Wängihorn 2149m, Burg 2286m, Sittliser 2445m, Blinzi 2473m


Publiziert von Bombo , 19. Juli 2010 um 23:40.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:18 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1470 m
Abstieg: 1470 m
Strecke:Eggenbergli - Unter Wängi - Wängichulm - Wängihorn - Tierbalm - Burg - Platti - Lang Bödemli - Sittliser - Blinzi - Platti - Tierbalm - Wängichulm - Unter Wängi - Eggenbergli
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PW oder Postauto bis nach Witerschwanden (Schächental, zwischen Bürglen und Spiringen), kostenloser Parkplatz bei der Seilbahn Talstation. Anschliessend mit Seilbahn (Jetonbetrieb!) bis Eggenbergli 1354m (siehe Link: http://www.seilbahnen-uri.ch/index.php?id=3&tx_ttnews[tt_news]=37&tx_ttnews[backPid]=2&cHash=dfdc5de924 )
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1192 "Schächental"

Nebliger Blindflug im Schächental


Mein Kollge wollte schon lange einmal das Schächental kennenlernen, es sollte nicht allzu anstrengend sein und schwierigere Kletterpartien ebenso vermieden werden. Da kamen mir sofort die zahlreichen Berichte rund um die Burg 2286m in den Sinn, wo man nach Lust und Laune noch den einen oder anderen Gipfel hinzufügen oder weglassen kann. Mit den einladenden Burg-Seeli konnte ich auch noch eine willkommene Bade-Abkühlung miteinbauen und dank einer interessanten Tourenlinie ergab meine Planung eine Rundtour, auf welche auch ich mich sehr gefreut habe. Meteomässig sah’s nicht dermassen schlecht aus – Restbewölkung bis ca. 12.00 Uhr, anschliessend Wetterbesserung mit einem kleinen “Gschlirp” am Himmel. Hier der Einfachkeitshalber die GEPLANTE Tour:

Eggenbergli - Wängihorn - Burg - Blinzi - Sittliser - evtl. Hoch Fulen - Sittlisalp - Brunnital

Soweit die Theorie. Hier die Praxis:

Start bei der Talstation Witerschwanden 774m und für CHF 7.50 (Jetonbetrieb, siehe “Anreise”) pro rustikale Bähnlifahrt hinauf zum Eggenbergli 1354m. Dort dem spärlich markierten, jedoch logisch verlaufenden Pfad nach Unter Wängi 1601m und gleich weiter auf dem mittlerweilen wieder besser markierten Wanderweg via Wängichulm 1927m Richtung Wängihorn 2149m. Die Sonne können wir grösstenteils nur erahnen, hin und wieder ein Sonnenstrahl-Gruss aus dem Himmel, doch Uranos der griechische Himmelsgott erfreut sich mehr daran, uns seine Nebeltöchter auf die Erde, zumindest ins Schächtental, zu entsenden. Gerne hätte ich das Wängihorn über den Nord-Grat bestiegen, die Nässe machte diesem Plan aber von Anfang an einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Somit weiter auf dem markierten Wanderweg und entsprechend ohne Schwierigkeiten zum entsprechenden Gipfel mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch. Das Sammelsurium verrät: Wär hier nicht Gisler oder Walker heisst, der ist definitiv ein Fremder in dieser Region. Mich wunderte es entsprechend, dass wir keine Einheimische mit 3 Ohren oder sonsigen “Abweichungen” angetroffen haben... Item.

Vom Wängihorn 2149m auf dem selben Pfad wieder zurück in den kleinen Sattel nördlich von Tierbalm 2190m, kurz in die Ost-Seite desgleichen ausweichend, diesen dann beim gut ersichtlichen roten Pfeil erklimmend und weiter der logischen Linie folgend zum nächsten Etappenziel – die Burg 2286m mit ihren Burgseeli, wo wir uns eigentlich von den heissen Sommertemperaturen bei einem kühlen Nass erfrischen wollten. Auch diesen Plan verwerfen wir sehr schnell – Nebelfetzen ziehen um uns, hin und wieder ein willkommener und wärmender Sonnenstrahl, dazu meistens noch ein angenehmes “Lüftchen” – unangenehm jedoch, wenn man aus diesem kleinen Bergseetümpel steigen würde. Die Badehosen bleiben somit trocken und wir verabschieden uns von diesem bei sonnigem Wetter garantiert romantischen idyllischen Ort (diverse selbstgebaute Rastplätze vorhanden, evtl. portabler Grill und Holz mitnehmen) und besuchen noch den höchsten Punkt der Burg bei P. 2286. Von diesem in südliche Richtung absteigend bis zum Wanderwegweiser, wo man nun die Wahl hat, entweder auf blau-weissem Terrain die Gross Spitzen 2400m aufzusuchen oder auf rot-weissem Weg dem Hoch Fulen 2506m einen Besuch abzustatten. Unser Ziel war jedoch ein anderes: wir wollten möglichst direkt den Blinzi 2473m erklimmen (Omega3 ist hier schon auf Schneefelder diretissima hinuntergerutscht, so muss es also auch einen direkten Anstieg geben), anschliessend den Sittliser 2445m überschreiten (falls möglich) und je nach Lust und Laune noch auf den Hoch Fulen 2506m rauf. Runter dann via Sittlisalp ins Brunnital, von wo aus wir mit Postauto oder Autostop nach Witerschwanden zurückfahren würden.

Beim Wanderwegweiser folgen wir die ersten Meter noch den blau-weissen Markierungen und stechen dann schon bald nach rechts steil hinauf, sodass wir eine im Nebel verhüllte Felsbastion rechts umgehen können. Den Gipfel des Blinzi können wir nur erahnen, weshalb wir nochmals einen Felsrücken überklettern und so dann in einer riesigen Schutthalde (Lang Bödemli) landen. Nun sehen wir auch den Gipfelsteinmann und gehen den Direktanstieg über das schuttige Gelände an. Ein Schritt vor, zwei zurück – auch dieses Übel nehmen wir hin und finden uns dann beim besagten Gipfelsteinmann wieder, wo wir uns gratulieren und eine Rastpause einlegen. Doch irgendetwas scheint hier komisch zu sein – der Höhenmeter stimmt schon seit dem Wanderwegweiser nicht mehr – dort musste ich meine Uhr um fast 80m korrigieren (hätte bedeutet, dass in kürzester Zeit ein ultra-krass-geiles-Hochdruckgebiet über uns hinweg zieht, nun, die Hoffnung stirbt zuletzt...) und überhaupt kriegen wir’s nicht so auf die Reihe, als wir die Landeskarte mit der Topographie vergleichen, welche uns soeben die Sonne präsentiert. Und siehe da, plötzlich taucht zu unserer Rechten ein wunderschöner Gipfel aus dem Nebel auf, höher, als dort wo wir uns befinden und soeben ist klar geworden, wir Deppen (ich Depp!) sitzen bereits auf dem Sittliser 2445m und haben uns vergebens durch den Schutt hochgekämpft – den Blinzi hätte man wahrhaftig einfacher erreichen können, wären wir nur noch ein wenig länger den blau-weissen Markierungen gefolgt und so dann steil hochgestiegen. Das Gefühl ist jedem Gipfelsammler bekannt – sollen wir nun den Gipfel noch “holen” (mind. 30min hin und zurück, eher mehr) oder aus der Ziel-Liste streichen und an die Fortsetzung denken. Wir entscheiden uns aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und der noch immer mehrheitlich geschlossenen Wolkendecke für zweiteres – Blinzi ade, dafür Hoch Fulen – so ist nun der neue Plan.

Ein Geissenpeter macht uns noch auf etwaige Schwierigkeiten am Ende des Sittliser aufmerksam, wir nehmen’s aber mal hin und möchten uns selbst davon überzeugen. Beim P. 2413 wissen wir dann auch, was derjenige gemeint hat – hier ist definitiv Endstation – eine steile, schmale und rutschige Scharte zwingt uns zur Umkehr. Bei trockenen Verhältnissen könnten T6-Liebhaber diesen Abstieg evtl. versuchen – Fehler sind aber keine erlaubt, liegt doch gerade ein bisschen sehr viel Luft unter einem. Mit gesenktem Haupt und auf die Uhr und in den Himmel schauend geht’s wieder zurück zum Sittliser Hauptgipfel bei P. 2445, wo wir nun auch den Hoch Fulen verabschieden und dafür aber wieder den Blinzi in Angriff nehmen. Von dieser Seite wurde der Gipfel schon mehrfach beschrieben – kurze interessante Kletterstellen (I-II) versüssen diesen Aufstieg und schon bald stehen wir auf dem Gipfel des Blinzi 2473m. Von hier aus haben wir eine evtl. Überschreitung Richtung Gross Spitzen 2400m geplant, je nach Zeit evtl. Abstieg über P. 2302 richtung Sittliseralp – diese Version wäre nun aufgrund der Zeit auch realisiert worden.

Konjunktiv auch hier – der Nachmittag neigt sich langsam dem Ende zu und die Nebelschwaden tanzen noch immer zu ihrer eigensinnigen Musik – die Sicht beträgt teilweise gerade noch 10 Meter und alle paar Minuten erhaschen wir mal wieder für kurze Momente dank der versteckten Sonne einen Blick in das Gelände. Dieser zeigt klar, an eine Ueberschreitung ist bei diesem unsicheren Wetter und vorallem fehlenden Sichtverhältnissen nicht zu denken. Wohin nun also? Wir wissen, dass der blau-weisse Alpinwanderweg in steiler Falllinie direkt unter uns durchzieht, sehen aber auch auf der Landeskarte, dass einige tückische Felsbänder ein Gefahrenpotential darstellen (bei schönem Wetter natürlich “Kindergarten”, bei Null-Sicht und ohne Ortskenntnisse jedoch Absturzrisiko par Excellence). Dennoch entscheiden wir uns, schrittweise direkt über die losen Steine und den haufenweisen Schutt abzusteigen – immer in der Hoffnung, endlich mal wieder kurze Sicht zu bekommen um die nächsten Gefahren einordnen zu können. Dann stehen wir oberhalb des ersten in der LK eingezeichneten Felsbandes – infolge anhaltendem Sichtverlust ein Sch...gefühl. Glücklicherweise lichtet sich exakt in diesem Zeitraum der Nebel und endlich sehen wir den längst ersehnten Alpinwanderweg und wissen nun auch, durch welche Rinne wir unversehrt hinunter kommen. Ueber loses Geröll und Schutt rutschen wir im Schneezugstempo der “Safety-Zone” entgegen und sind mehr als erleichtert, wieder touristisches Terrain vorzufinden.

Da die Tages-Mission sowieso schon mehrfach nicht erreicht wurde, spielt’s jetzt auch keine Rolle mehr, dass wir praktisch über den selben Weg, von welchem wir gekommen sind, wieder zurücksteigen und so anstelle auf der Sittliseralp wieder bei der Bergstation Eggenbergli enden. Achtung, wer wieder mit dem Jeton-Bähnli hinuntergondeln möchte, der braucht natürlich auch einen entsprechenden Metalltaler – diesen erhält man z.B. bei der Alp Unter Wängi 1601m für den selben Preis von CHF 7.50. Wer dies unterlässt, steht bei der Bergstation vor einem stehenden Bähnli und hat nur noch die Möglichkeit, entweder nochmals zur Alp hoch zu steigen oder dann zu Fuss nach Witerschwanden abzusteigen. Dank einem in der Tourenplanung gelesenen Hikr-Bericht konnten wir aber rechtzeitig noch den Jeton auftreiben. Bei schönstem Wetter gondeln wir somit mechanisch hinunter nach Witerschwanden – ich geniesse derweil den “Aussenplatz” im Bähnli, dort, wo man eben eigentlich nicht sitzen sollte und nur für das Material gedacht wäre. Aber ein bisschen “Kick” muss ja schliesslich sein :-)


Fazit: Sch... Nebel! Viel mehr gibt’s eigentlich dazu nicht zu sagen, ausser, dass die Tour an und für sich sehr interesssant und abwechslungsreich sein dürfte, die gewählte Linie logisch ist und Sinn macht, mehrere schöne Gipfelziele damit erreicht werden können, aber... bei nebligen oder bewölkten Verhältnissen besser eine andere Gegend als das Schächental aufgesucht wird. Rücksprachen ergaben nämlich, dass im Flachland bzw. in der Reussebene (Flüelen / Altdorf / Erstfeld) schönes sonniges Wetter herrschte – dort wären die Badehosen wenigstens nass geworden :-)


Tour mit Simon T.


(Anmerkung zu den angegebenen Höhenmeter: Da ich nach der Pause vergass den Track-Record des Höhenmeters wieder einzustellen, liegen mir keine genauen Angaben vor. Ich habe dann die Tour im Swisstopo nochmals nachgebildet, weshalb die ca. 1470m entstanden. Dies könnte ungefähr der Realität entsprechen, beinhaltet aber sicherlich einen gewisse Abweichung.)


Tourengänger: Bombo


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Kommentare (2)


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alpinos hat gesagt: trotzdem...
Gesendet am 20. Juli 2010 um 18:17
... eine interessante Tour; wir haben sie schon mal vorgemerkt (für besseres Wetter). Obwohl Nebel und Wolken doch auch mal ganz spannend und interessant sein können.
Grüsse,
A&R.

Felix hat gesagt: wirklich schöne Gegend und lohnende Gipfel - bei gutem Wetter ...
Gesendet am 21. Juli 2010 um 15:29
Ciao Dominik

Einiges davon kennen wir ja - und haben bei besten Wetterhältnissen tolle Genüsse erlebt:
hätten's dir auch gönnen mögen!

lg Felix


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