Vom Monte Bar zum Camoghè, Tag 1

Der Wetterbericht verheisst noch gutes Wetter bis am Samstagabend. So setze ich ein länger gehegtes Projekt in die Tat um und reise ins Tessin. Die lange Anreise macht es ratsam, eine Zweitagestour zu planen. Ein Anruf beim Hüttenwart der Capanna Monte Bar reicht, die Hütte ist zwar offiziell unbewartet, aber Philipp, der neue Pächter, wird extra hochkommen, um für mich zu kochen. Das nenn ich Service!
Kurz nach 10 besteige ich den IC von Luzern nach Bellinzona. Vielsprachige Wortfetzen verweben sich zu einem weichen Klangteppich, der mich schon bald einlullt du mich bis kurz vor Bellinzona dösen lässt. Via Lugano und Tesserete gelange ich per Bus nach Roveredo, dem Ausgangspunkt meiner Tour.
Durch die herbstlichen Landschaft führt der Weg über Weiden und durch lichte Birkenwälder. Schon bald lasse ich die letzen Bäume hinter mir und gewinne rasch an Höhe. Auf dem Motto della Croce lege ich den ersten Zwischenhalt ein und geniesse den schönen Rundblick. Nach einer kurzen Pause mache ich mich über grasige Rücken auf zum Caval Drossa. Dort warte ich den Sonnenuntergang ab. Langen Fingern gleich kriechen die Schatten immer weiter in die Täler. Überraschend schnell versinkt die Sonne unspektakulär hinter dem Horizont, beinahe so, als ob man einen Lichtschalter ausknipst. Ich nehme die letzten Meter zur Capanna Monte Bar unter die Füsse. Wenige Meter vor der Hütte werde ich von Philipp überholt, der mich mitnimmt. In der Hütte angekommen, dauert es nicht lange, bis ich eine dampfende Minestrone vor mir habe und danach mit Salametti und Käse verwöhnt werde.
Philipp zeigt mir das atemberaubende Panorama mit der Aussicht auf Lugano. Ich geniesse dies allerdings nicht sehr lange, sondern verziehe mich schon bald in mein Zimmer und freu mich auf den kommenden Tag.