La Faura – Terrassenblick und Eleganz der Tessiner Berge


Publiziert von Henrik , 7. August 2010 um 19:25.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 6 August 2010
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI 
Strecke:Bahnfahrt, TuT, 12 Millionen Kopfsteinpflastersteine
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:Leventina

...Stau verheissen die elektronischen Zeittafeln an den Haltestellen der Trams, die ich am frühen Morgen regelmässig zu nutzen pflegte, um den ersten Teil meines Arbeitsweges zu absolvieren – zum Bahnhof SBB entweder mit dem 15/16er oder dann über den Aeschenplatz mit seinen grossen Verbindungslinien. Da sich diese Meldungen häuften, und meine Lust zu Fuss zum Bahnhof zu eilen aber in Grenzen hielt, kam das morgendliche Taxi auf den Plan und diese 10 Franken reuen mich seither nicht mehr: ich bin pünktlich am Bahnhof, kann im Coop Pronto noch meine Bananen „posten" und wählerisch im ICN im Ruheabteil mein Plätzchen suchen – es ist selten jemand um 06.03 auch Mitpassagier!
 

Das Taxi zum Bahnhof hat sich aber auch dann bewährt, wenn ich zu Exkursionen mit Rucksack aufbreche – denn auch dann steht (...aus welchem Grund auch) ...Stau auf diesen Tafeln – am frühen Morgen vor sechs Uhr!
 

Das Tessin steht z. Z. wieder hoch im Kurs, weniger um zu Gehen als zum Speisen. Innert 14 Tagen bin ich zum zweiten Mal nach Cavagnago aufgebrochen.
 

Der IR verlässt genau so wie mein „Arbeitszug ICN" um 06.03 den Bahnhof, fast touchieren sie sich. Morgendliche (Tau-)Wassertropfen perlen von ihrer Aussenhaut über die grossen Fenster – dies lässt sich besonders aufmerksam verfolgen an den gebogenen des Panorama-Wagens, der „Luxus"-Wagen-Variante des IR, der sowohl von Basel wie auch von Zürich in den Süden geschickt wird – Luxus allerdings von zweifelhafter Natur, wie anderswo schon mal vermerkt, die Toilette der Marke Plumps.....
 

Zur Zeit wird der Adlertunnel zwischen Basel und Liestal einstreifig geführt, was ab und zu zu minimalen Verspätungen auch schon am Morgen führt. Nebelbänke dann in Liestal, Sissach und Gelterkinden in Watte getaucht, am Hauenstein erste Sonnenstrahlen, die Tecknau erwachen lassen – nach dem Tunnel wie so oft: technisches Grau! Bis Luzern bleibt meine Aufmerksamkeit weitestgehend zwischen den Blättern meiner Lesefracht hängen – doch das reptilienhafte Kriechen des Nebels über der flachen Landschaft nach Nebikon fällt mir dann doch auf.
 

Flugs ist der Pano-Wagen voll besetzt – die 15 Minuten Aufenthalt in Luzern sind aber auch Minuten, die für weiterreichendes Beobachten durchaus eine Freude sein können oder wenn „rauchbehaftende" Zeit-genossen in meine Nähe kommen, ein Ärgernis. Klick-Klack, nein, nicht High Heels, die ich gerne jetzt gesichtet hätte (...), Biker auf dem Weg zu ihren Sitzplätzen defilieren an mir vorbei, denn der Velowagon ist am Zugsende und eben die 2. Klasse im vordern Zugsteil....
 

Auf dem Rotsee ziehen noch keine langen Kiele ihre Linien, in Rotkreuz hingegen sind die Güterzüge am Rangieren. Der Zugersee wirkt trübe, die Mythen tauchen auf, noch etwas unscharf, auf der andern Seeseite zwei lange Schlangen: der CISalpino und der Entlastungszug ICN. Sind die beiden in Arth-Goldau verabschiedet worden, darf der IR weiterrollen. Und das Grau scheint heute die Losung zu bleiben.
 

Vielleicht interessiert es jemanden, dass Schuler Weine nächstes Jahr 325 Jahre Firmengeschichte schreiben darf – so ein grosses Plakat an der Doppelstation Schwyz/Seewen. Oder dass in Brunnen vier Durchgangsgeleise zur Verfügung stehen – immerhin ein Verkehrsknotenpunkt. Der Schillerstein im 4-Waldstättersee ist auch aus dem Zugsfenster auszumachen und auch der Schnee der vergangenen Nacht ist bis tief hinunter nicht ganz überraschend wahrzunehmen.

Ab Erstfeld verschwindet sämtliches Zeitungsmaterial (gelesen im Abfall), noch zu Bearbeitendes in der mitgebrachten Coop-Plastiktasche (Ausgabe Herbst 2009), um noch nie ausführlich bisher Wahr-genommenes besser verstehen zu können oder im besten Fall eine Überraschung mehr im Fundus unzähliger Gotthardfahrten einzureihen – beides passiert! Da ja der Pano-Waggon gut besetzt ist, auch mit Bikern und ihren strammen (nackten) Wädlis, sind Ausrufe und Überraschungsäusserungen zwangsläufig nicht zu überhören – zum XY-Mal natürlich die Kirche zu Wassen, die, man stelle sich das mal vor, wohl die Kirche, die mit den meisten Augen je „gesehen" wurde, aber nie besucht  (Das barocke Kirchlein zählt sicher zu den bekanntesten Gotteshäusern der Schweiz. Doch die wenigsten haben es schon von Innen gesehen. Dabei ist ein Besuch der prunkvoll ausgestatteten Barockkirche und des schmucken Dorfs Wassen durchaus lohnenswert).

Gut gemeint sind die seit gut einem Jahr dozierten Anschlussmeldungen, die die Zugsbegleiter von Stapel lassen – die Sprache ist manchmal eine schwierige „Spraak" oder dann sind die Hinweise derart konfus, dass man lieber den Mitreisenden fragt! Der Zug fuhr planmässig weiter.
 

Nachdem in Göschenen der Asphalt um den Bahnhof herum glänzte – es regnete, freute sich das Auge in Airolo: es war immerhin trocken. Oft schwingt ja so etwas Besonderes im Stimmentimbre mit, wenn der Reisende aus dem nassen Norden nach dem Gotthardloch die Sonne begrüssen kann und darf oder ggf. auch umgekehrt, was auch freut, wenn man auf dem Nachhauseweg ist.
 

In Faido stieg ich aus: das Vergängliche ist in Stein verblieben – der Bahnhofsplatz http://www.hikr.org/gallery/photo121308.html?post_id=13057#1  hat mich schon oft verzaubert (siehe Bericht April 2009). Neu ist in Faido zweierlei: es gibt eine Lärmschutzwand http://www.hikr.org/gallery/photo333531.html  und eine Brockenstube im Bahnhofsgebäude, die NUR am Mittwoch geöffnet hat! Im Bus zwanzig Minuten später nach Sobrio, bin ich der einzigste Fahrgast, nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen, da ich 14-täglich z. Z. die Leventina von hier aus besuche. Der Chauffeur des heutigen Kurses (Bus 41) beeindruckte mich mehr als seine Kollegen, er war immerhin im Stande, den Bus nur einmal nicht ganz „streifenfrei" um die Kurve zu bringen....Das Grotto Pro Bell scheint länger geschlossen zu sein...In Calonico wendet der Bus auf engstem Raum. Und fährt danach nach Sobrio. Die Wanderwege kreuzen hin und wieder die Strasse und umgekehrt: die Strada Alta. Ich bleibe im Bus sitzen bis nach Sobrio – wir beide stellen uns an die Theke im Ristorante e Albergo Ambroghini und ich lade ihn ein zu einem Espresso. Ich stelle im Gespräch mit den Gastgeberinnen in Aussicht, im Herbst wieder mal für ein paar Tage hieher zu kommen, wenn die Tage ruhiger werden.
 

Auf der Rückfahrt, inzwischen sind zwei Wanderer mit grossem Gepäck zugestiegen, verlasse ich den Bus in Cavagnago - http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D2072.php .
 

http://www.aass.ch/images/sponsor/la-faura.jpg  - allein um hier zu speisen und zu sein, bin ich wieder hergefahren. Die wundersame Treppe hochgestiegen, gelangt man auf eine grosse Terrasse, die einen Teil der Leventina überschauen lässt und den Blick bis zum Campo Tencia gewährt. Ich rufe den Andreas  Seeger an, der gerade den Rasen noch mähen möchte und frage ihn, ob er mich auf dem Nachhauseweg am Tisch im La Faura besuchen möge? Nach dem hervorragenden Brasato und selten so gut gekochter Polenta, einem Glas Wein sowie als Nachtisch einem Tessiner-Käse, sitzen wir nach 14 Uhr zusammen und blicken hinüber in die unwegsam erscheinende Steilstufe, wo schmalste Pfade u. a. auf die Alpe d’Afata führen. Statt Andreas’ Bericht zu lesen, erzählt er mir diese – inklusive Kaffeeflecken auf Hemd und Hose!
 

Auf dem Weg nach Norden, kurze Rast am früheren Arbeitsplatz von Andreas’, der hier einige Jahre im Motel des San Gotthardo Sud gearbeitet hatte. Den 12 Millionen Kopfsteinpflastersteinen erbieten wir vier Pneu-Ehren, an der Tremola und eine Stunde später stehe ich in Erstfeld, der IR bringt mich zurück nach Basel.
 

Am Bahnhof in Basel zwar nicht Stau, aber die Trams haben Verspätung – ich nehme das Taxi!


Tourengänger: Henrik
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Kommentare (4)


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Pfaelzer hat gesagt: Nach längerer Zeit mal wieder...
Gesendet am 7. August 2010 um 21:10
...ein wunderbarer Bericht von dir! Man hat das Gefühl dass man dabei gewesen wäre.
Das muss ich mal live erleben, vielleicht im Spätjahr...?

Gruss aus Zermatt,

Wolfgang

Henrik hat gesagt: RE:Nach längerer Zeit mal wieder...
Gesendet am 8. August 2010 um 22:23
Danke - ich beobachte wie alle hikr.s auch, meine Schwerpunkte liegen einfach woanders.

Händs-nätt und guet bim Stiige!

Ciao

Henrik

bulbiferum hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2010 um 22:54
Wunderschöner Bericht...

Liebe Grüsse, Markus

Henrik hat gesagt: Das Bahnfahren macht mir
Gesendet am 8. August 2010 um 22:24
immens Spass und das Schauen offenkundig ja auch!

Danke für deine Aufmerksamkeit.

Ciao

Henrik


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