Gross Furkahorn (3169 m) via ESE-Grat - ein erster Versuch


Publiziert von alpinos , 17. August 2010 um 22:06.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW zum Refuge Furkapass

Anspruchsvolle alpine Kletterei in atemberaubender Kulisse - leider vorzeitig beendet

Wir hatten einen angenehmen Abend in der Sonne auf der Terrasse des Hotel Tiefenbach verbracht und erwarteten - wie eigentlich vorhergesagt - an diesem Morgen kein allzu schlechtes Wetter. Als wir gegen halb sieben am Hotel Furkapass/ Galenbödmen (2427 m) in Richtung Sidelenhütte losmarschierten, hingen allerdings schon recht dunkle Wolken über dem Gebiet. Im Westen waren die Wolken nicht so dicht und blauer Himmel schien hindurch und wir hegten die Hoffnung, dass sich das Wetter im Laufe des Morgen bessern würde.

Wir folgten den Markierungen auf dem gut ausgebautem Weg bis auf die Moräne kurz vor der Sidelenhütte. Etwa bei P. 2644 bogen wir vom Weg in Richtung Norden ab und folgten mehr oder weniger deutlichen Wegspuren auf die Mittelmoräne des Gletschers. Kurz vor deren Ende drehten wir nach links ab, überquerten den Gletscher und hielten auf den Fuß des ESE-Grates zu. Trittspuren im Schnee, der die vergangenen Tage gefallen war, erleichterten uns nun die Wegfindung. Am Einsteig angekommen brach die Sonne durch die Wolken und wir machten uns voller Vorfreude an die Kletterei.

Die ersten beiden Seillängen hatten es dann gleich mal in sich. Vom Einstiegspunkt ging es zunächst in fast gerader Linie entlang einer Rinne nach oben zum ersten Stand (4c, ca. 20 m). Hier war viel Reibungsklettern, kombiniert mit wenigen und kleinen Griffen, meist in Form kleiner Simse. Der Fels war aber nicht abgegriffen und hielt wunderbar. Die Abstände der Bohr- und Schlaghaken ist zwar alpin, aber noch so angelegt, dass man nicht allzu sehr ins Schwitzen gerät. Nach dem ersten Stand ging's in einigen Zügen direkt auf den hier überraschend schmalen und ausgesetzten Grat und weiter zum zweiten Stand (4c, ca. 20 m). Wir hatten uns wegen des jetzt folgenden Teils des Grates entschieden, mit Bergschuhen zu klettern; war zwar durchaus berechtigt, aber mit Kletterschuhen wären diese ersten beiden Seillängen wohl einfacher gewesen.

Nun ging es noch drei Meter über eine mit Karren durchzogene Platte, dann erreichten wir die Grasbänder auf der südlichen Seite des Grates. Hier machten wir den Fehler und ließen uns durch die zahlreich vorhandenen Wegspuren dazu verleiten, uns zu weit von der eigentlichen Gratschneide zu entfernen. So mussten wir nach etwa 50 m wieder über Platten zum Grat aufsteigen. Besser ist es, sich möglichst dicht am Grat zu halten; so übersieht man auch nicht die in diesem Teil nur spärlich vorhandenen Bohrhaken. Nach Überklettern einiger Stufen und Platten erreichten wir unterhalb einer fast senkrechten, mit vertikal verlaufenden Rissen durchzogenen Platte den dritten Stand (2-3, Gehen/Klettern am kurzen Seil, 60-70 m). Der Anblick war schlimmer als das Klettern und wir erreichten problemlos den wunderbar in einer 1-2 m breiten und 3-4 m langen  waagrechten Rinne gelegenen vierten Standplatz (4b, ca. 20 m).

Nachdem wir oberhalb der Rinne eine große Platte links umgangen hatten, kletterten wir ca. 4-5 m über den schmalen und ausgesetzten Grat und kamen am fünften Standplatz an (3-4, ca. 25 m). Vor uns lag eine ca. 60° geneigte, mehr oder weniger glatte Platte mit nur wenigen Rissen. Dahinter konnten wir den roten Turm erkennen der etwa die Mitte des Grates markiert. Wegen der für uns schwierigen Wegfindung hatten wir bereits fast drei Stunden vom Einstieg gebraucht, und das Wetter verschlechterte sich zunehmend. Immer wieder zogen dunkle Wolken vom Rhonegletscher aus Westen herüber und nun begann es auch noch zu Tröpfeln. Von diesem Punkt aus war ein Rückzug über die Route noch gut machbar und so entschieden wir uns, die Tour hier abzubrechen. Dank unseres 60 m-Seil konnten wir problemlos von Standplatz zu Standplatz abseilen und erreichten sicher den Einstiegspunkt. Über die Aufstiegsroute wanderten wir wieder zurück zum Hotel Furkapass.

Sehr schade, wir hatten uns schon einige Zeit so auf diese Klettertour gefreut. Aber die Entscheidung erwieß sich wenig später als richtig - als wir im Hotel Tiefenbach Rast machten, ging ein ausgiebiger Wolkenbruch nieder. Wir kommen wieder, keine Frage...



Routenbeschreibung
(incl. Topo) in plaisir Ost/Best of plaisir

Ausrüstung
- 60 m Seil
- 10 Express-Schlingen
- Klemmkeile und Friends verschiedener Größen (kamen aber nicht zum Einsatz)
- 4 kurze und 4 lange Bandschlingen (kamen ausgiebig zum Einsatz, ideal für das Sichern an den zahlreicht vorhandenen Zacken)

Tourengänger: alpinos


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