4 Gipfel auf dem Weg vom Riedbergpass (1386m) nach Balderschwang


Publiziert von quacamozza , 15. Juni 2011 um 19:56.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 7 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1130 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Riedbergpass-Besler-Dinigörgenalpe-Piesenkopf-Scheuenpass-Hochschelpen-Gelbhansekopf-Balderschwang/Gschwend
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto: Von Sonthofen über die B 19 nach Fischen, dann Richtung Balderschwang zur Passhöhe; mit öV: Bahn nach Oberstdorf und Bus Richtung Hittisau bis zur Passhöhe
Kartennummer:Topographische Karte Allgäuer Alpen 1:50 000

Morgenstund hat Gold im Mund - da das Wetter nachmittags nicht mehr mitspielen würde, geht es heute früh los, auch wenn keine Hochtour ansteht. Der Tagesbeginn um 04.30 Uhr sollte sich allerdings nachhaltig lohnen.

Kurz nach 5 Uhr stand ich startklar an der Bushaltestelle Riedbergpass/Mittelalpe und sondierte den Wegweiser am Straßenrand. Mein erstes Ziel für heute: der Besler (1679m), ein ungewöhnlicher Berg, mit steilen und 800 Meter breiten Fluhen nord- und teilweise auch südseitig. Ein Pendant findet sich bei Jungholz, der Sorgschrofen. Diesen muss ich noch irgendwann mal besteigen.

Ein interessanter, teilweise steiler Anstieg auf dem "Premium-Wanderweg Nagelfluhkette" leitet von der Schönbergalpe (1330m) an den Fuß der Felsen. Der rote Feuerball der aufgehenden Sonne und die bereits warmen Temperaturen sorgten für allerbeste Laune und gespannte Vorfreude.

Oben gibt es zwei Möglichkeiten für die Beslerbesteigung: Ich wählte den direkten Aufstieg über den 2008 eingerichteten Klettersteig. Dazu geht es zunächst entlang der Felswände auf dem nun blau-weiß markierten Weg bis zum Beginn des kleinen Klettersteiges und dann in südwestlicher Richtung etwa 50 Höhenmeter über eine Rampe zur verkarsteten Gipfelfläche. Die Felsen sind bereits abgeschmiert (tja, der Kalk) und dementsprechend rutschig bei Nässe.

Nach wenigen Schritten folgt die erste Gipfelrast des Tages. Es ist selten, dass ich einen Voralpengipfel um 05.50 Uhr erreiche.

Ich ließ die Morgenstimmung auf mich wirken, blieb eine Viertelstunde oben, bis ich auf gleichem Weg über den Klettersteig zur Abzweigung zurückging. Dann verlief der Weg weiter über den Beslergrat mit Blick zu den Gottesackerwänden, bevor der steile und rutschige Abstieg Richtung Freiburgeralpe höchste Konzentration forderte.

Auf asphaltiertem Fahrweg bis kurz vor die Alpe, dann bretteben eine Viertelstunde zur Dinigörgenalpe (1280m). Hier besteht die erste Möglichkeit, auf direktem Weg Balderschwang zu erreichen.

Eigentlich wollte ich zum Frühstück wieder in unserer Unterkunft sein, die Uhr lief jedoch gegen mich. Trotzdem entschied ich mich für die Fortsetzung der Tour, zumal es auf dem Fahrweg zügig vorangehen sollte. An der Abzweigung rechts dem Wegweiser "Piesenkopf 1 1/4 Std." folgen, bis der bequeme Fahrweg auf gut 1400m endet.

Nun geht es linker Richtung ins Hochmoor. Sehr sumpfig war's wegen der zurückliegenden nassen Stunden. Ich habe nachher erfahren, dass eine Gruppe hier barfuß durchgelaufen ist (auch cool). Die Markierungen sind jedenfalls kaum zu finden, eine gute Orientierung nötig. Bei Nebel heißt es umkehren, das Gelände ist unheimlich weitläufig. Und vor allem zeitraubend. Ständig musste ich abwechselnd auf glitschigen Holzstämmen, moorigem nachgebendem Gras und zwischen mehr oder weniger tiefen Wasserlöchern die richtige Balance finden.

An der Alten Piesenalpe (1482m) ist dann dieser mühsame Teil der Tour geschafft. Jetzt steil und weglos den Nordosthang des Piesenkopf hoch, bis auf der Gratschneide wieder eine fantastische Aussicht ins Rohrmooser Tal und die Ifenwände wartet. Der Gratschneide folgen bis zum Gipfelkreuz des Piesenkopfs (1630m).

Zeitbedarf bis hierher: 2 Std. 30 von der Riedbergpassstraße


Es geht nach Norden den Rücken hinab, überraschenderweise (und nicht in der Karte eingezeichnet) auf einem leidlich gutem Bergweg, wenn auch recht steil. Auf ca. 1460m trifft sich der Abstiegsweg mit dem Weg durch das Moor, hier links in leichtem Auf und Ab wieder durch sumpfiges Moorgelände zum Scheuenpass (1406m). Dieser Teil zieht sich beachtlich in die Länge...also, wenn das so weitergeht...habe ich mir alles ganz anders vorgestellt...Blick zur Uhr...kurz nach 8, die anderen fingen also schon alle mit dem Frühstück an. Kein Handyempfang, super :-(.

Den direkten Weg zum Hochschelpen habe ich genauso wenig gefunden wie einen Wegweiser auf dem Scheuenpass (da schon im Führer auf die Nässe dieser Route hingewiesen wird, war ich allerdings auch nicht so scharf darauf, mich hier zu plagen), also hieß es: absteigen bis auf 1240m (oh je, nicht schon wieder: ein steiler rutschiger Pfad), auf dann gutem Fahrweg über eine Bachrinne queren und zur Mündung der Hochschelpenstraße. Auch wenn's jetzt wieder gut 300 Höhenmeter hochging...lieber so als dieses ganze schlammige Sumpfterrain.

Grüne, blühende Bergwiesen und eine hindernislose Rundsicht entschädigten für den Aufwand. Oben auf dem Hochschelpen (1552m) angekommen waren mir nur noch das eigene Frühstück und eine etwas längere Pause wichtig. Hier steht doch eine schöne Bank...dann die Sonne, die Ruhe...was will man mehr?
Handy trotzdem raus, nachdem ich das erste Mal seit einer knappen Stunde wieder Empfang hatte. Nach meinem Anruf (des "verlorenen Sohnes" - O-Ton Gastgeberin) konnte ich mir endlich Zeit lassen. Nicht, dass noch jemand die Bergrettung benachrichtigt. Dabei ging es mir viel besser als es jemals im Tal hätte sein können. Das verstehen nicht alle da unten.

Ich ließ es halb 10 werden, bevor ich die nächste Etappe zum Gelbhansekopf in Angriff nahm. Inzwischen brannte mir die Sonne auf den Pelz und so war es nötig, ein paar zusätzliche kräftige Schlucke Wasser zu trinken und den Sonnenhut aufzusetzen. Natürlich mussten auch die obligatorische Banane und zwei Energieriegel dran glauben, denn mein Tempo war abgesehen von den moorigen Abschnitten recht flott und die Kohlenhydratspeicher mittlerweile leer.

So langsam gelangte ich ins Balderschwanger Skizirkusgelände des Gelbhansekopfes (1437m). Hier ist eine Hütte der Bergwacht zu finden, dazu viele nicht weit entfernte Einkehrmöglichkeiten (selbstverständlich alle geschlossen in der Nebensaison), hässliche Liftanlagen und eine nicht minder unansehnliche Sendestation mit riesigem Mast (wobei der natürlich auch für meinen tollen Handyempfang verantwortlich sein könnte). Jetzt muss man sich nur noch Massen von Skifahrern hinzudenken...

Einige Male schon hatten wir von unten ein abends illuminiertes großes Kreuz ausgemacht. Dieses ist knapp 30 Höhenmeter westlich unter dem Gipfel zu finden. Auch hier lädt eine Bank mit besonders schönem Tiefblick auf Balderschwang und Gschwend zum Picknick ein.

In weiten Serpentinen endlich auf bequemem Weg runter zur Bodenseehütte (1155m), immer mit Talblick, das nahe Ziel vor Augen. Von der Bolgenachbrücke (1003m) noch gut 60 steile Meter aufwärts nach Gschwend und zur wohltuenden Dusche und/oder zum Bus.

Ergebnis: Ich hatte mit 4 Stunden kalkuliert, knapp 6 sind es dann geworden, 5 wären es ohne Pause gewesen, also alles in allem wesentlich länger als die Kammwanderung auf der anderen Talseite über Siplingerkopf und Riedberger Horn nach Grasgehren. Trotz allem ist die Tour wegen der vielfältigen Wechsel der Landschaften lohnend. Ich würde allerdings vorher ein bis zwei trockene Tage abwarten.


Tourengänger: quacamozza


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