Schafwisspitz (1987 m) - Stöllen (1967 m)


Publiziert von marmotta , 18. April 2011 um 22:33.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:17 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Alpstein 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Unterwasser, Post - Laui - Alp Altstofel - Mutteli - Schafwis - Schafwisspitz - Stöllen - Schafwisspitz - Schafwis - Kessel unter Schwarzchopf - Mutteli - Laui - Unterwasser
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Unterwasser, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Unterwasser, Post
Kartennummer:LK 1114 Nesslau

Flotte Vormittagstour im einsamen Westlichen Alpstein
 
Der Grat zwischen Lütispitz und Lauchwis zählt zu den wilderen Ecken der nördlichen Alpsteinkette und ist vom Massentourismus (bislang) weitgehend verschont geblieben - markierte Wanderwege sucht man hier vergebens. Im Winter bieten Schafwisspitz und Stöllen rassige Skiabfahrten, die längst kein Geheimtipp mehr sind. Von Unterwasser bzw. Laui schnell erreichbar und in den steilen Südflanken schnell ausapernd, stellen die beiden Gipfel jedoch auch im Frühjahr ein lohnendes Ziel dar - eine ideale Tour, wenn in grösseren Höhen noch zuviel Schnee liegt und (wie in meinem Fall) nur ein begrenztes Zeitbudget zur Verfügung steht.
 
Der Zustieg von Unterwasser zum Alpboden Oberlaui (P. 1219) ist etwas eintönig, folgt man doch während ca. 45 min der alsphaltierten Fahrstrasse, die lediglich kurz nach P. 1069 (Wegweiser) in einer Kehre effizient abgekürzt werden kann. Mit dem Auto kann bis zum gebührenpflichtigen Parkplatz bei Laui (1072 m) hinaufgefahren werden, gehfaule Wanderer finden also meist (per Anhalter) eine Mitfahrgelegenheit… :-)
 
Ab Alp Altstofel (1297 m) wegloser, steiler Aufstieg nach N - etwas ostwärts gegen den Wald haltend, trifft man auf halber Höhe auf Wegspuren (Viehpfade), die hinauf zur Alp Mutteli (1564 m) leiten. T2
 
Schafwisspitz via Direktaufstieg Alp Mutteli-Schafwis (T4)
 
Diese Route folgt im wesentlichen der auch im Winter mit Ski begangenen bzw. abgefahrenen Linie und empfiehlt sich im Frühjahr vor allem im Aufstieg, da die steile Gras-Schrofen-Rampe, welche sich von der Alp Mutteli südlich der Schattenwand in nordwestliche Richtung gegen die Schafwis hinaufzieht schnell ausapert. Vom abgeschmolzenen bzw. -gerutschten Schnee plattgedrücktes Gras und feuchtes Geläuf machten den steilen Aufstieg anspruchsvoller als erwartet, ich wich nach rechts auf die Schrofenrippe aus, was einige Kraxelei erforderte. Alles in allem ein oberes T4.
 
Auf einer Höhe von ca. 1800 m legt sich das Gelände etwas zurück, dennoch gehen die restlichen knapp 200 Höhenmeter über die Alp Schafwis bis zum Gipfel, den ich nach insgesamt 1 h 45 min erreichte, noch ziemlich in die Beine. Die letzten ca. 100 Hm über gut durchgefrorenen Firn, entlang der nach Westen fast senkrecht abbrechenden Geländekante zunehmend ausapernd.
 
Oben angekommen, erfreue ich mich an dem immer wieder eindrücklichen Blick hinüber in den wilden Felsgarten von Scherenspitzen, Scherentürm und Gamschopf und will erstmal die Ruhe und Einsamkeit an diesem herrlichen Sonntagmorgen geniessen…doch was ist das? Ohrenbetäubender Lärm dringt hinauf an den Gipfelgrat des Westlichen Alpsteins. Denke ich im ersten Moment an Baustellenlärm, realisiere ich Sekunden später, dass es laute Technomusik ist, welche da aus wattstarken Boxen vom Kaliber eines Open-Air-Konzerts von der Säntisalp herauf den gesamten Westlichen Alpstein beschallt! Offenbar war ein (illegaler?) Rave inmitten der friedlichen Alplandschaft im Gange - am liebsten hätte ich den Wahnsinnigen den Saft abgedreht… Die Beschallung sollte mich noch während der gesamten Überschreitung des Grats zu den Stöllen und zurück begleiten - hey, das ist mindestens so schlimm wie Helilärm!!

Schafwisspitz - Stöllen (T5-)
 
Die Überschreitungt des Grats zwischen Schafwisspitz und Stöllen ist bis auf das erste luftige Stück gleich nach dem Gipfelkreuz nirgends ausgesetzt oder schwierig und kann jedem einigermassen trittsicheren Wanderer nur wärmstens empfohlen werden! Einige wenige Kraxel-Passagen (I) erfordern den Einsatz der Hände, rote Markierungspfeile oder -punkte leiten im Blockgelände nordseitig um das Felsbollwerk der Stöllen herum und treffen am kleinen Sattel östlich des Stöllen-Westgipfels (mit 1967 m höchster Punkt mit Gipfelsteinmann und originell aufbewahrtem Gipfelbuch, mal sehen wie lange es diesmal trocken bleibt…) wieder auf den Grat. Diese Umgehung ist aktuell nicht zu empfehlen (ich kehrte nach wenigen Metern um und wechselte auf die Südseite): Die abschüssige Nordflanke präsentiert sich noch tief-winterlich, im hartgefrorenen Schnee lässt es sich ohne Alpinausrüstung kaum gefahrlos queren - und hält man sich oben unmittelbar an den Felswänden, läuft man Gefahr in eine tiefe Karstspalte zu sausen. No, thanks! Auf der Südseite lässt sich der mittlere Abschnitt, der wegen eines "dead ends" auf der Westseite nicht direkt überschritten werden kann (ich hab´s ausprobiert…) jedoch völlig problemlos umgehen. Nach einigen Metern Abstieg durch eine Art Couloir in etwas schuttigem Gelände querte ich hinauf zum oben erwähnten kleinen Sattel, von dem der Gipfel der Stöllen (P. 1967) in wenigen Minuten durch eine ausgeprägte Felsrinne in leichter Kraxelei erreicht wird.
 
Der letzte Gipfelbucheintrag stammt vom Oktober 2010 - allzu viele Besucher sieht dieser Gipfel also nicht…
 
Abstieg bzw. Rückweg zum Schafwisspitz auf der gleichen Route. Vom Gipfel des Schafwisspitz dann in steiler "Abfahrt" über noch halbwegs gut tragenden Firn in südöstlicher Richtung zur kleinen Lücke (Mäuerchen) nördlich des namenlosen Felszackens P. 1851 (auf eine Besteigung verzichtete ich aus Zeitgründen) und von dort auf dem (tief unter den Schneemassen verborgenen) "Sommerweg" steil in den Kessel unterhalb des Schwarzchopfs. Schneller und gelenkschonender Abstieg im tragenden Firn noch bis ca. 1650 m, dann über glitschige und sumpfige Weiden zur Alp Mutteli und hinab nach Unterwasser, wo ich gerade rechtzeitig für das 12.43 Uhr-Poschti eintreffe. Schee war´s!
 
Tour im Alleingang, unterwegs zwischen Oberlaui und den Gipfeln keine Menschenseele getroffen.                 

Tourengänger: marmotta


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