Waalwege rund um Meran


Publiziert von laponia41 , 13. Juni 2011 um 11:28.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 5 Juni 2011
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Meran
Unterkunftmöglichkeiten:Viele Pensionen und Hotels in Meran und Umgebung.

Gelegentlich werde ich nach meiner persönlichen Hitparade der Suonen und Bissen gefragt. Falls es eine gäbe, wären da vermutlich keine Waale darunter. Aber eben: es gibt sie nicht. Die Schubladisierung uralter Bewässerungskanäle nach Kriterien wie spektakulär, schwindelerregend, nervenkitzelnd usw. ist völlig daneben. Die Hikr-Community Suonen/Bisses setzt sich zum Ziel, diese einmaligen Kulturgüter zu dokumentieren. Da ist Sachlichkeit angebracht, zu bewerten gibt es nichts.

Eigentlich hatte ich mir zum Ziel gesetzt, in der Meraner-Wanderwoche das Gebiet der Texel-Gruppe zu erkunden und zumindest die Mutspitze zu besteigen. Das Wetter spielte aber gar nicht mit. Es regnete häufig, Nebel verhüllte die Gipfelregionen. Die Waalwege konnten jedoch problemlos begangen werden.

Algunder Waalweg 
Der Algunderwaalweg lässt sich ideal mit dem Tappeinerweg kombinieren. Man bummelt in Meran die Passerpromenade hinauf bis zum Steinernen Steg. Der Einstieg zum Tappeinerweg ist nicht zu verfehlen. Man folge einfach dem Fluss der Spaziergänger und der Kinderwagen. Kein T6 - aber auch Ueli Steck hat mal so angefangen.

Nach ca. vier Kilometern kommt man auf eine Strasse und steigt diese hinauf bis vor den Petersbach. Mit einer komfortablen Hängebrücke beginnt hier der Algunderwaalweg. Eine sehr gemütliche Wanderung: schattige Wälder, Obstgärten, Pergola-Dächer, Blick hinunter nach Algund, am Wegrand immer wieder eine Schenke, für den Suonenkenner interessante Details. Und, im Wallis gelegentlich ein Ärgernis, keine Biker. Im Südtirol gibt es auf Waalwegen generelle Fahrverbote, die auch eingehalten werden.

Kurz vor Töll endet (oder beginnt) der Waalweg. Das Wasser wird durch einen Stollen von der Etsch hergeleitet. Oben bei der Etsch angelangt entscheiden wir, noch den Oberlauf des Marlingerwaals anzuhängen.

Marlingerwaalweg
Wie bei vielen Suonen und Bissen im Wallis wurde auch hier eine längere felsige Passage durchtunnelt. Der Wanderweg wurde mit Brücken, Geländern und Steinschlagnetzen komfortabel ausgebaut. So weit so gut. Tourismuskreise möchten auch im Wallis weitere Suonenwege so ausbauen. Ein Niwärch mit massiven Geländern, Ausbau zum Klettersteig.....: nein danke!

Der Marlingerwaalweg hält heute einige Überraschungen bereit. Da ist zuerst ein Eichelhäher, der sein schönes Gefieder und seine Flugkünste präsentiert. Und dann sehe ich zum ersten Mal eine Ringelnatter in ihrer imposanten Länge. Zwei junge Leute hatten sie im Waal schwimmend beobachtet. Es gelang ihr nicht, die glitschigen Betonwände hochzuklettern. Sie befreiten sie mit einem Ast aus ihrer misslichen Lage. Zum Dank räkelt sie sich nun im Apfelhain. Eva im Paradie lässt grüssen.

Wir stiegen dann hinunter zum Bahnhof Marling und setzten am folgenden Tag zur  vollständigen Begehung des Marlingerwaals an. Eine Bemerkung zur Namensgebung: die Waale sind in der Regel nach den unterhalb liegenden Dörfern benannt. Ab Lana folgen wir vorerst dem Tschermserwaal, oberhalb Marling wird er zum Marlingerwaal, oberhalb von Forst.... - aber das ist eine andere Geschichte. Dort befindet sich die berühmte Forst-Brauerei. Die brauchen ja auch Wasser.

Unterwegs kaufe ich mir am Waal das obligate Hemd und später ein Jausenbrettl. Waalwege sind ideal fürs Touren, Tafeln und Shoppen!

Verdinserwaal - auch Schennawaal genannt
Das mässige Wetter hielt weiterhin an. Deshalb peilten wir am letzten Wandertag die Waalerhütte hinten im tiefen Wald der Masulschlucht an. Ausgangspunkt war Verdins, ein kleines Dorf oberhalb von Schenna. Einmal mehr tat ich mich schwer mit den Karten. Auf der Merankarte von freytag & berndt verdecken die grobiänischen Signaturen die Details, die im GPS geladene Gratiskarte ist unbrauchbar. Kein Problem: Ab Verdins ist der Zugang zum Verdinserwaal perfekt ausgeschildert, und einmal am Waal geht es ja einfach auf- oder abwärts. Diesmal zuerst aufwärts, wollten wir doch zur geheimnisvollen Waalerhütte. In meiner Fantasie stellte ich mir eine historische Hütte vor mit dem Interieur aus dem 14. Jahrhundert. Dem war natürlich nicht so. Halb war es Buschenschenke, halb Jägerhütte, aber zusammengezählt urgemütlich mit einem originellen Hüttenwirt. Nach meinen Anweisungen produzierte er ein Kaffee fertig mit einem Schuss Obstler (im Emmental Bäzi) und stellte dann fest, dass ich auf den Tupf dem österreichischen Fernsehmoderator Peter Rapp gleiche. Mit dem Vornamen hat er es ja getroffen. Ob der Rest ein Kompliment war, kann ich nur schwer beurteilen. Jedenfalls lieber Peter Rapp als Stefan Raab.

Anschliessend folgten wir dem Verdinserwaal, später dem Schennawaal bis zur Prunian-Schenke, wo das letzte Jausenbrettl fällig war.

Rückblick
Die fünfte Familienwanderwoche im Südtirol ist Geschichte. Wir werden voraussichtlich auch nächstes Jahr wieder hinfahren. Nicht nur wegen der schönen Landschaft, sondern vorallem auch wegen den gastfreundlichen Menschen in dieser Gegend. So viel Freundlichkeit und Herzlichkeit erfährt man in der Schweiz nicht immer.

Wie immer waren wir im Riedingerhof sehr gut aufgehoben.


Tourengänger: laponia41, Diapensia


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Kommentare (7)


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alpstein hat gesagt: Wandern und andere Genüsse
Gesendet am 13. Juni 2011 um 11:48
Hallo Peter

Schöne Bilder aus einer vertrauten Umgebung, die die Vorfreude auf unseren Aufenthalt in Algund ab Mittwoch noch etwas steigern. Nicht nur bei wenig optimalen Wetterprognosen für Bergtouren, wie für diese Woche, immer wieder ein lohnendes Ziel.

Danke und beste Grüße
Hanspeter


laponia41 hat gesagt: RE:Wandern und andere Genüsse
Gesendet am 13. Juni 2011 um 16:22
Ich wünsche euch eine gute Reise und einen schönen Aufenthalt in Algund. Nach den Regenfällen grünt und blüht es im Südtirol - eine wahre Freude.

Herzliche Grüsse
Peter

Henrik hat gesagt: You name it!
Gesendet am 13. Juni 2011 um 11:51
Wie mir diese Erkenntnis gefällt:

> Da ist Sachlichkeit angebracht, zu bewerten gibt es nichts.

Auf fast alles anwendbar...Danke laponia41

Gruess

silberquäki

bidi35 hat gesagt: lieber Peter Rapp!!!
Gesendet am 13. Juni 2011 um 15:46
sehr eindrücklich beschrieben und toll bebildert dein Bericht.
Gratuliere lieber Peter.
Du kennst wohl die Waalwege rund um Meran bald auswendig!!

Da ich ja übernächste Woche in einer Wanderwoche im Val Müstair sein werde, und natürlich mindestens einen Waal im Vinschgau besuchen möchte, bringen mich deine verschiedenen Berichte ein wenig durcheinander.

Der Besuch der Waalenhütte oder der Kauf eines Hemdes am Marlingerwaal würden mich schon reizen. Aber Meran ist mir von Fuldera aus grad 2 cm zu weit weg!

Da unsere Wandergruppe letztes Jahr deinen Frustwaal Mitterwaal bereits gemacht hat, tippe ich mal auf Leiten- und Bergwaal [www.burggrafenamt.com/de/berge-wandern/waalwege/die-schluder...], umsomwehr als ich 2003 zuhinterst im Matschertal (Glieshof) in einer Skitourenwoche war.

Und da ich schon mal in der Gegend bin, werde ich sicher auch dem kurzen instandgestellten Teilstück der Aual Foppumvasch im Val Müstair www.val-muestair.ch/auals.htm einen Besuch abstatten.

Danke nochmals für deine Informationen, und...ich weiss immer noch nicht, wie die Suonen im Berner Oberland heissen!!

LG Heinz

laponia41 hat gesagt: RE: lieber Peter Rapp!!!
Gesendet am 13. Juni 2011 um 16:12
Mit dem Leiten- und Bergwaal triffst du eine gute Wa(a)hl. Es gibt auch die Möglichkeit, vorgängig noch das Vintschger-Museum zu besuchen: www.suedtirol-it.com/schluderns/. Am Nachmittag ist es geschlossen.

Die Suonen im Berner Oberland? Du kannst ihnen ja Schorgrabe sagen.

LG Peter

Felix hat gesagt: die "Schlechtwetter-Variante" im Südtirol ...
Gesendet am 19. Juni 2011 um 20:23
wenns nicht zu Höherem reicht Und davon hats ja auch genug...)

Das hast du, lieber Peter, wieder sehr schön gemacht - wie gewohnt ...

lg Felix

laponia41 hat gesagt: RE:die "Schlechtwetter-Variante" im Südtirol ...
Gesendet am 23. Juni 2011 um 16:18
Eine weitere Schlechtwettervariante ist der Botanische Garten in Meran. Darüber bringe ich noch einen kurzen Bericht.

LG Peter


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