Von Waldmünchen über den Cerchov nach Pec und zurück


Publiziert von Meeraal , 11. März 2011 um 10:21.

Region: Welt » Tschechien » Sumava
Tour Datum:29 Mai 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Siehe Straßenkarte
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Hotels in Waldmünchen
Kartennummer:Fritsch Waldmünchener Urlaubsland 115

Da wir letztes Jahr nach Pfingsten einen Familienurlaub im Bayrischen Wald verbrachten, nutzte ich natürlich auch dort die Gelegenheit, die Gegend ausgiebig zu erkunden und zu erwandern. Von Waldmünchen aus ergibt sich eine sehr günstige Gelegenheit, zu Fuß über die Grenze in den Böhmerwald zu gelangen und den Cerchov (Schwarzkopf) zu besuchen, der mit 1042 Meter die höchste Erhebung des nördlichen Böhmerwaldes darstellt. Da ich diese Wanderung ein Jahr zuvor, allerdings bei extrem schlechtem Wetter, in etwas anderer Form schon einmal gemacht habe, kannte ich die Gegend schon ein wenig und wusste, dass die Wanderung zwar lang, aber nicht schwer war. Daher nahm ich meinen ältesten Sohn mit.
Der Weg führt von Waldmünchen über Waldmünchen/Waffenschleife stetig bergauf und befindet sich hinter der letzten Siedlung, nachdem man in den Wald kommt in einem nicht mehr befahrbaren Zustand, ist also nur noch für Fussgänger geeignet. Die Bezeichnung des Weges bis zur Grenze lautet W9 und ist einigermaßen gut ausgeschildert.  An der Grenze befindet sich auf beiden Seiten ein "Schilderwald" und auf der tschechischen Seite eine Schutzhütte, wo man Pause machen kann. Allerdings hat es im Sommer hier ein paar Schnooge (=Stechmücken). Ansonsten ist von der Grenze nicht viel erkennbar, auch stehen hier sehr viele alte Bäume, weswegen ich davon ausgehe, dass die Grenze auch in den Zeiten des Kalten Krieges (vor 1990) nicht sonderlich gesichert war und einer der es darauf angelegt hätte auch rübergekommen wäre, wenn er es nicht auf allzu tolpatschige Art versucht hätte.
Hierzu eine Geschichte, die unser Pfadfinderleiter uns auf den Sommerlagern immer wieder erzählte:
In den 60er-Jahren machten die Pfadfinder unseres Ortes ein Sommerlager bei Cham, nur etwa 4 Kilometer von der Grenze entfernt. Irgendwann gerieten dann vier Jugendliche ohne es zu merken, oder vielleicht auch in einer Art Mutprobe??? über die grüne Grenze auf tschechisches Gebiet. Da die Tschechen aber auch nicht auf den Kopf gefallen waren, ging es nicht lange, bis die Leute von den tschechischen Grenzsoldaten geschnappt wurden. Die Jugendlichen wanderten daraufhin in ein Gefängnis uns es war ein Riesenzirkus, sie dort wieder herauszuholen, wozu sogar das Konsulat eingeschaltet werden musste.
Heute interessiert das zum Glück niemanden mehr, wer hier wann, wo und weshalb die Grenze in welcher Richtung überschreitet. In früheren Jahrhunderten soll es auch gelegentlich Überfälle von beiden Seiten gegeben haben, wobei Bayern und Böhmer sich gegenseitig die Frauen raubten. Nachdem man tschechisches Gebiet erreicht hat, befindet man sich in einem Naturschutzgebiet, ein Hinweisschild am Wegrand gibt Aufschluß darüber, was erlaubt ist und was nicht. Etwa einen halben Kilometer hinter der Grenze stößt man auf ein völlig zerfallenes Gebäude, an dem eine Quelle eingefasst ist. Das Wasser habe ich probiert, für mich ist es eindeutig trinkbar, auch in größeren Mengen, meinem Sohn hat es ebenfalls nicht geschadet. Kurze Zeit später erreicht man den Vorgipfel (P1004), der wenig dominant zwischen jungen Fichten versteckt liegt. Nach weiteren etwa 10 min. erreicht man die alte Militärstraße, die direkt auf den Gipfel des Cerchov führt. Schön ist der Gipfel heute leider nicht mehr, es befinden sich dort ein Aussichtsturm, der zu dieser Zeit leider wegen Sicherheitsmängeln nicht betretbar war (Oder der Mann hinter der Kasse wollte sich extra noch was dazuverdienen, was ich aber nicht zu zahlen bereit war? Jedenfalls meinte ich zu verstehen, dass er Andeutungen in dieser Richtung machte), sowie eine Anzahl verfallender, vermüllter und asbestverseuchter Militärbaracken und Kasernengebäude aus der Zeit des Kalten Krieges. Hier sollten wirklich mal alle nicht mehr benötigten Gebäude abgerissen werden. Bis 1990 befand sich auf dem Cerchov ein Späh- und Horchposten, der von Tschechen, Sowjets und der DDR genutzt wurde. Selbstverständlich war der Cerchov in diesen Jahren gesperrt und somit nicht betretbar.
Vom Cerchov führt ein Pfad mit verschiedenen Farbmarkierungen in Richtung Pec. Ab hier trifft man normalerweise keine Deutschen mehr, sondern nur noch Tschechen, die auch ganz gerne wandern. Nach einigen Kilometern erreicht man einen hügelartigen Kamm, der die Wasserscheide Donau/Elbe bildet. Von nun aus geht es steil bergab, durch einen Wald, der fast ausschließlich aus dicht gewachsenen älteren Fichten besteht. Man sieht nur Stämme, soweit das Auge reicht. Aus diesen Wäldern sollen ja auch einige von Grimms Märchen stammen, und tatsächlich hat der Wald auch heute noch eine etwas mystische Ausstrahlung. Ziemlich unvermittelt endet dann der Wald und man betritt das Dorf Pec, von wo es noch etwa einen halben Kilometer bis zum Dorfzentrum ist. Das Dorf ist insgesamt sehr schön, ruhig, fast verschlafen und durchaus sehenswert. Leider waren um diese Zeit alle Läden und Cafes schon/noch geschlossen, so dass ich mit meinem Sohn nirgends einkehren konnte. Daher gab es eben Vesper aus dem Rucksack und anschließend machten wir uns auf den Rückweg. Auch mein Sohn hat diese Wanderung mit Bravour gemeistert, ist aber solche Sachen auch gewöhnt, da ich ihn öfter auch auf meinen Hausberg, die Badener Höhe mitnehme. Dafür, dass wir unterwegs nicht einkehren konnten, durfte er sich dann abends im Hotel zum Essen raussuchen, was und wieviel er wollte.
Benötigete Ausrüstung: Regenschutz, Wanderkarte, Personalausweis


http://www.hikr.org/user/Meeraal/

Tourengänger: Meeraal


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