Die große Seekarspitze, auf neuen Wegen.


Publiziert von kardirk , 29. Juni 2011 um 21:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:27 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:gut 12km zu Wandern

Große Seekarspitze - Überschreitung vom Angerkopf - Bockarlspitze - Kl.Seekarspitze:

Endlich ein stabiler Sommertag, dazu noch frei - also nichts wie hin ins geliebte Karwendel. Dazu noch das frisch renovierte Radl gleichmal ausprobieren.
Ausgangspunkt wieder Scharnitz, diesmal aber der kleine Parkplatz ca. 1km vor der Grenze - der Kostet nix. (:-
In gut 1,30h bis kurz vor die Angeralm (ca.1300m). Bei einem Wegekreuz biegt eine Fahrspur rechts ab, hier beginnt der ungemein schöne - meine Frau würde sagen kitschige - und bequeme alte Jagdsteig zum Neunerkar, dass man ca. 1,20 h erreicht. Im letzten Viertel wird der Steig dann steil und schottrig, aber alles gut zu gehen.
Von den grünen Böden hält man sich links und erreicht einen Schuttkegel unterhalb der Flanke zur Bockkarlspitze. Knapp unter den Felsen quert man nach links zu einer Schuttterasse in der Flanke zum Angerkopf, oberhalb steiler Abbrüche. Die Terasse quert man weiter nach links bis zu den Latschen, dann gerade durch eine Grasrinne aufwärts und weiter über steiles Gras und Schutt zum Angerkopf (2232m) - 1,20h.
Nun gerade über den Grat Richtung Bockkarlspitze. Einzelne Steilstufen können überklettert, oder rechts in der W-Flanke umgangen werden (I). 1h
Der direkte Abstieg zur folgenden Scharte ist nur sehr schwer möglich - III.IV, ein äußerst brüchiger und scharfer Steilgrat.
Stattdessen steigt man zunächst über den Schutthang gen Westen hinab, bis zu einer kleinen Schulter, von der man in die gebänderten Steilschroffen unterhalb der Steilwand einblicken kann. Auf diesen Schroffen muß man zur Scharte zurückqueren, eine äußerst heikle Angelegenheit, die einzige und schwerste Stelle bei dieser Tour, Klettertechnisch II, aber sehr unangenehm, da die Bänder leicht hängend sind, dazu mit feinem rutschigen Schutt bedeckt und zu allerletzt auch noch sehr brüchig.
Ich brauchte fast eine 3/4-Stunde für die Querung. Zunächst steigt man von der Schulter fallend zu der kleinen Rinne ab, durch diese auf die Bänder. Ich querte dann ziemlich hoch, möglichst direkt unter der Wand, was sich als Fehler heraustellte, denn kurz vor dem Grat machte ein 6m hoher überhängender Abbruch das Weitergehen unmöglich. Ich mußte umständlich über zwei Stufen absteigen, eh ich den Schutthang zur Scharte hin erreichte.Besser ist, wie ich dann auch aus meiner alten Tourenbeschreibung von vor 20 Jahren nachlas, möglichst bald tief hinabzusteigen bis auf das große Schuttband, dass dann wieder zur Scharte hinaufführt.
Ist man wieder am Grat ist der Rest ein Klacks - na ja fast, nur wenn die Kondition auch noch stimmt. Ich mühte mich jedenfalls ziemlich ab - irgendwie nicht mein Tag. Es geht jetzt immer über den Grat, einzelne Türmchen kann man überklettern (nie schwerer als I) oder umgehen. Weiter über P.2473 zur Seekarscharte und auf die kleine Seekarspitze (2613m). 2h von der Querung weg.
Im Abstieg zur Scharte nochmal eine kurze steile Schroffenstelle (I), dann über den N-Grat und eine Kurze Kletterstelle am Gipfelaufschung (I) auf die Große Seekarspitze - 2679m  - 3/4h.
Wenigstens wurde ich durch die grandiose Aussicht und das unbeschreiblich schöne Wetter belohnt (fast schon wieder zu warm.).
Den geplante Weiterweg über den Grat zur Marxenkarspitze mußte ich aufgrund meiner nicht mehr ausreichenden Kondition und der fortgeschrittenen Zeit leider aufschieben.
Abstieg dann zurück zur Scharte und dann direkt auf Steigspuren den Hang querend zur Breitgrieskarscharte (2388m), mit der potthäßlichen Biwakschachtel. Der Dampf darinnen war auch nicht sehr einladend, aber immerhin scheint sie einen ausreichenden Blitzschutz zu besitzten, ob wohl ich auf ein solches Erlebniss auch gerne verzichte.
Zurück dann übers herrliche Neunerkar recht bequem Dank Abfahrmöglichkeiten einiger Altschneefelder und den schönen Jagdsteig zurück ins Tal - 3h.
Dort gabs dann leider noch eine böse Überraschung - der Hinterreifen meines Radls war platt und wäre nur durch einen Ersaztschlauch zu reparieren gewesen.
So hatschte ich zunächst per Pedes heimwärts, nach 1,5h Stunden hatte ich dann die Nase voll, sch... auf die Felge, ich setzte mich aufs Radl und rollte ganz leidlich bis nach Scharnitz - die Felge hats sogar überstanden, gute Qualität.

Fazit:
Lange, konditionell anspruchsvolle Tour, landschaftlich Großartig, vom Kletterspaß allerdings nur bedingt zu empfehlen. Eine, die allerdings wirklich haarige Stelle (II), sonst meist Gehgelände T5, teilweise I.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (4)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 30. Juni 2011 um 10:22
Hallo!

Tja, megageile Tour auf der ich logischerweise auch mehr als gerne dabeigewesen wäre.
Tragischerweise muß ich die ganze Woche arbeiten(Urlaubsvertretung), da geht LEIDER gar nix.
So vergingen die wirklich unwiederbringlich schönen Tage bergsteigerisch ungenutzt und die kostbaren stabilen Tage(Mo/Di/Mi) sind jetzt Geschichte.

Gratulation zur Tour selber, auf den Bockkarlspitz wollte ich nun auch mal, seit dem ich Anfang Mai auf der Großen Riedlkar war.
Schön, daß es nun hiervon einen Bericht gibt!
Muß ich auch mal erkunden die Ecke.
Werde nächste Woche, wenn ich wieder frei habe voll durchstarten....dann kann mich die Arbeit mal kreuzweise...hoffentlich kommen noch ein paar so schöne Tage wie zuletzt.
Du weißt ja als Naturfreund und "Karwendelnarrischer" wie megaÖDE es ist an einem solchen Traum-Montag im Laden sein zu müssen......

Nächste Ziele:
- Barthgrat
-Übergang Kleiner Falk zum Risser Falk(Überschreitung) und Abstieg ins Falkenkar
-Spritzkarspitz von N über die Eiskarln und weiter über den Westgrat zur Eiskarlspitz(III)- Überschreitung der Eiskarlspitze
-Kumpfkarspitze
-Grubenkarspitz Ostgrat und Plattenspitze
-Toter Falk/Turmfalk und Übergang zum Laliderer Falken
und und und....Du weißt ja...die Pläne gehen einem NIE aus in dem schönen Gebirg'

Melde Dich wenn Du bei der einen oder anderen Tour dabei sein willst!

Mit besten Grüßen, Gunter


kardirk hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juni 2011 um 20:25
Hallo,

Deine Ziele klingen alle sehr verlockend, besonders die Spritzkarspitze steht schon lange auf meinem Wunschzettel. 3x stand ich schon auf der Eiskarlspitze und blickte sehnsüchtig herüber, immer war schon zu spät oder das Wetter war unsicher für eine Überschreitung. An der Plattenspitze war ich auch schon, aber für den Übergang wars da auch schon zu spät - Bericht folgt mal, war schöne Bivaktour.
Die Touren an den Falken sind auch sehr reizvoll.
Schaun wir mal, vielleicht ergibt sich ja was.
Hab allerdings Bedenken ob meine Kostitution deiner standhalten kann, Du bist doch viel besser im Training.

Hier noch ein schöne Ziele:
Vogelkarspitze über Vogelkarscharte
Birkköpfe von den Ödkarspitzen aus
Übergang Innere Riegelkarspitze Nördl. Jägerkarspitze
Jägerkarlspitze - Praxmarerkarspitze
Roßkopf SO-Grat ect.....

Viele Grüße
Dirk

ADI hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juli 2011 um 10:16
Hallo, Dirk!

Innere Rigelkarspitze-Nördliche Jägerkar klingt sehr interessant.
Konnte bei meiner Begehung des Rigelkars im Juni letzten Jahres die Innere Rigelkar überhaupt nicht entdecken in dem ganzen Gewirr aus Grattürmen etc..
Du warst wahrscheinlich schon oben, der Grat soll ja laut AV-F. auch lohnend und II sein.
Kannst was darüber berichten??
Tät mich interessieren.

VLG, Gunter

kardirk hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juli 2011 um 20:16
Hallo Adi,

war zwar schon öfters in der Nähe, aber auf der Inneren Riegelkarsptze war ich noch nicht. Der Grat zur Nörl.Jägerkarspitze sieht dabei ziemlich abenteuerlich aus und soll laut AV doch nur ein IIer sein, der Aufstieg auf die I.R. sogar nur I. Die Südwand sieht dabei sowohl von oben (Katzenkopf od. Mittl. Jägerkarspitze, als auch von unten ziemlich ungangbar aus. Naja - muß man mal erkunden.
Die nächsten Wochen hab ich eh keine Zeit.

Viele Grüße und Hoffnung auf besseres Wetter
Dirk


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