Hausstock im Nebel


Publiziert von PStraub , 5. August 2010 um 08:57.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 4 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Hausstockgruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:Elm-Wichlen - Hausstock - Elm-Wichlen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Elm-Wichlen
Kartennummer:1194 / 1193

Der fast vier Kilometer lange Hausstock-Ostgrat ist für manche Überraschung gut und ist insgesamt so anspruchsvoll und lohnend wie der Hauptgipfel selber. Heute kam allerdings vieles anders als geplant ..
 
Geplant war: Besteigung des Chli Chalchhorns von Wichlen aus, dann Aufstieg zum Hausstock über die Ostflanke, Abstieg über den Südgrat bis zum Piz Fluaz und dann zurück über den Mergletscher.
Doch der Mensch denkt und der Nebel lenkt.
Ab dem späteren Vormittag lag um den Hausstock auf rund 2800 m eine hartnäckige und recht dichte Nebelschicht. Später kam von Norden noch Konvergenznebel dazu (aufgrund des Talwindes). Alles in allem nicht ganz optimale Verhältnisse in dieser eher einsamen Gegend.
 
Chli Chalchhorn
Von Wichlen auf dem Panixerpassweg bis zum Hexenseeli. Der Panixer ist ein Schattenloch und die ganze Zeit bläst ein steifer, kalter Bergwind. Die Altschneefelder sind sogar gefroren und heikel zu begehen. Vom Hexenseeli durch die "Chären" hinauf bis zum Wandfuss. "Chären" ist absolut irreführend, das ist - angenehm zu begehendes - Flyschgelände, da gibt es keine Karren.
Das Chli Chalchhorn ist übrigens das höhere, westliche. Das Gross Chalchhorn kann vom Passweg recht leicht bestiegen werden.
Ob man den Wandfuss via tiefsten Einschnitt zwischen den Gipfeln (P. 2542) über knappe Bänder in hellgrauem Kalk oder von Westen über den steilen, rutschigen Flyschhang erreicht, macht keinen grossen Unterschied. 
Am Wandfuss führte eine Blockschutthalde eher nach links. Der "Normalweg" umgeht den Gendarmen dort nach rechts. Ich habe das jetzt überprüft: Die 'rechte' Variante bringt keinen echten Vorteil. Beide Wege führen in die gleiche Verschneidung. Nach links braucht es ein wenig mehr Kraxeln, nach rechts ist dafür deutlich ausgesetzter. Auf diesem Bild ist die Route übrigens gut zu sehen.
In der erwähnten Verschneidung hinauf bis zum erstaunlich grossen Gipfelplateau, das man an der südlichsten Ecke erreicht. Technisch ist die Route nicht schwierig, aber es geht da überall recht runter und nicht alle Griffe/Tritte sind gleich gut. Ich würde sagen: WS mit Zusatzzahl ;-). 
 
Nach dem Abstieg gings - ungefähr die Höhe haltend - durch mehr oder weniger gutgängiges Gelände dorthin, wo die Hausstock-Route den Mergletscher betritt. Da hatte es (eher tiefen) Trittschnee und gute Spuren. An sich keine Sache - wenn nur der Nebel nicht alles dicht gemacht hätte.
Nun bin ich ja schon mehrmals auf dem Hausstock gewesen, einmal hatte ich auf dieser Route sogar den Gleitschirm hochgetragen, um dort zu starten. Aber heute: allein und im Nebel? So bin ich einfach soweit hochgestiegen, dass ich immer noch wenigstens Sicht in die Surselva hatte. Wenn sich die Nebeldecke einmal ausreichend gehoben hätte, wäre ich wenigstens auf dem fast ebenen Gletscher auf knapp 2900 m zum Südgrat hinüber traversiert. Aber auf gut 2800 m war Schluss. 
Nach einer Wartezeit habe ich es akzeptiert und bin wieder abgesteigen. Der Gletscher ist übrigens perfekt begehbar. Zuoberst der Neuschnee der letzten Tage, dann eine Schicht Altschnee und erst darunter das Eis.
Immerhin konnte ich meine Annahme von der letzten Besteigung des Hausstocks via Piz Fluaz - Südgrat verifizieren: Man kann sowohl vom unteren (ca. 2700 m) wie auch vom oberen (ca. 2850 m) Gletscherplateau ohne Probleme an mehreren Stellen auf den Südgrat gelangen.

Als Kompensation für Hausstock-"Niederlage" habe ich den Wichlengrat ab P. 2646 auf der ganzen Länge überschritten. Da kommt einiges an Höhenmetern und an Kraxelei in Gestein unterschiedlichster Qualität zusammen. Der erste Aufschwung ist der Ruch Wichlenberg (2797 m). Der hatte bisher noch nicht einmal einen Steinmann, den habe ich ihm jetzt gespendet. 
Die nächsten drei Erhebungen sind die "Horen". Nein, nichts griechisches, einfach Hörner in lokaler Diktion. 
Die beiden ersten sind etwa gleich hoch wie der Ruch Wichlenberg, also knapp 2780 m, das letzte deutlich weniger (2722 m). Die ganze Überschreitung wechselt ständig zwischen T2 und WS+, ist also äusserst abwechslungsreich.
 
Leider nicht die geplante Tour, und von der berühmten Aussicht, die im Süden die sanften Hänge der Surselva, im Norden die schroffe Welt um Wichlen zeigt, war auch nicht viel zu sehen. Aber mit der Gesamtüberschreitung insgesamt doch ein lohnender Tag.

Tourengänger: PStraub


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