Rosso revisitato: Versuch am Sperone medio ovest
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Diesen Sommer blies ich wieder einmal einen Luftballon auf und liess ihn kürzlich am Rosso steigen. Die Anregung dazu fand ich diesmal auf dem Julibild vom Kalender "alpi-ticinesi.ch 2010" und dem Titelfoto zu "Ticino keepwild! climbs". Aber schon bei der Wahl der mittleren statt der kompakten und steileren nördlichen W-Rippe und des Einstiegs über dem ersten Aufschwung entwich etwas Luft, und vor der beinahe senkrechten Gipfelwand und am sperrigen S-Grat war der Ballon dann schliesslich bedenklich geschrumpft...
1.9.: In Roseto (757m) klärte mich ein freundlicher Bewohner über die Wasserversorgung auf der Alpe d'Oglie auf (s. oben), so dass ich die beiden grossen PET-Flaschen nicht am Dorfbrunnen zu füllen brauchte. Auf dem eingezeichneten, wieder instand gestellten Pfad ging es dann in angenehmer Steigung und vom Wald gegen die Mittagshitze geschützt, z.T. über Steintreppen und einmal über eine Eisentreppe und eine Brücke hinauf nach Corte di Mezzo (1526m), wo ich in einem kleinen Holzschober übernachtete. 1h 45min, T3.
2.9.: Um 6 Uhr bei Morgengrauen auf gutem Pfad nach Corte di Cima (1802m), T3, wo sich ein Cacciatore auf die soeben eröffnete Gemsjagd vorbereitete. Weiter auf undeutlicher werdenden Pfadspuren dem Rücken entlang zu P. 2176, T5. Nun auf Gras- und Plattenbändern und durch Alpenrosen-, Wachholder- und Erlenstauden (Pfadspuren) mühsame Querung Richtung N zu P. 2110, T5, und über abschüssige gemischte Schrofen hinauf zum Einstieg auf ca. 2290m bei der mittleren W-Rippe (aus der Perspektive von skyboy 1969: links mittlere, rechts nördliche W-Rippe) oberhalb des ersten kompakten, für mich wohl nicht kletterbaren Aufschwungs, 2h 45min, T6. Ab 9 Uhr in 8 SL mit durchwegs flexibler Absicherung in schöner Kletterei (schattseitig z.T. Flechten) auf das Grasband auf ca. 2500m unter der Gipfelwand, ca. 5h, 3a-5b. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit und unsicherer Erfolgsaussichten verzichtete ich auf einen Durchstiegsversuch an deren nördlichem Rand, wo sie weniger steil aussieht. Stattdessen querte ich gesichert auf dem ausgesetzten Grasband 2 SL nach S, T6+/3b, und in stieg 1 SL über eine kurze Rissverschneidung, 4b, auf den S-Grat, 1h (s. Topo). Auf diesem 1,5 SL in Genusskletterei 3a-4b bis zu einer tiefen Gratscharte, die aufwendige Seilmanöver erfordert hätte. Da auch ein Weiterkommen danach bis zur letzten Gipfel-SL fraglich und inzwischen schon 16 Uhr war, seilte ich mich ca. 25m ab und stieg über das Band in der E-Flanke und die obere Pioda dei Müna auf den Gipfel, 1h 30min, T6. Abstieg ca. 17 Uhr kurz über den S-Grat zur Abseilstelle, 1x Abseilen 10m nach W, durch einen Felsspalt zu nächstem Stand und nochmals 3x 25m Abseilen in die E-Flanke. Dieser entlang auf Bändern zur Scharte nördlich der Bocchetta di Sovénat (2434m), 45min, T6, I-II. Durch ein Geröllcouloir Richtung SW hinunter, bis dieses links verlassen und auf Gras zurück zu P. 2176 abgestiegen werden kann, T5. Bereits in der Dämmerung empfing mich auf Corte di Cima der erfolgreiche Cacciatore und erzählte mir vom harten Jägerhandwerk, zu dem auch das Heruntertragen der erlegten Gemsen, die bis zu 30kg wiegen, gehört. Von ihm erfuhr ich auch, dass die Wasserversorgung hier oben keineswegs immer gewährleistet sei (s. oben). Zum Abschied und "per dormire" gab er mir 2 Flaschen Bier mit auf den Weg. Um 19.45 war ich zurück in Corte die Mezzo, insgesamt 13h 45min.
3.9.: Morgendlicher Abstieg nach Roseto, wo mir ein freundlicher älterer Mann willkommenen Anfängerunterricht in Italienisch und Lokalgeschichte erteilte: so erfuhr ich von ihm, dass das Wort Cavergno von Case d'inverno abstamme, indem das Val Bavona nur von April bis November bewohnt werde. Dann meldete ich mich bei der Familie, wo ich über die Wasserversorgung informiert worden war, zurück. Bei Kaffee und Biscotti erzählten sie mir von ihrem Alltag. Im Val Bavona gebe es tatsächlich keine Stromversorgung und im November reichten die Sonnenkollektoren oft nur noch für 20min Televisione. Stolz zeigten sie mir auch das Buch über ihren Vorfahren "Giuseppe Zan Zanini e la valle di Foioi" von Giuseppe Brenna, in dem ich beim Durchblättern u.a. sehr schöne und informative Fotos vom Rosso fand, und die alte Frau schwärmte begeistert davon, wie der Rosso über Fontanelada jeweils in der Abendsonne leuchtet...Das erste Postauto Richtung Bignasco nach 9 Uhr mahnte dann schon wieder zum Aufbruch und Abschied.
Material: übliche Kletterausrüstung mit 50m Einfachseil (für allfällige Rückzugsmanöver besser 2x50m Zwillingsseil), 8 Express, 6. Schlingen, 6 kleinen bis grösseren Friends, Kk-Set, 3 Haken (Reserve), altes Eisgerät mit Hammerende; dazu Kochgeschirr, leichter Schlafsack und Matte.
Kommentar: mir ist nicht bekannt, ob die W-Rippen und der S-Grat schon angegangen wurden. Wenn nicht, und da das Projekt nur teilweise gelang, würde ich dieses als "Pilotstudie" für allfällige weitere Versuche z.B. über die ganze mittlere, die südliche oder die nördliche Rippe, die Gipfelwand oder den ganzen S-Grat betrachten, die ich aber wegen zu erwartender Schwierigkeiten und aus Zeitgründen nur hartnäckigen Seilschaften empfehle.
1.9.: In Roseto (757m) klärte mich ein freundlicher Bewohner über die Wasserversorgung auf der Alpe d'Oglie auf (s. oben), so dass ich die beiden grossen PET-Flaschen nicht am Dorfbrunnen zu füllen brauchte. Auf dem eingezeichneten, wieder instand gestellten Pfad ging es dann in angenehmer Steigung und vom Wald gegen die Mittagshitze geschützt, z.T. über Steintreppen und einmal über eine Eisentreppe und eine Brücke hinauf nach Corte di Mezzo (1526m), wo ich in einem kleinen Holzschober übernachtete. 1h 45min, T3.
2.9.: Um 6 Uhr bei Morgengrauen auf gutem Pfad nach Corte di Cima (1802m), T3, wo sich ein Cacciatore auf die soeben eröffnete Gemsjagd vorbereitete. Weiter auf undeutlicher werdenden Pfadspuren dem Rücken entlang zu P. 2176, T5. Nun auf Gras- und Plattenbändern und durch Alpenrosen-, Wachholder- und Erlenstauden (Pfadspuren) mühsame Querung Richtung N zu P. 2110, T5, und über abschüssige gemischte Schrofen hinauf zum Einstieg auf ca. 2290m bei der mittleren W-Rippe (aus der Perspektive von skyboy 1969: links mittlere, rechts nördliche W-Rippe) oberhalb des ersten kompakten, für mich wohl nicht kletterbaren Aufschwungs, 2h 45min, T6. Ab 9 Uhr in 8 SL mit durchwegs flexibler Absicherung in schöner Kletterei (schattseitig z.T. Flechten) auf das Grasband auf ca. 2500m unter der Gipfelwand, ca. 5h, 3a-5b. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit und unsicherer Erfolgsaussichten verzichtete ich auf einen Durchstiegsversuch an deren nördlichem Rand, wo sie weniger steil aussieht. Stattdessen querte ich gesichert auf dem ausgesetzten Grasband 2 SL nach S, T6+/3b, und in stieg 1 SL über eine kurze Rissverschneidung, 4b, auf den S-Grat, 1h (s. Topo). Auf diesem 1,5 SL in Genusskletterei 3a-4b bis zu einer tiefen Gratscharte, die aufwendige Seilmanöver erfordert hätte. Da auch ein Weiterkommen danach bis zur letzten Gipfel-SL fraglich und inzwischen schon 16 Uhr war, seilte ich mich ca. 25m ab und stieg über das Band in der E-Flanke und die obere Pioda dei Müna auf den Gipfel, 1h 30min, T6. Abstieg ca. 17 Uhr kurz über den S-Grat zur Abseilstelle, 1x Abseilen 10m nach W, durch einen Felsspalt zu nächstem Stand und nochmals 3x 25m Abseilen in die E-Flanke. Dieser entlang auf Bändern zur Scharte nördlich der Bocchetta di Sovénat (2434m), 45min, T6, I-II. Durch ein Geröllcouloir Richtung SW hinunter, bis dieses links verlassen und auf Gras zurück zu P. 2176 abgestiegen werden kann, T5. Bereits in der Dämmerung empfing mich auf Corte di Cima der erfolgreiche Cacciatore und erzählte mir vom harten Jägerhandwerk, zu dem auch das Heruntertragen der erlegten Gemsen, die bis zu 30kg wiegen, gehört. Von ihm erfuhr ich auch, dass die Wasserversorgung hier oben keineswegs immer gewährleistet sei (s. oben). Zum Abschied und "per dormire" gab er mir 2 Flaschen Bier mit auf den Weg. Um 19.45 war ich zurück in Corte die Mezzo, insgesamt 13h 45min.
3.9.: Morgendlicher Abstieg nach Roseto, wo mir ein freundlicher älterer Mann willkommenen Anfängerunterricht in Italienisch und Lokalgeschichte erteilte: so erfuhr ich von ihm, dass das Wort Cavergno von Case d'inverno abstamme, indem das Val Bavona nur von April bis November bewohnt werde. Dann meldete ich mich bei der Familie, wo ich über die Wasserversorgung informiert worden war, zurück. Bei Kaffee und Biscotti erzählten sie mir von ihrem Alltag. Im Val Bavona gebe es tatsächlich keine Stromversorgung und im November reichten die Sonnenkollektoren oft nur noch für 20min Televisione. Stolz zeigten sie mir auch das Buch über ihren Vorfahren "Giuseppe Zan Zanini e la valle di Foioi" von Giuseppe Brenna, in dem ich beim Durchblättern u.a. sehr schöne und informative Fotos vom Rosso fand, und die alte Frau schwärmte begeistert davon, wie der Rosso über Fontanelada jeweils in der Abendsonne leuchtet...Das erste Postauto Richtung Bignasco nach 9 Uhr mahnte dann schon wieder zum Aufbruch und Abschied.
Material: übliche Kletterausrüstung mit 50m Einfachseil (für allfällige Rückzugsmanöver besser 2x50m Zwillingsseil), 8 Express, 6. Schlingen, 6 kleinen bis grösseren Friends, Kk-Set, 3 Haken (Reserve), altes Eisgerät mit Hammerende; dazu Kochgeschirr, leichter Schlafsack und Matte.
Kommentar: mir ist nicht bekannt, ob die W-Rippen und der S-Grat schon angegangen wurden. Wenn nicht, und da das Projekt nur teilweise gelang, würde ich dieses als "Pilotstudie" für allfällige weitere Versuche z.B. über die ganze mittlere, die südliche oder die nördliche Rippe, die Gipfelwand oder den ganzen S-Grat betrachten, die ich aber wegen zu erwartender Schwierigkeiten und aus Zeitgründen nur hartnäckigen Seilschaften empfehle.
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