etwas abgelegen, doch mit reizvollem Anstieg, der prächtige Ochsenchopf, 2179.2 m.ü.M.


Publiziert von Felix , 11. Juli 2011 um 17:14. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 5 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Oberseegruppe 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Vorder Richisau - Unter Stafel - Ochsenfeld - Ober Stafel - Grashubel zwischen Wannenstöckli und Ochsenchopf - Ochsenchopf - Im Stock - Ober Stafel - Unter Stafel - Vorder Richisau
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW über Autobahn von Sursee nach Schwyz; weiter nach Muotathal und über Pragelpass nach Vorder Richisau (Pass an Wochenenden nicht durchgehend befahrbar!)
Kartennummer:1153

Nachdem wir vor kurzem mit Jumbo den langwierigen Anstieg zum Wannenstöckli vom Wägitalersee aus unternommen hatten, beschlossen wir, den Ochsenchopf unter der Woche via Pragelpass anzugehen - eine wenige Minuten länger dauernde Anfahrt, die jedoch den kürzeren, interessanteren Aufstieg versprach.

Schon die Fahrt durch den Bödmeren-Urwald ist eindrucksvoll: die teilweise 400-jährigen Tannen weisen eine besonders schlanke Form auf, damit wenig Schnee auf den Ästen liegen bleibt - und urchig ist die Gegend alleweil; und nur wenige Autos sichteten wir. Über die schöne kleine Hochebene des Pragelpasses fuhren wir, hinunter, nach Vorder Richisau; wenige Meter nach dem Gasthof besteht eine Parkiermöglichkeit - unmittelbar vor dem Beginn des signalisierten Bergweges. Dieser steigt ganz gemächlich, frisch und gut ausgeholzt, durch den Wald etwas an und nimmt "Kurs" zum Bächlein, welches vom Ochsenfeld hinunter fliesst. Nach dessen Querung zweigt linkerhand eine kaum erkennbare Spur ab (gerade jetzt beim hohen Graswuchs) - es bietet sich so eine ideale Abkürzung nach Unter Stafel an. Hier ist der erst flache Weiterweg auf der Wiese nicht erkennbar, doch die Richtung in der Falllinie hoch Richtung "e" des Ochsenfeld ist vorgegeben; und die letzten, steileren Serpentinen sind dann ausgeprägt. Der nun deutliche Weg zweigt anschliessend in den Wald ab, in welchem man den Ausläufer des Felsbandes umgeht; einige Male etwas ruppig, mit wenig Wegcharakter. Auf die Kuhweiden des Ochsenfeld gelangend, verliert sich die Spur beinahe wieder - die Aufstiegsrichtung bleibt jedoch weiterhin klar: es gilt die Hütte Ober Stafel zu erreichen. Bis hierhin ist das Gelände von den Kühen "bearbeitet", also einfach zu begehen.

Ab Ober Stafel treffen wir, nebst den wenigen sichtbaren Markierungen sehr hohes Gras an - ab und  zu erkennen wir darin eine Markierung. Sie weisen zum etwas aufsteilenden Hang, zu den Karstplatten oberhalb der intensiv genutzten Weidehänge. Je weiter wir nach oben gelangen, desto niedriger wird das Gras - und die Wegspur deutlicher. Wir verlassen diese jedoch unterhalb der ausgeprägten kurzen Kalkwände - der Weg wendet sich nach links, mehr in Richtung Wannenstöckli. Das war ein kluger Entscheid in vielfacher Hinsicht: erstens bringt es etwas Kraxelei im herrlich griffigen Kalk, zweites kürzt es (wiederum) ab und drittens erkennen wir einige Meter unter uns grell leuchtende Feuerlilien - zu diesen muss selbstverständlich abgestiegen werden ...

Nach diesem erfreulichen Besuch gelangen wir rasch auf den Grashubel zwischen Wannenstöckli und Ochsenchopf - hier wächst das Gras wieder üppig, hoch. Es gilt hier besonders auf darunter versteckte Karren zu achten; in diesem Gelände wäre ein Fuss schnell verdreht ... Nun ragt die felsige S-Flanke des Ochsenchopf bereits bedrohlich auf; kaum vorstellbar, dass dort oben ein gut begehbares Grasband um sie herum führt und zur attraktiven Felsrinne leitet. Doch erst muss die Einstiegs-, Schlüsselstelle gemeistert werden: nach dem steilen, markierten Grasaufstieg stehen wir unvermittelt vor dem zwar kurzen, doch leicht luftigen Felsband. Dieses leitet, mit guten Tritten versehen und einem Fixseil ausgestattet, über einen kurzen senkrechten Absturz - die aktuelle Kälte (im Schatten) macht's nicht angenehmer - doch problemlos gelangen wir auf den "Bänderweg". Dieser vermittel ebenfalls luftige Aussichten, ist jedoch mit genügend "Gelände" versehen, so dass ich die steilsten Felsfluchten darunter in wenigen Metern Abstand nur erahnen kann ... Doch rasch einmal kommen wir um eine Felsnase herum - an die Sonne, und ans erste Edelweiss, welche Freude!
Es bleibt nicht bei diesem einzigen, wiederholt treffen wir solche an; wie auch bereits hier auf dem Grasband einige andere Blumen es verzieren. Doch nun folgt das Highlight: recht steil ragt er auf, der lange Riss. Immer an guten Griffen und Tritten geht es hoch, stets zur Linken die enorme steile Plattenflucht, zur Rechten die aufgerichteten Felsschichten. Diese "Leiter" zum anschliessenden steilen Grasrücken ist ein echtes "Schmankerl". Nach dem längeren genussvollen Hinaufkraxeln steigen wir aus dem Riss aus - und stehen einer ungeahnten Blumenpracht gegenüber, welche anhält beinahe bis zum Gipfel: Nebst vielen Edelweiss', Dutzenden von Männertreu prägen auch viele andere Alpenblumen diesen grasigen, felsdurchsetzten Gipfelhang - es ist ein fantastischen Hochgehen bis zum Gipfel: ein Genuss von einem Berg.

Auf dem Ochsenchopf angekommen, sind wir sehr glücklich, diese Trouvaille angegangen zu haben, erfreuen uns ob der Rundsicht (auch wenn doch einiges an Wolken sich aufgebaut hat - so sind die Glärnisch-Gipfel nicht konstant zu sehen) - und der Mittagsrast. Wie schön ist es auch, über die Blumen hinweg zum Wägitalersee zu sehen, oder in den Aufstieg zum Mutteristock einzublicken, oder den gesamten Fluebrig aus der Nähe zu betrachten, oder ...
Doch jede, noch so schöne Gipfelrast, hat ein Ende; wir machen uns im Sonnenschein, im Blumenmeer auf den Abstieg - nicht ohne nun einen Abstecher zum vorher gesichteten Felsenloch zu unternehmen. Eindrücklich auch dieses Naturphänomen: etwa vier Meter hoch, fünf lang, gibt es nach dem Durchgang einen atemberaubenden Tiefblick auf den Klöntalersee frei; wuchtig ragen die Wände des Glärnisch gut 2000 Meter über dem See auf! Nur zu schnell ist der lauschige Abschnitt am Riss (auf halbem Wege "eilt" mde an uns vorüber: er ist, wie er uns sagt, auf der Wägitaler Runde unterwegs) , das Band und die gesicherte Schlüsselstelle passiert - und wir stehen bereits wieder vor dem Grashubel gegen das Wannenstöckli hin.

Noch eine Variante beschliessen wir unter die Füsse zu nehmen: schwach erkennbaren Spuren am obersten Rande des grossen Geröllfeldes Im Strick folgen wir diesem unter der Südwand des Ochsenchopf hindurch - sie erscheint uns gangbarer, diese Version - gerade im Abstieg. Nach der Querung des bekannten hohen Grases erreichen wir schnell Ober Stafel; für den weiteren Abstieg
benutzen wir unsere Aufstiegsspuren. Glücklich unten angekommen, nehmen wir uns noch zwei Abstecher vor:

Im Bergbeizli Unter Roggenloch erlauben wir uns nicht nur eine Erhöhung des Flüssigkeitsspiegels, sondern kaufen auch vom bewährt guten Alpkäse ein - und machen einen Kurzbesuch bei bei Rösly (von Fraroe) - herzlich willkommen geheissen und bedient.

Tourengänger: Ursula, Felix


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