Hüenerspitz (2367 m) Traverse


Publiziert von marmotta , 21. Mai 2011 um 19:51.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:21 Mai 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Weisstannen, Oberdorf - Sässli (P. 1309) - Rappenloch - Horn - Marchstein - Hüenerspitz Ostgipfel - Hüenerspitz Westgipfel - P. 2259 - Guetental - Guetentalhüttli - Säss - Batöni - Weisstannen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Weisstannen, Oberdorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Weisstannen, Oberdorf
Kartennummer:LK Blattzusammensetzung 2509 Pizolgebiet (1:25.000)

Das Gebiet zwischen dem Weisstannen- und dem Calfeisental ist eine der wildesten und einsamsten Ecken des Kantons St. Gallen. Im Winter aus Wildschutzgründen gänzlich abgeriegelt und (hoffentlich) von keinem Menschen betreten, muss man auch im Sommer nicht gerade mit Kolonnenverkehr rechnen. Die Weitläufigkeit der Landschaft und die Tatsache, dass weder Berggastronomie noch sonstige Infrastruktur scharenweise Touristen anlocken, machen dieses Gebiet zu einem wahren Juwel. Bekannter als Gipfelnamen wie Heubützler, Hangsackgrat oder Laritschchopf dürfte hier allerdings der Talkessel Batöni sein, wo nicht weniger als 5 tosende Bergbäche zusammentreffen, mindestens 3 davon ergiessen ihr Wasser in eindrücklichen Wasserfällen (Fallhöhe jeweils mehr als 80 m) über die Felswände oberhalb des Batönis. Zweifellos ein Top-Spot innerhalb der Ostschweiz. Besonders eindrücklich ist dieses Naturschauspiel während der Schneeschmelze im Frühjahr bzw. Frühsommer, wenn die Bäche entsprechend viel Wasser führen. Das MUSS man gesehen haben, also nichts wie hin! Das ganze lässt sich hervorragend mit einer kleinen Gipfel-Rundtour oder einer Überschreitung vom Calfeisen ins Weisstannental verbinden.
 
Wegen der prognostizierten Quellwolken und der damit einhergehenden Gefahr, bereits früh von einem Regenschauer überrascht zu werden, starte ich schon um kurz vor 8 Uhr (erste Postautoverbindung ab Sargans) im beschaulichen Dörfchen Weisstannen. Noch herrscht eitel Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel. Noch…
 
Aufstieg auf gutem Bergweg (T2) zur Alphütte Sässli (P. 1309), von dort auf markiertem Pfad (T3) recht stotzig in 45 min. hinauf zum wenig markanten, aber um so schöneren Aussichts"gipfel" Horn (1841 m) mit von weitem sichtbarem Holzkreuz und Bänkli.
 
Weiter über den Nordgrat via Marchstein (2079 m) auf den Ostgipfel des Hüenerspitz (2367 m). Einige steile Schrofenstufen im oberen Teil des Grats können über gute Bänder ohne Schwierigkeiten überwunden werden (T4). Das Gipfelbuch im Gipfelsteinmann weist weniger als 20 Begehungen pro Jahr aus - offensichtlich kein Renommiergipfel.
 
Der nahezu gleich hohe Westgipfel ist durch eine tief eingeschnittene Scharte im Grat getrennt. Über steile, aber gut gestufte Rasen- und Schuttbänder kann ohne Schwierigkeiten in die Scharte ab- und auf der anderen Seite wieder zum Westgipfel aufgestiegen werden (T4-T5, die Bänder in der steil abbrechenden Nordflanke sind stellenweise exponiert).
 
Vom Gipfel des Hüenerspitz bzw. dem Grat zum Laritschchopf könnte fast an beliebiger Stelle mit geringen Schwierigkeiten steil nach Süden ins Guetental abgestiegen werden. Mich reizt jedoch der Grat - er lässt sich zumindest bis zu seiner tiefsten Einsenkung bei P. 2259 ohne Schwierigkeiten direkt begehen. Einzelne Gratzacken lassen sich (teilweise ziemlich exponiert, vorsicht bei Nässe!) auf Bändern in der Süd- oder der Nordflanke umgehen (insgesamt knapp T5 bei direkter Begehung des Grats, umgeht man die exponiertesten Kraxelstellen, kommt man mit einem oberen T4 durch) . Ich spiele mit dem Gedanken, den kompletten Grat bis hinauf zum Laritschchopf zu überschreiten, um dann von der Guetentalfurggla auf noch zusammenhängendem Firn bis fast zum Guetentalhüttli runter"fahren" zu können. Die Schwierigkeiten des Grats nehmen augenscheinlich jenseits von P. 2259 zu. Lt. Manfred Hunziker, der den Grat 1978 (erst?)begangen hat, sei der Abschnitt nördlich des "Hunghafens" der schwierigste, der scharfe Felsgrat steilt sich hier auf und sei am besten auf der Schneide "in Fels leidlicher Qualität" zu überwinden (WS). Ich muss die Sache auf ein ander Mal verschieben, denn der Blick zum (wolkenverhangenen) Himmel verheisst nichts Gutes. Also schneller Abstieg über steile Gras- bzw. Schutthalden zum Guetentalhüttli, wo mich der erste Regenschauer erwischt. Gut, ist das kleine Schäferhüttchen offen, so dass ich hier unterstehen kann.
 
Leider setzt sich der Regen auch während meines Abstiegs vom Guetentalhüttli fort, obwohl ringsum überall Wolkenlücken mit blauem Himmel sind. Komisch…
 
Nach unnötigem Umweg über die Alp Säss (ein schmaler Pfad hätte bereits zuvor über den Glattboden direkt hinabgeführt) erblicke ich im Abstieg zum Batöni die 3 Wasserfälle (die ich natürlich bereits von oben aus grösserer Entfernung bewundern konnte) und kann mich kaum sattsehen. Wirklich eindrücklich!
 
Auf dem Abstieg holen mich 2 junge Einheimische ein, die an diesem Tag den Hangsackgrat bestiegen hatten. Da das nächste Postauto erst in einer Stunde von Weisstannen nach Sargans fährt, nehmen sie mich netterweise bis zu ihrem Wohnort Mels mit, von wo ich in 15 min den Bhf Sargans erreiche, gerade rechtzeitig für den Rheintal-Express um 13:48 Uhr. Perfektes Timing!
 
Tour im Alleingang
 
  

Tourengänger: marmotta


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Kommentare (1)


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Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 23. Mai 2011 um 08:02
Schöner Bericht über eine vergessene Region, werde ich bei Gelegenheit auch mal besuchen.

Gruss
Bergamotte


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