Traumgrat zum Pecianett 2764 m


Publiziert von basodino , 26. Juli 2010 um 14:29.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:25 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo del Sole 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto von Piotta via Altanca zum Lago Ritom (Parkplatz unter der Staumauer und am Straßenende)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Cadagno SAT (1987 m) Albergo Lago Ritom (1840 m)
Kartennummer:1252 Ambri Piotta

Wenn man schon familiär an einem Wochenende in die Schweiz "muss", dann kann man gleich einen Gipfel mitnehmen. Da am Nufenenpass der Pizzo Gallina neu eingeschneit war, musste ich umdisponieren und habe mich kurzerhand für den langen Grat zum Pecianett entschieden. Mit etwas Glück kommt man ohne größere Schwierigkeiten mit dem Auto bis Piora (ca. 1840 m), gebührenpflichtiger Parkplatz unter der Staumauer (und die Gebühren sind nicht ohne). Zuerst war ich ein wenig entsetzt, da hier scheinbar die halbe italienische Schweiz auf dieselbe Idee gekommen zu sein schien, doch wenn man das Albergo hinter sich lässt (erster Wegweiser nach rechts hinauf Richtung Passo Forca und Lurengo), dann ist man sehr schnell total allein. In der Tat traf ich nur 1 Menschen auf der gesamten Tour bis zur Capanna Cadagno.
Zunächst geht es mehr als gemütlich durch lichten Wald hinauf. Nach einer halben Stunde geht man an einem Wegweiser nach rechts und erreicht einige Minuten später den unscheinbaren Passo Forca. Hier beginnt ohne Markierung oder Zeichen eine Spur nach links hinauf, die unmissverständlich über leichtes Gehgelände über zwei erste Anhöhnen (2223 und 2296) führt. Bis hierher alles T2. Mit dem Aufschwung zum Poncione d'Arbione (2409 m) wird es etwas anspruchsvoller und vor allem steiler. Die Spur verliert an Deutlichkeit und führt durch teilweise sehr steile Wiesen (T4). Den eigentlichen Gipfel betritt man nicht, es sei den man klettert die paar Meter von der Spur hinauf. Nun erreicht man ein Gratstück, bei dem man sich immer wieder entscheiden muss, ob man den Felsgrat überklettert (bis II) oder jeweils rechts in sehr steilem Grasgelände über die immer noch erkennbare Spur ausweicht. So erreicht man den Uomo d'Arbione (2414 m). Hinter dem Gipfel steigt man leicht in einen breiten Sattel. Ab hier folgt man dem Grat oder weicht ganz leicht links über flache Hänge aus bis man unter einen steilen Aufschwung gerät. Zwar sind auch linkerhand Spuren erkennbar, die meisten orientieren sich hier in die steile Flanke nach rechts und umgehen den ersten Gipfel (2507 m). Auf halbem Weg zum Grat muss man an einer Stelle kurz klettern (I, T5) in erdigem und grasigem Gelände mit wenigen Felsen (ca. 5 m). Zu oberst wird die Spur dann sehr undeutlich und man halte sich immer so hoch wie möglich, so dass man knapp vor dem Gipfel des Poncione Pro du Roduc (2522 m) den hier breiten Grat erreicht. In der Gegenrichtung ist die Spur hinab kaum auszumachen (was in der Folge die 2. Spur links des Aufschwungs erklären mag).
Mit dem Grat wird das Gelände wieder viel leichter. Gemütlich erreicht man P. 2453 (hier gute Möglichkeit nach Norden abzusteigen, wer bis dahin genug hatte). Bis zum Passo Comasnengo (2538) bleibt es leicht, wobei man sich an diesem Punkt mit der Bezeichnung Pass etwas schwer tut. Allerdings besteht hier die einzige leichte Möglichkeit nach Süden abzusteigen (Wegspuren sind unterhalb erkennbar).
Nach dem Pass dauert es nicht mehr lange und der Weg wird erheblich schwerer, wobei das auch vielleicht damit zusammenhängt, dass weiterhin keinerlei Wegzeichen angebracht sind. Der Grat selbst wird anspruchsvoller und diverse Ansätze von Spuren leiten immer wieder in die sehr steile Südflanke, wobei unklar bleibt, wie hoch der Anteil der Tiere ist, die diese Wegfragmente gespurt haben. In jedem Fall ist es hier nicht leicht, den besten Weg zu finden, das Gelände ist heikel und bei Nässe sicherlich unbegehbar (T5). Die im Führer benannte Kletterstelle ist mir entgangen (vielleicht war ich zu tief in der Flanke). Bei P. 2621 hat man dann das Gröbste hinter sich. Der Weg wird wieder deutlicher und die Schwierigkeiten sind vorbei. Gerade der Abschnitt, der von weitem sehr ungemütlich aussieht, ist dann purer Genuss (T4). Auch der finale Aufschwung ist leicht zu begehen, weil die Felsen eine Art Stufensystem bilden, die viele günstige Tritte offerieren. Die Hände werden nur zum Abstützen gelegentlich benötigt. Schließlich erreicht man den breiten Hauptgipfel.
Der direkte Abstieg zur Bassa di Pos Leis (2592 m) erschien mir dann doch etwas unklar (vor allem im Abstieg), so dass ich über den Südgrat Richtung Pecian abgestiegen bin. Entgegen meiner Wahrnehmung der Führerbeschreibung ist dieser Grat auch nicht so ganz ohne. An vielen Stellen muss man ein wenig kraxeln oder sehr luftig über Weglein bzw. Grasgesimse der Gratscheide ausweichen. Auf jeden Fall benötigt man ordentlich Konzentration im Abstieg. Im Sattel kurz vor dem Pecian türmt sich dann ein Felswändchen auf, welches man mittels eines Fixseiles leicht zum Pecian hinauf erklettern kann (ohne das Seil würden viele hier scheitern). Für die Rückkehr zur Piora steigt man die östliche breite Rinne linkerhand hinunter. Unter den Felsen quert man umgehend nach links und findet nach 5 Minuten eine schwache Spur, welche einen dann bequemer unter die Bassa di Pos Leis (2592 m) führt. Man versuche den Grat so früh wie möglich zu erreichen, überklettere ein paar Türmchen bzw. traversiere sie (auch hier wieder nicht ganz einfach (T4-5) bis zum Gratansatz des Pizzo del Sole. In dieser letzten Scharte kann man ganz links durch Furchen und über niedrige Stufen und Platten leicht absteigen (T4), etwas weiter unten erlaubt einem eine solche Furchen-Plattenkombination auch den Ausstieg aus diesem oberen Teil (ein Schritt auf Reibung, heikel, T5). Weiter halblinks hinab über leichtes Geröll, welches weiter unten blockiger wird. Man erreicht eine Art Terasse, die man leichter rechts durch ein Tälchen verlässt, um so zum Lago Pecian (2323 m) zu gelangen. Indes ist der Abstieg überall möglich. Nach dem See wird das Gelände viel leichter und flacher und man kann beinahe beliebig zur Schotterstraße absteigen, man sei sich nur gewahr, dass der hier beginnende Bach in eine Schlucht hineinführt und man so besser die Wiesen linkerhand nimmt. Mit der Straße sind es dann noch 2 km zur Capanna Cadagno und weitere 5 km bis zum Parkplatz an der Piora.

Tipp: Schöner und geruhsamer ist es natürlich als 2-Tagestour mit Übernachtung in der Capanna Cadagno (dann den Weg wohl eher in umgekehrter Richtung gehen). Man kann sich auch ein wenig Zeit sparen, indem man in Cadagno di Fuori (1917 m) parkt. Es gibt ein Querweg zum Passo Forca.

Tourengänger: basodino


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