"Kleines, feines Winterglück" - so titelt der schöne Artikel über das Lidernengebiet im SAC-Alpen-Heft vom Februar 2011. Viele interessante Tourenziele verbunden mit der leichten Erreichbarkeit durch eine offene Alm-Seilbahn machen einen Besuch dieser Gegend schmackhaft. "Eine Wintermärchenwelt, die Skitourengängern auf kleinstem Raum alles bietet", lobt und lockt der SAC-Artikel. Neben bekannten und dementsprechend oft besuchten Tourenzielen wie Blüemberg, Chronenstock, Rossstock, Hundstock und Hagelstock gibt es die Möglichkeit einer weitläufigen Gebietsumrundung, wobei das relativ schnell erreichbare Spilauer Grätli den höchsten Punkt der Tour bildet. Die weite und mega-lange Abfahrt über Seenalp und Hürital in unberührter und aussichtsreicher Landschaft bildet das Highlight dieser Tour.
Auf die Lidernen zu kommen bedeutet erst einmal ... warten. Denn die offene Kabinenseilbahn von Chäppeliberg im Riemenstaldener Tal befördert neben frischen Lebensmitteln für die SAC-Hütte nur vier Personen, was angesichts der hohen Nachfrage machmal zu Kapaziätsengpässen führt. Kaum habe ich den zähen Hochnebel unter mir gelassen und bin an der Bergstation angekommen, eröffnet sich nicht nur ein wunderschönes Panorama, sondern auch ein Tourengebiet par excellence. Deutliche und viel begangene Spuren führen zur nahen Lidernenhütte, zum Rosstock und zum Hagelstock. Aber nur wenige gehen den steilen Hang unter den felsigen Abbrüchen des Rosstocks hinauf zum Spilauer Grätli (2303 m), wo ich nach einer guten Stunde Aufstieg bei traumhaftem Wetter und Sonnenschein ankomme. Dieser mitunter lawinengefährdete und vom SAC-Skitourenführer "Zentralschweiz-Tessin" mit "S" bewertete Hang bildet die kurze "Schlüsselstelle" der Tour. Die restlichen Tourenabschnitte sind wesentlich flacher und im Bereich "L" bis max. "WS+".
Nach aussichtsreicher Gipfelrast starte ich zur langen Abfahrt über die weiten Böden der Seenalp hinunter ins Hürital. Schon bald zweigen die wenigen vorhandenen Abfahrtsspuren nach Südosten Richtung Chinzig Chulm und Rindermatt ab, so dass ich über den Grossteil der Abfahrt die erste Spur legen kann. Erst ganz unten im Hürital treffe ich auf andere Skispuren. Die im Sommer geöffnete Beiz in Liplisbüel hat geschlossen, dafür werde ich in einer Nachbarhütte von einer zufällig anwesenden Familie spontan mit frischem Kaffee bewirtet. Danke dafür! Nach weiterer Abfahrt komme ich zum Stall Äbnet (863 m), dem tiefsten Punkt meiner Rundtour. Nur wenige Höhenmeter trennen mich hier vom Dorf Muotathal, wo die Möglichkeit besteht, die Tour zu beenden und per öV die Heimreise anzutreten.
Doch ich felle wieder an und beginne den zweiten und deutlich längeren Aufstieg dieses Tages. Gute 600 Hm und lange 6 km Distanz muss ich etwa zwei Stunden lang bis zur Höchi (1487 m) schwitzend zurücklegen. Die Sonne wärmt am Nachmittag stark. Nach dem Abziehen der Felle und einer letzten Pause komme ich in einer Viertelstunde zurück nach Chäppeliberg, wobei an manchen Stellen der Abfahrt schon grossflächig Gras und Steine zum Vorschein kommen.
Eine lange und einsame Tour liegt hinter mir. Zwischen Spilauer Grätli und Chäppeliberg begegenete ich mit Ausnahme der freundlichen Familie in Liplisbüel niemandem. Die "Werbung" im SAC-Alpen-Heft sorgte zumindest auf meiner Tour für keine spürbare Zunahme der Begehungsfrequenz.
Karte in GeoFinder.ch
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