Patent Ochsner


Publiziert von Henrik , 28. November 2010 um 22:09.

Region: Welt » Schweiz » Jura
Tour Datum:28 November 2010
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-JU 
Zeitbedarf: 1:00
Abstieg: 90 m
Strecke:Pré-Petitjean - La Combe
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV

.... Nachdem ich gestern am Bahnhof St. Johann die Schneeflocken habe tanzen sehen, den Bauch bei einem mehrgängigen Brunch habe voll schlagen dürfen, reifte die Idee, Claudia in den Jura zu entführen: zuerst speisen und erst dann gehen!   Prämisse: ausschlafen lassen. Punktum. Wenn der Kanton Jura schon für Besuche wirbt und notabene sogar der Bundesrat wie diese Woche in Delémont tagte, kommen wir dieser Aufforderung gerne nach. Le Jura ist die implizite Naherholungsregion für den Bâlois. Schnell erreicht und mehrheitlich landschaftlich eher einsam – zudem welsch, und das ist sofort spürbar. Wir starten in der Schalterhalle im Bahnhof SBB, erstehen am Automaten das Billet für nach Pré-Petitjean, rollen hinauf auf die gestossen volle Passarelle (die hier auf hikr. auch schon einige Male unrühmlich beschrieben wurde) ...hier ist sozusagen Vorweihnachts(aus)verkauf  das ganze Jahr...ych verstand nur no „Bahnhof“!
 
 .... Die S 3 nach Porrentruy ist gut besetzt, ich solidarisiere mich mit Claudia und reise 2. Klasse; würde ich zur Arbeit nach Laufen fahren.... das weiss bald auch jeder hier....eben. Genau, nach Laufen sind wir beinahe allein im Zug. Leise, gedämpft durch den Schnee auf dem Trasse, fährt die Regiobahn durchs Birstal nach Delsberg. Das Wetter spielt noch nicht so mit, zaghafte Sonnenstrahlen über dem Höhenzug südlich des Kantonshauptortes werfen aber doch Schatten auf den Perron. Die Haltestellenansagen sind ab hier französisch und werden nur in Glovelier noch zusätzlich auf Deutsch abgegeben. Hier wechseln wir Bahngesellschaft und Spurbreite. Der Chocolatier hat zwar offen, die Zeit reicht aber nicht und drei Minuten für Köstlichkeiten sind entschieden zu wenig.  Die Schneehöhe nimmt sichtlich zu, je höher die CJ uns aufs Plateau bringt. Die Spitzkehre in La Combe scheint immer wieder neu zu faszinieren – die grosse Schlaufe kurz danach gibt den weiten Blick frei ins Becken der Sorne, die wie die Birs durch Delémont  fliesst und in diese mündet. Der unmittelbar am Gleis liegende Hof mit seinem Autofriedhof löst auch die Frage aus, ob der das eigentlich noch darf – im Jura ticken die Uhren anders! In Bollemont kreuzen sich die Züge der CJ.
 
 .... La Combe und vier weitere Minuten später stehen wir vor der „Auberge de la Gare“ in Pré-Petitjean. Wir spekulieren über die Schneehöhe, ich setze meinen Schuh in den unberührten Schnee auf dem Nebengeleise und schätze mal 20 cm, das würde fürs Schneeschuhlaufen reichen, was wir später bestätigt bekommen – durch einen Raquettier.  „Same procedure as....“, der reservierte kleine Tisch am Fenster, wie im September zuletzt mit Baldy und Conny, ist auch für uns diesmal bereit. Claudia ist eingeladen und entscheidet sich für die Jagd (das Medaillon du Chevreuil), ich gehorche der Gewohnheit (!) und lasse mir „La Viande de cheval à la mode Pré-Petitjean accompagnée de petites frites fraîches et de légumes“ auftischen. Obligat Wein und Wasser, Abschluss durch zwei Espressi. Immer mehr Menschen finden sich an den Nachbartischen ein – das Essen auswärts an Sonntagen ist in der Romandie viel verbreiteter als bei uns. Wir sind auch immer wieder von neuem beeindruckt, schon auch im Jura, diesen Esprit der „Welschen“ zu erleben, eine gewisse Leichtigkeit des Seins, unkompliziert, natürlich. Nicht umsonst habe ich auch deshalb vergangenen Freitag die Tour mit Pfaelzer nach Rue gewählt.
 
 .... Prädikat hervorragend, meint Claudia zwischen zwei Bissen – wie mich das freut.
 
 .... Den Fahrplan kurz konsultiert, brechen wir um halb zwei auf, jetzt sind noch ein paar Wanderschritte gefragt und auch nötig. Zwischenzeitlich trübt es ein wenig ein,  Monochromie, die ich so mag (Danke TomClancy). An der Lok-Remise vorbei, die Bahn gequert, sind wir nur kurz nach unserem Aufbruch mitten in der weiträumigen „Park“-Anlage der Franches-Montagnes.  Wir stapfen durch den wirklich jungfräulichen Schnee, nebst dem üblichen Knarzen meiner Schuhe (...), knirscht es erfreulich unter unseren Sohlen – der Winter mag kommen.  „...du rennst“, meint Maus und ich halte inne. Ja, ich legte einen kleinen Zacken zu, damit wir auch zeitig in La Combe eintreffen, denn das Buffet de la Gare hat ihre vacances annuelles ...und schon nach 15 Uhr kriecht die Klammheit die Ärmel hoch! Noch ein paar Bilder fürs „kleine“ Album und die verloren wirkende Haltestelle ist erreicht. Immer noch fehlt hier der Billet-Automat und der Patent-Ochsner-Mischtkübel hat ein Schneekrönchen auf seinem Deckel sitzen.
 
 .... Das rote Bähnli nimmt uns auf, die Plüschsessel sind die Sofas für die kleine Reise bis zum Umsteigebahnhof, das Grau legt zu. Der Chocolatier hat geschlossen und nur kurze Zeit danach fährt die S 3 vor. Die Bahnhofskatze haben wir heute nicht gesehen.... In Laufen steigt eine laute und schubsende Welt zu, ein wenig ellbögeln, morgen ist ja wieder Montag!
 
  

Tourengänger: Henrik


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt: ich beneide dich ja um die Nähe zum Jura!
Gesendet am 29. November 2010 um 13:09
Ja, lieber Henrik, in meinem "Zustand" wäre mir's schon Recht, dieses weitläufige Wander- und "Tafel"-Gebiet läge näher ...

Schön hast wieder geschrieben - hab herzlichen Dank; lieber Gruss

Felix

Baldy und Conny hat gesagt: wir erinnern
Gesendet am 30. November 2010 um 14:21
uns sehr gerne an die Auberge de la Gare in Pré-Petitjean und können das Prädikat hervorragend nur bestätigen.
Gruss Angelo und Conny

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 26. Dezember 2010 um 19:42
Am 24. und 31. Dezember 2010 zeigt TSR1 eine Reportage über die CJ: "Les quatre saisons du petit train rouge", kann sicherlich auch online geschaut werden.

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