Marwees (2056 m) Winterbegehung


Publiziert von marmotta , 29. Januar 2011 um 23:03.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:29 Januar 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Brülisau, Pfannenstiel - Plattenbödeli - Sämtiser Ebene - Marwees (P. 1993) - Marwees (P. 2056) - Sämtiser Ebene - Stiefel - Bollenwees - Plattenbödeli - Brülisau, Pfannenstiel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PubliCar (Reservation Tel. 0848 55 30 60) ab cff logo Appenzell
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PubliCar (Reservation Tel. 0848 55 30 60) ab cff logo Appenzell
Kartennummer:LK 1115 Säntis (1:25.000)

Die mittlere Kette des Alpsteingebirges ist eine wilde Ecke – insbesondere der Abschnitt zwischen Fälensee und Altmann besticht durch steil in den Himmel aufragende Schrattenkalktürme und Felsklötze mit beeindruckenden Wänden. Doch eignen sich die Gipfel kaum für eine Begehung im Winter, nur gerade mal der Altmann wird –bei günstigen Verhältnissen- gelegentlich besucht.
 
Einen sehr schönen Einblick in die zentralen Gipfel der mittleren Alpsteinkette erhält man jedoch von dessen etwas nach Norden versetzten östlichen Ausläufer, deren Gipfel -da weniger schroff und abweisend- allesamt auch im Winter begangen werden können. Und da ich erstaunlicherweise bis anhin noch nie auf dem höchsten Punkt (2056 m) der Marwees gestanden hatte (ich begnügte mich bislang mit dem Gipfelkreuz-Gipfel, P. 1991), erschien mir die Gelegenheit angesichts des schneearmen Winters günstig, dies nun nachzuholen.
 
Eigentlich hatte ich ja für dieses Wochenende eine Skitour geplant, bis mich am Vorabend eine PN von KraxelDani erreichte, der anfragte, ob ich Lust auf eine Winterbegehung im Alpstein hätte – ohne irgendwelche Schneesportgeräte. Da liess ich mich natürlich nicht lange bitten, die Verhältnisse in den Voralpen schienen mir ohnehin wenig günstig für eine Skitour: Starker Ostwind hatte in den letzten Tagen den wenigen Neuschnee, der auf den aperen bzw. mit wenig Altschnee bedeckten Boden gefallen war, völlig verblasen. Zudem wiesen die Hänge fast aller Expositionen bereits einen unangenehmen Harschdeckel auf. Lockerer Pulverschnee will gesucht werden…
 
Start um kurz nach 8.00 Uhr in Pfannenstiel am Talende hinter Brülisau. Bis hierhin hatte uns das von KraxelDani vorgängig reservierte PubliCar gebracht – ein toller Service, der mit schlappen CHF 5,00 zum normalen Billett zu entlohnen ist.
 
Im Brüeltobel ist es anfangs noch neblig, doch schon nach wenigen Aufstiegsmetern reisst der Himmel über uns auf und wir blicken in das ersehnte Blau. Allerdings sollte dieses über den Tag doch mehr oder weniger durch hohe Wolkenfelder getrübt werden.
 
Wie das bei KraxelDani so üblich ist, verzichtet er auch heute auf den Luxus von Schneeschuhen und sonstigem alpinistischem Krimskrams (wie z.B. Stöcke). Ein wenig beneide ich ihn, wie er so locker-flockig neben mir her läuft, während mich mein schwerer Rucksack, beladen mit so ziemlich allem, was der Bergsportmarkt hergibt, zu Boden drückt. Um den Ballast etwas zu verlagern, montiere ich schon bald die Schneeschuhe - die bei den derzeitigen Schneeverhältnissen auf dieser Tour allerdings kaum nötig gewesen wären bzw. kaum einen nennenswerten Vorteil brachten. Dafür machte ich fortan mit den klappernden Teilen einen Höllenlärm.
 
Nach ca. 1 h war die Wegverzweigung am Ende der Sämtiser Ebene erreicht, wo der Aufstieg zum Widderalpsattel beginnt. Wir stiegen jedoch nicht entlang des (schattigen) Sommerweges über die Widderalp, sondern von P. 1317 in direkter und steiler Linie über die teils aperen, teils mit einer pickelhart gefrorenen, gut tragenden Schneedecke versehenen Hänge der Chalberweid nach Nordwesten auf. Bald merkte ich, dass ich hier mit meinen Schneeschuhen nicht weit komme und wechselte auf die ebenfalls mitgeführten Steigeisen. Meinen Pickel drückte ich KraxelDani in die Hand, er sollte ihm noch gute Dienste leisten.
 
Ohne Schwierigkeiten erreichten wir über fast apere Grasrippen den Felsriegel unterhalb der Grathöhe der Marwees. Da wir fälschlicherweise anfangs den Gipfel zu weit östlich vermuteten, jedoch in der steilen Flanke nicht mühsam queren wollten, stiegen wir durch eine Rinne sehr steil (zum Schluss > 45°) durch den Felsriegel hindurch und erreichten den Grat etwas östlich von P. 1993. Eine eindrückliche Gratwanderung mit atemberaubenden Tiefblicken nach Norden über die jäh abbrechenden Gloggeren brachte uns hinüber in den Sattel vor dem eigentlichen Gipfel (P. 2056). Mit den schneebedeckten Felsen und dem stürmischen Südostwind bereitete mir der kurze Abschnitt, wo der Grat sehr scharf und auch ausgesetzt wird, unerwartete Schwierigkeiten. Teilweise auf allen Vieren bewältigten wir diesen heiklen Abschnitt, bevor es dann wieder plaisiermässig auf dem Kamm oder in die Südflanke ausweichend, bis zum höchsten Punkt der Marwees weiterging.
 
Angesichts des eiskalten Windes verlegten wir unser Picknick einige Höhenmeter weiter nach unten, wo wir in einer Felsnische Schutz vor dem Wind suchten und hofften, dass die zwischen den Wolken hindurchscheinende Sonne doch ein wenig wärmte.
 
Bald wurde uns aber auch hier so kalt, dass wir den Abstieg antraten – nun in einem regelrechten Sturm, der uns die Schneekristalle wie ein Sandstrahler ins Gesicht peitschte.
 
In der Sämtiser Ebene war der Spuk glücklicherweise fast wieder vorbei und wir entschieden uns noch für den kleinen Umweg über den Stifelwald hinauf zum Fälensee. Der schöne Ausblick vom (im Winter geschlossenen) Berggasthaus Bollenwees auf die Gipfel zwischen Altmann und Widderalpstöck lohnt die 150 Hm Gegenanstieg allemal.
 
Abstieg über den Fahrweg auf hartgetretenem Schnee, mit Schneeschuhen kein Genuss. Weshalb dennoch ausnahmslos alle Personen, die uns auf dem Fahrweg zwischen Plattenbödeli und Bollenwees entgegenkamen, die Dinger an den Füssen trugen, bleibt ein Rätsel… 

Tourengänger: KraxelDani, marmotta


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