Speer 1950,5 m - Auf Umwegen auf den höchsten Nagelfluhberg Europas


Publiziert von Ivo66 , 2. Juni 2011 um 20:23.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 2 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Speerkette   CH-SG   Speer-Mattstock   Zürcher Hausberge 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:Stein (Au P. 939 m) - Fallenboden - Oberhag - Seilchöpf - Speermürli (Ostgrat) - Leiterli - Stelli - Speer - Stelli - Muelt - Fallenboden - Au P. 939
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Stein (Toggenburg) kann man mit dem PW auf einer asphaltierten Strasse bis Au P. 939 m fahren (im Dorf, wenn man von Wil anfährt nach der Brücke nach rechts bei einem Wanderwegweiser abzweigen. Die Strasse wäre sogar bis P. 966 m befahrbar (kein Fahrverbot)
Kartennummer:1:25'000 Walensee

Der Speer ist mit nicht einmal 2000 m Höhe der höchste Nagelfluhberg der Alpen, wie man dem informativen Schild auf dem Gipfel entnehmen kann. Unglaublich: Im Tibet trohnt der weltweit höchste Berg dieses Gesteins mit über 6000 m. ü. M. Da dieser Gipfel der Superlative von allen Seiten auf markierten Wegen - davon einer als alpine Route ausgestaltet - erreicht werden kann, wird er entsprechend oft besucht. Wir wählten den wohl am seltensten ausgesuchten Zustieg über das Speermürli, einem stolzen Vorgipfel des grossen Meisters mit einem Grat, natürlich aus Nagelfluhgestein bestehend.

Der Aufstieg über den Ostgrat zum Speermürli ist nicht markiert, aber meist problemlos zu begehen. Lediglich zwei kurze Stellen jeweils in kurzen Gegenabstiegen bedingen den Einsatz der Hände und sind ansatzweise etwas ausgesetzt. Der kurze felsige Gratabschnitt vor dem Gipfel sieht von weitem bzw noch vom vorstehenden Absatz heikler aus, als er es wirklich ist; er kann auf wenig steilen Nagelfluhplatten mit der notwendigen Vorsicht gut begangen werden.

Leider wollten und wollten die zähen Hochnebelfelder sich den ganzen Tag nicht verziehen. Lediglich ganz oben auf dem Speer vermochte der kühle Wind die Wolken jeweils für kurze Zeit sprengen und liess etwas Sicht auf die Toggenburger Bergwelt frei. Die Aussicht vom Speer wäre bei guter Sicht beeindruckend, ist er doch weit herum der höchste Berg. Hochnebel und Bise sind eine schlechte Kombination: Letztere sorgt immer dafür, dass ersterer möglichst hoch und zäh gehalten wird.

Mühsam war der von uns gewählte, vermeintlich direkte Zustieg zum Wanderweg bei den Seilchöpf. Weniger kraft- und nervenraubend wäre es gewesen, den Umweg über den Bläss-Chopf auf dem Wanderweg in Kauf zu nehmen. Auf der Landkarte sind eben weder hohes Gras im sumpfigen Gelände, noch sportlich-aktive Kuhherden eingezeichnet. Und genau letzterer war ein weiterer Umweg zu verdanken, der uns zwar der vermeintlichen Gefahren der Gehörnten entzog, doch in sehr unwegsames Gelände schickte. Die Viehherde verlor bald einmal das Interesse an uns zwei merkwürdigen Gestalten, weshalb uns der Durchschlupf zum Wanderweg hinauf doch noch gelang.

Zugegeben: Eine ausgewachsene Kuh, welche in vollem Tempo den Berg hinunter saust und gerade auf Dich zurennt, um dann 2 Meter vor Dir abrupt abzubremsen (wenigstens das...), ist schon ein beeindruckendes Erlebnis.

Trotz des vielen Nebels bleiben auch heute - wie immer in den Bergen - die schönen Eindrücke in Erinnerung: Wenn schon keine grossartige Panoramen zu bewundern sind, erfreut man sich der vielen Blumen, der Schmetterlinge und Hummeln, lauscht den Bergbächen und dem Vogelgezwitscher und geniesst die frische Bergluft.

Routenbeschreibung:

(Die Gesamtbewertung von T4- bezieht sich lediglich auf den Ostgrat am Speermürli. Im übrigen verläuft die Route auf gut unterhaltenen und markierten Bergwegen. Das Speermürli selbst kann auf einem markierten Bergweg umgangen werden)

Au P. 939 m - Perfiren (Oberhag) T2

Dem Fahrsträsschen entlang überquert man die Wiss Thur und passiert bei P. 966 m die Brücke nach rechts und steigt auf dem gegen oben schmaler werdenden und später in einen Bergweg übergehenden Strässchen hoch. Man erreicht einen Wegweiser bei den Alphütten jenseits des Waldes. Dort folgten wir dem Fahrsträsschen in nordwestlicher Richtung (keine Ausschilderung hier hinauf) und erreichten - zwischendurch weglos nach einem Rechtsbogen die Alphütte bei Oberhag.

Oberhag - Seilchöpf (T2-T3)

Weglos geht es westlich der Hütte vorbei in Alpgelände zum Waldrand hinauf und diesem entlang in westlicher Richtung, bis man auf eine schwach ausgeprägte, aber breite Spur trifft. Dieser folgt man, nur wenig ansteigend, und trifft in einer schmalen Waldlichtung auf einen von unten schon gut sichtbaren Pfad, der durch die Lichtung hinauf zum auf dem Grat verlaufenden Wanderweg (weiss-rot-weiss markiert) führt.

Seilchöpf - Speermürli via Ostgrat (T4-)

Zunächst folgt man dem Wanderweg, der meist sanft ansteigt und zum Teil auf dem Grat verläuft. Kurz vor den Alphütten am Fusse des Speermürlis (Vord. Elisiten) verliessen wir den Bergweg und stiegen in gut gestuftem Alpgelände zum Grat auf. Diesem entlang folgten wir bis zum Gipfel. Man bewegt sich meist auf der Gratschneide selbst. Zwei felsige Passagen (kurze Gegenabstiege) erfordern den Gebrauch der Hände, sind aber kaum exponiert. Zuletzt geht es über wenig steile, gut begehbare Nagelfluhplatten hinauf zum Gipfel.

Speermürli - Leiterli - Stelli (T3)

Vom Gipfel stiegen wir entlang der Felsen ganz kurz gegen Südosten ab, bis wir auf den gut erkennbaren Durchschlupf trafen, der einfach auf das Grasgelände hinunterführt. Weiter folgten wir dem breiten Südwestgrat, passierten eine markierte Wegspur und trafen kurz vor den Schwarzi Chöpf auf den markierten Bergweg, der weiter zum Speer führt. Zum Teil etwas ruppig und steil führt dieser hinauf zum Stelli (Wegweiser)

Stellli - Speer (T2-T3)

Auf gut unterhaltenem Wanderweg erreicht man den Gipfel. Im oberen Teil hat man die Wahl zwischen dem alten (steilen, ruppigen) Bergweg (T3) oder dem über Treppfenstufen und Tritte verlaufenen neueren Wanderweg (T2), wobei letzterer im Abstieg vorzuziehen ist.

Abstieg via Muelt (T3)

Auf gleichem Weg zurück nach Stelli und noch weiter absteigend dem bereits bekannten Bergweg folgend, erreicht man den Wegweiser, der u. a. nach Stein hinunterweist. Man steigt an der Hütte Muelt vorbei ab und erreicht bald ein ruppiges Fahrsträsschen, welches nach Perfiren hinunterführt. Von dort auf der Aufstiegsroute zurück zum Ausgangspunkt.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (2)


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marmotta hat gesagt:
Gesendet am 2. Juni 2011 um 23:20
Hallo Ivo und Lena,

da waren wir ja heute gar nicht so weit voneinander entfernt! Wir hätten uns fast zurufen, aber kaum sehen können - bei dem dichten Nebel, den auch wir geniessen durften... :-)

Wie immer tolle Fotos!

LG
Michael

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Juni 2011 um 07:51
Hallo Michael

Vielen Dank! In der Tat sind wir etwa eine halbe Stunde nach Euch wieder in Stein eingetroffen. Die Goggeien haben wir wegen dem Nebel nie gesehen... Herzliche Gratulation zu dieser anspruchsvollen Überschreitungstour.

Beste Grüsse, Ivo und Lena


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