Gross Muttenhorn - mit Tällistock-Überschreitung


Publiziert von Felix , 14. Oktober 2010 um 11:07. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 Oktober 2010
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Aufstieg: 1075 m
Abstieg: 1075 m
Strecke:Furkapass - P. 2503 - Tällilücke - Gipfel P. 2802 - Pass P. 2769 - P. 2799 - Gross Muttenhorn - P. 2799 - Tällistock - Tällistock, W-Gipfel - Tällilücke - P. 2502 - Furkapass
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW über Gotthard-Autobahn via Andermatt - Realp zum Furkapass
Kartennummer:(1231), 1251

Eisig kalt war's am Furkapass, bei 0° und frostigem Wind starteten wir im Schatten - erst beinahe flach auf dem Fahrweg zu den vom Muttgletscher gespeicherten Bächen. So gelangten wir zügig zum Wegweiser bei P. 2503, welcher uns den Anstieg zur Tällilücke (und der Sonne) angab. Während sich der Firnkessel unterhalb des Gross' Mutthorn noch lange schattig präsentierte, genossen wir die wärmende Sonne im rasch einmal bewältigten Aufstieg zur Tällilücke - und bereits hier den einzigartigen Ausblick aufs Obergoms und die Berner Hochalpen!

An der ehemaligen Militäranlage vorbei nahmen wir den direkten Aufstieg auf den namenlosen Gipfel (P. 2802) in Angriff - und nicht den signalisierten Wanderweg westlich um ihn herum. Bereits diese erste Ersteigung auf spärlichen Wegspuren, mit erstem Schneekontakt und sehr leichtem Kraxelgelände ist anregend; die Aussicht auf dem dann flachen Plateau immer umfangreicher. Hinunter zum namenlosen Pässchen auf 2769 Metern; dieses ist mit "Tällistock" angeschrieben - etwas irreführend: wartet dieser doch noch der "Erzwingung" ... Erst einmal umwandern wir ihn südseitig und nehmen den "kürzesten" Weg Richtung Gross Muttenhorn. Doch der weitere Gratweg bis zum Ziel täuscht längenmässig arg: kaum scheint das Auf und Ab über die zahlreichen Erhebungen ein Ende zu nehmen. Der Grat ist manchmal breiter, zum Teil schneebedeckt, mal schmaler, dort auch recht instabil: wir denken, dass derartige Stellen sich innert Jahren verändern, so schuttig, der Erosion preisgegeben sind sie. Die Einer-Stelle gegen Ende des Grates umgehen wir (ein Abstieg von etwa 40 Metern ist dafür erforderlich) und gelangen schliesslich zum letzten, steileren Gipfelanstieg. Hier liegt doch mehr Schnee als wir erwartet haben; doch die Spuren weniger Vorgänger sind gut angelegt - dazwischen können wir immer wieder Wegspuren folgen. Auch wenn nun der Sonne ausgesetzt: der Schnee ist auch gegen 12 Uhr noch hart gefroren (der Pickel beim Abstieg ist uns doch behilflich). Unglaublich schön, das Gefühl, kurz vor Mittag dann endlich auf diesem formschönen Gipfel auf der Kantonsgrenze Uri - Wallis zu stehen! Das Gross Muttenhorn bietet ein phänomenale Rundsicht: über die nahen Tessiner Berge, den Basodino, den Monte Leone, die Walliser Viertausender bis zum Mont Blanc reicht der Blick süd- und westseitig; weiter gehts mit den Berner Hochalpen, dem Galenstock und in östlicher Richtung bis zu Tödi und Rheinwaldhorn. Kaum können wir uns lösen von diesem Panorama - bei diesem herrlichen Wetter; nach 1 1/2 h müssen wir unsere Mittagsrast beenden - es wartet ein zeitraubender Abstieg ...

Beinahe alpin anmutend der Gipfel-Schlusshang, doch problemlos auch im Hinuntergehen zu bewältigen; nun jedoch etwas anspruchsvoller die "Spurensuche" über die erwähnte Stelle im festen Blockgelände (im I) - machte sehr Spass (vgl. die Foto ...). Selbstverständlich erfordert nun der weitere Weg bis zur militärischen Ruine unmittelbar oberhalb des Punktes 2799 weniger Zeit. Hier bleiben wir, erst leicht ansteigend, auf dem Grat, welcher zum höheren der beiden Gipfel-Steinmänner führt. Noch einfach ist der (östliche) Hauptgipfel des Tällistocks zu erreichen. Wir beabsichtigen jedoch, den gesamten Grat bis zum W-Gipfel zu begehen. Zu Beginn sind die Platten südseitig noch unproblematisch - nordseitig fällt es doch sehr steil in den Firnkessel ab. Mit Fortdauer wird der Kamm felsiger, blockiger - gelegentlich ist eine kurze Umgehung südseitig einfacher. Kurz vor dem Sattel, wo ein Weglein in der SW-Flanke heraufführt, dachten wir erst, wir müssten umkehren. Doch auch diese letzten Felsen sind durch ein paar Risse gut abzusteigen. Schnell sind wir nun auf dem Tällistock, W-Gipfel. Auch er ein exzellenter Aussichtspunkt, wenngleich der Blick ins Rhonetal nun im Gegenlicht etwas getrübt erscheint.

Selbstverständlich steigen wir über die NW-Flanke ab: schönste Kraxeleien und gelegentlich Wegsuche sind geboten - wir freuen uns, auch diese Überschreitung haben machen zu können: Die allgegenwärtige tolle Aussicht und der Rückblick auf den nun über dem besonnten Muttgletscher aufragenden "Zuckerhut" des Gross Muttenhorns ist erhebend.
Gemütlich wandern wir nun in der W-Seite um den namenlosen Gipfel herum und gelangen, auch hier noch über wenige Schneereste wieder zur ehemaligen Kaserne auf der Tällilücke. Vorher noch folgt ein letzter ergreifender Höhepunkt: ein jüngerer Adler fliegt in geringer Entfernung um die N-Kuppe und entschwindet, ohne einen einzigen Flügelschlag zu machen, in wenigen Sekunden am Tällistock vorbei gen Süden, stets kaum einige Meter von den Felsen entfernt!
Später zeigen mir einige Blicke in das Innenleben der Anlage auf der Lücke, dass jene gelegentlich genutzt wird ...
Rasch sind wir - auf unserem Aufstiegsweg - wieder auf dem Fahrweg, welcher zum Furkapass führt: der Galenstock in der Abendsonne lässt diese grossartige Tour gebührend beschliessen. (Der wiederum kalte Wind auf dem Pass und geschlossene Restaurants veranlassen uns, den Durst im komfortablen Hotel Tiefenbach, auf der sonnigen, windgeschützten Terrasse, zu stillen.)

Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (3)


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gero hat gesagt:
Gesendet am 16. Oktober 2010 um 10:56
Lieber Felix,

wie immer überzeugen Deine Fotos in jeder Hinsicht: der Blick für Motive ("Herbstfarben" und "Spiegelung"), aber auch die Dokumentation Eures Marsches insgesamt - Klasse!

Hab das nochmal richtig nacherleben können ...

Berggrüße vom Georg

Felix hat gesagt: Danke ...
Gesendet am 17. Oktober 2010 um 17:16
... lieber Georg!
Hätte dir, v.a. von der Rundsicht her, gewiss auch gefallen!

Herzlich grüsst dich: Felix

Willem hat gesagt: Sehr schöne Tour!
Gesendet am 18. Oktober 2010 um 19:18
Schön beschrieben und bebildert! Diese Tour steht bei mir auch noch auf der To-Do-Liste. Vielen Dank Felix und herzlichen Glückwunsch! LG Willem


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