190m). Ebenso gut: Wir trafen fast gleichzeitig in Sur En ein...

Am Einschlupf stand ziemlich viel Kunst aus einem der zahlreichen Kunstprojekte der Gegend rum. Himbeeren gab es auch, nicht zu knapp. Fahrweg bis zu den Almen - Murmeltiere... Biker...
Die Alpe Uina Dadaint hat nichts von ihrem leicht alternativen Charme verloren, und natürlich musste hier eingekehrt werden. Danach war für die Biker bald Schluss mit lustig, ausgewiesen durch ein entsprechend beschriftetes altes angebundendes Fahrrad, ab hier hieß es meist schieben.

Für uns Fußgänger änderte sich nichts, wir konnten ungehindert die Abgründe der Uina-Schlucht und den in die senkrechte Felswand geschlagenen Weg bewundern - der Herr Vetter war sehr beeindruckt (ich natürlich auch, jedes Mal wieder), das darf diese grandiose Schlucht auch verlangen ;-) .

Oberhalb der Schlucht öffnet sich mit der Alp Sursaas ein liebliches Hochtal, von dem bald der Wanderweg zu den Lais da Rims abzweigt, der recht häufig begangen wird und auch letztlich zum Piz Lischana führt.
Diesmal war es weniger lieblich, weil uns da oben denn doch eine Portion Unwetter erwischte in Form von windig-kalten Graupelschauern. Und irgendwie zog es sich etwas über den Passo da Slingia, an der alten Pforzheimer Hütte mit ihrem kleinen See vorbei (nicht in Betrieb, aber noch nicht Ruine) zur Sesvennahütte. Sooo viele Bikes standen gar nicht einmal herum... es war denn auch nicht GANZ voll. (2003 hatten wir nur noch Quartier im Notlager bekommen...) Der Esel vor der Hütte trotzte stoisch dem ungemütlichen Wetter...

Das Hüttenteam serviert Gästen einen Begrüßungsschnaps; gegessen wird um 18:30 (wer später kommt, muss aber nicht hungern), Essen und Service sind absolut in Ordnung.

Am Morgen war alles weiß! Da aber viel Sonne angesagt war und der Wirt meinte, bis wir oben wären, wäre da oben alles weggetaut, blieb es bei der geplanten Tour:

An mehreren Seen vorbei zur Fuorcla di Sesvenna (hier drehen die meisten ab, entweder zum Föllakopf oder - vor allem - runter zur Alpe Sesvenna und weiter nach S-charl).
Dann rechts (Steigspuren) auf den Piz Schadler (2948m) und über einen gemütlichen Schutt-Gratrücken zum Piz Rims (3067m), für den man einen kleinen Abstecher von ca. 25 Höhenmetern nach rechts macht - lohnt sich!
Vom Piz Rims wieder runter, der Weiterweg nach NW ist hier deutlich pfadförmig sichtbar.
Wieder über einen gemütlichen Schutt-Gratrücken rauf auf den Piz Cristanas (3092m) und über eine breite Schuttrampe runter in die Fuorcla Cornet.
Von dort geht es auf den Piz d'Immez - man hat für den Aufstieg theoretisch die Wahl zwischen zwei Schuttrinnen, hier unbedingt die linke nehmen! Bei näherer Betrachtung gibt es da mittlerweile sogar eine deutliche serpentinische Aufstiegsspur. Die rechte Rinne (wirkt auf den ersten Blick anfangs auch pfadförmig) erweist sich spätestens ab Mitte als elende steile Rutschpartie.
Der Piz d'Immez hat einen gaaanz langen "Grat", der nach NW zieht und den man fast bis zur letzten kleinen Erhebung entlangspaziert - dann geht es runter in die ausladende, bucklig-unübersichtliche Mulde westlich der Lais da Rims, gleichfalls seenbestückt.

Steinmännchen führen recht zuverlässig, im Zweifel links halten bis zum Lajet de Lischana am Nordfuß vom Gipfel des Piz Cotschen. Hier kommt der Pfad von der Alpe Sesvenna über die Fuorcla da l'Aua hoch, der aber als "Pfad" kaum wahrnehmbar ist.  in diesem Gebiet sahen wir einen großen Raubvogel - ob Bartgeier oder Adler, konnten wir allerdings nicht genau erkennen.
Um, über, neben den diversen Buckeln  herum (Steinmännchen), manchmal in Schlangenlinien, bis zu einem Wegweiser in der Fuorcla da Rims.
Hier muss man sich entscheiden - gleich runter zu den Fleischtöpfen der Chamanna Lischana oder doch erst noch DEN Berg der nördlichen Sesvennagruppe mitnehmen, den Piz Lischana (laut Buch einer der "20 Traumgipfel der Schweiz")?

Der Herr Vetter bewies bewundernswertes Durchhaltevermögen: Rauf!

Rucksackdepot. Erst relativ gemütlich auf einen Vorgipfel, dann in einigem Auf und ab die Ostflanke queren (außer dem unvermeidlichen Schutt weiter keine Schwierigkeiten). Wo die Pfadspur die Ostflanke verlässt, im Zweifel rechts aufwärts weiter, NICHT links (das führt in eine unangenehme Querung eines sehr steilen, instabilen Schutthanges). Unterm letzten Aufsteilen des Gipfels wird bereits mit einem großen Schild darauf hingewiesen, dass die letzten Gipfelmeter des Piz Lischana (3105m) gesperrt sind, da es vor einigen Wochen hier einen riesigen Felssturz gegeben hat. Dort oben ist auch tatsächlich eine Sperrkette verlegt.
Macht nix, ca. 15m tiefer ist die Aussicht auch grandios, Bernina, Ortler, Silvretta usw., man kann sich gar nicht satt sehen.

Auf demselben Weg wieder runter zur Fuorcla da Rims (man meint die Felssturzstelle zu sehen, es wirkt, als sei das letzte Gipfelstück "unterkellert") und runter zur Chamanna Lischana.

Eine Traumtour!
Braucht natürlich gutes Wetter.
Man bewegt sich fast den ganzen Tag auf ungefähr 3000m Höhe durch eine grandiose Schuttwüste mit Rundsicht überall hin, sammelt so en passant 3-4 Dreitausender (ja, ich weiß, mit geringer Schartenhöhe) - und wir hatten das Ganze mit (im Laufe des Tages deutlich schwindendem) "Puderzucker"!
Man hat dort immer noch seine Ruhe - außer uns waren nur sehr wenige Leute hier unterwegs.


Die Chamanna Lischana (in den letzten Jahren mit einem Neubau erweitert) bietet gleichfalls netten Service und gutes Essen (wir bekamen Pizzocheri!!!), allerdings eher teuer - die Versorgung ist hier halt nicht einfach, u.a. mit Wasser. Das Wasser aus den Hähnen ist tatsächlich nicht trinkbar, worauf auf der Hütten-HP ausdrücklich hingewiesen wird.

Am 11. August dann gemütlich die 1300 Höhenmeter am Reitzentrum San Jon vorbei ins Inntal runtergebummelt.
Der Hatsch nach Sur En zog sich ziemlich (es war heiß).

Tourengänger: steinziege


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