Foinaven (914m)


Publiziert von pame , 3. August 2010 um 09:40.

Region: Welt » United Kindom » Schottland
Tour Datum:23 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: GB 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Bealach an Easaine Uaine (388m) - Bealach Horn (513m) - Cada na Beucaich - Pt.869m - Ganu Mor (914m) - Pt.869m - Cada na Beucaich - Bealach Horn (513m) - Bealach an Easaine Uaine (388m) - Lone (40m) - Parkplatz A838 bei Achfary
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Noerdlich von Ullapool auf der A835, A837, A894 nach Laxford Bridge (ca. 1.5h), dann auf A838 zum Parkplatz ein paar Hundert Meter vor Achfary.
Unterkunftmöglichkeiten:Wildcampen bei Bealach an Easaine Uaine (388m), ca. 2.5h ueber guten Feldweg (T2) von der naechsten Strasse (A838).

In meinem alten Schulatlas war eine grosse Europakarte, die ich mir frueher oft mit einer Mischung aus Faszination und Fernweh angeschaut habe. Auf der Karte gabe es kleine, schwarze Dreiecke mit Namen wie "Mont Blanc", "Ortler" oder auch "Aetna", die wohl markante Berge darstellten. Ganz am Rand der Karte, im fernen Nordwesten Europas, in der abgelegensten Ecke der Britischen Inseln, gab es ein Dreieck namens "Foinaven". Es schien mir so unglaublich weit weg, und auch der Name klang geheimnisvoll, wie aus einer mythischen Vorzeit.

Foinaven (von gael. "Fionne Bheinn" = "Weisser Berg") ist ein Bergmassiv mit mehreren Gipfeln und verzweigten Graten ganz im NW Schottlands in der Naehe von "Cape Wrath" am Atlantik. Der hoechste Punkt, Ganu Mor (914m), verfehlt ganz knapp die 3000-Fuss-Grenze und ist deshalb kein Munro mehr, was vermutlich dazu beitraegt, dass der Berg eher selten besucht wird.
 
Fuer die Besteigung braucht man gutes Wetter, denn die Tour ist lang. Sehr lang! Die "Integraltraverse" des kompletten Massivs von Nord nach Sued betraegt ueber 28km bei ca. 1500Hm. Ausserdem braucht man dann auch noch zwei Autos, da es keine oeffentlichen Verkehrsmittel in der Gegend gibt. Deswegen, und weil wir noch den Nachbarn "Arkle" besteigen wollten, haben wir uns entschieden, die Tour auf zwei Tage auszudehnen und am Fuss des Hauptgrates, auf dem Sattel Bealach an Easaine Uaine (388m), etwas suedlich von Foinaven, zu zelten.

Da Foinaven ganz im NW von Schottland liegt, ist er den nordatlantischen Tiefdruckgebieten extrem ausgesetzt; das Wetter in der Gegend ist normalerweise selbst fuer schottische Verhaeltnisse ausgesprochen schlecht. Wir hatten allerdings grosses Glueck. Der Wetterbericht hat genau fuer unsere zwei Tage ein Hochdruckgebiet ueber der Gegend versprochen, mit viel Sonnenschein und sehr klarer Luft. Ausserdem soll es etwas Wind geben, der uns die Muecken vom Leib halten wird. Perfekt! 

Am ersten Tag schleppen wir also Zelt, Kocher, usw. die 8 km vom Parkplatz bei Achfary im Sueden des Foinavenmassivs ueber einen guten Feldweg (T1-T2) bis zum Pass (2.5h). Hier finden wir trotz des huegeligen und teilweise etwas sumpfigen Gelaendes ein einigermassen ebenes Plaetzchen fuer's Zelt. Das Wetter ist perfekt und wir besteigen noch am selben Tag den Vorgipfel (758m) von Arkle ueber ziemlich geroelliges, wegloses Gelaende (T3). Vom Vorgipfel hat man eine tolle Aussicht auf das gesamte Foinavenmassiv und unsere morgige Route.  

Am naechsten Tag haelt das Wetter. Der Plan ist, alles Unnoetige im Zelt zu lassen, und ueber den gesamten Foinavengrat bis zum hoechsten Punkt, Ganu Mor (914m), zu gehen (ca. 8km, 700Hm). Dann auf derselben Route wieder zurueck, Zelt und alle anderen Sachen einzupacken, und die restl. 8km auf dem Feldweg zum Auto zurueckzukehren. Das wird ein langer Tag (24km, ca. 1000Hm mit Gegenanstiegen)! 

Vom Zeltplatz geht's ein kurzes Stueck ueber den bequemen Feldweg (T1-T2) auf den Sattel Bealach Horn. Ab hier geht's leider fuer die naechsten paar km weglos ueber einfaches, aber muehsames Sumpf- und Geroellgelaende (T3). Wir brauchen ca. 2h bis zum ersten, namenlosen Gipfel des eigentlichen Foinavengrates (Pt.808m). Hier kommt jetzt die "Schluesselstelle", ein steiler Abstieg um ca. 100Hm in losem Fels (T4, auf Steinschlag aufpassen, falls man mit mehreren Leuten unterwegs ist!).

Ab hier befinden wir uns auf dem eigentlichen Foinavengrat, der sich ueber ca. 3km ungefaehr in Nordsuedrichtung erstreckt. Ueber mehrere Zwischengipfel geht es auf einem guten Pfad (T2-T3), nie ausgesetzt, zum hoechsten Gipfel von Foinaven, Ganu Mor (914m). Weiter noerdlich gibt es jetzt keine hoeheren Berge mehr bis Island!

Vom Gipfel hat man natuerlich eine tolle Aussicht in alle Richtungen, vor allem aber auf den Atlantik im N und W. Aber auch waehrend der eigentlichen Gratwanderung hat man immer wieder tolle Aus- und Einblicke in die einsamen Seitentaeler und die fuer schottische Verhaeltnisse ungewoehnliche Felsszenerie. Die Landschaft erinnert stark an das skandinavische Fjell. Fuer den eigentlichen Grat zw. Pt.808m und Ganu Mor (914m) brauchen wir etwa 1.5h, und genauso lange wieder zurueck. Die "Schluesselstelle" koennen wir jetzt im Aufstieg begehen und halten uns genau auf der Kante in den Felsen. Unten gibt's einen kurzen II-er Aufschwung, ansonsten allenfalls I.Grad und Gehgelaende. Die Kletterei geht zuegig voran und schon nach 15min. sind wir wieder oben auf Pt.808m.

Jetzt geht's wieder in einem langen Bogen weglos zurueck zum Zelt, das wir so gegen 19Uhr erreichen. Waehrend des ganzen Tages haben wir nur einen anderen Wanderer getroffen. Ansonsten keine Menschenseele weit und breit. Nach Abbau von Zelt und Einpacken der Sachen sind wir gegen 21Uhr am Auto. Leider mussten wir uns noch mit hungrigem Magen um eine Unterkunft fuer die Nacht bemuehen, da alle Pubs und Restaurants der Gegend schon nichts mehr servieren. Zum Glueck fanden wir in Ullapool noch ein chinesisches Take-Away, dessen Kueche wir ein paar Minuten vor Dienstschluss noch einmal auf Hochtouren bringen.

Fazit: Bei gutem Wetter ist Foinaven eine fantastische Tour; ein echter Klassiker fuer Schottlandliebhaber. Ich wuerde allerdings eine andere Taktik waehlen, und die Tour an einem Tag machen, statt zu zelten. Dann sind es zwar nochmal 4-5km mehr, man ist allerdings viel leichter unterwegs. Ideal ist es, die Tour im Juni/Juli zu machen, wenn die Tage so richtig lang sind. Das Wetter sollte stabil und trocken sein, mit wenig Wind und moeglichst kein Sonnenschein (d.h. nicht allzu warm). Dann geht man ganz leicht bepackt. Nicht mehr als 1-1.5l Wasser mitnehmen. Abgesehen vom eigentlichen Grat findet man immer genuegend Wasserstellen (Micropur mitnehmen!). Frueh starten! Unterkunft und Auto am Abholpunkt organisieren, evtl. ein Taxi vorbestellen.

Tourengänger: pame


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Kommentare (3)


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bulbiferum hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2010 um 11:13
Hallo Pame

Vielen Dank für alle deine Berichte aus Schottland. Tolle Bilder aus einer wunderschönen Gegend. Dank deinen Berichten ist Schottland bei uns ein Thema für die Ferien im nächsten Jahr geworden.

Viele Grüsse, Bulbiferum

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2010 um 13:59
Hoi Pame,
dachte schon, du wärst garnicht mehr auf der Insel. hatte schon länger keinen Scotland Bericht von dir gelesen. Das hier ist natürlich ne absolute Hammertour, Glückwunsch zur Tour, hast wieder feine Fotos gemacht, da kommen Erinnerungen hoch!
LG WoPo

pame hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. August 2010 um 21:35
Danke euch beiden, bulbiferum und WoPo, fuer eure netten Kommentare. Ich werde selbstverstaendlich auch weiter fleissig Munros (und andere Berge) in Schottland besteigen und darueber berichten :-)
Aber demnaechst geht's erstmal wieder in die Alpen.
Gruss
Patrick


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