.... wie am Sonntag reiste auch der Knirps wieder mit und der Flugzug bestand aus ordentlichen Waggons (Verzeihung, die sind immer in Ordnung), aber so bequem wie im Einheitswaggon 1.Klasse eben halt doch nicht. Immerhin schmückt den Kopfteil ein rotes Plätzli, dem das Schweizerkreuz noch fehlt – dieses ist in der Zwischenzeit im 1.-Klasse-PanoWaggon Realität geworden (so viel ich weiss in den revidierten Wagen). In Oerlikon scheint die Sonne und die Schnellzüge durcheilen den Bahnhof wie glänzende Schlangen. Nach kurzer Umsteigezeit rollt die S-Bahn heran, die mich nach Winti bringt. s’Edith steigt in denselben Zug am Flughafen ein und wir treffen aufeinander am Gleis 6 in der zweitgrössten Stadt des Kantons Zürich. Das Wetter hat bereits umgeschlagen – es ist bewölkt.
... statt nach Bauma bzw. ins Tösstal habe ich heute einen Ausflug zusammengestellt, der noch nicht den Weg auf hikr. gefunden hat, den ich aber mit Regula im Frühjahr 2007 unternommen habe. So verbleiben zwanzig Minuten bis zur Abfahrt der S-Bahn nach Stammheim – diese nutzt s’Edith für einen Apothekenbesuch, während ich etwas zappelig die Uhr immer wieder konsultiere, da die Warteschlange am Desk nicht kleiner sondern grösser wird.... Dafür stehe ich noch kurz an, da im Coop Pronto noch Nachschub für meinen Wasserstandsanzeiger notwendig erscheint. Zuerst nach Andelfingen gefahren (mit der S 16), dort umsteigen in den NFB (Linie 605) und wir staunen über diesen grünen Kantonsteil, der gewiss auch viele Wege anzubieten hat – gäll, do gömer denn au emol go wandere! Der nur mit uns besetzte Bus (!) fährt durch diese Orte: Kleinandelfingen, Ossingen, Oberneunforn, Waltalingen, Guntalingen nach Stammheim – der grosse Bahnhofsplatz wirkt überdimensioniert. Wir orientieren uns kurz am WW-Weiser und schlagen die Richtung Nussbaumen ein. Der Ort wirkt etwas leblos, vielleicht liegt es daran, dass noch Mittagszeit ist oder „alle“ sind am Arbeiten! Am Ortsrand erhebt sich Burghalden, das wir nicht ansteuern, sondern den Weg ins Tütteltal, dort eine Kurve nehmen und kurz danach am Südhang in den Reben stehen – es beginnt zu tröpfeln. s’Edith kramt den Knirps hervor (den im Burberry-Look). Von hier geniessen wir trotz der zunehmenden Bewölkung die weite Rundsicht über den Kanton ZH und den nahenden Kanton TG – auch die auf einem Hügel prominent wirkende Galluskapelle von Oberststammheim kann uns noch aufhalten. Nach wie vor verbleiben wir auf dem Rebenweg zum Weiler Tallmüli, in einem weiten Bogen gelangen wir zum Hof bei Pt. 486, dann zuerst auf einem Betonband (Klassifikation zwingend T 1) via Hof St. Anna zum Ölenberg (ohne Kreuz ...), wo wir eine Bäuerin antreffen und sie in ein kleines Gespräch verwickeln: wir fragen nach den Getreidesorten, die hier angebaut werden, wir fragen nach den Auswirkungen des Regenmangels und erfahren dabei Wissenswertes über die Flora. Über uns segeln Bussarde und Milane. Letzte Frage dann noch, wann wir auf die Kantonsgrenze treffen ... keine 200 m weiter vorne, beim nächsten Waldstück. Kurz davor noch eine neue Sitzgelegenheit, die die Landfrauen von Stammheim hier im Mai 2011 hingestellt haben – die letzten Regentropfen verabschieden sich. Wenn Strassenbeläge von einem Kanton in den andern oft wechseln, an WW ist nichts derartiges zu vermelden, ausser die Rhomben tragen die Kantonswappen. Ich entscheide mich, nicht dem WW nach Nussbaumen zu folgen, kürzen hier ab und queren die Kantonsstrasse, stehen vor einem ausladenden Nussbaum (fürs s’Edith), und finden uns in parkähnlicher Kulturlandschaft. Der Regen hat vollständig aufgehört, dafür ist es noch grau.
.... kurz vor dem Nussbommersee streift der WW nochmals die Kantonsgrenzen, einmal Zürich retour bzw. TG. Im „Wäldeli“ Moshölzli begegnen wir den einzigsten Wanderern des heutigen Tages – etwas später führt der WW an der Badi vorbei, kommt mir diese Szene in Erinnerung, die Badenden von Renoir, Cezanne oder Picasso – verstohlen spazieren wir an ihnen vorbei. Die Wegführung, auf der wir nun über ein Stunde verbleiben, hat Veränderungen erfahren zu 2007: neue Pfade, zum Teil auf Holzstegen, mit Torf gefestigt und Umwege, wenn die drei kleinen Seen, die die Überreste von Moränenstauungen sind, Hochwasser führen sollten. Zudem befinden wir uns auch in Naturschutzgebiet (die Vergandung kann an mehreren Stellen beobachtet und eingesehen werden) – die reiche Flora ist auffallend. Die Ruine Hälfenberg besuchen wir nicht – die beim Bürgerriet anzutreffende Hütte kann als Raststätte dienen (mit grossem Abfallsack!), es sind auch Holzbänke und Tische vorhanden. Am Südufer des Hüttwilersees ist beschauliches Wandern auf weichstem Boden anzutreffen – via Hof Seehof auf den Huebbüel zum Weiler Hinderhorbe schliesslich zum Vorderhorbe – die Hofläden wecken das Interesse bei Edith, zwischenzeitlich konsultiere ich wieder die Karten, um andere als WW zu entdecken...während ich also kleine Pausen erhalte, komme ich zum Fotografieren (gäll laponia41).
....unterhalb des Flurgeländes Schoore verläuft ein Weg, den ich anpeile ... die erste Steilstufe des heutigen Tages... mehr als ein T 1! Gleich einer Mulde, die zu bewältigen, knöcheltiefes Laub, darunter die Oberfläche nur zu erahnen ist und keine Wurzeln oder Äste, um sich festzuhalten. Wir befinden uns danach erneut auf einem off. WW und dann die Überraschung – wir sind nicht mitten im Emmental oder Entlebuch, nein, westlich der Kartause Ittingen – ein Köhlermeiler, ha! Für s’Edith ein Novum...die nahe Infotafel klärt auf: hier wird ab 15. Juli der Meiler in Gang gesetzt bzw. „gezündet“. Das Heranwandern zur Kartause ist dann die Überraschung, die ich fürs Edith bereithalte – ich habe ihr das Ziel bis hierher verschwiegen. Die Freude gross. Nach fast vier Stunden flanieren wir über den grossen PP, an einer langen Holzbeige vorbei (für den Felix nochmals aufgenommen) und betreten das weitläufige Klosterareal, das seit Jahrzehnten ein Kulturknotenpunkt der CH darstellt. Zuerst dem Hofladen Reverenz erwiesen, währenddessen schaue ich mich etwas auf dem Areal um, sehe Storchenhälse aus einem Nest hervorlugen, nur knapp reicht es zum Fotografieren...und dann eine bes. schöne Holzbeige!
....das Restaurant Mühle in der Kartause hat viele Tische draussen aufgestellt, doch nur wenige Gäste finden wir vor. Wir setzen uns nun an die Sonne, ja, sie hat auch den „Weg“ in die Kartause gefunden. Wir bestellen etwas Salziges, den kleinen Klosterteller mit vers. Käsesorten, dazu Tee und einen Gespritzten. s’Edith holt ihren noch nicht ganz trockenen Knirps hervor und ich entdecke damit ein paar Topshots – „fast wie in guten Filmen“ meint s’Edith.
.... die wenigen Minuten zur Postautohaltestelle (Warth Post) durch den Klosterkräutergarten runden diesen landschaftlich reichen Nachmittag fürstlich ab, kaum an der Haltestelle eingetroffen, isch s’Poschti do. In Frauenfeld sucht s’Edith vergeblich den „Blick am Abend“ – der IC bringt uns nach Zürich.
Und eine alte Tradition wird auch im TG gepflegt – die Köhlerei!
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