Bike & Hike Frutigen-Rinderhorn

Wann immer möglich mache ich meine Touren im grosszügig definierten Frutigland auch von seinem namensgebenden Hauptort aus. Heute stellte mich dies vor besondere Herausforderungen, da ein Gipfel in besonderer Höhenlage mein Tagesziel darstellte. Und auch, weil am Vortag bereits eine gröbere Tour auf dem Plan stand (siehe hier)

Piep, piep um 2:45 in der Nacht in Frutigen. Mein Puls steigt schlagartig, “jetzt geht’s los“ mein erster Gedanke. Rucksack und Bike sind bereits gepackt. Ein dürftiges Z’Morge steht auch schon bereit, viel Hunger hab ich aber noch nicht. Um 3:00 fahre ich los Richtung Kandersteg. Den nicht ganz einfachen Bikeweg umgehe ich heute und ich fahre alles auf der Hauptstrasse. Dabei treffe ich auf gerade einmal drei Autos. Dieser Abschnitt bildet eine geeignete Aufwärmphase für mein heutiges Vorhaben. Ich geniesse die Stille, die Sternschnuppen und die Tiere, die die Strasse queren: Katzen, Füchse und Rehe. Bis ich Kandersteg durchfahren habe, ist dann auch das restliche Melatonin aus dem Körper entwichen. Nun aber fängt die Tour anstrengender zu werden. Der Aufstieg nach Stock beginnt. Heute versuche ich gar nicht erst zu fahren, ich schiebe die ganze Zeit. Die Dunkelheit im Wald finde ich nun auch nicht mehr so gemütlich, etwas mulmig ist mir schon zu mute. Ich bimmele ab und zu mit der Veloglocke um die von mir eingebildeten bösen Tiere und Geister zu verscheuchen. Ab Stock ist dann langsam etwas Dämmerung zu erkennen. Auf dem Weg zur Spittelmatte muss ich wegen der Dunkelheit aber noch langsam fahren. Auch, weil dort ein kleiner Hangrutsch auf dem Weg zu liegen kam, was ich zum Glück noch wusste. Später wird die Helligkeit immer deutlicher spürbar und ich komme zügig fahrend voran. Über die Kantonsgrenze, am Schwarenbach vorbei und hoch zum Daubensee, wo ich das erste Mal heute zwei Menschen treffen. Am Rinderhorn war aber heute niemand unterwegs. Gleich auf der Kuppe vor dem See zweigt links der Weg Richtung Rindersattel ab. Hier lasse ich das Bike am ersten grossen Stein stehen und ich rüste mich um.

Der Weg auf den Rindersattel ist dank eines durchgehenden Wegleins und Steinmandli einfach zu finden. Er führt noch kurz über ein paar Wiesen, dann geht’s ins Geröll und immer steiler werdend auf den Sattel, südlich vorbei am Chli Rinderhorn. Im Gerölltal treffe ich auf viele Schafe. Wieso die wohl nicht auf den Grashängen ihr Fressen suchen gehen? Auf dem Sattel angekommen geniesse ich die ersten Sonnenstrahlen und die herrliche Aussicht. Ein Aufstieg bis hierhin würde sich übrigens auch für den Normalwanderer lohnen, die Schwierigkeiten bis hierhin und auch noch weiter bis an den ersten Firn übersteigen die T3-Marke nicht. Nach der Einnahme einer Stärkung geht’s weiter auf dem guten Weg Richtung Firn. Ich bin froh, dass die Sonne den steilen unteren Teil noch nicht erreicht hat. Ich montiere die Steigeisen und mache mich an den Aufstieg. Glücklicherweise habe ich super Bedingungen, guter Trittschnee und keine Eisstellen. Der Firnhang ist gleich im unteren Teil am steilsten. Hier führt eine Spur der Felszunge entlang steil den Hang hoch. Später ober wird es flacher und die Spur führt nun etwas weiter südlich ausholend zickzackmässig dem Gipfel entgegen. Die letzten Höhenmeter sind dann aper auf feinem Geröll zu meistern und dann steht es auch schon vor mir, das Gipfelkreuz. Eine so grosse Freude hatte ich schon lange nicht mehr!! 9:00 ist’s ziemlich genau. Die Aussicht auf die mir bestens bekannte Umgebung überschaue ich plötzlich in ungewohnter Höhe! Ein einmaliges Gefühl dieser ungewohnte Anblick! Zudem war kaum eine Wolke am Horizont. Die Temperatur lässt es dann zu, dass ich im Pulli noch einige Zeit die Aussicht geniessen kann.

Der Abstieg verläuft problemlos. Der Schnee immer noch bestens, der Schuttabschnitt etwas kräfteraubend, da in der Sonne. Dann schnell das Bike gepackt und los geht die Abfahrt. Um 12:30 bin ich dann wieder zu Hause. Dort gab’s eine Dusche, ein herrliches Essen und dann zog es mich ein paar Stunden wieder ins Bett zurück.

Die Tour war rückblickend wunderschön wenn auch etwas hart. Man muss sich bewusst sein, dass man ganz schön viel Material mitzuführen hat: Pickel, Steigeisen, Bergschuhe, Wanderstöcke (die könnte man eigentlich zu Hause lassen), Taschenlampe, warme Kleidung, Essen, Trinken, usw. Trotzdem finde ich das Rinderhorn als Gipfel einen Besuch wert. Der Aufstieg ist abwechslungsreich, die Aussicht ist weit. Einzig Balmhorn und Altels stehen etwas im Weg. Ich hoffe, nicht das letzte Mal dort oben gewesen zu sein..!!