Über endlose Schuttfelder und Steilgras auf die Hochkarspitze(2484m)


Publiziert von trainman , 16. Juni 2011 um 22:28. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:15 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Scharnitz-Larchetalm-Hochkarspitze-Scharnitz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW ( oder Zug) nach Scharnitz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Gasthöfe in Scharnitz
Kartennummer:Kompass Nr. 26 1:50000 oder AV-Karte Karwendel Westliches Blatt 1:25000

Der östliche Nachbarberg des Wörner wird nur selten besucht.
Das liegt vor allem am langen Zustieg.
Es sind immerhin von Scharnitz 10km auf der Forststrasse bis zum Einstieg ins Großkar, die zu Fuss oder mit dem Bike zu bewältigen sind.
Hüttenfreunde haben hier das Nachsehen, es gibt keine als Zwischenstation geeignete Unterkunft.
Auch die Larchetalm wird im Augenblick nicht bewirtschaftet.
Der Aufstieg selbst ist auch nicht gerade ein Spaziergang und kann nur sehr  trittsicheren Gehern mit hervorragender Kondition empfohlen werden.
Ein Gespür für die Wegfindung sollte man ebenfalls mitbringen, sonst könnte man in gefährliches T6-Gelände geraten.
Bei idealer Wegwahl bleibt man aber im Bereich T4+/I+.

Start in Scharnitz mit dem Bike ins Karwendeltal, bis auf ein steileres Stück gleich zu Beginn insgesamt bequem zu fahren.
Vorbei an der Larchetalm erreicht man den Großen Schafstallboden, hier nimmt man einen etwas groben Forstweg nach links. Weiter bis zur zweiten Abzweigung nach links, auf der man bald zu einer grossen Wiese kommt.
Jetzt geht es zu Fuss weiter, zuerst kurz auf einem Karrenweg, dann sehr steil in den Wald hinauf auf kleinem Pfad.
Anhaltend steil weiter in das untere Grosskar, ein endlos erscheinendes Schuttfeld.
Äusserst mühsam hinauf, etwa auf die Mitte des sperrenden Riegels zu, der das untere vom oberen Grosskar trennt.

Die Überwindung dieses Riegels ist das eigentliche Problem dieser Tour.
Besser wäre es, im unteren Grosskar gleich nach links zu queren um den dort hochziehenden Jagdsteig zu finden.
Das ist nicht ganz einfach, aber wenn man ihn erst einmal hat, so geht es überraschend leicht in das obere Kar, zwar mühsam, aber ohne heikle Passagen.
Dabei ist es wichtig, an einer Stelle, wo dieser Steig auf eine weitere, von unten kommende Spur trifft, eine Markierung zu setzen(kleinen Steinmann bauen) um beim Abstieg hier abzuzweigen.
Die andere Spur darf nicht verfolgt werden, sie führt laut ADI  in sehr böses Gelände(mindestens T6).
Ohne eine solche Markierung ist diese nötige Abzweigung im Abstieg sehr schlecht  zu erkennen. 
Wir hatten die Route durch die Mitte gewählt, zuerst kommt ein sehr steiler felsdurchsetzter Grashang, der noch guten Halt bietet.
Dann aber steht man vor einer Wand, die eine Linksquerung auf einem sehr schmalen Felsband notwendig macht.
Das Band hat zu allem Übel eine leichte Abwärtsneigung und an einer etwas abdrängenden, ausgesetzten Stelle finden die Hände nur schlechten Halt.
Diese Passage ist nur einige Meter lang, aber der Grund für die T5- Einstufung.
Hier darf absolut kein Fehler passieren!!!

Danach leichter über Gras ins obere Kar.
Hier hält man sich rechts auf die Hochkarspitze zu.
Auf einer vor allem zu Beginn unangenehm steilen, aber gestuften Grasrippe geht es zügig höher bis unter die Scharte,die man über steile brüchige Schrofen erreicht(T4+).
Noch etwas Kletterei auf dem Grat(I+), dann ist man oben.
Wie erwartet hat man beste Aussicht vor allem auf den Karwendelhauptkamm und ins Voralpenland, die vielen Wolken störten leider ein wenig.

Abstieg wie Aufstieg ins obere Kar, den unteren steilen Teil der Grasrippe haben wir durch Ausweichen nach rechts in Schnee und Schutt umgangen.
Dann  in Abstiegsrichtung nach rechts zum besagten Jagdsteig und leicht nach unten, einige nette "Geröllabfahrten" inklusive.

Fazit: Keine lockere Spasstour, ungewöhnlich mühsam, nur für Leute, die mit weglosem Gelände vertraut sind. Im Frühsommer ein Blumenparadies!

Mit auf Tour: Bergspezi  Hans.

Tourengänger: ADI, trainman


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Kommentare (8)


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alpensucht hat gesagt: Super Tour,
Gesendet am 16. Juni 2011 um 23:23
die ihr da gemacht habt! Es freut mich sehr, mal wieder etwas ungewöhnliches aus dem Karwendel zu lesen. An Himmelfahrt hab ich mit einem Bergfreund auf dem Bäralpl übernachtet-direkt östlich unter eurem Gipfel :)

Gruß, Benni

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 17. Juni 2011 um 20:59
Schöne Tour, bin ich gerne gegangen.
Ein Tipp für den Einstieg ins Grosskar. Nicht dem unteren Schuttstrom folgend, sondern bald nach dem Wasserfall den Steigspuren nach links in den bewaldeten Rücken unterhalb des Schönbergs folgen. Auf dem Rücken über Steigspuren bis unter den Steilaufschwung empor, hier Spurteilung links ins Tiefkar, rechts gehts eben weiter ins Grosskar, Die Spur führt in eine Rinne links der Schroffen, die Ihr gegangen seit. Dort kurz durch eine Höhlung empor, dann wieder nach links raus über steile kleinsplittrige Hänge auf Spuren aufwärts, dann relativ eben nach rechts zur unteren Terrasse des oberen Grosskares. Im Aufstieg ganz gut zu gehen, im Abstieg etwas unangenehm wegen vielem kleinsplittrigem Sandgeröll.

VG Kardirk

ADI hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Juni 2011 um 09:35
Hallo!

Vielen Dank für den Tip!
Werd' ich das nächste Mal so machen, allerdings nicht soo bald.
War jetzt bereits 3 Mal oben, das reicht für die nächsten 14 Tage....
Es gibt im Karwendel noch soo viel zu entdecken.....Du weißt ja selbst.
War aber wie immer eine schöne, lohnende Kondi-Tour.

VLG, schönes WE, ADI

Pimes hat gesagt: Aufstieg ins Großkar
Gesendet am 23. Juni 2011 um 23:30
Hallo!

Achtung: Bitte vom Schafstallboden direkt ins Großkar aufsteigen!

(- und nicht wie von Adi beschrieben über die grobe Forststraße und die Wiese = beruhigte Wildäsungsfläche) - hierzu folgt man von der Großkarhütte (Schafstallboden) aus dem Viehzaun etwa 150 m bis zum Zaundurchstieg (hint. kleiner Latschen-/Fichtengruppe) = Steiganfang ins Großkar/Tiefkar weiter dem Steig folgend bis knapp oberhalb des Überganges vom unteren ins mittlere Großkar (ca. 20m breiter Schluf durch Latsche) hier kommt von links (Schönberg) die erste durchgehende Geröllrinne - diese quert dann der Steig in Richtung südwest (Schutzwaldeck) dem Steig weiter folgen - wie von kardirk beschrieben - ins obere Großkar hier an der unteren Terasse (letzte dürre Latschengruppen) endet der Steig ...
Achtung - der von Trainman beschriebene Aufstieg durch die Mitte kann böse - weder vor noch zurück - enden ...
- sich vor dem steilen Felsriegel (zw. mittlerem u. oberem Großkar) links halten - in der letzten Schuttrinne nach oben bis zu dem kleinen Überhang (=kardirk's Höhlung) - unter diesem Überhang kommt man auch auf den relativ ungefählich zu gehenden Steig ins obere Großkar ...

Gruß - Pimes

ADI hat gesagt: RE:Aufstieg ins Großkar
Gesendet am 27. Juni 2011 um 09:47
Hallo, Pimes!

Danke für den Hinweis, wußte nicht, daß man schon von unten aufsteigen kann.
Werde es das nächste Mal genau so machen.

VLG, ADI

ADI hat gesagt: RE:Aufstieg ins Großkar
Gesendet am 27. Juni 2011 um 14:17
Hab den Disput zwischen Dir und Kogo mitbekommen, schön allerdings, daß es zu einer Einigung kommen konnte.
Auch ich möchte mich für einen eventuell faden Beigeschmack Deinerseits(Rote Karre) im Nachhinein entschuldigen.
Ein freundliches Miteinander ist allemal besser als Zwist.
Auch ich bin um jeden Hinweis dankbar, denn auch ich respektiere logischerweise Natur und Tiere.
Deshalb auch nochmal Danke für den Hinweis zum Aufstieg zur Hochkarspitze.

MFG, ADI

Jan hat gesagt: Hochkarspitze
Gesendet am 25. Juni 2011 um 15:20
Hallo!

Schöne Aufnahmen einer schönen Tour. Habe euch glaube ich am Parkplatz radeln sehen, ich war an diesem Tag auf den Sonnenspitzen. Ich wollte die Hochkarspitze vor ein paar Jahren auch im Frühsommer besteigen, bin dann aber im oberen Großkar umgedreht, da es leider zu viel Schnee hatte. Jetzt muss ich wohl doch nochmal dorthin.

Ich lese schon länger deine und ADIs Berichte, insbesondere aus Allgäuer, Karwendel und Lechtal, wirklich immer interessant und lesenswert, danke.

Gruß, Jan




mabon hat gesagt:
Gesendet am 30. Juni 2011 um 21:55
Schon interessant, dass gar kein Schnee mehr war. Letztes Jahr habe ich dieselbe Tour Ende Juni gemacht und hatte noch sehr viel Schnee...


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