via Schöllijoch auf Schölli-, Inners und Üssers Barrhorn


Publiziert von Felix , 4. August 2011 um 19:43. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:31 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:Topalihütte - Schölligletscher - Schöllijoch - Schöllihorn - Schöllijoch - Inners Barrhorn - P. 3488 - Üssers Barrhorn - Gässi - P. 2641 - Turtmannhütte - P. 2150 - P. 2040 - Vord. Sänntum
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Alpentaxi Vord. Sänntum - Oberems; LTOU cff logo Oberems - Turtmann; cff logo Turtmann - cff logo Spiez; PW Spiez - Wyssachen
Kartennummer:1307/8, 1328

Doch, der Traum-Wetter-Tag folgte: wolkenlos präsentierte sich die Umgebung der Topalihütte frühmorgens - ein zwar anstrengender, doch toller Bergtag begann ... und noch vor dem Zmorge (inkl. Müeslimischungen) bezwang unser "Sprinter" Thomas den über der Hütte trohnenden P. 2837 ...

Fantastisch, die Morgenstimmung auf der Topalihütte: über dem Rhonetal eine grossflächige Wolkenschicht, der Dom im ersten Sonnenlicht, das Brunegg- und das Üssere Barrhorn bereits voll angestrahlt! So machts ausserordentlich Freude, loszulaufen und auf lange und höhere Touren zu gehen - so wünscht man|frau sich es! Kaum können wir uns sattsehen, doch wir sind sicher, während unseres bevorstehenden Aufstieges und weiter oben werden uns eindrückliche Bilder wieder gefangennehmen ... Ich verabschiede mich von Jeanine und Nicolas, welchen Morgendienst haben, und begebe mich mit meinen Bergkameraden auf den Weg - erst einmal wenig hinunter, dem Weisshorn-Höhenweg Richtung Randa nach. Der Aufstieg auf gutem Pfad durch die Chella ist angenehm, einzig der immer noch etwas schwere Rucksack beeinträchtigt ein schnelles Fortkommen. Bald einmal folgt die Wegzweigung, welche aufwärts führt und eines unserer Ziele angibt: noch sehen wir es nicht, das Schöllijoch und -horn - umso blendender wirft sich das Brunegghorn in Pose, je mehr wir während unseres Aufstieges ihm näherkommen, desto besser wird auch der beeindruckende Abberggletscher sichtbar.  

 Wir sind immer in Sichtweite der Gruppe des SAC Kirchberg, von welcher sich leider Baeremanni bald einmal verabschieden muss und den Höhenweg beschreitet, welcher ihn dann nach Randa hinunterführt. Kurz unterhalb des Punktes 3020 treffen wir auf sie - wir werden ihnen später noch einige Male begegnen. Alle lassen wir uns Zeit, das ausserordentliche, sich mit beinahe jedem Meter erweiternde Panorama zu geniessen. Doch erst gilt es, einen kurzen Abstieg vorzunehmen und eine weites Schuttkar zu queren (einiges kommt da aus der Richtung Inners Barrhorn runter ...) und wiederum steil zur flacheren Stufe anzusteigen, wo der Schölligletscher beginnt, resp. sein Ende hat.

Hier angekommen, schalten wir eine erste kurze Pause ein; einen besseren, schöneren Znünirastplatz könnte man sich kaum wünschen: der gesamte sanfte Gletscheraufstieg überblicken wir, das Schöllihorn ragt bereits stolz empor - und die steile Wand, welche klettersteigmässig zum Schöllijoch hinaufführt, ist von weitem einsehbar. (Von hier aus sieht sie für mich unermesslich steil und eher unmachbar aus - doch ich weiss ja: je näher, desto realistischer sollte es werden ...) Mit einigen Zentimetern sehr fester Schneeauflage ist das Gehen über den Gletscher angenehm, die Steigung ebenso - einzig gegen Schluss hin, zur Einstiegsstelle des Klettersteiges, weicht der Schnee auf und wird der Hang beträchtlich steiler - hier wären ohne Neuschnee Steigeisen notwendig.

Während wir uns dem Schöllijoch, Einstieg Klettersteig, nähern, beobachten wir, wie die SAC-Gruppe sich recht schnell in der steilen Wand aufwärtsbewegt - das sieht toll aus; mal sehen ... Ein riesiger blauer Punkt weist zusätzlich auf jenen hin, ausserdem sind die zwei Einstiegsleitern gut zu erkennen - beim Näherkommen ist bereits gut festzustellen, dass der Steig sehr gut eingerichtet ist: einerseits hängt durchwegs ein dickes Tau zur Hilfestellung herab, anderseits ist meistens ein Stahlseil vorhanden, in welches man sich auch einklinken könnte. Doch die zweite Leiter: sehr hochtrittig - und senkrecht hinaufführend ... Nun, nach Thomas und Willi, "darf" ich da auch einsteigen - es geht gut; weniger Freude macht mir während des folgenden Aufstieges die zum Teil unstabile Felslandschaft: es gilt sehr darauf zu achten, dass kein Schutt auf die Nachfolgenden fällt. Der Aufstieg, so steil er ist - der Rückblick zeigt es - ist sehr anregend; immer sind gute Tritte und stets ja Seile vorhanden. So dauert es beinahe zu wenig lange, bis wir über ein flacheres, kurzes Schneefeld hinaustreten auf das Schöllijoch - Jupii!" (frohlockt Ursi).

Sensationell hier oben nicht nur das Erfolgserlebnis - sondern vor allem die Gipfelrundschau; um noch etwas näher Weisshorn und Bishorn anschauen zu können, haben wir zwei hikr's uns ausbedungen, aufs Schöllihorn zu gehen; Thomas schliesst sich uns an, während Aschi und Willi sich bereits aufmachen, die Barrhörner zu besteigen. Unser Abstecher ist einfach, doch äusserst lohnens- und empfehlenswert: eine gute Spur führt die ersten Höhenmeter etwas steiler über grobes Schotter hinauf auf eine Ebene, von welcher aus wir immer Brunegg-, Bis- und Weisshorn vor uns haben; näher kann man diese drei nicht haben; schöner wohl auch nicht! Und die Gipfelrast: noch ohne jegliche Wolke, bei absoluter Windstille, bei einem kaum satt zu bekommenden Panorama - wollten wir kaum abbrechen. Das Schöllihorn - DER Gipfel heute, unübertrefflich!

Doch wir drei müssen uns aufmachen, unsere zwei Kameraden sind uns wohl bereits weit voraus. So geht es der Ostflanke nach auf den Abstieg zum erneuten Besuch des Schöllijochs (wo ich meinen schweren Rucksack deponiert hatte) - und wieder "obsi"; diesmal wartet erst das Innere der Barrhörner. Da reihen wir uns unter die zahlreichen Berggänger ein, welche vor allem von der Turtmannhütte her hochkommen - und ich verspüre allmählich die grössere Höhe ... doch bald ist's geschafft: wir stehen auf dem nur wenige Meter niedrigeren der beiden: Inners Barrhorn ist erstiegen - wir sehen auf das eben besuchte Schöllihorn hinüber; wo die ersten Wolken aufkommen ... Und wie meinte doch da Thomas: na, dann gehen wir weiter (erst abwärts, und dann wieder hoch) und frieren im Wind, welcher wehen wird auf dem Üsseren ...

Überraschend viel Schnee liegt noch auf der Abstiegsroute - doch beinahe noch einfacher zu begehen, als was folgt: Ursi hatte mich vorgewarnt, es werde eine mühsame Angelegenheit ... und wirklich, zusammen mit der Höhe, ergibt der äusserst rutschige, zudem sehr steil angelegte Pfad einiges an "Krampf", bis wir dann alle zusammen uns freuen - auf dem so genannten höchsten Wanderdreitausender zu stehen: auf Üssers Barrhorn! Doch ein tolles Gefühl; zusammen mit dem Tiefblick auf die Topalihütte, über die hohen, senkrechten Wände hinab, den Blick noch einmal zurück zum Inneren und dem Schöllihorn geniessen zu können; ausserdem wieder die Mischabelgruppe mit deren Höchsten, dem Dom, das Bishorn und das Weisshorn betrachten zu dürfen - herrlich!
Ums Brunegghorn herum türmen sich Wolken auf - und es zieht, wie von Thomas "versprochen" ... doch wir geniessen unsere Mittagsrast - bevor wir uns auf den langen, sehr langen Abstieg machen.

Hinunter geht es im "Schlick" selbstverständlich zügig, auch über die wenigen Schneefelder; mehr Probleme bereitet uns eine Fehlspur, welche an einem nassen, abschüssigen Felsband als schwierig fortsetzbar erscheint (der hohen Felsabstürze hat es doch einige, wie wir von weiter unten sehen ...). Doch oberhalb vom Gässi machen wir eine Pause, und geniessen hier noch einmal die nahe Einsicht in den Bishorn-Hängegletscher und den "Weg" über spaltenreiche Gletscher zur Tracuithütte hoch.

Unterhalb des Gässi folgt noch einmal eine anregendere Passage; war der Gang über die vom ehemaligen Gletscher abgeschliffenen Felsen problemlos, so sind in der Felsstufe hier doch durchwegs Seile und Tritte montiert, welche unsicheren Berggängern nützlich sind. Doch dieser letzte felsige Abschnitt vor der bereits sichtbaren Hütte ist reizvoll; der Weiterweg ein (vorläufiges) Auslaufen an hier wieder überaus farbenschönen Blumenwiesen vorbei. Angekommen in der Turtmannhütte erkennen wir einige unserer Wegbegleiter wieder; die einen werden hier übernachten und ihre Touren fortsetzen (was uns eine gute Idee scheint - so hübsch, aussichtsreich und gemütlich, von freundlichen Frauen bedient, erscheint es uns hier).  Wir stärken uns mit feiner Zwetschgentorte und einer Wurstplatte, bevor wir den letzten Teil unserer langen Tour in Angriff nehmen.

Direkt bei der Hütte geht es auf gutem Weg abwärts Richtung der zwei kleinen Stauseen; den einen queren wir noch etwas oberhalb, den andern umrunden wir - je nach Gusto - rechts- oder linksseitig, bevor Thomas und ich einen Abstecher zur Aussichtswarte oberhalb der tiefen Schlucht bei Holustei machen. Alle schliesslich wandern dem Ziel - wo unser Alpentaxi wartet - Vord. Sänntum entgegen; es zieht sich, haben wir doch einige Höhenmeter und über 2000 Abstiegsmeter bereits in den Knieen (meine lassen am folgenden Tag entsprechend grüssen ...). Der freundliche Chauffeur bringts uns dann bis zur Bergstation Oberems - bis zur Bahnfahrt, auf den Zug in Turtmann ausgerichtet, verweilen wir im aussichtsreichen Restaurant.

Die Barrhörner - mit Schöllihorn! - sind aus unserer Sicht vorteilshaft zweitägig ab Jungu über die Wasulicke und Topalihütte, Schölligletscher, Schöllijoch zu begehen: das ergibt ein faszinierendes alpines Erlebnis!

Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (4)


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Jackthepot hat gesagt: Gratuliere - Klasse Tour
Gesendet am 4. August 2011 um 20:23
Hallo Felix,
du bist dieses Jahr echt fleißig - sehr schöne Tour, die ich sicherlich auf meine lange Warteliste setzen werde.
Gruß Harald

bidi35 hat gesagt: eine SUPER 2tägige habt ihr da gemacht
Gesendet am 4. August 2011 um 20:43
und erst noch bei schönstem Wetter. Schwein muss man haben!
Gratuliere.

LG Heinz

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2011 um 21:47
Hallo Felix,

Sie stehen auch ganz oben auf unserer Wunschliste, die Barrhörner. Nach der Lektüre von Deinem interessanten Bericht werden wir wohl die Tour wie Ihr, via Topalihütte, vorsehen und nicht, wie vorerst geplant, vom Turtmanntal starten. Wie immer, wunderschön bebildert!!

Gruss, Anne-Catherine

gero hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2011 um 04:55
Servus Felix,

Gratulation zur schönen Tour, zum Bericht und den Fotos. Erinnerungen werden wach, ich hab die 3 damals im Sept. 2007 ab Sänntum bestiegen. Der Gipfelhang am Äusseren Barrhorn war ebenfalls knackig steil, sozusagen der fulminante Schlußakkord des langen Anstiegs. Eindrucksvolle Gegend, immer im Angesicht des Brunneghornns (das vernünftigerweise allein nicht machbar ist) und unseres Bishorns .. und über allem thront das weiße Horn.

LGG


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