Černá brána - Na Tokání - Doubice (Schwarzes Tor - Balzhütte - Daubitz)


Publiziert von lainari , 28. Dezember 2010 um 22:24.

Region: Welt » Tschechien » České Švýcarsko
Tour Datum:19 November 2003
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 460 m
Abstieg: 460 m
Strecke:32 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 241 Pirna-Bad Schandau-Hinterhermsdorf oder Linie 268 Sebnitz-Hinterhermsdorf bis Hinterhermsdorf
Kartennummer:1:50.000, Tourist Verlag, Sächsisch-Böhmische Schweiz

Sonnenauf- bis Sonnenuntergang - Weitwanderung ins Böhmische

Die Zeit war schon lange umgestellt, das Laub war von den Bäumen herunter und mein Bewegungsdrang erschien noch ungebremst. Ein stabiles Hoch bescherte kaltes sonniges Spätherbstwetter. Mit einer Kollegin hatte ich schon lange eine Tour ins Böhmische geplant. Sie hatte mir ein Distanzlimit von 25 km vorgegeben, meine „großzügige“ Schätzung lag bei 26 km für die ausgesuchte Runde. Jetzt war der Zeitpunkt ideal, einer hatte mitten in der Woche frei, der andere tauschte seine Schicht. Früh am Morgen holte ich sie mit dem Auto ab. Nach Sonnenaufgang erreichten wir Hinterhermsdorf und parkten bei der Buswendestelle auf einem großen Parkplatz. Rasch die Rucksäcke auf und schon waren wir unterwegs. Durchs Neudorf liefen wir abwärts ins Tal der Kirnitzsch. Die Wiesen im Schatten waren reifbedeckt. Da die Tour größtenteils in Tälern verlief, sollten wir die Sonne nur ganz wenig sehen, die Temperatur stieg kaum über 0 Grad.

Am Wandergrenzübergang Zadní Doubice überquerten wir auf einer Brücke die Kirnitzsch und bogen danach rechts ab. Nach einer kurzen Strecke flussabwärts erreichten wir Vlčí deska, die Wolfstafel. Sie erinnert daran, dass Forstmeister Grohmann 1640 an dieser Stelle die letzten zwei Wölfe erlegte. Der Weg entfernte sich weiter von der Kirnitzsch und stieg etwas an. Wir fanden einen Wegweiser und bogen nach rechts in eine Schlucht und folgten dem Bächlein Červený potok (Rotes Floß) zum Černá brána (Schwarzes Tor). An dieser Stelle überbrückt ein großer Sandsteinfelsen ein Engnis und bildet so ein Tor. Wir stiegen über Balkenreste die einst den Weg an dieser Stelle trugen und liefen bis zur Mündung des Seitentales in das Kirnitzschtal. Hier zeugten Brückenfundamente von einem einstigen Übergang ins Sächsische. Wieder umgekehrt gingen wir zurück zum Hauptweg, bogen nach rechts und folgten ihm bis zur Panenská jedle (Jungferntanne). Dort machten wir eine erste Rast. Dann setzten wir die Wanderung fort, auf diesem Stück ergaben sich einige Ausblicke in die umliegende Landschaft mit schönen Felsformationen und goldenem Lärchenwald. So gelangten wir nach Na Tokání (Balzhütte), bestehend aus einigen Häusern im Schweizer Stil, ehemalige Jagdunterkünfte der Grafen Kinsky, heute Gasthaus und Pension.

Auf einem asphaltierten Forststräßchen liefen wir durch ein Tal weiter Richtung U Sloupu. Unterwegs trafen wir kaum andere Wanderer, hier überholte uns jedoch grüßend ein deutscher Radfahrer. Am Forsthaus U Sloupu (Budersdorfer Säule)  bogen wir nach links, entlang einer wenig befahrenen Straße gingen wir Richtung Doubice (Daubitz). An einem besonnten Hang machten wir Rast und teilten den Proviant. Denn wir waren uns einig, eine Einkehr ins Gasthaus war zeitmäßig wohl nicht drin. In Daubitz gab es einige schöne Umgebindehäuser, die weiß bemalten Balkenzwischenräume ließen uns jedoch eher an Russische als an Lausitzer Einflüsse glauben. Hier hatten wir auch einen letzten Blick zur Sonne, die jetzt schon sehr niedrig stand. Am Ortsausgang tönte es laut von hinten „Ihr seid aber schon weit gekommen!“ – da war er wieder „unser“ Radfahrer. Er schwärmte im Vorbeifahren von einer Portion Gulasch mit Knödeln und einem Schluck böhmischen Bieres mit dem er sich im Gasthaus gestärkt hätte. Zum Glück sah er nicht, das unser Lachen leicht gequälte Züge annahm. Wenige Meter weiter mussten wir uns rasch auf dem Seitenstreifen in Sicherheit bringen, denn ein tschechischer Lieferwagen kam rasant unter Ausnutzung der gesamten Straßenbreite um eine Kurve geschossen. Dann bogen wir links in ein Forststräßchen, ein Pfad kürzte den Verlauf einer weiten Schleife ab. Nach einem weiteren Stück auf dem Forstweg zweigten wir nach rechts in einen Grund hinunter, der uns ins Kyjovské údolí (Khaatal) führte. Dort folgten wir dem Lauf der Křinice (Kirnitzsch) vorbei an der Turistický most (Touristenbrücke) flussabwärts. Auf ebenem befestigtem Weg erreichten wir wieder die Wüstung Zadní Doubice (Hinterdaubitz) und die Grenze. Hier befand sich einst ein von Deutschen bewohnter Ort, der nach dem Krieg entvölkert und in den 50er Jahren geschliffen wurde. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und es wurde kühler und dunkel. Der Endspurt brachte uns im Schein der Straßenlampen durch das Neudorf zurück nach Hinterhermsdorf. Ich überlegte noch, ob der Parkplatz nicht eigentlich gebührenpflichtig war – richtig die Säule, die eigentlich unübersehbar auf der Spitze der Zufahrt stand, war die zentrale Parkuhr…
 
Als ich meine Kollegin absetzte, verließ sie in gebeugter Haltung das Auto, was mich zu einem flotten Spruch und einem Lachen verleitete. Als ich zu Hause ausstieg, lachte ich nicht mehr…
 
Die Summe brachte es ans Licht, unsere Tour war 32 km lang geworden. Die tschechischen Wegweiser zeigen praktischerweise den Weg in Kilometern an und ermöglichten so eine Kontrolle. Ich hatte bei der Planung schlicht und ergreifend den Zu-und Abgang auf deutscher Seite vergessen und einige Kurven begradigt.

Tourengänger: lainari


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Geodaten
 12065.kml

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