Hohes Licht (2651m), Südwestgrat


Publiziert von Tef , 13. April 2011 um 21:03.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:10 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:aus dem Lechtal Richtung Warth, bis rechts die alte Paßstraße wegführt (ein Schuppen steht dort). Hier kann man gut parken - die alte Straße zu befahren ist verboten
Kartennummer:Kompass Nr.24

Gestern standen wir auf der Ellbognerspitze und konnten den langen Südwestgrat begutachten. Das schaute durchaus schon sehr vielversprechend aus, so daß wir uns heute entschieden, den Versuch einer Besteigung zu wagen.
Ums vorweg zu nehmen, wir schafften es und es wurde daraus eine phantastische 5*-Tour. Bereits das wilde Hochalptal (ein typisches V-Tal) begeisterte uns mit seiner wunderschönen Ursprünglichkeit, der Südwestgrat stand dem nicht nach und begeisterte auch mit jedem Meter mit einer besseren Traumaussicht. Oben standen wir dann ganz alleine in weiter Flur inmitten der wunderschönen Allgäuer Alpen, ein eindrückliches Erlebnis!
Im Hochalptal gibt es dieses Frühjahr gar keinen Schnee mehr, am Südwestgrat tauchen erst im oberen Bereich einige Schneefelder auf, die abgesehen vom Einsinken, keine großen Probleme darstellten.
Im AV Führer ist der Anstieg erwähnt, jedoch geht man hier sehr weit das Tal Richtung Hochalpscharte hinein und quert fast am Ende hoch zum Grat. Schöner ist es (und aperer), gleich zu Beginn des Hochtales den Grat zu erklimmen und ihn komplett zu begehen.

Zu Beginn geht es auf der alten Straße erstmal leicht bergab, bis an der Kehre gut ausgeschildert nach links der Pfad beginnt. Er führt durch Wald empor, bis man sich dem Taleinschnitt Steinetal nähert. Schöner Blick von der Kante hinein ins Hochalptal!
Der Weg führt parallel zur Kante bergan, ehe der Pfad den Taleinschnitt an geeigneter Stelle zwar bröselig aber unschwer überwindet. Dahinter wird es nun mit jedem Schritt schöner, man schreitet durch lichten Wald mit Latschen fast eben durch ein von der Zivilisation unberührtes Tal hinein, umrahmt von wunderschönen Felsbergen. Nach einer Weile betritt man freie Wiesen und den gewaltigen Einschnitt, der vom Biberkopf herunterzieht. Auch hier ist dieses Jahr kein Lawinenschnee mehr auszumachen und der Bach ist ohne Probleme zu überqueren. Nun befinden wir uns praktisch in der Talmulde und parallel zum Hochalpbach geht es zunächst durch Latschen, später über Wiesen zum wunderschönen Talschluß. Am hinteren rechten Eck stürzt ein Wasserfall herab.
Wir bleiben bei der nächsten Steilstufe noch auf dem Weg, danach heißt es jedoch aufpassen: der Wanderweg zieht weiter geradeaus empor, wir gehen schräg nach rechts auf die Geländekante zu. Davor sieht man einen recht deutlichen Pfad, der nach rechts ums Eck führt. Man erreicht so den Anfang des Wasserfalles und den Beginn des sich nach Nordosten bis zur Hochalpscharte ziehenden oberen Hochalptales. Man passiert die Ruinen einer ehemaligen Steinhütte (es sind nur noch die Fundamente sichtbar).
Dahinter steigen wir nun über die steile Wiese schräg nach links zu den Felsen des beginnenden Südwestgrates. Über eine steile Schrofenrampe erklimmen wir ihn, danach ist die Richtung bis zum Gipfel vorgegeben. Die Steilheit wechselt, ab und an gibt es auch kurze Kletterstellen, aber über T4+,I geht es nirgends hinaus.
Ein Genuß, teilweise auch mit Spannung gewürzt, denn oft sieht man über die nächste Geländekante nicht hinaus und vor allem nach links bricht der Grat senkrecht ab, doch es geht immer wieder weiter. Anfangs noch mit Vegetation, die weiter oben immer spärlicher wird und nach einem etwas schmäleren Gratstück ganz aufhört.
Nun kommt eine etwas unangenehme bröselige Steilstufe, die wir aufwärts über einen Kamin links eines Felsblockes meistern, uns im Abstieg dann des Schneefeldes bedienen (hier ist jedoch Vorsicht geboten, da dies an einer Abbruchkante endet). Dahinter wird es einfacher und bald kommt von Norden der Normalweg hinzu. Auf diesem geht es die letzten Meter bis zum Gipfel.
Wir genießen die Gipfelrast und steigen danach auf gleichem Weg wieder ab

Tourengänger: Tef


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Kommentare (7)


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gero hat gesagt: Wie immer ...
Gesendet am 14. April 2011 um 06:01
... hervorragender Bericht, dokumentiert mit großartigen Fotos!

Du bewertest diese Tour mit T4+ und damit nahezu identisch mit den Anforderungen der Mieminger Hochwand, der Du ja eine (in meinen Augen absolut passende) T5 verpaßt hast.

Ist dieser Vergleich richtig? Nachdem ich mich für meine persönliche Einschätzung der zu erwartenden Ansprüche oft an DEINEN (und auch an ADIs) Bewertungen orientiere, wäre ich somit diesem Weg auf das Hohe Licht gerade noch gewachsen?

Herzlichen Berggruß, Georg

Tef hat gesagt: RE:Wie immer ...
Gesendet am 14. April 2011 um 19:04
servus Georg,
erstmal danke!
und vorweg: die Hochwand packst du locker!
Bezüglich Schwierigkeitsbewertung ist es oft nicht so einfach, denn man kann als Subjekt nur versuchen objektiv zu sein, ganz schaffen tut man es ja nie. Viel hängt ja von der Tagesform (und Stimmung) ab, du hast es ja selbst erlebt. Auch wir würden so einige Touren rückblickend evtl. anders bewerten, aber wir lassen es so stehen, denn schließlich zählt ja der subjektive, zeitlich nahe Eindruck auch.
Wenn ich nun Hochwand und Hohes Licht vergleiche, komme ich zu folgendem Schluß: beim Hohen Licht überwiegt der weglose Charaker, das Gelände verändert sich ständig, aber man befindet sich immer auf einem Rücken oder Grat. Und ein Grat gibt immer, selbst wenn er steil ist, etwas Sicherheit.Bei der Hochwand bewegt man sich ständig in der steilen Flanke, d.h. das Gelände wirkt schon allein dadurch ausgesetzter. Deswegen eine etwas schwierigere Bewertung.
beste Berggrüße und schöne Frühjahrstouren!
Tef

gero hat gesagt: Schwierigkeitsbewertung ... schwierig!
Gesendet am 14. April 2011 um 19:33
Servus Tef,

die Hochwand ist ja für mich das Maß aller Dinge ... oder sagen wir besser: DAS Charakteristikum für eine T5. Ich bin damals ja dort umgekehrt, wo es komplizierter ... oder sagen wir besser: exponierter wird, also oberhalb vom Wetterkreuz. Sie ist nach meiner bescheidenen meinung wesentlich anspruchsvoller als z.B. der Piz Linard, der ja oft als Muster-T5 gehandelt wird, aber deutlich weniger anspruchsvoll ist. Den bin ich damals einfach hinuntergelaufen, da ist (fast) gar nix dran.

Auch die Untere Fründenschnur ist ein Klacks, verglichen mit der Hochwand.

Insofern ist für mich eben die Hochwand schlichtweg DER Gradmesser, und ich pflege seitdem zu sagen: in einer T5 hab ich nix verloren. mich würde z.B. nun die Tannhorn-Überschreitung (Brienzer Grat) reizen, da hätte ich dann eine Schweizer Vergleichsmöglichkeit. Die sieht ja auch immer wieder knackig aus. Na, mal sehen ... die Saison fängt ja erst an.

Und Du hattest mir mal geschrieben, daß der Obere Waxenstein noch eine Spur anspruchsvoller sei als die Hochwand: die einzige T6, die Du bisher vergeben hast. mit T5 und T6 bin ich immer sehr reserviert .. sie sollten meiner Meinung nach wirklich die Obergrenze der Skala darstellen.

So Touren wie "meine" Vogelkarspitze sind wesentlich einfacher als die Hochwand - vielleicht T3. Einfach rauflatschen und dabei ein bißchen schnaufen. Meine bisher anspruchsvollste Tour war der Acherkogel - was Du da wohl angeben würdest? Dramatisch ausgesetzt auf den obersten 150 Hm, nur 1 o/oo weniger als die Hochwand, auch ein roter Tupfen hinter dem anderen, aber heikel und anspruchsvoll. Wäre ich niemals alleine hinauf, wir waren damals zu Zweit.

Dir und Helena ebenfalls schöne Touren in 2011 - und vielleicht ENDLICH mal ein Treffen im Hirsch- oder Englischen oder einem sonstigen Münchner Biergarten aller (bayerischen) hikr!

Euer Georg

felixbavaria hat gesagt: RE:Schwierigkeitsbewertung ... schwierig!
Gesendet am 14. April 2011 um 20:21
+1 für bayerisches Hikr-Treffen im Hirschgarten ;-)

Tef hat gesagt: RE:Schwierigkeitsbewertung ... schwierig!
Gesendet am 14. April 2011 um 21:52
muß nur wieder warm werden..dann geht scho a biertisch voll zam!

Jackthepot hat gesagt: RE: bayrische hikr-Biertischrunde
Gesendet am 14. April 2011 um 23:01
oiso,wann's a weng langfristiger plana daat's, daat i a amal kumma ;-)

LG aus dem oberschwäbischen Exil

By the way, klasse Tour auf's Hohe Licht, die ihr da gemacht habt - ich hab' auch schon längere Zeit die Führer gewälzt und mir diesen Gipfel über SWGrat auf mein mittelfristiges Programm gesetzt.

Harald

ADI hat gesagt:
Gesendet am 15. April 2011 um 10:22
so, zu guter letzt auch noch ein comment von mir:

also, zuerst mal Gratulation zu Euerer wirklich wunderschönen *****Tour.
Auf das Hohe Licht wollte ich immer schon mal mit Ski....kann man sich in dieser extrem schneearmen 2011er Saison eher abschminken.....

über den SW-Grat ist aber auch eine wunderschöne Alternative, wie ich sehe.

Außerdem ist es zu dieser frühen Jahreszeit noch ruhig dort oben; im Sommer ist da ja die Hölle los.

Ich werd die Tour mal für die nächsten Tage anpeilen, der Wilde Kasten schaut auch nicht schlecht aus.

Allerbeste Grüße von ADI


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