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Die Tour aufs Breithorn (4164m) vom Vortag hatte als Akklimatisation nach wochenlangem Herumkrebsen im Unterland ohne Bergtour wohl nicht ganz gereicht. Jedenfalls stellte sich am Abend leichtes Kopfweh ein. Glücklicherweise wars am Morgen früh so gut wie verschwunden und wir konnten zuversichtlich den Automaten-Kaffee schlürfen.
Um viertel vor sechs Uhr machten wir uns vor der Lodge Klein Matterhorn (3817m) hochtourenfertig - nur die Steigeisen blieben vorerst im Rucksack. Dank hellem Mondschein kamen wir ganz ohne Stirnlampen aus. Der Weg zum Breithornpass (3824m) ist bekanntlich gut ausgetreten. Dies galt ebenso für die Spur, welche - wenig später im Morgengrauen bereits erhellt - das gesamte Breithorn traversiert, auch wenn ab und an mit nicht unerheblichen Spalten zu rechnen ist.
In munterem Auf und Ab ging es also, die Castor-Westflanke stets im Blick, über den Ghiacciaio di Verra weiter, unterhalb des Schwarztors (3731m) vorbei zum Südwestfuß des Pollux (4092m), wo dessen Normalweg beginnt, bis ins ziemlich windige Zwillingsjoch (3845m) hinein. Nach rund 2 Stunden Gehzeit legten wir hier die erste Pause zwecks Steigeisenmontage ein.
Nun ist es vorbei mit der "Gemütlichkeit": vor uns baut sich die bis zu 50° steile Westflanke auf. Aber auch hier treffen wir auf sehr gute Bedingungen und können in der hartgefrorenen, aber griffigen Spur im Firn ohne Blankeisberührung aufsteigen. Etwa auf halber Höhe kommt uns eine bereits absteigende 3er-Seilschaft mit regelrechten Trauermienen entgegen. Den Letzten der Gruppe frage ich, was denn passiert sei. Er erklärt, sie hätten ihre geplante Liskammüberschreitung wegen Sturm abbrechen müssen. Dies erklärte natürlich die schlechte Laune .
Wir zogen weiter aufwärts; Spalten bzw. Schründe fielen uns kaum auf, wenige Höhenmeter unterhalb des Gipfelgrates dafür umso mehr. Es war nicht allzu problematisch, die je rund 70cm breite wie hohe Spalte zu überqueren, ein wenig Vorsicht sollte man aber schon walten lassen; nicht zuletzt der sich direkt anschließenden sehr steilen (ca. 60°) Eistreppe wegen.
Konzentriert werden die einzelnen Tritte genommen und wenig später ist der Grat erreicht, wo tatsächlich eine steife Brise weht. Wir warten kurz im Sattel, um nicht das Seil von zwei die Eistreppe hinunter sichernden Italienern kreuzen zu müssen. Hiernach geht es an den mit Abstand schönsten Teil der Tour - wenn auch den allerkürzesten: Wir stapfen die scharfe Firngratscheide, welche sich einer Himmelsleiter gleich ins Blaue streckt, hinauf und kommen fast genau 3 Stunden nach Abmarsch glücklich auf dem Gipfel des Castor (4223m) an!
Die Gipfelrast im Wind war nicht das Gelbe vom Ei und so traten wir nach kurzem Aufenthalt zum Verzehr eines Energieriegels den Rückzug an. Die "Schlüsselstelle" unterhalb des Grates war auch im Abstieg gut zu machen; zwar vereist, aber bestens gestuft. Danach dauerte es nicht sehr lange und wir standen wieder im Zwillingsjoch (3845m).
Da unser Zeitfenster noch weit offen stand, rückte urplötzlich der Pollux (4092m) als weiters Ziel ins Blickfeld. Weil jedoch der Felsgrat zur Madonna hoch sehr gut, ja fast überbevölkert war, sahen wir von dieser Alternative kurzerhand wieder ab. Dies stellte sich bald als richtiger Entscheid heraus, denn der lange Rückweg aufs Breithornplateau mit seinen Gegenanstiegen zehrte dann doch an den Kräften.
Kurz vor Mittag, also nach insgesamt rund sechs Stunden, verstauten wir am Stollenausgang bei der Lodge Klein Matterhorn (3817m) unser Gerödel im Rucksack, ließen uns nach einem verdienten Belohnungsbierchen noch aufs Klein Matterhorn (3883m) liften (Treppe war gesperrt), genossen kurz die Aussicht auf der überfüllten Plattform und begaben uns danach auf den langen Heimweg an den Hochrhein zurück - mit zwei tollen Hochalpintagen im Gepäck! :)
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