1409b: Cap. Osola - P. 2074 - Coglio


Publiziert von basodino , 14. August 2011 um 23:18.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:13 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Poncione Piancascia   Gruppo Pizzo delle Pecore   Gruppo Monte Zucchero   CH-TI 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 2070 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto oder Bus nach Brione (Verzasca), normaler Hüttenweg bis Capanna Osola
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Auto oder Bus ab Coglio bis nach Locarno
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Osola (1418 m), 18 Plätze, Selbstversorgerhütte
Kartennummer:1292 Maggia (Ausgabe 2003)

Als ich vor einigen Wochen im hikr las, dass Andreas Seeger die 1409b versuchen möchte, klinkte ich mich gleich ein und war sehr erfreut, dass es so zu einer ersten gemeinsamen Tour kam. Dass dies allerdings eine Tour würde, die man besser angeht, wenn man sich schon gut kennt, als dass man mit einem Fremden unterwegs ist, sei all denen gesagt, die nicht so viel Glück im Kennenlernen haben, wie ich es in diesem Fall hatte.
Der Anfang der Tour ist noch denkbar einfach. Wir waren am Vorabend zur Capanna Osola (1418 m) aufgestiegen. Den oft beschriebenen Hüttenweg geht man dann für ca. 35 min zurück, bis man nach einem markanten Tobel den folgenden Rücken erreicht. Man verliert noch etwas an Höhe und zweige nicht auf einer Lichtung ab (wie es die Karte bezeichnet), sondern erst zu Beginn des folgenden Waldes. Hier findet sich zunächst eine schwache Spur, die weitestgehend unter Laub verborgen ist, weiter oben wird sie immer klarer und bald zu einem richtigen Weg. Man erreicht das obere Ende des Rückens und quert nach links in eine Traverse durch steiles Gelände. So erreicht man nach ca. 1 h 15 min die Hütte von Starlarisc (1484 m).
Ab hier ist auf der Karte kein Weg mehr eingezeichnet. Man quert aber weiterhin talauswärts, tendentiell leicht ansteigend im lockeren Auf- und Ab für eine weitere knappe Stunde die immer steiler werdenden Hänge über eine leicht zu findende Spur. Einmal im Zickzack auf ein höheres Band, deutlich unter P. 1621 hindurch erreicht man dann eine Schulter, an der sich die Spur gleich mehrfach auftrennt. 2 h 15 min von der Capanna Osola, T3.
Auf der Schulter bildet sich ein kleiner Boden (leicht auf der Karte zu sehen, ca. 1590 m). Die weitere Routenführung erschwert sich jetzt erheblich. Man steigt den anschließenden Rücken hinauf, schießlich eher links haltend, endet oberhalb einer markanten tiefen Rinne. Diese öffnet sich hier zu einem breiten leichten Hang, dem man bis zu oberst folgt. Eine Spur, die nach links ansetzte, ignorierten wir, was evtl. ein Fehler war. Am oberen Rand des Hanges kann man über eine Spur nach links aussteigen, was Andreas versuchte, was mir wegen des stärker werdenden Bewuchses aber nicht geheuer schien. Ich entschloss mich, mein Glück rechts über die Platten zu versuchen. Die erste Platte ersteigt sich noch leicht, danach musste ich einmal noch in die feuchte Rinne zurückkehren, bevor ich immer weiter nach rechts hinaufkletterte. Es mangelt auf den glatten Platten an Griffen, so dass man durchaus mit III-Stellen konfrontiert wird, wenn man nicht die absolut günstigste Route findet. Weiter oben kann man dann die Platten nach rechts oben verlassen, was aber in sehr steiles, stark bewachsenes Gelände führt. Was von unten leicht aussieht, entpuppt sich als Problem. Da man wenig Buschwerk und Erlen als Haltepunkte zur Verfügung hat, muss man immer wieder Gras als Griff benutzen, was in dieser Steilheit nicht anzuraten ist und mir einen Sturz von knapp 8-10 Metern einhandelt, glücklicherweise ohne größere Folgen. Weiter oben erreicht man eine etwas weniger geneigte Terrasse. Hier gab ich alle Versuche des weiteren Hochsteigens auf und querte leicht absteigend über eine markante Tierspur zurück zur Rinne, wo ich durchaus erleichtert was, Andreas wiederzutreffen. Dieser schlug eine Route links der Rinne vor, die zumindest für 80 Höhenmeter auch aufzugehen schien. Im Nachhinein betrachtet, wäre aber vermutlich eine Kombination von Rinne und Ausweichen nach rechts an einigen Stellen der bessere Weg gewesen, waren hier von oben betrachtet doch eindeutige Zeichen von Spuren zu erkennen.
Die 80 Höhenmeter steigt man nahezu gerade hinauf, wobei mir nicht ganz klar war, ob nicht doch eher die Natur in Form von Sturzbächen für den Bau dieser Route hauptverantwortlich war. Weiter oben wird das Gelände noch ein wenig steiler und der Erlenstand wird dichter. So kämpft man sich immer wieder über und unter Erlenästen hindurch weiter hinauf. Man zwinge sich, alle Varianten nach rechts wahrzunehmen, die erkennbar sind, da man sonst Schwierigkeiten hat auf den Grat zu gelangen. Letztlich nach über 6 Stunden Aufstieg (davon 5 Stunden Gehzeit) für 480 Höhenmeter erreichten wir den felsigen Grat mit großer Dankbarkeit. 7 h 15 min von der Hütte, T5-T6, je nach Routenwahl.
Mit wenigen Schritten erreicht man nach rechts P. 2074, ein winziges Gipfelchen, in welchem sich ein Seitengrat mit dem Hauptgrat vereinigt. Unser Plan nun über die Gipfel Cima di Cuaschia und Pizzo Moretto Richtung Passo de due Laghi weiterzugehen erschien utopisch, zum einen weil es schon 16 Uhr war und zum anderen, weil vor allem der Aufschwung zum Pizzo Muretto mit WS sehr schmeichelhaft umschrieben schien. Eine gangbare Route war aus der Entfernung nicht auszumachen.
Von P. 2074 quert man links hinab, zunächst über einen schwachen Rücken, dann durch eine schwach angedeutete Rinne bis man in die Alpenrosen gerät. In diesen finden sich viele Spuren, die aber zu keinem zusammenhängenden Weg mehr vereint sind. Man quert tendentiell immer weiter nach links, überwindet eine weitere Rinne, nutzt den dahinter liegenden Rücken, auf dem sich eine gute Spur findet. Diese führt aber gerade hinunter in sehr steiles Gelände. Also wichen wir wieder nach rechts aus und überquerten die Rinne einmal mehr, wo wir seit der Querung zum Boden 1590 m zum ersten Mal wieder auf Wasser stießen. Nur 10 min weiter auf der Alpe Cuasca (1693 m) gibt es dann eine Brunnen. 1 h 20 min von P. 2074, T3+.
Nach einer weiteren Pause war es nun schon 18.15 Uhr und wir entschlossen uns zum Abstieg ins Tal. Wenn man dem VAVM für 5 Minuten in Richtung Spluga folgt, erreicht man eine Abzweigung, die einem in 2 h 50 min Giumaglio verspricht, eine aberwitzige Zeit, wenn man bereits 9 Stunden in den Beinen hat. Der Weg indes fälschlich blau markiert führt angenehm hinab. Man erreicht nach 35 min den Zusammenfluss zweier Bäche (ca. 1320 m), Wasser, Badegumpen. T3
Jetzt überwiegend flach das Tal hinaus. Nach 15 min quert man auf die linke Talseite, wo ein bequemer Weg lange den Hang ohne große Höhendifferenz quert. Man erreicht zwischen Tecc di Pepa und Stil einige Tobel, die sehr beeindruckend sind und an denen der Weg in die senkrechte Wand imponierend hineingehauen ist. Schwindelanfälligen sei diese Passage trotz seiner Einfachheit nicht empfohlen. Schließlich erreicht man ein Steinhaus (Vesasca, ca. 940 m). 1 h 35 min, T2.
Hier heißt es 2 h 00 min nach Giumaglio und 1 h 50 min nach Coglio. Wir entschieden uns für Coglio, was aber mit hoher Wahrscheinlichkeit die um mindestens 30 min längere Variante ist. Der Weg quert weiter den Hang entlang, zunächst leicht ansteigend, später steil hinabfallend in ein tiefes Tal (ca. 840 m). Auf der Rückseite geht es steil über eine beeindruckende Treppe wieder hinauf. Wenn man ausreichend müde ist und diese Passage im Halbdunkel läuft (es war jetzt bereits nach 20.30 Uhr), fühlt man sich unweigerlich an die Treppe aus dem Herrn der Ringe 3 auf dem Weg nach Mordor erinnert, wenngleich sie freilich nicht so steil ist. Aber man muss ca. 130 Höhenmeter aufsteigen, bevor sich der Weg wieder zurücklegt und schließlich leicht fallend Spin erreicht. 1 h 15 min, T2
In Spin biegt man ganz nach rechts ab und beginnt einen sehr knieschonenden Weg, der zunächst den Hang quert, später in vielen Kehren bis nach Coglio führt. T2, 60 min.
Dort erreichten wir den letzten Bus um 23.20 Uhr mit ausreichend Reserve. Mit insgesamt 16 Stunden Dauer, davon 12,5 Stunden Gehzeit, ist dies sicherlich nicht die Tour für den Normalgänger. In Anbetracht des Geländes bis zum Pass würde ich diese Tour nur dem sehr erfahrenen Berggänger mit sehr guter Orientierung und Kondition empfehlen. Ohne den Optimismus, die Erfahrung und dem Enthusiasmus von Andreas Seeger hätte ich diese Etappe nie vollendet. Aber vielleicht ist es mit die schönste Art, einen anderen Menschen kennenzulernen, wenn man sich an einem außergewöhnlichen Ort als Team beweisen muss. 

Tourengänger: Seeger, basodino


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Kommentare (1)


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Henrik hat gesagt: Zwei Männer im
Gesendet am 14. August 2011 um 23:24
Erlengestrüpp...Fortsetzung erwünscht.

Was für ein Unterfangen ..spannend berichtet.

Danke und Saluti

silberquäki


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