Sichelkamm; eine typische Marmotta-Tour


Publiziert von WoPo1961 , 3. August 2011 um 23:06.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 9 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 1 Tage 7:00

Nicht nur am Berg ist speedymarmotta schneller, nein, auch beim Tourenbericht schreiben (siehe hier), schnecke ich jeweils um Wochen hinterher. Naja, besser später, als garnicht. Wie sagte Olli Kahn einst: "hier is das Ding":

Irgendwie müssen wir uns hier nicht wie die Superdoofies angestellt haben, denn marmotta fragte tatsächlich noch einmal an, ob wir nicht Lust hätten, eine weitere Tour mit ihm zu machen. Sein Vorschlag : Besteigung des Sichelkamm
„Ääh, den Sichel,bitte wer??“  (ich hatte zwar unlängst den Alpstein mit seinen Kreuzbergen ein wenig kennenlernen dürfen, aber dieser Berg war mir nun gänzlich unbekannt)
Natürlich haben wir erstmal „Ja“ geschrien, um gleich nach der telefonischen Verabredung im Führer zu blättern, wo genau diese Frisörutensilie eigentlich liegt. Aha, vom  Voralpsee aus wird gestartet. Schwierigkeiten: L bzw T 5. Das liest sich gut, das schaffen wir… dachten wir, aber wer marmotta kennt, weiß, 1. Kommt es oft anders, als man 2…. Naja, ihr wißt schon

Pünktlich gegen 08.09 Uhr tauchte der Bus aus Nesslau auf und kaum gingen die Türen auf, sauste auch schon tatenvoll der Kon"sch"tanzer Jung heraus, um ..... sich erstmal ein 2. Frühstück zu organisieren.
Ohne Mampf, keine Bergtour.
Ich war gespannt, was sich dieser durchtrainierte Herr denn als 2. Frühstück so gönnt (als Novize - in dieser Bergregion - will ich auch beim Thema Ernährung auf dem neuesten Stand sein!). Ok, Otternasen und Rotkelchenzungen gab es jetzt mal nicht, dafür zarte Pferdesalami

(hallo nevada, nein, nein, war nur ein Scherz, ER hat extra eine ganz normale Wurst genommen!!!!) (:-))))))
Am Parkplatz Voralpsee wurde parkiert (herrliches Wort!) und ohne Kaffee (??!) losmarschiert. Obwohl nicht in den See gesprungen, sahen wir nach kurzer Zeit aber genauso aus; die schwüle Luft erzeugte Saunafeeling.
Während einer kleinen Getränkepause blätterte marmotta eifrig Auswahlführer (und ich hatte ja schon während unserer Kreuzbergtour gelernt, blättert marmotta in Auswahlführern heißt das entweder kleine Routenänderung oder Tourenerweiterung) (hab deshalb auch ein neues WoPolied komponiert! Man singt nicht mehr,was klappert die Mühle am rauschenden Bach...., sondern: was blättert marmotta am laufenden Band, blätt, blatt, ne neue Route, ich bin so gespannt, blätt, blatt...).
In diesem Fall  war es eine spontane Routenänderung, die Normalroute sollte nun im Abstieg begangen werden, dafür würden wir den Aufstieg durch die Schiffslochlücke versuchen.
Nun ging es einen steilen Grashang hinauf (schon wieder Grashangsteigen!!! Vor allen Dingen steile Grashänge steigen ist jetzt nicht gerade meine Paradedisziplin. Siehe auch hier.  Aber dank neuer Routenplanung bekam ich in den folgenden Stunden hier nun ausreichend Gelegenheit, an meiner Technik zu feilen).
Und wie heißt es im Fußball so schön, willst du ein guter Spieler werden, mußt du Gras fressen. Aha, nun weiß ich auch, was Fußballspieler und Bergsteiger gemeinsam haben!!
Nachdem WoPo, seine Schuhe (siehe Foto) und seine Socken auf Grund des feuchten Grases gut eingeweicht waren, durften wir jetzt einen steilen, nicht ganz ausgetrockneten Bachlauf erklettern. Normalerweise kein wirkliches Vergnügen, aber nach steilen Grashängen ist fast alles ein Vergnügen! Die feuchten Steine laden gerne zu einem schmerzhaften Ausrutscher ein, aber mit vorsichtigen und konzentrierten Steigen, kann diese Einladung auch nicht angenommen werden!
In weitem Abstand sahen wir Gemsen, die uns beobachteten und vermutlich ihre Köpfe schüttelten, was diese zweibeinigen Gesellen da gerade so trieben.
(Um unsere schönen Häupter vor Schaden zu schützen, setzten wir vorsichtshalber mal unsere Helme auf.)
Man kann nun wirklich nicht behaupten, daß der Weg nicht abwechslungsreich war, denn nachdem wir aus der Bachrinne ausgestiegen waren, durften wir uns nun einem steilen Schotterhang widmen.
Steile Schotterhänge kommen so ungefähr direkt nach steilen Grashängen, aber man will ja nicht meckern. Wer weiß, was diese Tour noch für Überraschungen auf Lager haben würde.
Und tatsächlich, ich hätte es nicht für möglich gehalten, gab es doch wirklich noch eine Steigerung der unangenehmen Dinge. Nachdem wir auch den Schotterhang gemeistert hatten, wartete auf uns eine steile, schuttige Rinne mit teilweise grasdurchsetzten Stellen. Gewohnt zackig und souverän ging unser "Murmel" diese Rinne an. Aber je weiter er hinaufstieg, um so deutlicher wurde uns klar, das dies mal kein Zuckerschlecken werden würde. Selbst marmotta hörte man Sätze sagen." Mischt, desch is alles locker", "Ich muss hier schnell raus" und "Achtung Steinschlag". Das sind Sätze, die jeder Nachsteiger unbedingt hören will und so stieg ich mit etwas gemischten Gefühlen hinterher. Und richtig, unser Vorrausgeher hatte nicht zuviel "versprochen", das war mal eine so richtige Gruselrinne. Nach dem Motto, welchen Stein hättens denn gerne, war man immer bedacht, bloß nix hinunter zu werfen. Wobei dies leider nicht immer gelang!!
Dafür durfte die weltbeste Begleiterin ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen und uns und der Welt zeigen, was sie  im Steineausweichen so drauf hat. Das lenkt ab, von der Steilheit dieser Rinne, der Müdigkeit im Allgemeinen und dem mühevollen Hinaufsteigen im Besonderen. Wir sind psychologisch da schon sehr geschult und achten auf ein harmonisches Miteinander...
Ähm, ja, nachdem auch das letzte Steinchen hinab gekullert war, stand auch die weltbeste Begleiterin oberhalb dieser Monsterrinne und wir waren froh, daß alle hier heile heraus gekommen waren.
Wenn ich meinen bisherigen Tourenbericht so durchlese, denke ich, Werbung sieht eigentlich anders aus, aber ab sofort wird alles gut. Imaginäre Geigen und Engelsgesänge umschmeicheln uns mit lieblichster Musik, denn der Weg zeigt ab sofort sein schönes Gesicht. Selbst der Grashang wird als angenehm gefühlt, ein querendes Grasband erzeugt Verzückung und der abschließende Felsgrat wird in die 4 Sterne deluxe Kattegorie gewählt. Ein letzter Tusch ... und wir sind oben.
Pause!
Pause wird verlängert...
... und nochmal verlängert, denn 1. ist der Ausblick trotz einiger Wolken fantastisch, 2. vergnügt sich die weltbeste Begleiterin im Gipfelbuch und 3. wird dies durch marmotta fotografisch recht intensiv festgehalten.
Mir ist es Recht, kann ich so mein Butterbrot in Ruhe genießen .....und Nerven beruhigen... der Anstieg war schon etwas zehrend!!
Irgendwann packten wir unsere Plörren dann doch zusammen und nahmen uns den Abstieg vor. Hinab ging es zunächst über den Westgrat bis zu einem breiten Rasenrücken. Spätestens hier war für mich wieder Schluß mit Schönschreiben, denn nun ging es mal wieder einen Grashang hinab, juchhe! Wie schreibt doch Herr marmotta so herzlich: ...in der Nordflanke geht es über hohes Gras OHNE SCHWIERIGKEITEN hinunter... das mit dem "ohne Schwierigkeiten" muss er mir bei Gelegenheit noch mal erklären, hab ich mich doch eben dort gepflegt auf den Pinsel gelegt (wie wir das bei uns in Flachlandhausen gelegentlich ausdrücken). Das Gras war leider immer noch Recht feucht und für uns ne Spur zu rutschig.
An einer Felsstufe durfte etwas abgeklettert werden. Am liebsten hätte ich mich hier Stunden aufgehalten; aber was wohl dann meine Begleiter gedacht hätten.
Irgendwann, ich rechnete schon damit im Gras übernachten zu müssen, war tatsächlich auch der letzte Halm Geschichte und wir kamen wieder auf den Wanderweg Richtung Alp Naus.

Im Kurhaus Voralp gönnte ich mir dann ein leckeres Fläsch`chen Saft vom Fass....... und Alkohol oder nicht Alkohol war in diesem Moment keine Frage!

marmotta, dank dir auch für diese Tour. Und trotz der Grashänge, ich freu mich schon auf weitere Touren mit dir bzw euch!! Bis bald mal




Tourengänger: WoPo1961, webeBe


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