Hoher Ifen (2230m) und Hahnenköpfele (2085m)


Publiziert von Kris , 5. Oktober 2010 um 02:21.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 7 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Parkplatz Auenhütte - Ifenhütte - Bergstation Winterlift - Hahnenköpfele - Hoher Ifen - Ifenhütte - Auenhütte

Der Hohe Ifen und sein benachbartes Gottesackerplateau sind sehr bekannte Tourenziele im Kleinwalsertal mit Rundblick auf den Allgäuer Hauptkamm, die umliegenden Berge in Richtung Österreich und bei sehr guter Sicht wird sogar Blick bis Bodensee und Alpstein nachgesagt. Mir wurde diese Ehre nicht zuteil.

Das das Ziel durch das Karstplateau des Gottesacker bekannt und beliebt ist, ist zwar gut und schön aber sicher nicht jedermanns Sache. Selten habe ich an einem Berg bei gutem Wetter so viele Menschen gesehen, die teils mit Kleinstkindern und schlecht ausgerüstet den Gipfel stürmen wollten. Frei nach dem Motto  "Ist ja gut abgesichert und soll auch nicht so schwer sein, was soll mir da passieren?" - Sie wären nicht die Ersten die bei einem vermeintlich leichtem Berg ihr Leben lassen. Denn wie heißt es so schön? Hochmut kommt vor dem Fall.

Zur eigentlichen Tour brauche ich sicher nicht viel sagen - sie wurde bereits mehrfach hier auf hikr.org beschrieben - dennoch möchte ich sie kurz skizzieren. Es ist an der Auerhütte 1273m möglich, mit dem Sessellift direkt auf die Ifenhütte 1586m zu fahren - eigentlich wählten fast alle dieser vielen, vielen Menschen diese Variante. Ich stieg lieber aus dem Tal aus eigener Kraft auf und stand damit ziemlich alleine da. Auf steilem Fahrweg geht es von der Auerhütte in etwa 30-40 Minuten auf die Ifenhütte. (T1)


Von dort ließ der Menschenstrom den ganzen Tag nicht mehr, bis zum Zeitpunkt als der letzte Lift langsam gen Tal schwebte. In zügigem Tempo überholte ich viele der Liftnutzer und stand bald vor der Auswahl, direkt den Hohen Ifen zu besteigen, oder erst Richtung Hahnenköpfele aufzusteigen. Ich wollte zur in der Karte verzeichneten Hütte unterhalb des Hahnenköpfele zu Mittag essen um frisch gestärkt beide Gipfel angehen zu können. Als ich nach etwas mehr als einer weiteren Stunde an der Hütte stand, war die Ernüchterung groß. Sie war nur die Gipfelstation des Winterlifts - anders als in der Karte dargestellt ("ganzjährig bewirtschaftet") - es sollte nicht der einzige Fehler der Karte bleiben.

Nach kurzem Abstecher über Karst auf einen kleinen Minigipfel mit Stange neben der geschlossenen Hütte ging es weiter aufs Hahnenköpfele (2085m) (etwa 10-15 Minuten, T2) Den massiven Andrang am Gipfel sehend, ist für mich der Gipfelerfolg nur im Vorbeilaufen mitgenommen - die nächste Pause rechne ich mir am Gipfel des Ifen zu, dessen Felsabstürze von hier unten doch beeindruckend aussehen. Ich wollte eigentlich eine besondere Variante auf den Ifen wählen, welche in meiner (doch eigentlich so aktuellen?) Karte verzeichnet war, von dem man vom Hahnenköpfele ausgehend den Ifen quasi von hinten ersteigen konnte, um danach den Normalweg wieder abzusteigen. Im sonst so dem Touristen angepassten Gebiet wunderte ich mich dann, warum dieser Weg nicht ausgeschildert ist - fand dann aber ungefähr an dem auf der Karte verzeichneten Ort die Abzweigung. Bestärkt in meinem Bauchgefühl kamen mir noch 2 Wanderinnen entgegen. Als ich noch 3 Minuten weiter lief, stand ich plötzlich vor einer Sackgasse - ein kleines Grasstück links neben den Felsabstürzen des Ifen, vor mir eine senkrechte Felswand, dazwischen ein extrem steiles Couloir. So sieht also der Weg hinten um den Ifen aus? Dort war keiner.


Also gings in zügigem Schritt zurück zur Winterlifthütte und kurz absteigend zur Geröllfeldquerung in Richtung des Normalweges zum Ifen. (T3) Der Einstieg in die gesicherten Passagen ist staugefährdet - dort ist durchgehend ein Drahtseil verbaut - welches allerdings nur psychologische Stütze ist, und selbst diese ist für den schwindelfreien Bergwanderer nicht nötig. Es sind keinerlei besonders exponierte Stellen dabei, einziger Grund ist die Unterstützung Bergunerfahrener. Ob dies der richtige Weg ist diese dort entlang zu leiten, da sie sich vermeintlich sicher fühlen ist eine andere Frage - ich habe mit eigenen Augen gesehen wie sehr sich dort manche verschätzen. Die eigentlich völlig harmlose Passage wurde stellenweise fast kriechend von unsicheren, schlecht ausgerüsteten Leuten begangen, denen man schon aus weiter Entfernung angesehen hat wie stark unwohl sie sich in dieser Lage fühlen. Da hätte ich es lieber ungesichert, das würde Leute, für die es einfach nichts ist, eher abschrecken. Da das Drahtseil bei einem Stolperer ohne Klettersteigset nunmal nur bedingt Hilfe bietet. (T3(+))

Nach 5-10 Minuten passiert man die gesicherten Passagen und geht nun über erstaunlich flache Grashänge zum Gipfelkreuz des Hohen Ifen (2230m) (15-30min, T2). Dort zeigt sich wieder einmal wie unterschiedlich die Gesichter der Berge aus anderen Perspektiven sein können. Nach kurzer, aber unruhiger Gipfelrast (gestört durch aufmüpfige Alpendohlen und den immer noch vorherrschenden Andrang) geht es auch wieder bergabwärts - aber was ist nun? Bei jeder Bewegung schmerzt mein rechtes Bein in der Kniegegend, so dass ich es kaum noch einknicken kann. Mit dieser Behinderung dauert der Abstieg endlos lange an - die 1000 abzusteigenden Höhenmeter strecken sich so verzehrend hin. Durch das Handicap war für mich auch größere Vorsicht geboten, was die gesicherten Passagen anging. Besonders unangenehm wurde allerdings erst das brüchige Geröll unterhalb des Einstiegs. Jeder kleine Rutscher des Untergrunds schmerzte im Knie. Ich führte es auf die Überanstrengung der letzten Tage zurück und fragte mich ob es mit einem alten Sturz zu tun hatte (Tourbeschreibung Wildkarspitze, 3174m). Letztendlich hieß es nur Zähne zusammenbeißen - die letzte Bahn ins Tal zur Auenhütte hatte ich verpasst, so legte ich mehr Pausen ein und machte kurz Rast an der Ifenhütte und bestellte mir das obligatorische Skiwasser. Von dort aus wurde es, bedingt durch die gut ausgebaute Fahrstraße ein angenehmerer Abstieg, den ich in 50 Minuten bewältigen konnte.

Zweischneidige Tour. Einzigartige Landschaft durch das nebenliegende Gottesackerplateau und die tollen Felsabbrüche des Ifenriffs. Andererseits die für mich irreführende Karte und diese unsäglichen Massenandränge, bei denen man die Ruhe des Berges nicht einen Moment genießen kann - ich jedenfalls werde wohl nicht mehr so schnell auf den Ifen steigen. Leider.


  • KONDITION                2/5
  • ORIENTIERUNG       1/5
  • TECHNIK                   1,5/5
  • EXPONIERTHEIT     1,5/5

[Tour im Alleingang]

Tourengänger: Kris


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