Rote Wand (2704 m) vs. WM-Viertelfinale


Publiziert von marmotta , 4. Juli 2010 um 17:16.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum: 3 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Klesenzaalpe - Spitzegga - Rote Wand retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW via Feldkirch ins Große Walsertal und über Bludesch -Thüringen - Sonntag nach Buchboden (ab hier für Privat-KFZ gesperrt). Von Buchboden/Dorfkirche fährt um 7.20 Uhr und um 9.20 Uhr ein Shuttle-Bus (Fahrpreis: je 2,30 Euro für Berg- und Talfahrt + einmalig 3,00 Euro Mautgebühr) zur Klesenzaalpe hinauf (Fahrtzeit ca. 25 min). Für den Fussaufstieg zur Klesenzaalpe sind 3 h angeschrieben. Rückfahrt des Minibusses nach Buchboden um 14.00 Uhr (nur auf Anmeldung unter Tel. +43 (0) 664-45 26 483) oder 17.00 Uhr
Unterkunftmöglichkeiten:div. in Buchboden (Infos unter www.walsertal.at)

Wann immer ich bei guter Sicht von zuhause oder vom Alpstein aus meinen Blick gen Osten richtete, fiel mir die Rote Wand (2704 m) als markanter, wuchtiger Bergstock auf, der seine nähere Umgebung deutlich überragt und dem sich, vom Bodensee aus betrachtet, kein höherer Gipfel in den Weg stellt. Entsprechend umfassend und formidabel ist die Aussicht von diesem zweithöchsten Gipfel des Lechquellengebirges, weshalb er im Sommer häufig Besuch erhält. Über den Nordgrat führt ein markierter Steig auf den Gipfel, die fast durchgehende Wegspur erfordert an einigen Stellen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, bietet ansonsten aber keine nennenswerten Schwierigkeiten.

Ursprünglich hatte ich für dieses Wochenende verschiedene Optionen - während der Woche waren angesichts des stabilen Sommerwetters grosse Pläne geschmiedet worden, wobei auch die verheissungsvolle WM-Viertelfinalbegegnung Deutschland-Argentinien noch irgendwie untergebracht werden wollte!

Zwei Dinge haben mir dann einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht: Zum einen ereilte mich anfangs der Woche ein grippaler Infekt, zum anderen waren ausgerechnet für Samstagabend und Sonntag heftige Gewitter vorhergesagt. Eine Alternativplanung musste her: Berglurch sprang in die Bresche und schlug u.a. die Besteigung der Roten Wand vor. Die Idee gefiel mir gut, halten sich dort doch Schwierigkeiten und Aufstiegsmühen in überschaubaren Grenzen, was angesichts meiner Rekonvaleszenz und der drückenden Hitze schlussendlich matchentscheidend war - womit wir beim Stichwort wären, denn es bestand die Aussicht, dass wir bei frühem Start rechtzeitig zum Beginn des Fussballspiels zumindest in Feldkirch sein würden, von wo uns "Local" Hubert, der Dritte im Bunde, freundlicherweise mit dem Auto abholte.

Trotz der relativ geringen Entfernung zum Bodensee bedarf es eines immensen Aufwandes, um überhaupt erst einmal zum Ausgangspunkt der Wanderung auf die Rote Wand, der Klesenzaalpe (1589 m), zu gelangen. Im Sommer befördert ein Minibus die Wanderer ab Buchboden im hintersten Großen Walsertal über die für den privaten Personenverkehr gesperrte Alpstrasse hinauf. Die frühe (und für Rote Wand-Aspiranten gedachte) Abfahrtszeit um 7.20 Uhr verpassten wir klar, die zweite (und letzte) Abfahrtsmöglichkeit ist erst um 9.20 Uhr, reichlich spät an solch einem heissen Hochsommertag! Die Wartezeit bis zur Abfahrt des Busses überbrückten wir bei einem Kaffee im nahegelegenen Gasthaus im Dorf, bis uns der betagte Chauffeur zusammen mit anderen Wanderern zur Klesenzaalpe hinaufkarrte, wo wir kurz vor 10.00 Uhr (endlich) unsere Wanderung starteten.

Die Route über die Nordwestflanke und den Nordgrat auf den Gipfel der Roten Wand wurde bereits von Jackthepot in seinem Bericht ausführlich beschrieben, so dass es hierzu nur noch folgender kleiner Anmerkungen meinerseits bedarf:

Man achte darauf, den auf dem Pfad oberhalb der "6er-Reihenhausgruppe für Kühe" mehrfach zu querenden Bachlauf unterhalb den steilen Geröll-/Blockfeldern, welche vom Kamm zwischen Jungfernspitze und Rote Wand herabziehen, endgültig rechts liegen zu lassen und links (im Aufstiegssinn) der Bachläufe in das Kar unterhalb des Gipfelaufbaus der Roten Wand (grosse Altschneefelder) aufzusteigen. Wir haben den Fehler gemacht, weiter rechts des Bachlaufs -zunächst über Gras-Schrofengelände, später mühsam und steil auf Schutt und Geröll bzw. steilen Schneefeldern- aufzusteigen. Wenige Meter unterhalb der tiefsten Einsattlung des Verbindungsgrats Rote Wand-Jungfernspitze bemerkten wir den Irrtum und mussten wieder mühsam auf die grossen Schneefelder im Kar unterhalb der Nordwestflanke der Roten Wand absteigen.

Aus dem Kar erreicht man den Nordgrat -den blauen Markierungen folgend- auf kaum zu übersehenden Tritt- bzw. Wegspuren. Auf dem Nordgrat selbst erscheint es angesichts des äusserst brüchigen Schiefergesteins vorteilhaft, die einzelnen Gratzacken auf schuttigen Bändern in der Nordwestflanke zu umgehen, wann immer dies irgendwie möglich ist (die blauen Markierungen weisen jeweils die beste Route). Erst in Gipfelnähe wird das Gestein etwas fester und der gut gestufte Grat direkt begangen. Einige Male braucht es zwar den Einsatz der Hände, es muss jedoch -bei Befolgung der markierten Normalroute- nirgends "richtig" geklettert werden, dank der fast durchgängigen Wegspur (T4) ist der Gipfel somit für jeden einigermassen trittsicheren und schwindelfreien Wanderer gut zu meistern.

Auf dem Gipfel war ich einigermassen enttäuscht: aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und des damit verbundenen Dunsts war die viel gerühmte (Fern-)Sicht doch stark eingeschränkt. Selbst die nur knapp 20 km entfernten Gipfel im Verwall (Patteriol, Kuchen- und Küchelspitze etc.) waren im Dunst fast nicht mehr zu erkennen und der Alpstein im Westen nur noch schemenhaft auszumachen. Leider spürte ich auch noch die Folgen meines Infekts, so dass ich an diesem Tag sehr froh war, dass wir (trotz unseres unrühmlichen Verhauers) bereits nach 2,5 h den Gipfel erreicht hatten. 

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, dass wir nur noch eine Stunde Zeit hatten, bis der Bus unten an der Klesenzaalpe abfuhr - der nächste (und letzte) würde erst 3 h später fahren und uns definitiv unserer Möglichkeiten berauben, das WM-Viertelfinal live im TV zu sehen. Der Entscheid war somit schnell getroffen: Wir meldeten uns telefonisch für den 14.00 Uhr-Bus an und begannen zügig mit dem Abstieg vom Gipfel und erreichten -auch dank einiger zeitsparender Schneefelder- tatsächlich Punkt 14.00 Uhr die Klesenzaalpe. Nach einer heissen Fahrt im (überfüllten) Minibus stiegen wir in Buchboden ins noch heissere Auto von Hubert um, der uns sicher und pünktlich nach Feldkirch chauffierte, wo wir es uns eine halbe Stunde vor Anpfiff vor der Poolbar bei einem kühlen Radler gemütlich machten. Dort sassen wir sozusagen in der ersten Reihe vor dem TV-Gerät - und das erst noch vor der schönen Kulisse des Parks am Alten Hallenbad und den darüber aufragenden Felstürmen der Stadtschrofen. Ein gelungener Tag - in jeder Hinsicht! :-)

Tour mit Hubert und Berglurch  
   

Tourengänger: marmotta


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Kommentare (1)


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Jackthepot hat gesagt: jaja die Jugend... ;-)
Gesendet am 9. Juli 2010 um 22:08
Hi Marmotta,

Glückwunsch zum Gipfel. Ihr habt 'ne ordentliche Zeit vorgelegt - spreche Lob und Anerkennung aus. Weiterhin viel Spass in den Bergen und intakte Kniegelenke ;-)).
jackthepot


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