Durch die Ostwandrinne auf den Wildhuser Schafberg (2373 m)


Publiziert von Ivo66 , 18. September 2010 um 19:13.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:18 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Wildhaus - Flürentobel - Wildhuser Schafboden - P. 2069 - Ostwandrinne - Wildhuser Schafberg Hauptgipfel 2373 m - Vorgipfel - Schäferhütte - Gamplüt - Wildhaus
Kartennummer:1:25'000 Säntis

Der Aufstieg durch die Ostwandrinne zum dritthöchsten Berg im Alpstein war schon seit langem ein Traum von uns. Heute sollte er in Erfüllung gehen. Obwohl das Wetter nicht ganz zu dieser fantastischen Bergtour passte, wird dieser Tag in guter Erinnerung bleiben. Die markante Rinne,  die sich durch die Ostwand des Wildhuser Schafbergs zieht, ist vom alpinen Wanderweg, der zum Jöchli/Nädliger führt, sehr gut zu sehen. Sie bietet relativ einfache, aber dennoch sehr attraktive Kletterei vorwiegend im 1. Grad - ab und zu geht die Kraxelei in einen unteren Zweier. Man ist jedoch ständig auf allen Vieren unterwegs und sollte sich seiner Sache schon sicher sein, denn ein Rückzug wäre ziemlich heikel, da bei einem Abklettern der Route die eher kleinen Tritte von oben nicht immer einfach auszumachen sind. Noch im unteren Drittel der Rinne erreicht man den "Point of no return" (Weiteres siehe unten in der Routenbeschreibung).

Für die Begehung der Ostwandrinne ist das Tragen eines Helms zu empfehlen. Viele lose Steine auf dem Schneefeld in der Rinne deuten doch auf eine gewisse Steinschlaggefahr hin. Zudem ist in diesem Gebiet immer wieder Steinwild unterwegs, welches sich nicht unbedingt an markierte Wege hält.

Auf den Wildhuser Schafberg führen zwei markierte Zugänge: Der eine (weiss-rot-weiss markiert) führt von Wildhaus via Gamplüt zur Schäferhütte und von dort scheinbar endlos durch uninteressantes Gelände. Dieser Teil des Schafbergs (Aufstieg von Südwesten) wurde durch die jeweils in den Sommermonaten weidenden Schafherden längst zerstört: Abgesehen von ein paar Silberdisteln wächst hier schon lange keine einzige Blume mehr. Von diesem langweiligen Aufstieg - für mich der hässlichste Bergweg im Alpstein - würde ich aufgrund des Zuvorerwähnten abraten. Sehr oft - wie auch heute - ist der Pfad schmierig und daher unangenehm zu begehen.

Attraktiver und auch landschaftlich reizvoll ist der als alpine Route gekennzeichnete Aufstieg via Wildhuser Schafboden, wobei der Aufstieg kurz nach Wildhaus durch das wildromantische Flürentobel führt. Unterhalb von P. 2069 (Abzweigung zur Route Jöchli/Nädliger) ist eine steile Passage in aber gut gestuftem Schrofengelände zu bewältigen. Ansonsten enthält dieser Zustieg keinerlei Schwierigkeiten. Die beiden Routen kommen etwa 200 m unterhalb dem Vorgipfel zusammen. Von dort führt eine steile Wegspur zum Gipfel. Beim Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel ist ein kurzer steiler Gegenabstieg zu bewältigen, wobei diese Stelle durch eine Kette gesichert ist. Die von uns gewählte Route durch die Ostwandrinne ist nicht markiert und weist auch kaum Begehungsspuren auf. Sie führt direkt in die Scharte zwischen den beiden Schafberggipfeln hinauf.

Aufstieg bis zum Beginn der Ostwandrinne (T3-T4)

Von Wildhaus führt ein gut markierter Bergweg (Richtung u. a. Mutschensattel, Wasserauen) durch das Flürentobel. Beim Erreichen einer Alpstrasse zweigt unsere Route (von hier an weiss-blau-markiert) nach links ab und führt in einigen Kehren durch steiles Gelände hinauf zum Wildhuser Schafboden (Alphütte). Weiter geht es auf gutem Bergweg mit stetem Höhengewinn. Bei P. 2069 m zweigt unsere Route (blaue Wegweiser) nach links ab und führt gut markiert durch Schrofengelände Richtung Schafbergsattel. Die Steilpassage unterhalb von P. 2069 durch steiles Schrofengelände rechtfertigt die weiss-blau-weisse Markierung.  

Die Ostwandrinne ist von unten nicht zu übersehen, derart markant tritt sie in Erscheinung, in dem sie die Ostwand des Wildhuser Schafbergs diagonal scheinbar in zwei Teile reisst. Kurz vor Erreichen des Schafbergsattels (Wegweiser ist von Weitem sichtbar) verliessen wir den Wanderweg und stiegen durch ziemlich loses Geröll (allerdings nur kurz) zum Einstieg in der Ostwand.

Durch die Ostwandrinne zum Hauptgipfel (T5, I-II)

Zunächst galt es, ein noch immer da liegendes Schneefeld in der Falllinie zu durchsteigen (mässig steil, problemlos). Sobald man die unteren Felsstufen erreicht, geht es auch schon ganz ordentlich zur Sache. Der Fels ist aber sehr gut gestuft und es sind genügend Tritte und Griffe, wenn auch eher kleine, vorhanden, die ein zügiges Aufsteigen ermöglichen.

Die Rinne ist recht breit. Eigentlich handelt es sich um mehrere parallel zueinander verlaufenden Rinnen; es sind verschiedene Aufstiegsrouten innerhalb derselben möglich. Man wählt jeweils einfach die für sich persönlich scheinbar beste Variante aus und steigt mal innerhalb einer Rinne, mal auf einer Felsrippe auf. Schon bald galt es ein zweites Schneefeld, welches sich in der Rinne befand, zu durchsteigen. Dies ging am rechten Rand unter Zuhilfenahme der dortigen Felsen recht gut. Nach dem Schneefeld folgte eine Steilstufe, die im Abstieg dann doch recht schwierig abzuklettern wäre.

Etwa ab der Hälfte der Rinne (insgesamt schätze ich die Höhendifferenz, die man durch die Rinne bewältigt auf etwa 180 m), wird der Aufstieg etwas weniger steil und die Tritte und Griffe werden hier grösser. Vereinzelt ist auch loses Material vorhanden, das aber wenig stört.

Immer wieder dachte ich: "Und wann kommt jetzt die Schlüsselstelle, die den Autor des SAC-Führers dazu verleitete, diesem Aufstieg eine satte WS zu verleihen?". Sie kam nicht. Im Gegenteil: Das oberste Drittel, beim Beginn, wo der Fels etwas grasdurchsetzt ist, wird das Gelände flacher und ganz oben findet man sich beinahe im Gehgelände wieder. Und schon steht man in der Scharte zwischen den beiden Gipfeln. Zum Hauptgipfel (nach rechts) ist es nur noch ein Katzensprung.

Abstieg via Schäferhütte und Gamplüt nach Wildhaus (T3)

Zunächst gilt es, in einem kurzen steilen Aufstieg (Kette vorhanden) den Vorgipfel zu erklimmen. Danach geht es sehr steil auf Pfadspuren zum Schafbergsattel hinunter. Von dort folgten wir der schmalen Schlammpiste hinunter zur Schäferhütte (dieser wirklich unattraktive Weg ist sogar im Abstieg scheinbar endlos). Von der Schäferhütte wird der Weg felsiger und daher angenehmer und führt durch einen Wald hinunter nach Gamplüt. Von dort geht es zügig auf gutem Alpsträsschen hinunter nach Wildhaus.

Gedanken an Zwieback

Sehr nützlich war uns der informative Bericht von Zwieback, der viel zu früh infolge eines tragischen Bergunfalls verstorben ist. Wir haben heute sehr viel an ihn gedacht. Leider können wir uns nicht mehr bei ihm bedanken, dass er uns sozusagen den Weg vorgezeigt hat. 

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (1)


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Henrik hat gesagt: Beinahe eine 4-Jahreszeiten-Tour
Gesendet am 18. September 2010 um 21:36
...gekonnt illustriert.

Herzlich

silberfaden


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