Allalinhorn 4027m via Hohlaubgrat (1. Hochtour seit Sept. 2009)


Publiziert von Lulubusi , 22. September 2010 um 11:28.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:20 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: 3 (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 550 m
Strecke:Saas Fee, Brittanniahütte 3030m, Hohlaubgrat, Allalinhorn 4027m, Mittel Allalin 3454m, Saas Fee
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto bis Saas Fee. (Anfangs Dorf grosses Parkhaus zum parkieren) Mit Alpin Express bis Felskinn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit Metro und Alpin Express nach Saas Fee
Unterkunftmöglichkeiten:In Saas Fee vorhanden. Brittanniahütte
Kartennummer:LK 1:25000 / BL1328 Rand / 1329 Saas

Saisonende oder Saisonstart / Allalinhorn via Hohlaubgrat

(erste Hochtour seit September 2009)

 

Markus und ich beschlossen an diesem Wochenende das Allalinhorn und sofern die Zeit reicht den Alphubel zu überqueren.

 

Wie heisst es aber so schön: 1. Kommt alles anders und 2. als man denk.

 

Gestartet sind wir am Samstag so gegen Mittag. Das heisst mit dem Auto nach Saas Fee, hier bis Felskinn mit dem Alpinexpress und schliesslich zu Fuss bis zur Brittanniahütte P.3030. Wie gewohnt wurden wir beim eintreffen in der Hütte freundlich von der Hüttencrew begrüsst. Trotz des kühlen, nebligen Wetter zu dem sich noch etwas Schneefall gesellte, hatten sich etwas bereits vier weiter Seilschaft einquartiert.

 

Während dem Nachtessen gesellte sich eine Holändische Seilschaft zu uns an den Tisch und wie es eben so ist, es entsteht ein Gespräch. Es zeigte sich, dass auch sie vor hatten das Allalinhorn zu besteigen, waren sich aber nicht ganz sicher ob sie sich alleine an dieses Projekt wagen sollten. Die Felsbarriere flösste ihnen etwas Respekt ein. Schlussendlich beschlossen wir uns zusammen zu tun. Mit Vorsteigern getrauten sie sich diese Route dann doch.

 

Nach einem gemütlichen Hüttenabend und einer kürzeren Nacht als sonst, weckte uns der Wecker um viertel nach vier.

Das Tehrmomorgenessen stand bereits bereit. Brot, Kaffee, Tee, Butter, Konfitüre soviel man wollte. Immer wieder toll in dieser Hütte.

Um 5:00 bewegten wir uns in der frischen und klaren Morgenluft Richtung Ziel entgegen.

 

Der Weg führt uns in südwestlicher Richtung abwärts zum Hohlaubgletscher. Diesen betraten wir aber nicht gleich. Anfänglich blieben wir noch auf der kleinen Seitenmoräne. Erst bei etwa 3000m montieren wir die Steigeisen, seilen uns an und verlagerten uns auf’s Eis.

 

Unsere Route führt uns zu Beginn in der Mitte des Gletschers, da dieser am Rande ziemlich zerklüftet ist, hoch. Nun, bei P.3100m, machen wir einen leichten Rechtsschwenk in Richtung Hinter Allalinpass. Auf ungefährer Höhe von P.3200 Metern, unterhalb des Hinter Allalinpasses drehen wir in einem weiten Linksbogen nach Süden ab, queren den Gletscher und steuern den Punkt P.3337.

 

Unser Routenverlauf führt uns in gebührendem Abstand an den grössten Spalten vorbei, müssen aber trotzdem einige Spalten umgehen.

 

Den Punkt P.3337 lassen wir schliesslich links liegen und steigen über das Firnfeld hoch auf den Grat. Ab jetzt ist die Routenfindung einfach. Der Hohlaubgrat zeigt die Richtung.

Bevor wir uns an den Aufstieg im Firnfeld wagen, machen wir bei P.3544 eine kurze Rast.

 

Ich hatte am Morgen die Seilführung übernommen und führte die Seilschaft beim Aufsteigen in der Firnkuppe noch immer an. Dies sollte sich schliesslich als nicht ganz einfach herausstellen. Durch Neuschnee und Wind in der Nacht, wechselten schneefreie Stellen mit Stellen in denen mit einigem Kraftaufwand gespurt werden musste ab, was mühsam aber nicht problematisch war.

 

Meine Psyche spielte mir einen grossen Streich. An den Vorfall vor einem Jahr am Dom habe ich keine präsente Erinnerungen und daher sollte dies eigentlich kein Problem darstellen. Dachte ich jedenfalls! Falsch gedacht!  

Die Firnkuppe wird mit fortschreitendem Verlauf Steiler und auch etwas Ausgesetzter. Ansich nichts problematisches und nicht besonders schwierig, zudem kenne ich diese Tour, da ich sie schon einmal absolviert habe. Und doch, mit jedem Meter den wir hoch stiegen wurde ich unsicherer. Bilder keine, aber Gedanken stellten sich ein:

 

Was ist wenn ich rutsche? Kann mich die Seilschaft halte oder reisse ich Sie mit?

Kann ich meinen Hintermann halten wenn dieser ins straucheln gerät oder reisst dieser mich mit und es folgt einen Absturz?

Was realisiere ich wenn ich abrutsche? Nein! Schon wieder so etwas, das darf nicht sein!

Anfänglich konnte ich mich durch intensives auf den Weg konzentrieren ablenken. Aber mit jedem Blick auf die Seite wurde es schlimmer. Ich spürte wie mein Unbehagen, meine Unsicherheit immer grösser wurde und sogar drohte, dass ich in Panik gerate. Dies war der Zeitpunkt für mich Stopp zu sagen und die ganze Seilschaft aufzuhalten. Ich musste schnellstens die Seilführung abgeben, da ich nicht mehr für Sicherheit garantieren konnte. Wir drehten die ganze Seilschaft um, so dass ich am Schluss gehen konnte. Dennoch benötigte ich einige Minuten um mich zu beruhigen. Nach einer, gefühlsmässig ewig langen Pause, setzten wir uns wieder in Bewegung und näherten uns dem Felsriegel. Immer wieder musste ich aber Halt sagen um eine kleine Pause einzuschalten um mich etwas zu beruhigen.

 

Beim Felsriegel angelangt, änderte sich meine Gefühlslage schlagartig. Kaum war ich am Fels, war alles wie verflogen und ich begab mich in den Vorstieg. Obwohl ca. 20cm Neuschnee in der Kletterpassage lagen, ich spuren musste und es daher etwas schwieriger wurde, konnte ich die Kletterei richtig geniessen. Kein Gedanke an einen Absturz war präsent, selbst der grandiose Tiefblick auf den Hohlaubgletscher konnte ich geniessen.

 

Ungefähr in der hälfte des Felsriegels, holte ich mein Seilschaft zum ersten mal nach, begab mich in den Vorstieg des zweiten Teils um am Beginn des Gipfelgrates meine Seilschaft ein zweites mal nach zu holen. Anschliessend folgten wir dem kurzen Gipfelgrat auf das Allalinhorn P.4027

 

Die Kletterschwierigkeit im Felsriegel beläuft sich etwa im 3a Bereich und ist somit nicht besonders schwierig. Die ganze Kletterei ist mit einigen Bohrhaken und Eisenstangen abgesichert und der schwierigste Teil, der Einstieg, ist sogar mit einem Fixseil entschärft worden.

 

Nach der Gipfelrast und dem üblichen Gipfelfoto trotten wir in gemächlichem Tempo über die Normalroute abwärts zur Station Mittel Allalin P.3457. Hier besteigen wir die Bahn und fahren bis nach Saas Fee. Bei einem guten Essen schliessen wir schliesslich unsere Tour ab.

 

Was ist den mit dem Alphubel? Dieses Projekt hatten Markus und ich bereits auf dem Allalinhorn begraben bzw. auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, da einfach die Zeit niemals gereicht hätte.

 

Hier nochmals vielen Dank für die Geduld meiner Seilschaft!
Markus ein grosse Komplimett und herzliche Gratulation! Er war zum ersten mal über der 4000er Grenez!
Und für mich wars ein bewegender Moment! Seit langem wieder mal auf einem 4er zu stehen, erste gelungene Hochtour hinter mir.

 

Fazit:

 

  • Sehr lohnenswerte abwechslungsreiche Tour. Durch die angetroffenen Verhältnisse würde ich heute sogar eine Einstufung von ZS+ vornehmen. (Gemäss Alpinführer Schwierigkeitsgrad ZS)
  • Vor Felsbarriere muss mit Stau gerechnet werden.
  • Gletscher hat Spaltenreiche Passagen
  • Tolle Kulisse auf die umliegenden 4000er

 

Hütte:

 

  • Sehr Gastfreundliches und hilfsbereites Personal
  • Gutes und genügendes Essen (Nachtesse und Morgenessen)
  • Grosszügige Betten mit warmen Decken
  • Wasser ist Mangelware
  • Voranmeldung notwendig

 

Material:

 

  • Gletscherausrüstung
  • Für Kletterpassage: 4 Express und üblich Karabiner zum sicher (HMS, Schraubkarabiner usw.).
  • Bei einer 2er Seilschaft, reicht ein 30m Einfachseil.
  • Optional Helm

 

Tourengänger: Lulubusi


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Kommentare (11)


Kommentar hinzufügen

roger_h hat gesagt: Top
Gesendet am 22. September 2010 um 11:37
Danke für diesen überaus informativen und gelungenen Bericht. Vor allem, dass du den Leser an deinen Gedanken und Gefühlen im Zusammenhang mit deinem Unfall 2009 teilhaben lässt, macht den Bericht zu etwas Besonderem.
Schön, dass du dich wieder auf Hochtouren begibst. Vielleicht ergibt sich für 2011 einmal etwas gemeinsames, die Distanz zwischen Kerns und Lungern sollte zu überwinden sein :-)

Gruss
Roger

Lulubusi hat gesagt: RE:Top
Gesendet am 26. September 2010 um 16:55
Danke,
Ja wirklich, Kerns - Lungern ist keine grosse Distanz.
Da lässt sich doch sicher mal etwas gemeinsames unternehmen.

Gruss Pascal

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 22. September 2010 um 11:41
Eindrücklicher Bericht und schöne Bilder! Bravo!

Alles Gute weiterhin!

Herzliche Grüsse
Marcel und Nicole


xaendi hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 22. September 2010 um 12:21
Spannender Bericht und wunderbare Fotos!
Schön, dass du dich wieder ins Hochgebirge getraust! Ich musste auf meiner Tour über den Festigrat vor einigen Tagen viel an euren Unfall denken.

Gruss, xaendi

Lulubusi hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 26. September 2010 um 16:58
Danke,
Na ja, ganz einfache ist es nicht, aber ohne Berge geht es eben nicht!

Mel hat gesagt: gratulation
Gesendet am 22. September 2010 um 13:09
kann mich den lobenden kommentaren nur anschliessen! finde es super, wie du das ganze angehst. es gehört auch einiges an selbsteinschätzung und mut dazu, im entscheidenen moment stop sagen zu können!
wünsche dir weiterhin viel spass & schöne touren!
wer weiss, vielleicht schaffe ich es in den nächsten jahren auch einmal auf den allalin über den hohlaubgrat. deine schönen fotos lassen jedenfalls schon mal erahnen, was für ein tolles erlebnis es sein muss...

Lulubusi hat gesagt: RE:gratulation
Gesendet am 26. September 2010 um 16:59
Kann das Allalinhorn nur empfehlen. Es ist wirklich eine schöne und abwechslungsreiche Tour über den Hohlaubgrat.

Baldy und Conny hat gesagt: alle Achtung
Gesendet am 22. September 2010 um 14:28
vor diesem Bericht mit sehr persönlicher Beschreibung. Es freut uns zu sehen, dass Du wieder auf Hochtouren gehen kannst.
Gruss Angelo und Conny

marc1317 hat gesagt:
Gesendet am 22. September 2010 um 19:07
Ich schliesse mich den anderen an, echt super das es für dich jetzt wieder mit einem 4000er geklappt hat.

Weiter so in 2011!

Gruss

Marcel

Lulubusi hat gesagt: Danke
Gesendet am 26. September 2010 um 17:00
an alle!

Felix hat gesagt: Gratuliere, Pascal, nachträglich ...
Gesendet am 6. Dezember 2010 um 16:16
eine tolle Leistung, kaum nachzuvollziehen, doch vorstellbar, wenn mann die Gefahren (und Unfälle) zu würdigen weiss ... ich schliesse mich voll den Worten von Mel an:
vorbildich, wie du deine Befindlichkeiten schilderst - und die sinnvollen Konsequenzen daraus ziehst!

Chapeau! Lieber Gruss, Felix


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