Ortler (3905 m) via Hintergrat


Publiziert von alpinos , 7. August 2011 um 21:21.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 1 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Hintergrathütte - Oberer knott - Signalkopf - Ortler - Payerhütte - Tabarettahütte - Sulden
Kartennummer:Tabacco Karte Nr. 8 "Ortlergebiet"

Grosse Zebra-Tour III - ein Saison-Höhepunkt aus Fels, Firn und Wolkenfetzen

Könige gibt es viele, ob alle rechtmäßig zu diesem Titel gekommen sind, sei dahingestellt. Den Ostalpen werden im Volksmund gleich zwei Könige zugestanden - manche sehen den Ortler eher auf dem Thron als den Piz Bernina, obwohl letzterer den südtiroler König um gute 150 Meter überragt. Historisch lassen sich die Streiterein am ostalpinen Hofe wohl damit erklären, dass der Piz Berinina im 19. Jahrhundert noch den Westalpen zugerechnet wurde. Wie dem auch sei, nach der Königsspitze durften wir einen weiteren wahrhaft royalen Tag erleben und unser Tourenwochenende mit der Überschreitung des Ortlers abschließen.

Der Wegverlauf wurde von Bombo bereits ausführlich hier beschrieben, daher von unserer Seite nur noch die Kurzfassung und einige eigene Eindrücke



Vorweg noch zwei negative Erlebnisse der Tour: Auf die eigenwillige Gastfreundlichkeit der Hintergrathütte hat Bombo bereits hingewiesen. Wir wollen noch die unangenehme Begegnung mit einem aussergewöhnlich negativen Beispiel von einheimischen Bergführer hinzufügen. Dieser startete mit zwei - im Gegensatz zu ihm äusserst sympatischen - Gästen wenige Minuten vor uns. Bereits in der Schuttflanke hatten wir ihn eingeholt, jedoch erst vor der ersten Kletterstelle und einer Bitte um etwas langsameres Tempo seiner Gäste liess er uns und eine Dreierseilschaft unter Murren ("die verursachen jetzt nur Steinschlag") passieren. Natürlich kam, was kommen musste: an der wegen des Schnees etwas kitzeligen Traverse unterhalb des Signalkopfes entstand ein kurzer Rückstau. Dies nahm der gute Mann sofort zum Anlass, sich über die Leute zu beschweren, die erst überholen und dann Stau verursachen. Bei der kurz darauf folgenden Schlüsselstelle stresste er ebenfalls rum. Zum Glück konnten wir uns dann etwas absetzen und bis zum Gipfel hatten wir Ruhe. Auf selbigen brachte er keinen Ton heraus und überzeugte vorallem durch seine Unsympatie. Im Abstieg hatten wir noch zweimal das Vergnügen mit ihm und jedesmal gab's blöde Kommentare. Nun ja, wer sonst nix hat, der muss halt andere Bergsteiger blöd anmachen.



Nun aber zu dem grossartigen Erlebnis der Tour. Um vier Uhr starten wir von der Hintergrathütte (2661 m) hinaus in die wolkenverhange Nacht. über die markante Moräne erreichten wir das Schuttkar, das wir auf einem gut erkennbaren Pfad erstiegen. Durch eine Rinne und einen kleinen Grat erreichten wir das zweite Schuttfeld unterhalb des Oberen Knotts. Zügig durchstiegen wir den schneebedeckten Schutthang und kletterten dann über den Grat hinauf zum Oberen Knott. Die Wolken hatten sich zum Teil verzogen und die Sonne schob sich langsam im Osten über den Horizont. Der Firngrat wurde in rot-oranges Licht getaucht und wir genossen den anbrechenden Tag.

Zunächste über den flachen, dann steiler werdenden Firngrat und das nachfolgende kombinierte Gelände erreichten wir die kurze Traverse am Signalkopf. Es lag einiges an Schnee auf dem Felsband, daher wurde am Seil abgestiegen und traversiert. Nach einer kurzen Firngrat gelangten wir zur ersten Schlüsselstelle (ca. 5 m, IV). Das Klettern war nicht wirklich schön, der Fels ist schon abgespeckt und wir nahmen die technischen Hilfsmittel in Anspruch (auch wegen des stressenden Bergführers). Danach wurde das Gelände wieder einfacher, bevor wir über einen weiteren steilen Firngrat und einigen einfach zu kletternde Felsen die zweite Schlüsselstelle (IV-) erreichten. Danach turnten wir angenehm über den Zackengrat und erreichten nach nur 4h30min den Gipfel des Ortler (3905 m).

Es war ein grossartiges Gefühl, auf diesem Berg zu stehen. Der Hintergrat lag majestätisch unter uns und mit dem Schnee sah er schon krass aus. Wir freuten uns über den Erfolg und genossen die Aussicht auf die umliegenden Berge. Vorallem die Nordwand des Gran Zebru/Königspitze beeindruckte uns. Kaum zu glauben, dass wir erst am Vortag dort oben gestanden hatten.

Auf dem Normalweg stiegen wir hinunter zur Payerhütte. Der Gletscherabstieg wartete mit einem gigantischen Serac auf (selbst als Viererseilschaft überspannte man diese Zone nur knapp) und steilen Abbrüchen. Bald hatten wir den Gletscher hinter uns und kletterten die ausgesetzten Gratpassagen hinab. Gegen elf Uhr hatten wir die Payerhütte (3020 m) erreicht. Wegen der vielen Wolken stiegen wir weiter hinab zur Tabarettehütte (2571 m), wo wir eine ausgiebige Rast einlegten. Dann stiegen wir auf Weg Nr. 4 und Nr. 9 ohne zusätzlichen Gegenanstieg hinab zur Talstation der Luftseilbahn Sulden.



Es war ein grossartiges Erlebnis! Danke euch, Jungs, für diese herrliche Tour, wir haben sie in vollen Zügen genossen! Hoffentlich gibt's bald wieder eine Gelegenheit für eine gemeinsame Unternehmung.

Tourengänger: joerg, Bombo, alpinos


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Geodaten
 7058.gpx Ortler

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