die Reise lohnte sich - zur Arête des Sommêtres


Publiziert von Felix , 29. April 2011 um 13:53. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Jura
Tour Datum:25 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-JU 
Aufstieg: 430 m
Abstieg: 430 m
Strecke:Le Noirmont - P. 970 - P. 975 - Arête des Sommêtres - P. 1075 - Les Combes - Roc Montes - Le Noirmont
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Autobahn-Umfahrung Biel bis Tavannes; Tramelan - Les Breleux - Le Noirmont
Kartennummer:1104

Wir sind mit Jumbo und Peter unterwegs - herzlichsten Dank euch dreien für die tolle Unterstützung!

Das Studium der vorhandenen hikr-Berichte stimmte mich sehr, sehr skeptisch: ein langer Grat, Einiges im 3. Grad - und v.a. Le Rasoir, das Klettern der Felsschneide lang, und dazu noch luftig. Kann das gutgehen, fragte ich mich ...


Nun, in Le Noirmont waren wir erstaunlich schnell, parkierten direkt beim Bahnhof (vis-à-vis von Georges Wengers Gourmet-Tempel), durchliefen das Dorf und folgten teilweise dem Wanderweg; nach P. 1075 die Höhe einhaltend (nicht links nach Pré Derrière hinunter). Nach dieser Abzweigung den zweiten Fahrweg abwärts benutzend, zum Weg Richtung P. 815; kurz vor diesem zweigt eine deutliche Spur ab, welche hochführt zum Einstieg in die markante Passage östlich des Gipfelpunktes 930. Hier oben angekommen, beginnt das Anseilen - das "Abenteuer": zum Einstieg wartet eine doch recht steile und hohe Felswand; Ursula steigt wieselflink vor, ich darf, von ihr gesichert, folgen - und schaffe den ersten Felsturm.

Ein erstes Glücksgefühl - doch die weiteren eher angsteinflössenden (nur für mich: denn meine kundigen Führer sind erfahrene Kletterer) Momente folgen alsbald. Mal geht es luftig (im Gegensatz zur Einstiegswand) über Felskanzeln, mal schwieriger abwärts, mal einen Turm auf rutschigen Erd-, Waldgelände umsteigend, weiter. Dazwischen folgen angenehmere Wegpassagen auf dem fantastischen Grat; da bleibt dann eher mal Zeit, um die umliegende Juragegend zu betrachten, den weit unten fliessenden Doubs zu bewundern - oder mich zu fragen, was wohl noch alles kommt ... Vor einem weiteren Turm richten wir die erste Abseilstelle ein - nach knapp vierzig Jahren benötigt es ein klein wenig Mut; doch die Stelle ist winzig kurz - ich übe hier für eine weitere, längere ...

Es zieht sich hin, das ständige Auf und Ab auf der Arête des Sommêtres - und stets ist mir im Bewusstsein, dass die (mental) schwierigste Stelle, das Rasoir, erst am Schluss folgt; doch mit fortschreitender Gratbegehung gewinnt der Genuss etwas an Stellenwert. Auch die längere Abseilstelle wird problemlos gemeistert - doch nun wartet das Highligt:

Le Rasoir, bei dessen Anblick meinte ich erst, dass ich da nicht rüberkomme - doch mein kompetentes Begleitteam spricht mir Mut zu. Und zusätzlich macht das bereits nahe Gipfelkreuz (resp. was von ihm übriggeblieben ist) Hoffnung. So warten wir, bis Peter über den Grat des Rasoirs ein paar Sicherungen gelegt hat; ich, am Seil von Ursula, folge nun Jumbo "auf den Fersen" - derart habe ich von hinten die physische Sicherung, von vorne die "mentale" Unterstützung unseres vielfachen Begleiters. Zudem ist der Fels äusserst fest, gutgriffig, und die Füsse finden guten Halt auf der Südseite. So schaffe ich es - erstaunlich gut. 

Ein letzter Zwischenabstieg auf dem Felsgrat, und wir stehen vor dem Schlussaufstieg zum Gipfel - dieser sieht bereits von unten, zwar steil, doch meist in einer Rinne verlaufend, wie das verdiente Dessert aus: das ist es! Und wie dann die Glücksgefühle überborden, als ich die Metallstangen zum Gipfelplateau überschreite, die bewundernden Blicke und Fragen der zahlreichen Wanderer sehe resp. beantworte - unglaublich (für meine Verhältnisse)! Ich bin Jumbo, Peter und Ursula von Herzen dankbar, dass sie mir diese Überschreitung ermöglich haben - ohne sie hätte ich ja nie an eine solche Möglichkeit gedacht.

Nach der ausgiebigen Mittagsrast auf der Kanzel - die Gratbegehung hat doch seine Zeit gedauert - folgen wir dem Wanderweg über Les Combes und Roc Montes an der Klinik vorbei hinunter nach Le Noirmont, wo wir auf der Terrasse des wohl einzig offenen Restaurants (auch hier erscheint der Name Wenger) unseren Erfolg feiern und geniessen.  

Wie sagte doch Peter angemessen: "Wir sind im SAC, um einander gegenseitig zu unterstützen". Das ist - in meinen Augen - beste Clubkultur; noch einmal grössten Dank euch Huttwiler Clubfreunden!


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (8)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 29. April 2011 um 14:06
hallo felix,

stolze leistung. ich weiss nicht, ob ich das schaffen würde, auch mit solch wackeren freunden, wie du sie hast.

ich schaffte es nicht einmal alleine von der hütte auf's dazugehörige WC zu gehen.

gruss

dani

Felix hat gesagt: RE: untertreib doch nicht derart ...
Gesendet am 29. April 2011 um 20:06
mein lieber Dani ...
hast mir, uns, ja schon unzählige "anregende" Tipps vermittelt!

lg Felix

kopfsalat hat gesagt: RE: untertreib doch nicht derart ...
Gesendet am 29. April 2011 um 20:15
du hast wohl recht, heute würde es mir wohl nichts mehr ausmachen, aber damals schaffte ich es tatsächlich nicht.

aber wie man bei dir sieht, ist sehr vieles mehr machbar, wenn man nur die richtige motivation mitbringt.

jetzt kommt ja der sommer, da werde ich mich wohl auch wieder an die eine oder andere vor- und inner-alpine herausforderung heranwagen. ihr habt da ja schon ein paar schöne vorlagen geschaffen.

gruss

dani

Aendu hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 29. April 2011 um 14:18
Sälü Felix

Das hast Du gut gemacht! Ist ein wunderschöner Grat und einige Stellen sind schon im oberen 3. Schwierigkeitsgrad.

Wünsche Dir weiterhin so schöne Touren!!

Gruss, Aendu

alpstein hat gesagt: Abenteuerlich
Gesendet am 29. April 2011 um 14:38
Ich schließe mich den Gratulationen an.

Große Klasse diese Tour, einschließlich Fotos und Bericht.

Grüße
Hanspeter




marc1317 hat gesagt:
Gesendet am 29. April 2011 um 15:39
Hallo Felix

Glückwunsch zum Gipfelerfolg!

Ich habe auch noch viele schöne Erinnerungen an den Grat, obwohl er an mancher Stelle ( grade ungesichert ) schon recht fordernd ist, vor allen Dingen menthal!

Wie immer schöne Bilder, weiter so!

Gruss

Marcel

bidi35 hat gesagt: herzlichen Glückwunsch...
Gesendet am 30. April 2011 um 12:22
...zu eurer Superleistung.
Spannend geschildert und garniert mit wie gewohnt schönen Fotos.
Ich wusste gar nicht, dass man da auch waghalsig hinaufklettern kann.

Ich war vorletzten Herbst dort oben. Natürlich nicht klettermässig, sondern, wie es sich für mein Alter geziemt, auf dem Wanderweg von Pré-Petitjean via Saignelégier obsi und nach Le Noirmont zurück.

Was mir in bester Erinnerung geblieben ist, ist nebst der wunderbaren Aussicht nach Frankreich hinüber von der Kanzel aus, vor allem das luftige WC mit dem abenteurerlichen Zugang!!

LG Heinz

Felix hat gesagt: euch allen:
Gesendet am 23. Juni 2011 um 16:32
vielen Dank für die Anerkennung und Wertschätzung!

Liebe Grüsse

Felix


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