Wankspitze (2209 m)


Publiziert von gero , 9. August 2010 um 12:45.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum: 8 August 2010
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1385 m
Abstieg: 1385 m
Strecke:Barwies (Waldbad) - Schatzstein - Boasligbrücke - Obere Stöttlbrücke - Stöttlreise - Stöttltörl - Klettersteig Wankspitze - Lacke - Barwies (15,0 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Garmisch kommend, wahlweise über den Fernpaß und Nassereith oder über Seefeld und Telfs nach Barwies; dort großer kostenfreier Parkplatz am Waldbad.
Kartennummer:freytag & berndt WK 322 (Wetterstein-Karwendel); AV-Karte 4/2 (Wetterstein und Mieminger Gebirge Mitte)

Wie immer verlasse ich schon sehr früh, nämlich kurz vor 6 Uhr, den Parkplatz am Waldbad Barwies (ca. 865 m). Von den Mieminger Gemeinden sind sämtliche Wanderwege vorbildlich beschildert - so ist es kein Problem, durch den Wald die Forststraße hinauf Richtung Boasligbrücke zu finden.

Ich habe mir vorgenommen, die Wankspitze auf etwas unüblichem Weg zu besteigen - nicht auf dem kurzen Steig westseitig vom Lehnberghaus, sondern länger und zugegebenermaßen auch mühsamer von Osten, über die Stöttlreise. Das sah damals im Jahr 2000 vom Gachen Blick sehr herausfordernd aus, und heute nun wird dieser langgehegte Wunsch in Erfüllung gehen. Vom Stöttltor aus werde ich dann den Klettersteig auf die Wankspitze begehen.

Das Wetter ist weniger einladend als prognostiziert: von einem Zwischenhoch war noch am Abend zuvor die Rede, mit über weiten Teilen Österreichs wolkenlosem Himmel. Aber als ich starte, hängt eine dicke Nebelsuppe herum, die keinen Blick auf irgendwelche Berge zuläßt. Zudem ist es für die Jahreszeit viel zu kalt - bis auf 2500 m hat es in den vergangenen Tagen heruntergeschneit, so daß ein kleineres Ziel wie die Wankspitze grad als Lückenfüller recht ist.

Auf meinem Weg nehme ich noch den Schatzstein (950 m) mit - ein Felsblock im Wald mit Jägerhütte. Er bedingt kaum einen Umweg, allerdings ist der 5 m hohe Brocken nicht grad ein Highlight.

Knapp 1 Std. nach Abmarsch habe ich die Boasligbrücke (1110 m) erreicht - sie markiert den Einstieg in die nicht häufig besuchte, etwas schweigsame Welt der Mieminger Südseite. Hier zweigen verschiedene Wege ab - z. B. Richtung Lacke, auch zum Gachen Blick - und eben hinauf Richtung Stöttlreise. Die Obere Stöttlbrücke (ca. 1160 m) erreiche ich nach weiteren 15 Minuten; immer noch auf gutem Forstweg, er endet hier, jetzt geht es auf einem Steig weiter zum Beginn der eigentlichen Stöttlreise, zunächst noch parallel zum wild rauschenden Stöttlbach.

Am "Stöttlbödele" (1266 m) macht der Steig einen Knick nach Westen, nun wird es steiler, der Steig verbleibt immer am orografisch rechten, südseitigen Rand der Reise. Erfreulicherweise geht es immer noch relativ bequem durch Latschen; erst auf etwa 1500 m enden diese, und die Steinwüste der eigentlichen Stöttlreise beginnt. Der Steig verfällt zusehends, bei etwa 1600 m sind bestensfalls noch Steigspuren zu erkennen. Ich bleibe weiterhin orografisch rechts - der Aufstieg geht besser, als ursprünglich angenommen. Nordseitig streben wilde Wände hinauf Richtung Gries- und Mitterspitzen - ein eindrucksvolles Gelände, es ist totenstill, nur ab und zu das Pfeifen der herumspringenden Gemsen.

Im oberen Teil der Stöttlreise bildet sich zusehends wieder ein ordentlicher Steig heraus, inzwischen ist auch das Stöttltor längst zusehen, ein schief stehender Stempelkasten hebt sich gegen das Grau des Himmels ab.

Seit einiger Zeit haben sich die Frühnebel gelichtet, gelegentlich blinzelt die Sonne hervor - und als ich 3 Std. nach Abmarsch in Barwies das Stöttltor (2039 m) erreiche, scheint sich das Wetter etwas zum Besseren zu wenden. Allerdings bleibt eine hochliegende Wolkendecke den ganzen Tag über erhalten - ein richtiger Sommertag wird mir heute nicht gegönnt.

Nun wird es ernst - der Klettersteig beginnt unmittelbar oberhalb des Stöttltores, ich lege den Gurt an. Inzwischen sind westseitig 3 Bergsteiger vom Lehnberghaus heraufgekommen, der jüngste von ihnen kennt den Klettersteig und meint: "Den Klettergurt wirst Du nur auf den ersten Metern brauchen - dann wirds ganz einfach". In gewisser Weise behält er Recht, denn:

Die ersten 3 Meter sind so ziemlich das schwierigste Klettersteigstück, das ich bisher gemacht habe. Es ist zwar durch ein dickes, allerdings vertikal verlaufendes Drahtseil gut abgesichert (Klettersteig-Karabiner notwendig!), passieren kann absolut nichts, es ist auch nicht irgendwie ausgesetzt oder heikel - aber ich hänge 10 Minuten fest und komme an der glatten Platte absolut nicht weiter. Das gibts doch nicht - ich kann doch hier nicht umkehren, bevor es überhaupt losgeht! Ohne das Fixseile wäre diese Stelle sicherlich ein Fünfer. Dann raffe ich meine ganze Kraft zusammen und zerre mich am Fixseil irgendwie hinauf - und es funktioniert, ich habe die weitaus schwierigste Stelle hinter mir! Die folgenden, in den Fels eingebohrten Klammern sehen zwar auch nicht sympathisch aus - aber sie sind nur noch ein Kinderspiel im Vergleich zu vorher.

Der weitere Klettersteig weist tatsächlich keinerlei Schwierigkeiten mehr auf. Er ist bestens abgesichert, mehrfach geht es am Nordgrat der Wankspitze über diverse Türmchen und Absätze rauf und runter, durch kleine Rinnen und Verschneidungen. Ich verwende zwar durchgehend meine Selbstsicherung - aber wirklich notwendig ist sie nicht mehr. Einige Abschnitte sind auch reines Gehgelände, und die ganze Zeit über genieße ich die prächtige Aussicht auf die Griesspitzen, den Grünstein - und hinunter in die Stöttlreise, wo ich eben noch heraufgeschnauft bin.

Ich habe absichtlich dem Klettersteig keine Schwierigkeitsbewertung zugeteilt, weil ich mir unschlüssig bin: bewertet man ihn nach dem einzig schweren Teil, nämlich dem 3m hohen Anfangswandstück, dann müßte man ihn meines Erachtens (subjektive Wahrnehmung - es gibt sicherlich gegenteilige Meinungen!)) schwieriger als die gängigen Dolomitensteige (Pisciadu-, Pößneckersteig) einstufen, also evtl. mit S+ einstufen. Dies entspricht aber absolut NICHT dem Gesamtcharakter - denn der Steig ist nirgends ausgesetzt (geschweigedenn heikel), hat ansonsten keine einzige schwere Stelle - im Gegenteil, viel Gehgelände, viel unbeschwertes Herumturnen an den immer hervorragenden Fixseilen oder griffigem Fels. Geübte Geher machen ihn ohne Selbstsicherung. Ich persönlich könnte ihn durchaus auch im Abstieg begehen - außer eben dem untersten Wandl, dort müßte ich mich wahrscheinlich irgendwie abseilen.

Mein subjektiver Gesamteindruck deshalb: WS-

Nach einiger Zeit sieht man schon das Gipfelkreuz der Wankspitze - aber bis dahin geht es noch mehrfach auf und ab. Kurz vor dem Schluß kommt sogar ein Wandbuch - übermäßig viele Einträge sind nicht enthalten; hier kann man entscheiden, ob man die Kletterclub-Variante (sie führt über das "Bankl zur schönen Aussicht", einer Bank auf einem exponierten Felskopf) oder dem Normalweg folgt. Ich gehe den Normalweg - und bin 90 Minuten nach dem Einstieg auf demGipfel der Wankspitze (2209 m). Diese Zeit mag zugegebenermaßen ziemlich lang erscheinen - aber sie beinhaltet mein wenig profihaftes Herumprobieren am Einstieg und SEHR viele Fotopausen.

Nach nicht allzu langer Gipfelrast (dunkles Gewölk verheißt nichts Gutes, es beginnt zwischendurch auch mal zu tröpfeln) steige ich dann den südseitigen, leichten Normalweg hinunter zur Lacke (1704 m; hier Wegverzweigung nach Barwies/Obsteig oder zum Lehnberghaus) und weiter auf steilem, aber harmlosen Waldsteig zurück zum Ausgangspunkt in Barwies.

Tourengänger: gero


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 3119.gpx Rundtour von Barwies auf die Wankspitze

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2 K3-
23 Okt 16
Wankspitze, 2209m · lila
WS
22 Jan 16
Skitour auf die Wankspitze · Hade
T2
14 Dez 15
Wankspitze (2209m) · Tef
WS
WT4
28 Dez 11
Schneeschuh-Tour Wankspitze · margitH
T2
WT3
27 Mär 16
Wankspitze · schimi

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt: schön rumgeturnt ...
Gesendet am 9. August 2010 um 19:51
Bravo, Georg - wieder ein Genuss, deine Tour mitzuverfolgen!

lg Felix

Ray hat gesagt: Schöne Tour
Gesendet am 10. August 2010 um 14:51
wie immer ;)


Kommentar hinzufügen»