Mönch, 4107m - Geduld wurde reichlich belohnt


Publiziert von Linard03 , 28. Juni 2011 um 13:32.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:26 Juni 2011
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 653 m
Abstieg: 653 m
Strecke:Jungfraujoch - Mönchsjochhütte - Mönch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per Bahn bis Jungfraujoch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito

Geplant war an diesem Wochenende, dass ich mit meinem Geschäfts-Kollege am Samstag den Mönch in Angriff nehme und am Sonntag die Jungfrau-Besteigung folgen sollte. Soweit der Plan ...
Da unser Bergführer bereits am Freitag mitteilte, dass die Jungfrau "zu 98%" nicht möglich sein werde (seit 3 Wochen war niemand mehr oben; Schnee zu weich, zu heikel), sagte mein Kollege ab - denn er war schon einmal auf dem Mönch.
So wollte ich denn alleine mit dem Bergführer den Mönch am Samstag besteigen, was wiederum den Vorteil hätte, dass ich am Samstag-Abend bereits wieder bei der Familie wäre. So weit also alles klar - oder doch nicht?


Aufgrund der langen Anfahrt reiste ich bereits am Freitag-Nachmittag auf die Kleine Scheidegg, wo ich übernachtete. Sicht war allerdings gleich Null; die Nebelgrenze lag ziemlich genau auf der kleinen Scheidegg. Aber für morgen Samstag war ja mehrheitlich schönes Wetter angesagt ...
Am anderen Morgen sah es um ca. 6 Uhr zwar nicht so schlecht aus, aber bereits eine Stunde später zogen bedrohlich Wolken auf und auch wieder Nebel, sodass die Spitzen von Eiger, Mönch und Jungfrau nicht mehr zu sehen waren.

So nahm ich denn mit etwas gemischten Gefühlen (bezgl. Wetter) die erste Bahn auf's Jungfraujoch, wo ich meinen Bergführer (Dani) traf. Der Blick nach draussen verhiess nichts Gutes: null Sicht, Schneesturm (Wind mit 70 kmh) ...
Etwas ratlos und konsterniert nahmen mehrere Bergführer mit ihren Gästen zur Kenntnis, dass SF Meteo einmal mehr mit ihrer Prognose einmal mehr ziemlich daneben lag; entsprechend fielen die Kommentare aus ...

Trotzdem wollten wir mal nach draussen um selbst zu beurteilen, wie's wirklich ist. Am Ausgang des Sphinx-Stollen's bestätigte sich jedoch der Eindruck, den wir schon durch's Fenster erhalten haben. Zudem kam soeben eine 3er-Seilschaft von der Jungfrau zurück; sie wühlten sich vergeblich durch die Schneemassen und mussten umkehren.
Auch wir kehrten in die Wärme zurück, denn so machte nicht mal der Gang zur Mönchsjochhütte Sinn. Eigentlich wollten wir hier die Übung abbrechen und ich machte mich schon mal mit dem Fahrplan für die Rückfahrt vertraut.

In Gesprächen mit anderen Bergsteigern stellte sich heraus, dass die Meisten denselben Plan hatten: Samstag Mönch, Sonntag Jungfrau. Inzwischen hatten sich dann alle entschieden, die Nacht in der Mönchsjochhütte zu verbringen, um dann am Sonntag entweder den Mönch oder die Jungfrau-Besteigung zu versuchen.

Da mein Bergführer am Sonntag Zeit hatte und ich eigentlich auch nichts Spezielles geplant hatte (ausser natürlich Familien-Zusammensein!), entschieden wir uns ebenfalls für diese Variante. Da also ein langer Hütten-Nachmittag bevorstand, mussten wir uns nicht beeilen. So nutzte ich die Zeit, um wieder mal dem Eispalast einen Besuch abzustatten; das letzte Mal war ich wohl vor ca. 10 Jahren auf dem Jungfraujoch.

Als wir uns dann zur Hütte aufmachten, blies der Wind unvermindert stark und die Sicht war noch immer gleich Null. Zudem regnete es bis zur Hütte (!). Der Bergführer meinte, dass er dies noch nie hier oben erlebt hätte ...
Mit interessanten Gesprächen und etwas Dösen wurde es Abend, doch das Wetter verbesserte sich nicht. Gebannt verfolgten dann ca. 20 Leute vor dem TV die Wetterprognosen. Frau Bähler's Aussage "... es gab heute doch noch ein paar Wolkenfelder ..." wurde mit lautem Gelächter quittiert ... Erst gegen 20.30 Uhr sah man erstmals Umrisse des Trugberg's - sollte es morgen Sonntag tatsächlich schön werden? Ich hatte nach wie vor Zweifel ...

Um 05.45 Uhr standen wir auf und natürlich bestand die erste Aktion darin, einen Blick nach draussen zu werfen: Traumwetter, keine Wolken! Nach dem Frühstück zogen wir also um 06.30 Uhr gemütlich los. Zuerst über ein paar Felsen, bald jedoch folgten erste Firnfelder, sodass wir unsere Steigeisen montierten.
Der Regen hatte auch etwas Gutes, es herrschten an diesem Morgen absolute Traumbedingungen: harter, guter Trittschnee. Die Bergführer waren sich einig: bessere Verhältnisse gibt's nicht am Mönch! Im ersten Drittel bekundete ich noch etwas Mühe - trotz langsamen Gehens machte sich wohl die Höhe bemerkbar.

Aber je höher wir stiegen, desto besser kam ich in Rhythmus. Allerdings erlaubte das Gelände kein Verschnaufen; von Beginn an ging's steil aufwärts. Da genügend solider Trittschnee vorhanden war, mussten die Felsen nicht überklettert, sondern konnten meist umgangen werden.
Mehrere Male musste ich inne halten, um ein paar Fotos zu machen und die traumhafte Kulisse zu bestaunen. Im langen Steilhang unterhalb des Vorgipfels musste ich dann nochmals zwei Verschnaufpausen einlegen; die Beine wirkten etwas schwer, zudem musste ich nach Luft japsen ... ;-)

Dann standen wir jedoch auf dem Vorgipfel; vor uns lag der bekannte Gipfelgrat, vor dem ich schon lange grossen Respekt hatte (aufgrund diverser Fotos). Voller Konzentration nahmen wir den Grat in Angriff, welcher dann problemlos bewältigt wurde.
(im Nachhinein empfand ich den Gipfelgrat weitaus weniger dramatisch, als gewisse Stellen im Mittelteil des Aufstieges, welche teilweise sehr ausgesetzt waren. Dies ist jedoch meine ganz persönliche Beurteilung)

Ja - und dann standen wir nach nur gerade 1.5 Std. Aufstieg auf dem Gipfel des Mönch! Es machte sich ein unbeschreibliches Glücksgefühl breit; ich war dankbar, dass ich diesen Moment erleben durfte. Ein unglaubliches Panorama bot sich uns; eine maximale Fernsicht; ohne eine einzige Wolke!
Den Eiger (aus ungewohnter Perspektive) und die Jungfrau in unmittelbarer Nachbarschaft, der Blick zum Schreckhorn, Fiescherhörner und hinunter auf den Aletschgletscher; im Hintergrund grüsste das Matterhorn und Weisshorn, etc. - einfach nur schön!!

Nach vielen Fotos machten wir uns wieder an den Abstieg, denn nach anfänglicher Windstille begann es auf dem Gipfel doch wieder heftig zu winden. Zunächst beobachteten wir aber noch den Tourenskifahrer und den Snowboarder, welche versuchten, die Ostabfahrt zu machen. Nach wenigen Metern verharrten sie mind. 20 Min. in der 50° steilen Wand, da sie offensichtlich auf Blankeis standen. Weitere 30 Min. auf dem Gipfel warten hätte sich bestimmt gelohnt - zudem wäre die Südabfahrt die bessere Entscheidung gewesen.
(gemäss Aussage eines anderen Bergführer's rutschten die zwei dann auch ein ganzes Stück ab, bevor sie sich dann wieder fingen und doch noch fahren konnten ... - wohl eher etwas fahrlässig denn gewagt - mit normalen Tourenski's, ohne Kanten und ohne griffbereitem Pickel ...?)

Den Gipfelgrat und den Steilhang meisterten wir ohne Probleme und Gegenverkehr, was die Sache erleichterte. Erst im mittleren Abschnitt kamen uns einige Seilschaften entgegen, wodurch es an gewissen Passagen etwas Stau gab.
Im gesamten Abstieg war nochmals vollste Konzentration gefordert, jedoch passierten wir alle heiklen Stellen problemlos. Eigentlich hatte ich mit 2.5 - 3 Std. alleine für den Aufstieg gerechnet (so wird's auch überall angegeben). Jedoch standen wir 3 Std. nach Verlassen der Hütte bereits wieder auf der "Mönchsjoch-Autobahn", also inkl. allen Pausen.

Nach einem Kaffee-Halt auf dem Jungfraujoch nahmen wir um 10.30 dann die Bahn, welche uns wieder talwärts brachte. Die lange Zugfahrt nach Hause verkürzte ich mir mit Betrachten der vielen Fotos - es war einfach unbeschreiblich schön!

Danke Dani für die tolle Tour!!

Fazit:
eine kurze, aber knackige Tour mit traumhaften Ausblicken!

Verhältnisse:
wie im Text erwähnt, absolut perfekt. Allerdings war's für die Höhe schon im Aufstieg etwas zu warm. Im Abstieg weichte der Schnee dann bereits etwas auf; zumindest im unteren Drittel - und dies bereits um ca. 9 Uhr!

Hütte:
da wurde ja schon Einiges (v.a. Negatives) erzählt und geschrieben. Ich kann eigentlich nur Positives berichten: in welcher Hütte wird man z.B. noch mit Handschlag begrüsst? Das Hüttenpaar war äusserst freundlich, das Essen war fein (auch der Rotwein ...), die Hütte geräumig und sauber.
Das einzig Negative war, dass die slowenischen Gäste morgens um 4 Uhr polternd und rücksichtslos lärmend aufstanden, als sei sonst niemand in der Hütte ...

Zeiten:
- Abmarsch Mönchsjochhütte: 06.30 Uhr
- Gipfel: 08.00 Uhr
- am Ausstieg: 09.30 Uhr

Tourengänger: Linard03


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Kommentare (3)


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TeamMoomin hat gesagt: Gratuliere..
Gesendet am 28. Juni 2011 um 20:08
zu diesem tollen Gipfelerlebnis, schöne Bilder hast du gemacht. Du hast da ja echt super Verhältnisse erwischt! Hast du in nächser Zeit mal nen Tag frei für was kleineres?

Grüsse

Oli und Moomin

gero hat gesagt: Gratulation...
Gesendet am 29. Juni 2011 um 10:54
... lieber Richard, zu dieser Traumtour, dokumentiert durch einen interessanten Bericht und beeindruckende Fotos !

Beste Grüße vom Georg

Linard03 hat gesagt: RE:Gratulation...
Gesendet am 29. Juni 2011 um 20:25
Hallo Georg,
freut mich, dass Dir mein Bericht gefallen hat!
Und gewisse Fotos zieren bereits meinen Bildschirmschoner ... ;-)

Gruss zurück!


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