Dinos, Zwerge und DingDong


Publiziert von tschiin76 , 31. Juli 2011 um 22:42.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:28 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Piancascia 
Zeitbedarf: 2 Tage

Eigentlich stand die Leglerhütte auf dem Programm, aber wie so oft die letzten Tage und Wochen macht und das Wetter einen Stich durch die Rechnung. Dann halt wieder mal den Joker Bello Ticino hervorkramen: mit dem RailAway auf die Cimetta oberhalb Locarno.
Wie solche Ziele halt so sind: überbauen und Millionen von Touristen.
Erst mal in die Standseilbahn die ein Flair des letzten Jahrhunderts ausströmt, alles einbisschen verstaubt und rostig - herrlich. Was weniger lustig ist: Sardinenfeeling. Aber ich darf mich nicht beklagen, schliesslich will ich ja auch rauf.
Dann Ankunft an der Talstation der Luftseilbahn, eine lange Schlange, alles wollen ein Ticket oder das von RailAway umtauschen, schwups und die Bahn um 11.30 ist weg. Da der Ansturm aber so gross ist wird ununterbrochen gefahren. Eindrücklich die ersten zwei Stützen, wie riesige Monster stehen sie im Wald und lassen uns mit der kleinen Gondel passieren. Ich selber diene ebenfalls als Stütze für einen kleinen Lockenkopf, dem die Höhe etwas suspekt vorkommt.
Ankunft in Cardada: wie eine Parklandschaft präsentiert sich die Umgebung, nicht fehlen darf der Indianerspielplatz für die Kids. Kurzer Schwatz mit einem Gleitschirmler und weiter gehts auf rollstuhlgängigem Weg zur Sesselbahn.
Hier werden mit speziellen Stangen Mountainbikes verladen und ich hieve Yannik im Tragerucksack neben mich auf die Bank. Quer zum Hang schweben wir über den Wald und weiter oben über Farne so weit das Auge reicht.
 Oben im etwas in die Jahre gekommenen Restaurant kaufe ich noch ein Balisto und ein Shorle (CHF 7), Yannik muss noch trocken gelegt werden und die Kids noch aufs WC. DingDong. Die Computergeneration hat mein iphone entdeckt. Der Timer wird auf 30 Minuten eingestellt.
Wir machen einen kurzen Abstecher auf die Aussichtsplattform, im Beton Dinos, prähistorische Amöben, Farne und Schnecken oder so ähnlich. Jeanny hier und Jeanny dort, alles muss bestaunt werden.
 Wir steigen Richtung Cima della Trossa auf, tropisch die Temperatur in der Sonne. Die Kids laufen gut, nach einer halben Stunde knurren aber die beiden kleinen Mägen und wir machen Mittagspause mit Blick aufs Maggiatal und die in die Höhe wachsenden Gewitterwolken. Im Onsernone und Bavona giesst es schon ordentlich, eindrückliche Blitze suchen den Weg auf den Boden. Jeanny, wann machts wieder DingDong?
Zweifel kommen auf: weiter oder zurück? Wir beschliessen, noch auf die Cima zu laufen, zwecks besserer Übersicht. Horden von Wanderern kommen uns entgegen.
Auf dem kleinen Pass angelangt öffnet sich der Blick Richtung Magadinoebene: auch über dem Lema und weiter talaufwärts bei Bellinzona dunkle Wolken.
Über uns Blau, wir beschliessen, die Cima Cima sein zu lassen und gehen weiter. Nun wird fleissig fotografiert mit den Steinkameras - gibt übrigens excellente Bilder und die Dinger haben den Vorteil, dass sie keinen Strom brauchen. Die Fotografen selber legen den einen oder anderen "Renzler" hin, insgesamt resultieren daraus aber nur schmutzige Hosen und kurze Schreckmomente. 

 Ding Dong, wieder wird der Timer eingestellt. Wir gelangen zur Alpe di Bietri, rundherum dunkel am Himmel. Kurz befürchten wir nass zu werden, Nebelschwaden ziehen über die Bergrücken. Die Alp gefällt mir nicht besonders, obwohl ich sonst karge Orte mag, aber irgendwie ist hier alles etwas am verlottern, aber (noch) nicht malerisch. 
Wir gelangen in einen typisch tessinerischen Buchenwald, sogleich gefällts mir wieder viel besser. Die knorrig klein gewachsenen Buchen lassen Zwerge lebendig werden und Dinosaurier auferstehen, welche uns von nun an begleiten.
Über die Bassa di Bietri verlassen wir das Val di Mergoscia und betreten das Val Resa. Aus dem Buchenwald tretend stehen wir sogleich in einem dichten Farnwald und verpassen fast den Weg über Cimetta/Motone, den wir ins Auge gefasst haben. Da dieser aber fast zugewachsen ist erklären wir ihn für wenig kindertauglich, da wir auch schon länger als geplant unterwegs sind.
Nun gehts im Zickzack ein paar Höhenmeter runter, die Dinos werden bisweilen etwas sehr übermütig und müssen deshalb zurückbleiben, um zu schlafen, was verständlicherweise zu Tränen führt. Ich und Yannik bieten uns als Ersatz-Mama-und-Baby-Dino an, was auch ok ist.

Da sich der Weg nach Monti di Lego dann doch noch etwas in die Länge zieht wird dann auch noch Harro, der Hund (Yanniks Schlaf-Wurst-Hund) etwas rabiat und muss im Rucksack verschwinden.
 Endlich erreichen wir die Häuser von Monti di Lego, beziehen unser Lager, es reicht gerade noch für ein paar Fotos und die Besteigung des Gipfels hinter dem Haus (so dass wir doch noch einen Gipfel haben) und schon stürmt es waagrecht um die gemütliche Capanna, Ein gewaltiges Gewitter ist aus dem Verzascatal hinausgezogen, glücklicherweise erst, als wir schon im Trockenen sind.

Es gibt feinen Risotto, Käse, Marronikuchen, kleine, süsse Pflüümli und ein Gläsli Merlot für die Grossen sowie Rivella für die Kleinen und schon bald liegen alle unter den kuscheligen Duvets, reich an Eindrücken.
Ah, und ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass dazwischen noch schätzungsweise 20 DingDongs waren....

Der Morgen beginnt wolkenlos, Yannik ist fit und wir sitzen zusammen bei der malerischen Kapelle in der Sonne. Leider fange ich ihn nicht ganz optimal, als er versucht, Gras zu berühren und vorneüber kippt, so dass er mit einer Beule in den Tag startet.
Mit den Grossen suchen wir dann noch den Koi im Becken und bestaunen das Piratenschiff.
Das Zmorge ist reichhaltig und gegen 10 sind wir startklar, nachdem noch die Schaukel für allerlei her halten hat müssen. Natürlich muss ich auch wieder das DingDong aktivieren.
Der WEg nach Mergoscia taucht gleich nach dem Weiler in den Wald ab, Vorsicht ist geboten mit den Kindern, fällt man, dann fällt man tief.
 Wieder gibts ein paar Stolperer und Renzler inklusive Beule (womit die Jungs nun versorgt wären), die Kinder sehen schon bald wie Waldarbeiter aus und danach nehmen wir sie an die Hand, Mama-Baby-Dino in Aktion. Aja, DingDong.
 Bald schon sind wir ein eingespieltes Team, trotzdem zieht sich der Weg nach Mergoscia, zudem ist es heute nochmals tropischer als gestern, schon bald schwitze ich aus allen Poren. DingDong.
Wir überqueren den wunderschönen, wilden Bach bei Piroi und steigen Richtung Dorf hoch.

Meroscia ist ein richtiges Vorzeigedorf, alles schön restauriert und instand gehalten, zumindest dort, wo wir lang gelaufen sind. Enge Gässchen, überall Blumen und alte Mauern, sogar eingelegte Weidenruten.
 Etwas oberhalb werden wir fündig, eine schattige Pergola lädt zum Zmittag ein. Komische, riesige, behaarte Bohnen liegen auf dem Boden, wir können aber keinen Baum dazu ausmachen.
 
Weiter gehts nach einer Stunde durch einen Kastanienhain hoch zum lässigen kleinen Weiler Perbioi, Häuser schmiegen sich an riesige Felsblöcke und die Bewohner sitzen im Schatten eines riesigen, alten Kastanienbaumes. Hier würde es mir auch gefallen.
Gleich nach den Häusern erreichen wir eine Ebene, sumpfig und voller stechfreudiger Mücken aber total idyllisch. Vor uns ragt der Vogorno in die Höhe, trotzdem, nichts wie weg.
 Danach gehts recht zackig den Berg hinunter, Zwerge werden aus ihren Höhlen gerufen und grosse Käfer verfolgen uns, gemeinsam gelingt es uns aber, sie zu vertreiben. DingDong.
Der Weg ist für Kinder teils rechts ausgesetzt, aber doch noch gut machbar, vorallem mit zwei Berggeissen.
 Schlussendlich müssen wir dann noch einbisschen Gas geben, Sightseeing Corippo leider ein anderes Mal, die Bushaltestation ist auf der anderen Seite des Tales. Vorbei an einer Osteria und vermummten Canyoningteilnehmern erreichen wir das neue Wartehäuschen. Ich besorge noch eine grosse Flasche Eistee ab Stange und wir steigen ins Postauto. Aja, und zum letzten Mal DingDong, denn auch der beste Akku hält so viel DingDong irgendwann nicht mehr aus..

 War schön aber auch unerwartet anstrengend und intensiv, so wandern mit Kindern! Gerne aber wieder!:)

Tourengänger: tschiin76, strumpf
Communities: Kids & Hike


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Henrik hat gesagt: ...es hätt erscht hütt
Gesendet am 30. August 2011 um 12:22
DingDong gmacht bi mir! Beeindruckend deine Zwergengesellschaft ...schmunzelnder Bericht mit aufmerksamen Blicken die Umgebung erheischend.

Ciao

Henrik


Kommentar hinzufügen»