Einer der schönsten Berner Hüttenwege : Von Grindelwald zur Schreckhornhütte SAC (2530m)


Publiziert von Alpenorni , 19. November 2010 um 18:25.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:31 Juli 2008
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pfingstegg - Luftseilbahn von Grindelwald

Der Hüttenweg zur Schreckhornhütte (2530m) zählt zu den landschaftlich großartigsten der Berner Alpen. Neben den Naturschönheiten, also speziell den Tief- und Einblicken auf und in den unteren Grindelwaldgletscher und dem wilden Hochgebirgsszenario mit Eiger, Mönch, Fiescherhörnern und Finsteraarhorn, ist auch die wechselvolle Geschichte der alpinen Stützpunkte in dieser Region sehr interessant.
Steigt man heutzutage zur Hütte hinauf, so erreicht man nach einer guten Stunde ab Pfingstegg ( 1391m, Bergstation der Seilbahn von Grindelwald ) das erst vor ein paar Jährchen erbaute Berggasthaus Bäregg. Da, wo der Weg in Serpentinen zum Gasthaus hinaufführt, ging es bis vor nicht allzulanger Zeit noch geradeaus weiter und eine aus den Felsen gesprengte Galerie führte in die Nische der Stieregg, wo man dereinst einkehren und auch übernachten konnte. Dieser Weg und die ehemalige Alpwirtschaft nebst idyllischer kleiner Weide existieren nicht mehr, sie sind der unter ihr wegbrechenden Seitenmoräne des Gletschers zum Opfer gefallen.
Von der Bäregg geht es nun ein Stück wieder bergab und man durchquert das Gebiet des Stieregglauigrabens. Hier machen Murengänge ein ständiges Ausbessern und neuen Wegebau notwendig, womöglich wird hier eines Tages sogar eine ( im Winter abzubauende) Himalayabrücke für eine Entschärfung sorgen.
Einen besonderen alten Zeugen aus der alpinen Erschliessungsgeschichte kann man dann ein kurzes Stück vor der Hütte am Hang oberhalb stehen sehen : Den Kastenstein ! Hier nächtigten einst die Erstersteiger des Schreckhorns und andere alpine Größen des 19. Jahrhunderts unter einem großen Felsblock. Sogar eine spartanische Inneneinrichtung und gar eine Holztür hat es hier mal gegeben.
Tja, und die Schreckhornhütte selber wurde auch erst 1981 eingeweiht. Schaut man sich dort um, kann man auf 2485m noch die Fundamente der ehemaligen Schwarzegghütte begutachten - sie stand einst in Konkurrenz zur noch 1 Stunde (mit Gletscherbegehung) taleinwärts gelegenen Strahlegghütte, die wiederum nach starken Lawinenschäden im Winter 1976/77 aufgegeben wurde.
Zählt man noch die uralten Vorläufer der heutigen Bäregg-Restauration, die sagenumwobenen Eigerhöhlen am Challi (gegenüberliegende Talseite) oder den Zäsenberg, wo einst auch eine kleine Hütte stand, und wo z.B. Willo Welzenbach vor seiner Erstdurchsteigung der Groß Fiescherhorn-Nordwand biwakierte, hinzu, so ist man umgeben von einer Fülle historischer Bergsteigerplätze. Unmöglich, die alle in einem kleinen Hikr-Tourenbericht zu würdigen.

Für einen Überblick über die Geschichte kann ich z.B. empfehlen :
Rudolf Rubi - Im Tal von Grindelwald - Vom Bergbauerndorf zum Fremdenort , Band II ( Gastgewerbe - Alpinismus) - Verlag Sutter, Grindelwald, 268 Seiten. Ich besitze eine Ausgabe von 1986, mit vielen historischen Fotos, sehr empfehlenswert !

Und auch meine eigene alpine Geschichte ist von diesem Weg nicht unmaßgeblich beeinflusst worden. 1974, als 11jähriger, habe ich ihn zum ersten Mal begangen, und das war für mich eins der Initialerlebnisse, die in mir die Liebe zu den Bergen geweckt haben. Später dann habe ich auch auf Stieregg übernachtet und am Roten Gufer biwakiert, und als 2005 die große Überflutung Grindelwald und Thun ins Chaos stürzte, kamen wir gerade noch rechtzeitig vor Ausbruch des gewaltigen Unwetters nach einer Übernachtung von der Hütte heil herunter. Der Hüttenwart Hans Balmer, ein Original, der die Hütte seit Anbeginn an bewirtet, wollte sich in Ahnung des Kommenden auf "seiner" Hütte einfach einschneien lassen und abwarten...
Die Tour selber gehört zu den anspruchsvolleren Hüttenwegen der Berner Alpen. In den klettersteigähnlichen Passagen des letzten Drittels ist durchaus Schwindelfreiheit erforderlich, Trittsicherheit ist zwingend notwendig. ( Die einst schwierigste Stelle ist im übrigen mittlerweile durch eine Umgehung mit Kette gesichert und entschärft)
Die Bilder sind gescannte Fotos von Gudrun, mit der ich an einem schönen Sommertag 2008 mal wieder dort oben gewesen bin. Nicht zum letzten Mal, so hoffe ich, denn ich habe da noch ein paar Projekte, die schon länger in der Schublade lagern.




Tourengänger: Alpenorni


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