VAVM 6. Sonogno - Pizzo Barone – Btta. della Campala – Soveltra – Pso Fornale - Mogno


Publiziert von Seeger , 16. Juli 2010 um 19:03.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:15 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Barone   Gruppo Madöm Gross   Gruppo Pizzo Campo Tencia   prato sornico   cabanna soveltra 
Zeitbedarf: 2 Tage 18:00
Aufstieg: 3300 m
Abstieg: 3050 m
Strecke:1. Tag (10 km/ 5 Std): Sonogno 918m – Rif. Alpe Barone 2172 / 2. Tag (10 km/7 Std.): Rif. Alpe Barone - Pizzo Barone 2864m - Rif. Alpe Barone - Btta della Campala 2323m - Cap. Soveltra 1534m / 3. Tag (10km/7 Std.): Cap. Soveltra 1534m - Pso Fornale 2327m - Lago di Mognola 2003m - Mogno 1180m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV.: Von Locarno ins Val Verzasca nach Sonogno
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV.: Mogno (letzter Bus 17 00 Uhr) - Bignasco – Locarno
Unterkunftmöglichkeiten:Rif. Alpe Barone 2172m, Cap. Soveltra 1534m (www.capanneti.ch)
Kartennummer:Campo Tencia 1:25'000

Zwei Pässe - drei Seen – zwei Hütten – ein Pizzo, VAVM Teil 6 inklusive. Eine Dreitageswanderung vom Feinsten! Vorsichtig haben wir uns vorbereitet: Die Hütten reserviert. Der Proviant und die Reservewäsche für drei Tage ergeben einen recht schweren Rucksack. Pickel dabei. 15m Reepschnur auch. Man kann ja nie wissen. In dieser Jahreszeit können kleine Schneezungen grosse Probleme bieten.
1. Tag: Sonogno – Rifugio Alpe Barone
Es ist heiss. 30°C. Zum Glück wird der Himmel von Gewölk überzogen. Wir starten in Sonogno beim Parkplatz gegenüber der Postauto-Haltestelle. Ein Lüftchen begleitet uns wohltuend das Val Vegorness hinauf, vorerst noch angenehm und stetig steigend. Zuerst auf der linken, weiter oben auf der rechten Seite. Wieder über eine Brücke nach links und dann im letzten Drittel schweisstreibend an der unteren Käserei-Hütte vorbei (Wasser), wo sich die Sauen wohler fühlen wie ich. Wir überqueren die Verzasca über eine imposante Holzbrücke auf Betonpfeilern. Ein nettes deutsches Ehepaar kreuzt uns. Sie seien nur bis zum Gletscher hinauf gestiegen, sagen sie. Um aller Gotts Willen, seit wann gibt es hier einen Gletscher? Schon bald finden wir des Rätsels Lösung: Da liegen die letzten Reste einer Lawine, welche in der Sonne so vor sich hinschmelzen. Der schön angelegte Weg quert Blumenparadiese. Den Schmetterlingen mag ich nicht nachrennen – die Strapazen des Aufstiegs reichen mir. Zweite Käserei-Hütte. Neu ausgebaut. Innenraum komplett mit Platten ausgelegt. (Wasser warm, oberirdische Leitung).
Schlussspurt zum Rifugio Alpe Barone (T2). Mit knappen Dutzend Gästen teilen wir die riesige Hütte und auch die Dusche war nicht überlaufen. Leider ist das Bier alle. Doch von Sprite und Cola hat es genug. Zum Znacht kochen wir Kalbsbratwürste an Zwiebelsauce mit Kartoffelstock und viel Tourentee. Angenehme Nachtruhe.
2. Tag: Rifugio Alpe Barone – Pizzo Barone – Rifugio Alpe Barone – Bocc della Campala – Cap Soveltra
Wir mögen nicht früh aufstehen. Himmel und Berge sind komplett mit Wolken verhangen. Gemütlich frühstücken wir und bereiten uns für die Vormittags-Tour vor: Besuch des Pizzo Barone (T3). Mit den allernötigsten Utensilien ausgerüstet nehmen wir den Aufstieg unter die Füsse. Gut wrw markiert führt uns der Weg zum Lago Barone, welcher noch teilweise vereist ist. Dann linksseitig herum auf dem ausgeprägten Weg auf den Pizzo, welcher letzthin im HIKR als quasi noioso (langweilig) beschrieben wurde. Heute zeigt er sich verhüllt. Nebelrieseln. Jedoch warm. Nach zwei Stunden stehen wir auf dem flachen Gipfelplateau, welches von einem 2,5m hohen Steinklotz mit Metallkreuz beherrscht wird. Einige Steintritte führen auf das Podest. Gipfelbucheintrag. Keine Aussicht. Jedoch mystisch mit den vielen (unnützen) Steinmännern. So habe ich den Herrn Barone noch nie angetroffen. Abstieg via Lago wieder zum Rif. Alpe Barone. Mittagessen mit Capuccino.
Nach der ausgiebigen Rast ziehen wir weiter. Dieses Mal westwärts zur Bocchetta della Campala (T4/wbw-Markierung). Nach der mehr oder weniger horizontalen Traversierung kraxeln wir die Felsen hinauf. Den Eisengriffen sei Dank! Darüber in steilem Schrofengelände auf wenig ausgeprägten Wegen zum Pass hinauf. An der tiefsten Stelle befindet sich ein kleiner „Altar“ mit einem Passbuch. (sehr wenige Einträge). Abstieg rechts ausweichend in die steile bewachsene Flanke. Und vorsichtig über diverse Geröllfelder hinab auf ein Plateau (etwa auf 2220m). Klarer Richtungswechsel nach Rechts. Gute bwb Markierungen führen durch den Graben eines Flusses zur Alpe Scinghino 2112m hinunter. (Schutzhütte mit Feuerstelle, einst Käseherstellung). Bezaubernder Ort: Oben die Felswand des Barone & Co., unten ein riesiger Querriegel und darüber das Szenario des Val Prato, Val Peccia und Val Lavizzara des oberen Valle Maggia. Diese Alp traversieren wir nach rechts hinaus. Der Weg wird immer schmäler und ist teilweise recht exponiert.(T4) Viele seltene Blumenarten. Eine überhängende Steinplatte drängt den Passanten ab und könnte unangenehme Folgen haben. Eine letzte Passage über Treppenanlagen erfordert höchste Konzentration. Und schon schlängelt sich der Weg über liebliche Weiden hinab – als wäre nichts gewesen! Er wird immer ausgeprägter und angenehmer (T2). Über die Alpe Campala steigen wir zur Cap. Soveltra, am Fusse des Campo Tencia-Massivs, hinunter. Wir werden verwöhnt wie in einem Luxushotel. Super Service, sehr gutes Viergangmenü (!) und tolle Betten mit Duvet! Grazie Sig Foresti e aujuti.
3. Tag: VAVM (Via Alta Valle Maggia) 6. Etappe. Von der Capanna Soveltra nach Mogno
Nach einem Tessiner-Zmorge mit Alpkäse, Müesli und Salam gestärkt auf die letzte Etappe. Sehr gute wrw- und wbw-Markierungen zuerst nordwestlich hinauf zur Alpe di Fontana. Am Corte di Fondo 1649m vorbei zum Corte Grande 1881m. Sehr anzügliche Schafe. Von Passanten „verwöhnt“. Wir schütteln sie ab und steigen nördlich steil zum Kreuz der Alp auf 2095m hinauf. Wunderschöner Ausblick auf die Bocc della Campala, dem Pizzo Redorta und Pizzo Zucchero auf der Gegenseite und dem Val di Prato talauswärts. Mächtig erhebt sich der Campo Tencia zur linken. Über schöne Weiden mit idyllischen Seelein etwas weniger steil und in leichtem Auf und Ab zur Alpe Piatto 2183m. Kühe empfangen uns enthusiastisch. Ammenkuhhaltung. Uns ist dies nicht ganz geheuer. Wir umgehen diese niedlich aussehenden Tierchen, um nicht plötzlich zwischen Kuh und Kalb zu stehen. Das könnte fatale Folgen haben! Nun, es geht ja wieder einmal gut. Weiter gegen den Lago del Piatto 2241m hinan, welchen wir rechts liegen lassen und über Geröllblöcke auf ein Wiesenband queren, auf welchem uns der Weg steil zum Passo Fornale führt (T3). Der Blick ins obere Lavizzara ist atemberaubend. Darüber mächtige, unbekannte Berge (wie lange noch unbekannt?) – der Grenzgrat zwischen dem Val Peccia und dem Haupttal. Weiter links der Grenzgrat vom Val Peccia ins Val Bavona.
Der Abstieg ist steil, sehr steil. Dank tiefen Fusstapfen könnte jedoch der Weg auch bei nassen Verhältnissen bewältigt werden. Sonnenschein und trocken. Geröllhalden lösen den ungemütlichen Gras-Couloir ab. Und schliesslich führt uns ein Bilderbuch-Weglein zum Pt. 2008. Abzweigung nach Peccia. Geradeaus geht es zum Lago di Mognola. Geradeaus? Schön wär‘s! 80hm Gegensteigung und dann recht „chrutig“ über Geröllbrocken zum See hinunter. 20 Minuten können dann plötzlich zu einer Stunde werden. Locker. Glaub‘s mir! Aber es hat sich alleweil gelohnt. Viel besuchter Bergsee mit Perspektiven wie im Reiseprospekt. Wir treffen auf den neuen Lehrpfad „sull’alpe con noi“, welcher in Fusio beginnt und das ehemalige Alpleben in Erinnerung ruft.
Abstieg über breite Wege (T2) zum Corte Mognola 1842m. Eine Alphütte steht dem Publikum offen und behandelt das Thema „Cascina della memoria“ mit dem alten Käse-Kessi und (gut beleuchtet) alte Fotos und Kopien von Dokumenten aus der Alpzeit. Vergessen wir nicht, dass hier noch anno 1956 die Alpwirtschaft intakt war! (Hätte ich noch erleben können) Das berührt mich beim jetzigen Anblick: Sauerampfern-Felder.
Und weiter hinunter nach Mogno. Von der Botta-Kirche habe ich schon gehört. Aber so schön hätte ich sie mir nie im Traum vorstellen können. Ellipse mit der Ausrichtung der Achsen wie die alte, von einer Lawine zerstörte Kirche. Granit aus dem Tal und Marmor aus dem Val Peccia geben ihr ein unvorstellbares Gepräge. Als Kontrast zur Moderne ein barocker Jesus, lebensgross, auf einem schlichten Eisenkreuz.
Und ein weiterer Kontrast irdischen Stils: Keine einzige Wirtschaft weit und breit. Und heiss. Und durstig. Vor der Bushaltestelle finden wir zum Glück einen Brunnen mit sehr kühlem Wasser.

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (8)


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alpstein hat gesagt: Großartig !
Gesendet am 16. Juli 2010 um 19:47
Hallo Andreas,

ein großartiger Bericht, der einem das Gefühl gibt dabei gewesen zu sein.

Beste Grüße
Hanspeter

Seeger hat gesagt: RE:Großartig !
Gesendet am 16. Juli 2010 um 21:20
Ciao Hanspeter
Kaum geschrieben und schon dieses tolle Kompliment. Danke vielmals.
Der VAVM wäre etwas für Dich. Ich werde sie noch diesen Sommer besuchen und versuchen, die Etappen einzeln machbar zu gestalten.
Also bis bald!
Cari saluti
Andreas

lobojack hat gesagt: Traumtour!
Gesendet am 17. Juli 2010 um 12:58
Hallo Andreas,

das ist mal wieder ein sehr schöner Bericht. Die Gegend zählt zu einem meiner Lieblingsgebiete. Deine Route steht bei mir ganz oben auf der Liste. Nur die heiklen Stellen haben mich bisher abgehalten...habe eben gerne festen Boden unter den Füßen:) Aber T4 sollte gehen...

Mario Bottas Kirche in Mogno ist ein toller Platz um über das Erlebte zu reflektieren. Dort bin ich mal "hängengeblieben" weil sie immer neue faszinierende Perspektiven bietet. Siehe hier:

http://www.mountainzones.com/2010/02/13/auferstanden-aus-lawinen-mario-bottas-meisterwerk-in-mogno/

Beste Grüße

Michael

Seeger hat gesagt: RE:Traumtour!
Gesendet am 17. Juli 2010 um 14:23
Ciao Michael
Danke, dass Du meinen Bericht schätzest. Zu Deiner Erleichterung sei Dir gewiss, dass der T4 nur kurze drei Mal vorkommt. 2 x Campala und 1 x Fornale.
Cari saluti
Andreas Seeger

Henrik hat gesagt: ...gäll, wären die im Bauch so rege
Gesendet am 17. Juli 2010 um 16:10
> Den Schmetterlingen mag ich nicht nachrennen ...

wär's was was anderes....

Seeger hat gesagt: RE:...gäll, wären die im Bauch so rege
Gesendet am 17. Juli 2010 um 17:40
Ciao Henrik
Schmetterlinge im Bauch...
habe ich jetzt wieder zuhause, wenn ich die nächsten Touren vorbereite.
Zu den Schmetterlingen: Die Kerlchen sind bei dieser Hitze lieber in der Luft. Das kann ich mir jedoch nicht leisten. Habe immer Probleme beim Landen :-))
Danke für den Besuch auf meinen Tourenberichten. Bin immer wieder erstaunt, wie Du die spöttischen Passagen findest.
Cari saluti
Andreas

UpTheHill hat gesagt: Sei un mito!!!
Gesendet am 18. Juli 2010 um 22:49
Ciao Andreas,

splendida questa escursione, e che resistenza fisica: non deve essere stata una passeggiatina... I miei complimenti.

Seeger hat gesagt: RE:Sei un mito!!!
Gesendet am 19. Juli 2010 um 08:59
Ciao Nino
Grazie per i complimenti.
Speriamo che suegono tanti altri idee..
Cari saluti
Andreas


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