Über Sieben Hengste musst du geh'n....


Publiziert von Mel , 25. Juni 2011 um 20:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:25 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 850 m
Strecke:Innereriz - Sieben Hengste - Habkern (13,5 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Innereriz, Säge
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Habkern, Post
Kartennummer:1208

Trotz bereits mehrjähriger Mitgliedschaft beim SAC Bern habe ich es bisher noch nie auf eine derer Touren geschafft. Dies lag zum Einen daran, dass entweder die Touren oder dann mein eigene Agenda längst vor dem Stichtag ausgebucht waren. Zum Anderen hatte ich auch gewisse Bedenken, ob ich denn mit den anderen Teilnehmer der Gruppe mithalten kann.

Dass diese Bedenken nicht ganz unberechtigt waren, merke ich auf der heutigen Premiere schon nach wenigen Höhenmeter. Spätestens als wir uns nach etwa einer halben Stunde im steilen Grätli wiederfinden, kann ich das angeschlagene Tempo definitiv nicht mehr mithalten. Der Aufstieg verlangt mir vorallem im unteren Teil höchste Konzentration ab, da der kaum ausgetretene Pfad durch unmengen feuchten Gestrüps führt. Zweitweise wünsche ich mir eine Machete. Der feuchte Boden trägt nicht unbedingt zur Sicherheit bei; abermals glitschen wir aus.

Weiter oben wirds dann stellenweise waldiger und der ein oder andere Baum bietet sich als willkommene "Kletterhilfe" an. Der schönste Teil des Grätlis folgt fast am Schluss, als das Terrain langsam felsiger wird und der immernoch undeutliche Pfad von massenhaft blühenden Alpenrosen gesäumt ist. Auch können wir hier schöne Tief- und Weitblicke geniessen, auch wenn letztere etwas durch das wolkige Wetter getrübt sind.

Ich bin froh, als wir nach etwas mehr als eineinhalb Stunden auf dem ersten der Sieben Hengste ankommen und ich bei einer kleinen Pause kurz durchschnaufen und etwas trinken kann. Dass für mich das Leiden nun aber erst richtig beginnt, ahne ich zu dem Zeitpunkt noch nicht....

Weiter gehts mehr oder weniger weglos, wobei die Richtung stets gegeben ist. Je länger wir an der oberen Kante der Hengste traversieren, desto deutlicher spüre ich, dass mein lädierter rechter Fuss (="Bergfuss") nicht mehr lange mitmachen wird. Mangels Alternative gibt es aber nichts anderes als durchbeissen. Innerlich beginne ich mich zu verfluchen, dies bei der Tourenplanung/-vorbereitung /- anmeldung etc. nicht berücksichtig zu haben. Es war mir schlicht nicht bewusst, dass ein grosser Teil dieser Überschreitung aus traversieren besteht...

Als wir dann die ersten Karstfelder erreichen, bin ich sehr erleichtert, meinen Fuss endlich wieder einigermassen gerade aufsetzen zu können. Die Felsen sind gut zu begehen, überhaupt nicht rutschig und selten tritt man auf lose oder wacklige Steine. Einzig wenn man kurz die Hände einsetzten muss, gilt es etwas aufzupassen, denn der Stein ist teilweise spitz und scharf wie ein Messer. Bei aller Faszination für die fast künstlerisch anmutenden Felsstrukturen gilt es auch jetzt, sich zu konzentrieren. Ein Fehltritt könnte hier sehr tiefe Konsequenzen haben, im wahrsten Sinne des Wortes. So bleibt mir leider auch nicht viel Zeit für Fotopausen, denn ich will möglichst denn Anschluss an die Gruppe nicht verlieren. So ganz alleine in diesen Karstfeldern würde es mir dann doch zu mulmig werden...

Kurz vor der Schibe, dem letzten Hengst, nehmen wir unser Mittags-Picnic ein und steigen dannach weglos nach Oberberg ab, wo wir auf den markierten Bergweg treffen. Hier entscheide ich, dass für mich heute Schluss ist. Auch wenn es mich extrem wurmt und ich gerne mit der restlichen Gruppe noch das Tropfloch anschauen gegangen wäre. Aber Vernunft geht vor und Löcher laufen wohl nicht davon... Also steige ich - zusammen mit einer anderen Teilnehmerin - durch das schöne Seefeld mit seinen unzähligen Teichen und Tümpeln ab via Chromatta nach Habkern, wo bereits das Postauto auf mich wartet.

Im Nachhinein hinterlässt diese Tour bei mir etwas gemischte Gefühle. Einerseits war es ein sehr abwechslungsreicher Tag in einer unglaublich schönen und einsamen Landschaft. Andererseits fühlte ich mich während der gesamten Tour stets leicht gestresst und konnte es irgendwie gar nicht richtig geniessen. Die körperlichen Beschwerden haben dies natürlich noch verstärkt und schlussendlich zur Resignation geführt. Ich glaube, ich werde diese Wanderung irgendwann wiederholen. Mit einem gesunden Fuss, viel Zeit und entweder alleine oder mit Beigleitern, mit denen ich in Sachen Tempo besser harmoniere . So könnte dies nämlich eine wundervolle Genusstour werden :-)

Tourengänger: Mel


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Kommentare (12)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 26. Juni 2011 um 21:33
> abwechslungsreicher Tag in einer unglaublich schönen und einsamen Landschaft. Andererseits fühlte ich mich während der gesamten Tour stets leicht gestresst und konnte es irgendwie gar nicht richtig geniessen

du darfst das nächste Mal gerne mit uns mitkommen: Für die weitere Wanderung durch die Wild- und Naturschutzgebiete (Hohgant) brauchten wir etwa dreimal länger als angeschrieben...

gemütliche grüsse aus der nordwestschweiz ;-)
dani

Mel hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2011 um 13:26
ja das klingt doch schon eher nach meinem gusto :-)

Henrik hat gesagt: ...das kommt mir bekannt vor...
Gesendet am 27. Juni 2011 um 17:35
> diese Bedenken nicht ganz unbegründet waren

Bei mir liegt das Jahre zurück bei Schneeschuhtouren ...das führte dazu, dass ich nie weitere Gruppenanschlüsse dieser Art suchte...dafür TuT auf hikr....das ist mein/unser Tempo!

alpinbachi hat gesagt:
Gesendet am 26. Juni 2011 um 22:23
Wir haben wohl eine ähnliche Pendenzen- Liste!? Auf meiner steht das „Grätli“ noch. Schön zu wissen dass der Pfad nun „gepfaded“ ist durch die Gruppe rüstiger SAC’ler... Genau vor solch einem Eilmarsch graut mir, deshalb bin ich auch noch nie bei meiner Sektion mit auf eine Tour... Passiert mir ab und zu, dass ich den Berg hinauf schnaufe und dann von hinten überholt werde in einem wahnsinns Tempo von einem Senior der doppelt so alt ist wie ich.... (-: LG Bachi

Mel hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2011 um 13:28
>Wir haben wohl eine ähnliche Pendenzen- Liste!?
wir wissen halt einfach, was schön ist ;-)

alpinbachi hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2011 um 17:30
Genau... Der Gasterespitz ist ja auch noch so ein Kandidat...

Mel hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2011 um 13:37
genau! das wäre bei mir dann der 3. versuch. und wie heisst es so schön: aller guten dinge sind drei :-)

Runner hat gesagt: gestresst am Wandern...
Gesendet am 3. Juli 2011 um 12:47
...ist sicher nicht sinnvoll. Es soll ja (auch) um Erholung gehen. Wurde denn da in der Gruppe nicht Rücksicht genommen? Schade... Aber trotz Stress wie immer super Bilder? Chapeau!

Mel hat gesagt: RE:gestresst am Wandern...
Gesendet am 3. Juli 2011 um 17:48
doch, doch, die tourenleiterin resp. die ganze gruppe hat schon immer wieder gewartet und so, aber irgendwie "stresst" es mich trotzdem, wenn ich weiss, dass ich das tempo der andern nicht mithalten kann... danke fürs kompliment. ich werde aber sicher nochmals dort hin gehen und noch mehr fotos machen! die karstformationen find ich nämlich unglaublich faszinierend und schön :-)

Runner hat gesagt: RE:gestresst am Wandern...
Gesendet am 3. Juli 2011 um 18:03
Das denke ich mir. Die Hengste - wie auch die Schrattenfluh - kenne ich nur aus der Ferne. Wie schaut es bez. "Schwindelfreiheit" mit den Anforderungen aus?

Mel hat gesagt: RE:gestresst am Wandern...
Gesendet am 3. Juli 2011 um 19:25
wenn du nicht ganz schwindelfrei bist, würde ich den aufstieg übers grätli nicht unbedingt empfehlen. die karstfelder selbst erachte ich dagegen als nicht so problematisch. ab und zu hat es zwar schon ganz schön tiefe löcher und spalten, aber du kannst dir den "weg" mehr oder weniger selber zusammen stellen und so heikle passagen problemlos umgehen :-)

Runner hat gesagt: RE:gestresst am Wandern...
Gesendet am 3. Juli 2011 um 19:58
Besten Dank für den Hinweis. Bei mir ist es eben ein bisschen "komisch"; wenn es Seile und Griffe hat, habe ich in der Regel kein Problem. Vorderglärnisch, Säntis über Tierwis, Ortstock beispielsweise gehen Problemlos. Aber manchmal reicht mir ein Couloir mit mittelprächtiger Neigung um ein mulmiges Gefühl zu bekommen... naja!


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