Eiger 3970m


Publiziert von Sputnik Pro , 26. April 2011 um 21:18.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:25 April 2011
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:6km (total)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Jungfraubahn bis Station Eigergletscher.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:analog Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Im Sommer und unter der Woche das Guesthouse Eigergletscher (48 Plätze; Tel: 033 828 78 66), sonst lässt sich dort gut Biwakieren.
Kartennummer:LKS 1:25000 Grindelwald (Nr.1229)

SOLO ÜBER DIE WESTFLANKE - EIN WUNSCH GING IN ERFÜLLUNG !

Schon vor drei Jahren habe ich mich dem Eigergipfel bis auf eine Höhe von 3800m angenähert. Ich scheiterte damals zusammen mit Dani da wir uns in einem steilen, eisigen Couloir verstiegen und deshalb zu viel Zeit verloren. Seitdem wartete ich darauf um die Tour zu wiederholen. Entweder waren die Bedingungen nicht optimal oder ich hatte keine freie Zeit - und optimal ist die Tour nur einige Tage im Jahr! Wenn es zu viel Schnee hat drohen in der steilen Westflanke Lawinen, wenn es zu wenig Schnee hat müssen in der oberen Gipfelflanke abschüssige, plattige Felsen überklettert werden bei denen es kaum Sicherungsmöglichkeiten gibt. Im Sommer bestünde noch die Möglichkeit auf einer teilweise gesicherten Route die Westflanke hochzusteigen, doch ist diese steinschlägrig und ewigs lange und mühsam mit Kletterstellen bis zum Schwierigeitsgrad III. Die von mir begangene Frühjahrsroute kann auch mit Ski abgefahren werden (SS+ !), allerdings muss mann die Bretter zuerst auf den Gipfel tragen und der Abfahrtsspass im steilen, felsdurchsetzten Gelände hält sich in Grenzen.

Route

Der Ausgangspunkt ist die Station Eigergletscher auf 2320m wo man auch im Bahnhofsgebäude für sFr 45.- übernachten kann. Rechts vom Tunneleingang der Jungfraubahn hat es ein ebenes Weglein das um ein felsiges Eck in Geröllschutt leitet wo der eigentliche Aufstieg beginnt. Man hält nun sich immer in der Nähe vom linkerhand liegenden Rotstockgrat und steigt über Altschneefelder und Felsstufen bergauf. Im Sommer ist hier der blauweiss markierte Bergweg zum Rotstock und so findet man an den terassenartigen Felsstufen einige Fixseile welche den Aufstieg über die bis zwei Meter hohen Felsen erleichtern. Noch bevor man den Sattel zwischen Rotstock und P.2785m am Eiger-Westgrat erreicht wendet man sich in Richtung der markanten Rinne welche zum Hängegletscher leitet. Das Gelände wird nun bald steiler und beträgt oberhalb 2800m bis zum Gipfel durchwegs >40°. Im Couloir (200Hm 42°) hält man sich wegen Eisschlaggefahr vom Hängegletscher möglichst am linken (nördlichen) Rand. Der Ausstieg aus dem Couloir erfolgt am linken (nördlichen) Rand des Hängegletschers über ein Firnband das meist etwas Eis aufweist. Man erreicht so das grosse verfirnte Gletscherfeld oberhalb des Eisbalkons über welches man 200 Höhenmeter aufsteigt. Auf 3620m, am Ende eines auffälligen Firnzipfels, steigt man in die Felsbäbder ein welche zum Gipfelfirnfels des Eigers hinauf ziehen. Je nach Situation folgt man immer den Firnflächen. Wenn wenig Schnee und die schuttbedeckten, glatten Felsplatten schneefrei sind, wird die Querung bald sehr heikel. Die Steilheit in den oberen Felsbänder und unteren Teil vom Gipfelfirnfeld sind über 300 Höhenmeter 45°, ein Sturz ist hier tunlichst zu vermeiden! Von den Felsbänder steigt man anschliessend über das Gipfelfirnfeld steil zum Westgrat hinauf den man oberhalb eines Felsens auf 3900m erreicht. Der mässig steile Grat leitet nun einfach zum Gipfel hinauf.

Eindrücke

Die von mir begangene Route im Frühjahr ist wohl die einfchste Möglichkeit um auf den Eiger zu gelangen. Im Hochsommer ohne Schnee sind sämtliche Anstiege schwieriger wobei anzumerken ist, dass bei meinem Anstiegsweg im Couloir herabstürzende Eisbrocken vom Hängegletscher eine akute Gefahr sind. Ab jetzt ist das nicht mehr wichtig, denn ich stand auf dem Eiger und stürzende Eisbrocken habe ich keine gesehen. Mit einer Eigerbesteigung wurde ein langer Bersteigertraum wahr auf dessen Moment ich lange gewartet habe. Die Bedingungen in der Westflanke sind jedes Jahr nur etwa zwei Wochen optimal. Als ich auf einer Berg-Website sah, dass der Eiger mit Ski bestiegen wurde, wusste ich, dass es nun endlich Zeit war das Eigerprojekt anzugehen. Zwei Tage später sass ich schon in der Bergbahn zur Station Eigergletscher. Da es nach etwas Regen aussah wollte ich dort nicht draussen frei biwakieren und fragte nach einem Zimmer bei der Bahnstation mit dem Eigergletscher-Restaurant. Gegen 3 Uhr begann ich mit dem Aufstieg. Schon nach den ersten hundert Höhemeter erreichte ich genügend harten Firn und das muntere hochsteigen begann. Auf 2750m wechselte ich ein Wanderstock gegen den Pickel aus und zog die Steigeisen an. Das Couloir hatte sehr gute Verhältnisse ohne grosse Lawinenrunsen und wies nur zwei etwas vereiste Aufschwünge auf. Als langsam hell wurde und oberhalb vom Eisbalkon stand, wusste ich dass ich sicher den Gipfel erreichen werde. In den ausgesetzten Felsbänder hatte es gute Spur und ich konnte nahezu immer über Firn gehen. An zwei Stellen kam dort vereister Firn zum Vorschein welche ich sicherheitshalber mit zwei Eisgeräten querte. Ich erreichte so das Gipfelfirnfeld über welches ich mit Freude auf den nahen Gipfel munter zum Westgrat hochstieg. Am Westgrat erwartete mich ein unvergässlicher Tiefblick über die Eiger Nordwand in grüne Kulturland. Obwohl es auf dem Grat nur noch 80 Höhenmeter zum Gipfel sind, musste ich immer wieder stehen bleiben um die gigantische Aussicht zu geniessen! Nach fast sechs Stunden Aufstieg ereichte ich überglücklich den Gipfel. Die Aussicht in Richtung Hochalpen versperrten zwar Quellwolken, doch das war mir in dem Moment egal. Nach einer halben Stunde auf dem nahezu windstillen Gipfel machte ich mich auf den Abstieg. Um 12 Uhr erreichte ich wieder den Ausgangspunkt wo ein kühles Bier auf ich wartete...

Genaue Route: Station Eigergletscher - Rechts vom Sattel zwischen Rotstock und P.2785m - Couloir unter Hänegletscher - Rinne nördlich Eisbalkon - Firnfels oberhalb Eisabbruch - Felsbänder obere Westflanke - Westliches Gipfelfirnfeld - Westgrat - Gipfel - Abstieg wie Aufstieg.

Tour im Alleingang.

Bericht vom ersten Eigerversuch: http://www.hikr.org/tour/post6650.html

Tourengänger: Sputnik


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Kommentare (29)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 26. April 2011 um 21:23
Ganz grosses Kino! Gratuliere Dir zum erfüllten Gipfeltraum - ich gebe zu, ich habe einige Male am Gipfeltag an Dich gedacht (und dabei vorallem gehofft, dass alles gut geht). Well done!

Pfaelzer hat gesagt: Wahnsinn!!!
Gesendet am 26. April 2011 um 21:46
...und das auch noch alleine durchgezogen.
Herzliche Gratulation und grossen Respekt!

Viele Grüsse,
Wolfgang

adrian hat gesagt: Bombastisch!
Gesendet am 26. April 2011 um 21:54
Ganz herzliche Gratulation! Super gemacht!
Ein Berg der mich auch träumen lässt.
Weiterhin so phantastische Touren wünscht
Adrian

Sputnik Pro hat gesagt: Agassizhorn
Gesendet am 27. April 2011 um 07:35
Danke Adrian,

Gratuliere Dir ebenfalls zu den hohen Gipfel im Finsteraarhorngebiet. Ursprünglich plante ich in den Ostertagen ebenfalls das Agassizhorn sowie das Gross Wannenhorn mit Ski zu besteigen. Leider kam die Tour schlussendlich nicht zu stande und so kam ich ziemlich spontan dazu den Eiger anzugehen. Die beiden anderen Berge werde ich nun wohl nächstes Jahr angehen.

Viele Grüsse,

Andi

bulbiferum hat gesagt:
Gesendet am 26. April 2011 um 21:56
Den Eiger solo zu beteigen braucht viel Mut und eine gute "Psyche". Chapeau!!!

Lg Bulbiferum

Lone Ranger hat gesagt:
Gesendet am 26. April 2011 um 22:23
Wow, you soloed it? Congrats! Any plans of taking on the Nordwand next? ;-)

MunggaLoch hat gesagt: Gratulation...
Gesendet am 26. April 2011 um 22:43
Hey, auch von meiner Seite Gratulation!
ABER, ist das denn wirklich ein Berg, den man (ich meine uns "Normalbergsteiger") ALLEINE besteigen sollten? ;-)

Sputnik Pro hat gesagt: Solo auf den Eiger
Gesendet am 27. April 2011 um 07:40
Danke Martin,

Nun die Westflanke wäre in den Felsbänder kaum absicherbar und hätte bei einem Stolpern wohl einen Absturz der ganzen Seilschaft zur Folge. Gletscherspalten hat es auf der Route auch keine, somit kann die Tour gut alleine gemacht wedern. Nur schwindelfrei sollte man sein und sehr sauber mit Steigeisen gehen können.

Gruss, Andi

maawaa hat gesagt: Erstklassig !
Gesendet am 26. April 2011 um 22:47
Sehr beeindruckend, nochmals herzliche Glückwünsche zu diesem Sahnestückchen !
Die Tiefblicke lassen einem ja das Blut in den Adern gefrieren...

Viele Grüsse..
Marco

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 26. April 2011 um 22:55
Ganz herzliche Gratulation! Freut mich riesig, dass Du auf dem Gipfel standest und heil zu Hause ankommen durftest.

Musste mich zusammennehmen nicht alle eindrücklichen Fotos als Favoriten anzuklicken.

marc1317 hat gesagt:
Gesendet am 26. April 2011 um 23:07
Ich glaube du weisst was ich hier schreiben will ;-)

Sputnik Pro hat gesagt: Wäre was für dich gewesen...
Gesendet am 27. April 2011 um 07:42
Hi Marcel,

Wirklich schade dass Du arbeiten musstest. Doch halb so schlimm, wir haben im Sommer ja noch ein, zwei Leckerbissen im Wallis offen :-)

Bis bald & Gruss!

Andi

andre68 hat gesagt: Toller Solo-einsatz!
Gesendet am 27. April 2011 um 00:05
Gratuliere Dir! Alleine auf "ZS" unterwegs! Nicht schlecht! Habe mit spannung dein Bericht gelesen.

Habe gerade das buch "Eiger dreams" von Jon Krakauer gelesen....

Henrik hat gesagt: Nachdem mir aufgefallen ist,
Gesendet am 27. April 2011 um 00:15
dass deine Einträge eher das Prädikat "Reduktion" trugen, habe ich dir ja ein SMS geschickt, dass du dann mit dem Gipfelsieg beantwortet hattest und jetzt lese ich deinen Bericht und schliesse mich allen Kommentatoren an ...beinahe sprachlos!

Ciao

Henrik

alpstein hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 27. April 2011 um 06:43
auch von mir zu dieser grandiosen Leistung.

Grüße
Hanspeter

Baldy und Conny hat gesagt: 4 Wochen nichts von Dir gelesen
Gesendet am 27. April 2011 um 07:14
und dann kommt der Hammer. Uns bleibt die Spucke weg. Gratulieren.
Gruss Angelo und Conny

Sputnik Pro hat gesagt: Herzlichen Dank!
Gesendet am 27. April 2011 um 07:31
Ich bin fast sprachlos, in 10 Stunden schon 13 Kommentare - danke Euch!

Viele Grüsse und ein erfolgreiches, unfallfreies Bergjahr 2011 wünscht Euch

Sputnik

Fenek hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2011 um 08:10
Herzliche Gratulation, Andi!!
Der Eiger weckt ganz sicher grosse Emotionen. Auf diesem Berg zu stehen ist wahrlich ein Traum. So schön, dass es geklappt hat!

Grüsse
Christoph

TJack hat gesagt: Wahnsinn
Gesendet am 27. April 2011 um 09:22
Ich hatte ja schon deine Bilder auf fb gesehen - wahnsinnig geil superb cool!!!!
Ich bin sehr begeistert und beeindruckt und muss glaub ich gleich in die Berge ;-)
Herzlichen Glückwunsch zu dieser super Tour - ich hoffe, dass ich auch mal zu sowas in der Lage bin!
Viele Grüsse aus Bern - und meld dich mal wegen ner gemeinsamten Tour - hab immer noch deine Metalle in meinem Schrank stehen ;-)

Viele Grüsse
Thomas

Bolivar hat gesagt: Fantastisch!
Gesendet am 27. April 2011 um 13:42
Da bleibt mir als T1-Wanderer nur das Staunen, herzliche Gratulation zu einem der "grössten" Berge der Welt.
viele Grüsse!

TeamMoomin hat gesagt: Abartig!
Gesendet am 27. April 2011 um 14:03
Hallo Andi

Gratuliere auch ganz herzlich!! Das ist ja unglaublich was du da so machst, echt bombastisch! Mich hats vorallem gefroren als ich mir den Abstieg vorstellte da runter....naja wenn man gute Nerven hat. Für dich war der Abstieg sicherlich "ok" oder "gut machbar" oder wie nennst du es ;-). Jedenfalls grosses Kino, wenn die ganze Saison so weitergeht bin ich ja gespannt was da noch kommt.

Grüsse

Oli und Moomin

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 28. April 2011 um 14:48
Danke Oli,

Jetzt wird es dann einmal Zeit eine grössere Tour gemeinsam zu machen. Übernächstes Wochenende plane ich wieder einen höheren 3000er der Berner Alpen zu besuchen. Jedoch muss ich noch nach den Bedingungen und Betriebszeiten Bergbahnen / Postautos schauen. Einige Ideen sind Nesthorn, Schinhorn oder Mittelhorn...

Viele Grüsse,

Andi

chaeppi Pro hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2011 um 18:26
Halli Andi

Herzliche Gratulation zu dieser fantastischen Tour, und erst noch im Alleingang. Der Eiger über den Mittellegigrat steht auch noch auf meiner Projektliste. Hoffe dich am 21.5. wieder einmal zu treffen.

Gruss, chaeppi

Sputnik Pro hat gesagt: 21. Mai 2011
Gesendet am 28. April 2011 um 14:50
Salü Chäppi,

Danke auch Dir! Am 21.5.2011 am Flughafen Zürich wo ein neues Europaabenteuer beginnt ;-)

Viele Grüsse,

Andi

CarpeDiem hat gesagt: Wow!!
Gesendet am 27. April 2011 um 22:52
Chapeau bas, Sputnik. Gratuliere ganz herzlich zu dieser Solotour und danke für den interessanten Bericht. Da kann man nur träumen...

Gruss
Anne-Catherine

morphine hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2011 um 23:09
Hallo Sputnik,

Glückwunsch zu Deiner phänomenalen Tour auf den Eiger.

Beim Lesen Deines Berichts und Betrachen Deiner Bilder kann man sich richtig mit Dir freuen.

Ich als Urlaubsbergsteiger kann es gut nachempfinden, wenn man lange auf den richtigen Augenblick warten muss, bis eine lange ausgeheckte Traumtour endlich möglich ist, und diese dann auch noch gelingt.

Nochmals Kompliment und gutes Gelingen bei Deinen anstehenden Sommersaison-Projekten.

Gruß
morphine

Maesi hat gesagt: Genial
Gesendet am 9. Mai 2011 um 21:20
Hoi Andi

Gratuliere dir auch zu dieser Solotour! Genial was du da alleine durchgeführt hast!

Gruss
Mäsi

Sputnik Pro hat gesagt: Lauterbrunnen Breithorn
Gesendet am 13. Mai 2011 um 10:38
Danke Marcel,

Jetzt könen wir dann schon einmal das Lauterbrunnen Breithorn für den Juli oder August planen ;-)

Gruss, Andi

Henrik hat gesagt: Eisiger Thriller in der Eigernordwand
Gesendet am 4. März 2015 um 15:17
well done!

Der Urner Extremalpinist Dani Arnold (31), der sich dort am wohlsten fühlt, wo andere vor Kälte schlottern, hat nun die erste Winterbegehung von «Deep Blue Sea» realisiert.


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